OpLibelle schrieb:Insbesondere gibt da eine Videokamera. Der Monitor dazu befindet sich im Rücken der Besatzung auf der Brücke. Angeblich hätten sie dort nicht hingeschaut. Kann ich nicht glauben. Immerhin haben sie ja wegen der ungewöhnlichen Geräusche zwei Leute zur Rampe geschickt. Da schaue ich doch auch mal über die Schulter auf die Monitore hinter mir, oder nicht?!
Falls damit die Kamera gemeint ist, die vom Fahrzeugdeck (also von innen) auf die BugRampe gerichtet war und die auch in der Simulation auftaucht: Vor dem Brechen des Scharniers sollte die Bugrampe intakt geblieben sein. Verstärkten Wassereinbruch an der Rampe vorbei hätte man wahrscheinlich sehen können, das Visier selbst aber nicht. Zur Abfolge wann was versagt hat siehe auch unten, da hatte ich bisher was falsch verstanden.
Dazu dass man es an einigen Stellen nicht so genau nahm, würde aber z.B. auch das Losfahren mit Schlagseite, noch dazu in die falsche Richtung und wenn das mit den Ballasttanks stimmt, auch noch ohne die Möglichkeit gegenzutrimmen passen.
Und ein Fehler war dann später auch noch die Wende nach Backbord. Man wollte wohl in den Wind drehen (andersrum hätte man den Wind und die Wellen kurzfristig komplett von der falschen d.h. Backbord-Seite abbekommen).
Größere Schiffe krängen (neigen sich) aber in Kurven nunmal nach außen
1) - der Fliehkraft folgend. Und schwappende Wassermassen, die das Schiff erst auf die Seite werfen (also die Schlagseite verstärken) und dann dort bleiben, bzw. sich sammeln (weil tiefster Bereich) machen das natürlich nochmal schlimmer. Mit zumindest dem Verdacht auf einen größeren Wassereinbruch nach links zu drehen war jