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Der Fall Uwe Barschel

1.526 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Krawatte, Lösungsmittel Auf Dem Badevorleger, Abgerissener Hemdknopfes ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Uwe Barschel

17.05.2017 um 14:01
So hallöchen. 
Da ich gestern während der Nachtwache, viel Zeit hatte, habe ich diesen kompletten Thread durchgelesen, alle Artikel gelesen, bin allen Links gefolgt und ..oh ja... ha  mir auch den Film angeschaut.

Meiner Meinung nach, könnte man sagen, das die Sache zum Himmel stinkt.
Ich denke das jemand (mag es der BND gewesen sein, mag es mossad gewesen sein, mag es ein Auftragsmord gewesen sein von irgend wem anderes) irgend jemand, wollte Barschel umbringen und es aussehen lassen wie ein Selbstmord. Und die Zeit für einen Suizid passte wunderbar. Es hätte quasi keinen besseren Zeitpunkt geben können. 


Also, wurde er von jemand umgebracht, wurde der Täter jedoch gewaltig gestört. Wir dürfen nicht vergessen das zwei Spiegelreporter im Hotel waren, die haben regelmäßig an Barschels Tür geklopft. Würde ich jemanden umbringen wollen und würde ich so genervt werden, würden mir durchaus auch derartige schnitzer passieren. 

Wieso bringt er sich um, wenn er doch Tonbandaufnahmen und Notizen dabei hat um seinen Ruf wieder reinzuwaschen, keine 24 Stunden später hätte er seine Aussage gemacht. 

 1: Wenn es Suizid war, obwohl der Toxikologische Befund das absolut ausschließen kann, aber angenommen WENN es wirklich Suizid war, wo sind die Medikamentenverpackungen? 

 2: Wo ist die Rotweinflasche?

 3: Deuten diverse Spuren im Zimmer nicht auf einen Kampf hin? Der zugeschnürte Schuh im Flur, das Zerbrochene Weinglas im Müll, der abgerissene Knopf? -- Hat er das selbst hinbekommen, weil er unter Drogeneinfluss stand? Wenn ja, wieso sind dann kaum Fingerabdrücke im Zimmer? Wenn er aufgrund von massiver Drogeneinwirkung durchs Zimmer torkelt, sollte man doch annehmen das es Fingerabdrücke an den Wänden gibt? Ja zumindest an den Badewannenamaturen sollten doch definitiv Abdrücke zu finden sein, nicht wahr? Der Einzige abdruck ist auf dem Weinglas, ein Ringfingerabdruck. M.E.n eindeutig das dieses Glas gereinigt wurde. 

4. Was hat es mit der Whiskeyflasche aufsich? Wieso ist die Weinflasche weg, aber die Whiskeyflasche noch da? Und warum wurde sie ausgespühlt und nicht auch einfach "mitgenommen"?!

5. Geht es hier nur um Pfeiffer, die SPD und die CDU? Oder geht das ganze weitaus tiefer? In wie weit spielen internationaler Waffenhandel und der Mossad eine Rolle? Wer ist Rollof und was hat der BND damit zu tun? Fragen über Fragen.

Es fehlt hier nicht nur ein Puzzelteil, das ist klar. Es ist ebenfalls klar das ordentliche Ermitllungen verhindert wurden und es ist definitiv wahr, das wichtige Beweise spurlos verschwunden sind oder erst garnicht genutzt werden können. (z.B. die fotos vom Tatort)

Ein einfacher Suizid würde nicht so viele Ungereimtheiten aufwerfen.  


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Der Fall Uwe Barschel

17.05.2017 um 16:07
@Apoplexia

Bin da ganz deiner Meinung, es gibt zu viele ungereimtheiten.

Die frage ist doch warum wird der Fall nicht neu aufgerollt? Genügend Indizien sind ja vorhanden.


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Der Fall Uwe Barschel

17.05.2017 um 18:51
@Dr.Watson
na das wird von ganz oben verhindert. Da wird nichtsmehr aufgerollt. Die Sache ist als Suizid zu den Akten gelegt. Ende. Interessant ist es dennoch. 😊


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Der Fall Uwe Barschel

18.05.2017 um 06:30
@Apoplexia
Zu deinem Beitrag kann man Dir nur Gratulieren. 
Du hast den Fall kurz Zusammengefasst und 3 Punkte aufgezählt an denen ich mir schon die ganze Zeit den Kopf zerbreche. 

Auch sollte nochmals Erwähnt werden das die Genfer Staatsanwaltschaft wie auch die Staatsanwaltschaft in Lübeck Akten zum Mordfall Uwe Barschel unter Verschluss hält. Ein Gleiches tut auch der BND. Ich Glaube zu Wissen das sogar mal eine Klage um Herausgabe eben dieser Akten gab. Die jedoch vom zuständigen Gericht abgewiesen wurde. 


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Der Fall Uwe Barschel

05.07.2017 um 07:25
Ich finde den Fall Barschel sehr spannend - auch wenn ich mich nicht festlegen mag, was genau da passiert ist ... ist wirklich sehr schwierig.

Ich  möchte mal auf ein paar Artikel aufmerksam machen, falls noch nicht geschehen:

Der Mann, der vielleicht Robert Roloff war

"Tod eines Politikers" - von Markus Kompa:

Teil 1 Teil 2 Teil 3


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Der Fall Uwe Barschel

20.07.2017 um 07:15
@Dr.Watson

Du hast gefragt warum der Fall Barschel nicht wieder aufgerollt wird. Dazu kann ich Dir leider keine schlüsssige Antwort liefern.
Denke oder Vermute das dies mit dem politischen Establishment von damals zusammen hängt.

Die Bundesregierung von damals wie auch die Staatsanwaltschaft Lübeck ( Bundesland Schleswig-Holstein ) sagte das im Fall Uwe Barschel bis zum Erbrechen ermittelt wurde, und das Ergebnis eindeutig sei. ( Suizid von Uwe Barschel )

Für mich als NICHT VERSCHWÖRUNGSTEORETIKER ist der Fall bis heute nicht aufgeklärt.
Diesbezüglich Frage ich mich warum die Bundesregierung, die Staatsanwaltschaft Lübeck der BND wie auch die Staatsanwaltschaft von Genf ( Schweiz ) immer noch Akten haben die NICHT veröffentlicht ( Als Geheim eingestuft ) werden.

Möchte mal ganz kurz noch deren 3 Fälle auflisten die meiner Meinung nach immer noch nicht restlos geklärt sind.

1. Der Mordfall Kennedy
2. Der Fall Natascha Kampusch.
3. Der Mordfall Olof Palme. ( Steht meiner Vermutung nach im direkten Zusammenhang mit der Estonia Katastrophe )

Zum Abschluss meine Frage zum Mordfall Uwe Barschel.
Wer hat Interesse daran das der Fall Uwe Barschel nicht restlos aufgeklärt wird?


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Der Fall Uwe Barschel

11.10.2017 um 20:01
Heute jährt sich zum 30. Male der Todestag von Uwe Barschel, und noch immer ist unklar, was passiert ist. Meine Hoffnung ist ja, dass nun nach 30 Jahren (Sperrfrist) die Akten freigegeben werden und man erfährt, was wirklich war. Habe das ganze verfolgt, und für mich sieht das ganze nach einem Mord aus. Aber wer sollte ein Interesse daran haben, Barschel zu ermorden?


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Der Fall Uwe Barschel

12.10.2017 um 08:54
Zitat von EC145EC145 schrieb am 20.07.2017:Wer hat Interesse daran das der Fall Uwe Barschel nicht restlos aufgeklärt wird?
»Ja«, tönte Deep Thought »ich sagte doch, ich muß darüber
nachdenken, oder? Aber mir scheint, daß ein Programm wie die-
ses zwangsläufig ein enormes öffentliches Interesse an der gan-
zen Philosophie hervorrufen muß. Jedermann wird seine eigene
Theorie darüber anstellen, mit welcher Antwort ich schließlich
anrücken werde, und wer könnte aus diesem Rummel wohl
besser Kapital schlagen als ihr selbst? Solange ihr euch nur heftig
genug gegenseitig in den Haaren liegt und in der Presse
runtermacht, und solange ihr Nachbeter habt, die ein bißchen
clever sind, habt ihr doch für eure Zukunft ausgesorgt. Na, wie
hört sich das an?«
Die beiden Philosophen starrten ihn an.
»Verdammt nochmal«, sagte Magikweis, »das nenn ich
wirklich Denken. Sag mal, Vrumfondel, warum kommen wir
eigentlich nie auf sowas?«


Jeder VTler hat demnach ein Interesse daran.


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Der Fall Uwe Barschel

25.10.2017 um 23:46
Da ich aus dem Bundesland stamme, ist es für mich ein Rätsel, wäre.der Fall nicht weiter bearbeitet wird. Die hiesige CDU hat wohl kein Interesse daran. Was merkwürdig erscheint: Vor einigen Tagen verstarb ein CDU Abgeordeneter. Für diesen wurde sogar eine Art Trauerfeier der Landtagsfraktion organisiert. Der Herr Bernstein war nur ein Abgeordneter. Herr Barschen war MP. Ich kann es nicht beweisen, aber für mich war es Mord. Der 1. Mordversuch war der Flugzeugabsturz in Lübeck. Und in Basel gab es den erfolgreichen 2. Mordversuch. Dazu serviert die Flüge des MP in die DDR. Dann gehen Beweismittel in SH verloren...Alles merkwürdig.


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Der Fall Uwe Barschel

26.10.2017 um 06:52
@tomkyle

Da ich mich seit gut 5 Jahren mit diesem und anderen mysteriösen Mordfälle befasse und auch selbst dazu Recherche betrieben habe ist für mich persönlich klar, das Uwe Barschel ermordet wurde. Zwar gibt es nur Indizien die für Mord sprechen diese aber höher Gewertet werden müssen wie die offiziellen Beweise für Selbstmord.

Zwar hatte Uwe Barschel Kontakt zu einer Sterbehilfe Organisation die aber Kontakte zu Uwe Barschel vor und am 10.Oktober 1987 in Abrede stellte. Uwe Barschel wurde meiner Auffassung nach Opfer einer dunklen Macht die nicht wollte das Er vor den Untersuchungsauchuss trat und umfassend Aussagte. Das in Schleswig Holstein Beweismittel verloren gingen macht die Sache nur noch Verdächtiger.

Ich werde mal schauen ob ich den Toxikologischen Bericht nochmals erhalte und werde diesen dann hier posten und erläutern.


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Der Fall Uwe Barschel

26.10.2017 um 11:28
Ich kann nicht anders. Diese dunkle Macht: http://www.filmstarts.de/kritiken/190230.html ?

Ich würde ja nochmals etwas weniger spöttisches schreiben - aber das hat ja auch keinen Zweck.

Gibt es im Fall Barschel Beweise für einen dritten Täter? Nein.

Indizien? Im strengen Sinne nein. Denn das würde voraussetzen, dass vollständiger Zugriff zu den Ermittlungsergebnissen besteht, um Indizien zu erkennen und diesen nachzugehen.

Vermutungen? Ja. Es gibt Punkte, die ungereimt erscheinen. Ob sie bei besserer Faktenkenntnis ungereimt sind, können aber nur Leute beurteilen, die diese Fakten kennen.

Was bleibt sind Punkte, die auf Interessierte komisch wirken. Da kann was dahinter stecken oder auch nicht.
Sich hinzustellen und zu sagen: "Es war so", geht aber in keinem Fall.


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Der Fall Uwe Barschel

26.10.2017 um 17:20
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Ich kann nicht anders. Diese dunkle Macht: http://www.filmstarts.de/kritiken/190230.html ?
Nein, Juden. Er meint Juden.


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Der Fall Uwe Barschel

27.10.2017 um 08:47
@kleinundgrün
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Gibt es im Fall Barschel Beweise für einen dritten Täter? Nein.
Doch die gibt es.
Im Hotelzimmer in dem Barschel nächtigen wollte wurde die DNA von Barschel dem Reporter der das Badewannenfoto machte und die einer Unbekannten Männlichen Person gefunden.


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Der Fall Uwe Barschel

27.10.2017 um 10:50
Zitat von EC145EC145 schrieb:Im Hotelzimmer in dem Barschel nächtigen wollte wurde die DNA von Barschel dem Reporter der das Badewannenfoto machte und die einer Unbekannten Männlichen Person gefunden.
In einem Hotelzimmer wird DNA unbekannter Herkunft gefunden? Ich hoffe, Du meinst das nicht ernst.
Es wäre überraschend, wenn in einem Hotelzimmer keine Spuren gefunden würden. Da gehen Gäste und Hotelangestellte ein und aus. Und im Grunde kann sich jeder, der nicht gerade auf den Kopf gefallen ist, Zugang zu einem Hotelzimmer verschaffen. Das ist nicht mal ansatzweise ein Beweis. Nicht mal ein Indiz.
Allerhöchstens ein Puzzleteil, das erst bei Hinzukommen weiterer Teile relevant werden würde.


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Der Fall Uwe Barschel

10.11.2017 um 14:46
1987 habe ich den Fall selbst miterlebt. Damals gab es keine Zweifel am Suizid, denn die Motive dafür lagen auf der Hand. Die Ereignisse wie auch die Persönlichkeit liefen geradewegs darauf zu (man denke an Möllemann 2003). Höchst ehrgeiziger, junger und erfolgreicher Politiker sieht sich durch seinen smarten und beliebten Gegner bedroht und greift zu fragwürdigen Methoden.

Unabhängig von der Person Pfeiffer ist es erwiesen, dass Barschel schmutzige Tricks gegen Engholm entweder angestoßen hat oder jedenfalls davon wusste. Es ist erwiesen, dass er nach dem Auffliegen der Affäre Verdunkelungsbemühungen (falsche eidesstattliche Erklärungen seiner Mitarbeiterinnen usw.) an den Tag gelegt hat. Unstreitig ist, dass ihn seine Partei bereits fallen gelassen hat und seine Karriere am Ende schien. Ein Untersuchungsausschuss, vor dem er unter Wahrheitspflicht hätte aussagen müssen, war bereits eingesetzt.

Hier angesichts der Trümmer seiner Existenz seinem Leben ein Ende setzen zu wollen (wie Möllemann), ist jetzt psychologisch nicht abwegig. Auch wenn es sich um einen klassischen Bilanz-Suizid handelt, muss es keinen Abschiedsbrief geben. Die meisten Suizide werden ohne Abschiedsbrief begangen. Psychiatrisch betrachtet befindet sich der Suizident in einer absoluten psychischen Ausnahmesituation. Er kann lange an Suizid denken oder sich ganz kurzfristig dafür entscheiden. Dabei kann er keineswegs so rational oder emotional geradlinig handeln, wie wir das in unserem Alltag tun.

Ergo bleibt dabei häufig viel ungeklärt, sei es die Entschlussfassung, sei es die Vorbereitung und Durchführung. Für Angehörige ist der Suizid ein Rätsel. Das ist schwer zu ertragen. So muss es höchst rätselhaft gewesen sein, warum Barschel seinen Entschluss einsam und ohne Abschiedsbrief fasste, warum er mit Krawatte in der Badewanne lag, woher er die Medikamente hatte, was er in Genf gemacht hatte, warum er dort hin gereist war usw.

Die Einzigen, die deshalb von Anfang an am Suizid zweifelten, war die Familie. Von dort ausgehend gerieten vermeintliche "Ungereimtheiten" immer mehr in den Blick: Der Knopf, die Schuhe, Roland Roloff, die Whiskey-Flasche, die Weinflasche, die fehlenden Medikamentverpackungen usw. Das meiste hätte sich vermutlich aufklären lassen, wenn die Ermittler in Genf nicht von Suizid ausgehend eine eher oberflächliche Tatortuntersuchung vorgenommen hätten. Manches auch nicht. So ist das Leben. Oder der Tod.

Mittlerweile leben wir im postfaktischen Zeitalter. Autoritäten wird nicht mehr geglaubt, Staatsanwälten, Gerichten und Polizei misstraut - und den Geheimdiensten sowieso jede Schweinerei zugetraut. Erst recht dem Mossad, der Stasi oder der CIA. Und so, wie der Suizid der beiden NSU-Uwes in Eisenach zunehmend angezweifelt wird, wird auch der Suizid Barschels zunehmend angezweifelt. Oben genannte unaufgeklärten Umstände dienen dann als Brechstange für alle möglichen Theorien. "Weil das unklar ist, ist nicht ausgeschlossen, also ist es möglich, und weil der XY-Dienst schon dies und das, ist es also wahrscheinlich, also viel wahrscheinlicher wie ein schnöder Suizid..." So läuft das, zumeist unter Weglassung grundlegender Logik, überwiegender Wahrscheinlichkeiten oder Motivlagen.

Weil ich nicht beweisen kann, dass Barschel wirklich Suizid begangen hat (obwohl alles dafür spricht), ist das Gegenteil der Fall? Weil ein Ex-Mossad-Agent die Wahrheit über seinen Ex-Arbeitgeber sagt? Weil er ein Buch verkaufen will (wie der Oberstaatsanwalt aus Lübeck, der sich so in den Unklarheiten verheddert hatte, dass er immer inbrünstiger daran glaubte)? Weil Barschel mal 1982 in Warnemünde im Hotel "Neptun" die Stasi getroffen haben könnte?

Lassen wir mal die Kirche im Dorf und wägen wir rational ab: Was ist wahrscheinlicher und warum? Wo gibt es Erfahrungen, Statistiken, Motive? Und dann bleibt das Ergebnis: Suizid sehr, sehr wahrscheinlich. Mord höchst unwahrscheinlich.


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Der Fall Uwe Barschel

11.11.2017 um 05:54
Zitat von monstramonstra schrieb:Die Einzigen, die deshalb von Anfang an am Suizid zweifelten, war die Familie. Von dort ausgehend gerieten vermeintliche "Ungereimtheiten" immer mehr in den Blick: Der Knopf, die Schuhe, Roland Roloff, die Whiskey-Flasche, die Weinflasche, die fehlenden Medikamentverpackungen usw. Das meiste hätte sich vermutlich aufklären lassen, wenn die Ermittler in Genf nicht von Suizid ausgehend eine eher oberflächliche Tatortuntersuchung vorgenommen hätten. Manches auch nicht. So ist das Leben. Oder der Tod.
Prinzipiell eine gute Argumentation. Allerdings ermittelten die zuständigen Behörden -in unterstelltem Glauben an Selbstmord- nicht nur "oberflächlich", sie leisteten sich eklatante Fehler, die selbst Polizeischülern nicht unterlaufen sollten. Es ist darüber hinaus auch klar, dass eine erste Initiative zur genauen Aufklärung der Todesumstände von der Familie des Verblichenen ausgingen. Von wem auch sonst ? Sie hatten und haben das Motiv, viel Zeit, viel Geld und Herzblut dort einzubringen, wo andere (außenstehende) Personen und Institutionen eben auf Budget sowie Nutzen, Gefahren und Aufwand Rücksicht nehmen müssen. Das es so ist heißt aber nicht zwangsläufig, dass sie deshalb nur verzweifelt sind, damit ihre Trauer verarbeiten oder weder einer klaren Beweis- bzw. Faktenlage nach jedem Strohhalm greifen. Die von Dir als "vermeintlich ungereimt" ins Feld geführten Indizien stehen nunmal im Raum und sind erklärungsbedürftig. Völlig unabhängig davon, ob man nun von Mord, Suizid oder Sterbehilfe ausgeht. Ob sich bei einer besseren Polizeiarbeit vor Ort einer, mehrere oder gar alle dieser Indizien hätte aufklären lassen, ist genauso spekulativ, wie die Annahme des Gegenteils.
Zitat von monstramonstra schrieb:Weil ich nicht beweisen kann, dass Barschel wirklich Suizid begangen hat (obwohl alles dafür spricht), ist das Gegenteil der Fall? Weil ein Ex-Mossad-Agent die Wahrheit über seinen Ex-Arbeitgeber sagt? Weil er ein Buch verkaufen will (wie der Oberstaatsanwalt aus Lübeck, der sich so in den Unklarheiten verheddert hatte, dass er immer inbrünstiger daran glaubte)? Weil Barschel mal 1982 in Warnemünde im Hotel "Neptun" die Stasi getroffen haben könnte?
Falsch. Es gibt mMn in diesem Fall keinerlei Beweise, die klar und prozessicher einen Mord/Selbstmord/Sterbehilfe als finales Urteil zulassen würden. Ergo folgt daraus, dass man alle Möglichkeiten solange als gleichwertig ansieht und abarbeitet, bis man entweder eine entsprechend aussagekräftige Indizienkette oder Beweise für eine bestimmte Theorie in der Hand hat, oder zumindest alle bis auf eine Theorie mit belastbaren Hinweisen/Indizien ausschließen kann. Ist das nicht möglich, bleibt es ein "cold case". Fakt ist, dass bislang eine Menge an ungewöhnlichen und klärungsbedürftigen Dingen vorhanden ist. Und Fakt ist auch, dass im Umfeld der Bemühungen um Aufklärung dieser Dinge einige Personen ausgebremst und/oder diskreditiert  wurden oder sogar ganz auf der Strecke blieben. Letzteres im wahrsten Sinne der Redewendung. Auch ganz ohne VT ist das Abarbeiten und Erklären von solchen Dingen ein in der Kriminalistik völlig normaler und selbstverständlicher Akt. Man muß also kein VTler sein und mit Aluhut auf dem Kopf herumlaufen, um die bisherigen Ermittlungen und deren Ergebnisse in Frage zu stellen bzw. zu hinterfragen.


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Der Fall Uwe Barschel

11.11.2017 um 16:35
Das ist alles zutreffend. Und doch würde ich mich fragen, ob das Abarbeiten von (scheinbar) unklaren Spuren zu wesentlich anderen Ergebnissen führt.

Rätsel gibt es viele, die wenigsten Menschen handeln unter Laborbedingungen. Die Ex-post-Rekonstruktion eines Sachverhalts bleibt immer ein Konstrukt, auch wenn alle Spuren abgearbeitet sind. Entscheidend ist aber nicht nur die Faktenlage, sondern auch unser Blick darauf. Wenn beispielsweise ungeklärte Spuren mikroskopisch betrachtet werden, kann ich bei der These "Suizid" schön (wahrscheinliche/spekulative/abwegige) Erklärungen finden. Zum Beispiel: Barschel hat die Whiskeyflasche aus der Hotelbar ausgetrunken, da Alkohol die Wirkung der Medikamente verstärkt. Das Argument "Aber er hat nie Whiskey getrunken!" ist wenig überzeugend, weil im Angesicht einer Selbsttötung solche Vorlieben relativ wenig Gewicht haben werden. Spekuliere ich dagegen auf Mord, werde ich diesen Umstand anders bewerten. Dann ist das Argument "kein Whiskey-Trinker" schwerwiegend.

Oder die fehlenden Medikamentenschachteln. Woher hatte Barschel die Medikamente? Wissen wir nicht. Er könnte sie auf den Kanaren erworben und umgefüllt haben. Oder es gab sie nicht im Zimmer, weil sie ihm eingeflößt wurden? Diese Schlussfolgerung halte ich für wenig seriös.

Erklären kann ich also die leere Whiskeyfalsche, mit anderen Erklärungen kann man sich dann ein Bild basteln. Wie überzeugend das ist, das hängt von von mehr Faktoren als reiner Kriminalistik ab. Es gibt aber ein paar dicke Fakten, die nicht einfach aus der Welt geschaffen werden können:

- Barschel lag tot in der Badewanne. Es gab keine Gewalteinwirkung (die Leichenbilder geben da nichts her).

- Barschel hatte ein Motiv, das kennen wir gut. Mordmotive kennen wir nicht.

- Barschel kannte sich mit Psychopharmaka aus. Er nahm seit Jahren hohe Dosen Tavor (Lorazepam), das süchtig macht. Zudem nahm er Aufputschmittel. Warum nahm er die Medikamente? Was wissen wir über sein psychische Verfassung? Wenig. Aber es deutet auch auf Suizid und einen Suizid durch Medikamente hin. Das Buch "Politiker aus psychoanalytischer Sicht" beschäftigt sich mit Barschel und zeichnet seinen krankhaften Ehrgeiz (Doppeldoktor) und Narzissmus nach. Der Suizid erscheint hier geradezu zwangsläufig.

- Die Spurenlage: Einige Spuren können nicht erklärt werden. Sie widersprechen aber auch nicht einem Suizidgeschehen, das in der aufgefunden Weise vollzogen wird.

- D.h. es existiert kein einziges Mordindiz.

Werfe ich all das in die Wagschale, dann kann ich nicht vermelden, dass der Suizid "aufgeklärt" ist. Dazu gibt es zu viele Leerstellen. Aber die sind nicht wirklich relevant. Einer Lebensversicherung würde das alles aber reichen, um Fremdeinwirkung abzulehnen. Und das wäre vor den Zivilgerichten gerichtsfest. Als "erweislich wahr" im rechtlichen Sinne.

Von "eklatanten Fehlern" zu sprechen ist im Übrigen immer dann leicht, wenn man retrospektiv, am Besten mit Wissen, dass die ermittelnden Beamten vor Ort nicht hatten, einen Sachverhalt - und jede kleinste Nuance davon - mit dem Mikroskop betrachtet. Da man 1987 von Suizid ausging und es keine (offensichtlichen) Anhaltspunkte für Mord gab (vor allem nach der Obduktion), wurde eben ermittelt, wie bei Suiziden ermittelt wird. Oberflächlich. Die Ermittlungen wären anders gelaufen, hätte man geahnt, dass (einige Jahre später) die StA Lübeck Mordermittlungen aufnimmt und der ermittelnde Staatsanwalt 2011 ein Buch darüber schreibt.

Von "porstmortaler Klugsch...ei" von NSU bis Amri halte ich wenig. Wer sich vorurteilsfrei in die Situation der Ermittler vor Ort und ihren Kenntnisstand versetzt, der wird feststellen, dies oder das sei unterlassen worden (vielleicht sogar nachvollziehbar). Ob das ein "Fehler", d.h. eine Sorgfaltspflichtverletzung war, das würde ich mir nicht anmaßen. Die Tatsache wird aber gerne herangezogen, um einen ganz anderen Tathergang wahrscheinlicher zu machen. Das taugt aber meist wenig, außer ich bemühe die große VT...

Am Rande: Generalstaatsanwalt Heribert Ostendorf, ein allseits geschätzter Jurist, von seinem Amt zurück, weil er sich GEGEN die Aufnahme von Mordermittlungen stellte. Der Justizminister wollte aber diese Ermittlungen. Nicht weil beide unterschiedlicher Ansicht gewesen wären, was den Tod Barschels anbelangt. Sondern weil Ostendorf befürchtete, es gäbe erst recht Mordgerüchte und der Minister jenen Gerüchten die Grundlage entziehen wollte. Beide hatten nicht damit gerechnet, dass der zuständige Oberstaatsanwalt sich mehr und mehr in die Mordthese verstrickte... Der Generalstaatsanwalt Rex hat daraufhin seine eigene Sicht dargestellt. Wenn es dort heißt, er könne "Mord nicht ausschließen", dann hat das bei der Lektüre des ganzen Textes schon ein bisschen was Putziges. Denn es findet sich kein einziger Umstand, der darauf hindeutet.


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Der Fall Uwe Barschel

12.11.2017 um 01:12
Zitat von monstramonstra schrieb:(...) Und doch würde ich mich fragen, ob das Abarbeiten von (scheinbar) unklaren Spuren zu wesentlich anderen Ergebnissen führt.
Um diese Frage final zu beantworten, gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit. Leider wird diese jedoch scheinbar nicht zielführend genutzt.
Zitat von monstramonstra schrieb:(...)Die Ex-post-Rekonstruktion eines Sachverhalts bleibt immer ein Konstrukt, auch wenn alle Spuren abgearbeitet sind. (...)
 
Das liegt in der Natur der Sache. Darauf basiert gezwungenermaßen im Wesentlichen die Rechtsprechung. Kaum ein Ermittler, Richter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt war schließlich selbst neutraler Zeuge eines zu verhandelnden Sachverhaltes und konnte die Geschehnisse zur Sicherheit auch gleich noch gerichtssicher dokumentieren. Deshalb ist man auf ein Konstrukt angewiesen, dass im Idealfall auf eben gerichtssicheren forensischen Beweisen, belastbaren Aussagen und Indizien aufbaut. In der hier vorliegenden Sache handelt es sich leider nicht um einen solchen Idealfall. Das Konstrukt lässt deshalb derzeit zu großen Spielraum.
Zitat von monstramonstra schrieb:(...) Entscheidend ist aber nicht nur die Faktenlage, sondern auch unser Blick darauf. Wenn beispielsweise ungeklärte Spuren mikroskopisch betrachtet werden, kann ich bei der These "Suizid" schön (wahrscheinliche/spekulative/abwegige) Erklärungen finden. Zum Beispiel: Barschel hat die Whiskeyflasche aus der Hotelbar ausgetrunken, da Alkohol die Wirkung der Medikamente verstärkt. Das Argument "Aber er hat nie Whiskey getrunken!" ist wenig überzeugend, weil im Angesicht einer Selbsttötung solche Vorlieben relativ wenig Gewicht haben werden. Spekuliere ich dagegen auf Mord, werde ich diesen Umstand anders bewerten. Dann ist das Argument "kein Whiskey-Trinker" schwerwiegend.
Unser Blick war und ist immer geprägt von persönlichen Befindlichkeiten und Sypathien oder Weltanschauung, ggf. sogar Kultur und Religion. Der Prototyp des "idealen Kriminalisten" würde sich davon freilich nicht beirren lassen. Doch es gibt ihn mMn leider nicht in der Realität, wenngleich sicher viele Vertreter dieses Faches entweder "stehts bemüht" sind diesem Ideal nachzueifern, oder dumm genug zu behaupten, dass sie ihm entsprechen. Insofern hast Du vollkommen Recht. Umso wichtiger ist die Erkenntnis dessen und daraus folgend eine Methode, diese "menschlichen Abweichungen" in der Betrachtung weitestgehend zu minimieren. Auf Dein Beispiel angewendet bietet sich die Methode an, persönlich geprägte Pauschalaussagen ("Er hat nie Whiskey getrunken") auszublenden und sich stattdessen auf das Fläschchen und die damit verbundenen Spuren und Hinweise zu konzentrieren. Oft erzählen die physisch vorhandenen Spuren mehr, als aus dem Umfeld des Opfers getroffene Aussagen. Im Falle des kleinen Whiskeyfläschchens zum Beispiel gibt es vorhandene Auffälligkeiten. Es wurde schließlich nicht nur geleert, sondern auch gleich noch ausgespült. Und es wurde im selben Abfallbehältnis gefunden, wie das zerbrochene Weinglas. Auch jenes Glas wartet mit einer erklärungsbedürftigen Kuriosität auf. Es war nur ein einziger Fingerabdruck darauf. Ausgerechnet der des Ringfingers. Sonst nichts.

Ich persönlich versuche bei unklaren Lagen so gut es geht neutral und für alle Annehmen/Theorien offen zu bleiben. Das gelingt mir -ich gebe das ganz offen zu- mal mehr, mal weniger gut. Gerade dann, wenn in einem Fall die Emotionen versuchen über die Fakten zu triumphieren, wird es schwierig. Übertragen auf den Todesfall des Dr.Dr. Uwe Barschel aber kommt der Faktor "Zeit" zum tragen. Das Ereignis liegt nun lange genug zurück, die Wogen der Emotion haben sich weitestgehend geglättet. Deshalb ist die Chance auf eine neutrale Prüfung der vorliegenden, erklärungsbedürftigen Hinweise und Indizien noch nie größer gewesen. Auch deshalb, weil viele junge Kriminalisten und Journalisten weder Barschel zu dessen Lebzeiten erlebten, noch durch dessen legendäre Pressekonferenz, sein Ableben und den damit verbundenen Skandal geprägt werden konnten. Ich persönlich bin deshalb der Überzeugung, dass dieser Fall nocheinmal unvoreingenommen, neutral und durch Experten verschiedener Fachgebiete wieder aufgerollt und untersucht werden sollte. Damit diese bemerkenswerten Umstände, Indizien, Aussagen und Hinweise nicht einfach im Raum der freien Spekulation verbleiben müssen.
Zitat von monstramonstra schrieb: Es gibt aber ein paar dicke Fakten, die nicht einfach aus der Welt geschaffen werden können:

- Barschel lag tot in der Badewanne. Es gab keine Gewalteinwirkung (die Leichenbilder geben da nichts her).

- Barschel hatte ein Motiv, das kennen wir gut. Mordmotive kennen wir nicht.
Ob dick oder dünn, alle Fakten können am Ende ausschlaggebend sein. Das er tot in der in der Badewanne lag, ist Fakt. Das es keine Gewalteinwirkung gab, kann ich nicht abschließend beurteilen. Anhand nur eines Fotos wäre das mMn auch vermessen.

Das Barschel ein Motiv für einen Suizid hatte, kann ich abermals nicht abschließend beurteilen. Es gab in meinem persönlichen Umfeld zum Beispiel einen Suizid aus ziemlich nichtigem Grund. Einer verbalen Beleidigung auf einer Party. Unmittelbar darauf zog sich der Beleidigte in ein -für die Party ungenutztes, leeres- Zimmer zurück und erhängte sich. Spontan und ohne vorherige Ankündigung oder Anzeichen dafür. In meinem beruflichen Umfeld durfte ich Menschen kennenlernen, die sehr, sehr schwer und unheilbar erkrankt nur noch eine Perspektive des Dahinsiechens und schlimmen Leidens vor sich hatten. Diese Menschen verschwendeten trotz dieser Tatsache nicht eine Sekunde an Suizidgedanken. Es gibt also -wie fast immer im Leben- zwei Extreme. Ich kannte Herrn Barschel nicht persönlich und vor allem nicht privat. Ich maße mir deshalb kein Urteil darüber an, ob er Suizid begehen wollte. In dieser Stunde, in diesem Hotel, in diesem Zimmer.

Ein anderer Punkt sind die Mordmotive. Hier setzen schließlich und endlich ja auch der Großteil der VT an. Es ist zu wenig darüber bekannt, welche Feinde er sich konkret und aus welchen Gründen genau gemacht haben könnte. Spekulationen gibt es darüber zu Hauf, einige auch sehr konkrete. Das er Feinde bzw. Menschen mit Mordmotiv zu seinen Ungunsten hatte, bleibt bei der -inzwischen bewiesenen- Verstrickung in Waffengeschäfte sicher nicht aus. Möglicherweise ist er in seiner Funktion als MP auch über Vorgänge innerhalb "seines" Landes informiert worden, die er öffentlich machen und/oder zu stoppen drohte. Aus der Weltgeschichte wissen wir, dass Menschen schon aus weniger relevanten Gründen ermordet wurden. Immer wieder sind Hinweise publik geworden, die allesamt auch in Richtung der weltweit agierenden Geheimdienste wiesen. Allein die Präsenz dieser Hinweise ist es, die eine Aufklärung notwendig macht. Auch schon deshalb, damit sie ausgeschlossen werden können.
Zitat von monstramonstra schrieb:(...) Da man 1987 von Suizid ausging und es keine (offensichtlichen) Anhaltspunkte für Mord gab (vor allem nach der Obduktion), wurde eben ermittelt, wie bei Suiziden ermittelt wird. Oberflächlich. Die Ermittlungen wären anders gelaufen, hätte man geahnt, dass (einige Jahre später) die StA Lübeck Mordermittlungen aufnimmt und der ermittelnde Staatsanwalt 2011 ein Buch darüber schreibt.
Ich möchte da bei der Untersuchung des Fundortes durch die Polizei ansetzen. Die Ermittler hatten eine leblose (verstorbene) Person in einer Hotelbadewanne gemeldet bekommen. Die Beamten sahen dort eine Person ohne Strick um den Hals, ohne Abschiedsbrief in der Hand und angezogen (!) mit Krawatte im Wasser liegend. Nun, so offensichtlich war der Suizid mMn zu diesem Zeitpunkt nicht, als das man deshalb auf das "08-15"-Program hätte zurückschalten dürfen. Sicher war den ersten Beamten vor Ort nicht klar, wer Dr.Dr. Barschel war.  Ich bezweifle stark, dass sie von der Prominenz und Funktion dieser Person in der BRD genau bescheid wußten. Aber trotzdem gilt: Ist die Todesursache offensichtlich unklar d.h. Fremdeinwirkung nicht per se auszuschließen, MUß der Fundort definitiv akribisch dokumentiert und alle Spuren gesichert werden. Weiterhin sind alle Zeugen zum Sachverhalt zu befragen, und alle beweglichen Spurenträger gründlich zu asservieren. Auch die Leiche muß gründlich abduziert und Proben für ggf. spätere Untersuchungen ebenfalls asserviert werden.

Ich habe offengestanden nur selten so stümperhafte Fundortarbeit gesehen, wie in diesem Fall. Es gibt fast garkeine Fotos aus dem Zimmer. Wenn, sind sie verschwommen, über-/unterbelichtet usw. Vieles wurde garnicht erst beachtet oder sach- und fachgerecht asserviert. Da beginnt bereits das Elend von unerklärlichen Ermittlungspannen, Unzulänglichkeiten und angeblichen Missverständnissen, die sich wie ein roter Faden durch den Rest der Ermittlungen ziehen. Alles Zufall ? Sicher, alles möglich. So oft in Reihe ? Sicher, sofern man Murphys Law anwendet. Ich persönlich werde bei solchen plötzlich gehäuft auftretenden Fehlleistungen immer hellhörig. Jedoch bin ich deshalb weder von einer VT überzeugt, noch stehe ich auf irgendeiner Seite. Ich meine nur: Dieser Sachverhalt MUß abschließend geprüft werden. Die Akte darf so lange nicht geschlossen werden und muß ein cold case bleiben, bis entweder alle bis auf eine Theorie schlüssig, nachhaltig und belastbar ausgeschlossen werden können, oder sich alternativ eine der Theorien beweisen lässt. Ganz so, wie es in anderen Fällen auch ist.

Zur Sicherheit nochmal: VTler ist eine sehr negativ behaftete Bezeichnung für einen verblendeten Spinner, der im Klischee mit Aluhut auf dem Kopf zurückgezogen in seiner Sozialbude hockt und Angst vor den Kondensstreifen (ich glaube die nennen das Chemtrail ;) )am Himmel hat. Dazu gehöre ich sicher nicht. Ich bin auch nicht an spannenden Räuberpistolen interessiert, nur weil ich nichts besseres zu tun hätte. Der Fall Barschel ist politisch wie auch zeitgeschichtlich hoch interessant. Er ist nicht frei von Zweifeln und schon garnicht offensichtlich. Das immer wieder Menschen gleichgültig ihrer Funktion und Person als Spinner und VTler diskreditiert wurden, ja sogar Ermittler auf der scheinbaren Suche nach Antworten und Hintergründen mehr oder weniger spektakulär und plötzlich verstarben, sollte man nicht gänzlich ignorieren. Auch wenn das alles den Charme eines mittelmäßigen amerikanischen Spionagethrillers hat. Ob letztenendes Mord, Selbstmord, Sterbehilfe oder irgendetwas in der breiten Grauzone dazwischen der Wahrheit am nächsten kommt, ist mir persönlich garnicht wichtig. Der Fall soll nur korrekt ausermittelt werden. Entweder damit die Sache endlich als "Geschichte" endet oder ggf. Straffällig gewordene Subjekte der Justiz zugeführt werden können. Ungeklärt ist für mich irgendwie unbefriedigend. Zumal ja noch viel zu klären ist.


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Der Fall Uwe Barschel

12.11.2017 um 07:21
In den Bereich VT kommen wir hier aus zwei Gründen:

1. Selbstmord als Mord. Nettes Krimithema. Es gibt zwar immer wieder Versuche, einen Mord als Selbsttötung zu tarnen, aber entweder wird das anhand der Spurenlage relativ schnell enttarnt (Obduktion usw.), oder die Art und Weise ist von vorneherein auf das Vernichten von Spuren angelegt (Brand, Zerstörung der Leiche). Mir ist kein Fall bekannt, in dem erst nach langen mühsamen Ermittlungen entgegen allen Anscheins eine vermeintliche Selbsttötung als Mord entlarvt wurde. Da wäre es schon einfacher, einen Mord als Unfall zu tarnen (Manipulation am Kfz, Sturz von der Klippe) und vermutlich hätte es auf den Kanaren auch wesentlich einfachere Methoden gegeben, Herrn Barschel zu töten, als in einem Genfer Hotel.

2. Alle abweichenden Varianten führen zwangsläufig in die Welt der Geheimdienste. Wie auch bei den Uwes im Wohnmobil oder anderer toter Zeugen. Weil es über die Dienste scheinbar wenige gesicherte Erkenntnisse gibt (wie kann der Mossad Morde als Selbsttötungen tarnen, wie wird das bewerkstelligt, wann mordet die Stasi usw.), schießen die Spekulationen ins Kraut. Den meisten Menschen ist noch nicht mal bekannt, dass deutsche Geheimdienste reine Informationsdienste sind, die weder im In- wie im Ausland aktiv handeln dürfen. Die Tötungs(-versuche) von Geheimdiensten, die wir kennen (Mossad, Stasi, CIA) beruhten meist auf offensichtlicher Gewalteinwirkung (Erschießen, Bombe, Polonium). Die klassische VT-Argumentation: Weil man es nicht entdeckt hat, war es ein Dienst, weil die können Dinge, die wir nicht kennen, die hilft hier nicht weiter. Ich frage mich aber: Wie und warum soll ein Dienst das machen?

Deshalb lässt sich immer trefflich spekulieren, aber kaum noch aufklären. Schließlich wissen wir alles aus jahrelangen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Lübeck. Wir kennen nicht nur die Badenwannen und Obduktionsfotos, sondern auch das Ergebnis der Obduktion, an dem sich kaum rütteln lässt. Denkbar ist es erst zu betäuben und dann den Giftcoktail einzuflößen, aber das ist auch nur denkbar, weil es keine Anzeichen gibt, dass die Medikamente gegen seinen Willen oder gewaltsam beigebracht wurden.

Jeder Verteidiger ist bei Indizienprozessen geübt darin, vor Gericht Zweifel zu streuen. Da setzt er genau dort an, wo Erkenntnislücken sind. Sei es, weil sie bei den Ermittlungen für unwesentlich gehalten wurden, sei es, weil sie mangels Geständnis oder Zeugenaussagen einfach nicht geklärt worden sind, sei es, weil es Versäumnisse gab. Der Verteidiger: Der Tatablauf habe auch ganz anders sein können. Es hätte ja auch ein Dritter gewesen sein können usw. Ich kenne Verteidiger, die sind sehr schnell auch persönlich davon überzeugt, dass es so gewesen sein könnte - und auf jeden Fall nicht ihr Mandant. Meine Frage, wie es denn dann wirklich gewesen ist, die können sie auch nicht beantworten, weil bei Zugrundelegungen ihrer Alternative ihre eigenen Erkenntnislücken natürlich noch viel größer und v.a. wesentlich sind...

Du argumentierst aus Ermittlersicht. Aber die Ermittlungen sind eingestellt, der Fall ist ausermittelt. Wo wären noch Ansatzpunkte für Ermittlungshandlungen, wenn man eine Soko Barschel erneut einberufen würde?

Ich sehe die Sache eher als Richter. Und als solcher ("freie richterliche Beweiswürdigung") hätte ich beim Stand der Ermittlungen keine vernünftigen Zweifel mehr (auch wenn Restzweifel verbleiben), dass sich Barschel selbst getötet hat. Im einzigen gerichtlichen Szenario, dass ich mir vorstellen kann (Zivilprozess) wäre die Entscheidung auch so, da bin ich überzeugt. Ich halte die Erkenntnislücken einer Suizidtheorie, die wohl für immer bleiben müssen, für geringer und unwesentlicher, als die riesengroßen Erkenntnislücken einer Mordtheorie, der ganz wesentliche Ansatzpunkte fehlen.

Würde es sich nicht um einen prominenten Fall aus der Politik handeln, hätte niemand auch nur ein Wort über "Ermittlungsfehler" der Polizei verschwendet. Die hat eben keinen Mord untersucht, sondern einen Suizid (die Badewannenfälle sind bei Medikamentensuiziden auch gar nicht so selten, es ist jedenfalls nicht der Einzige, den ich kenne).


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Der Fall Uwe Barschel

12.11.2017 um 09:55
@monstra
Sehr guter Beitrag von Dir.
Nur stellt sich hier nochmals die Frage warum die mit den Ermittlungen betraute Staatsanwaltschaft ( Genf Schweiz ) wie auch die Staatsanwaltschaft ( Lübeck Schlesig Holstein ) bis heute Ermittlungsakten unter Verschluss hält. Und warum bat der BND damals die Schweizer Behörden nur ein Suizid in betracht zu ziehen ?

Das Verhalten in der ganzen Sache vom BND ist meiner Meinung nach mehr als nur Verdächtig. Wollte der BND die Schweiz zwingen nur ein Suizid in Betracht zu ziehen oder wollte der BND die wahren Hintergründe zum Tod von Uwe Barschel vertuschen ?


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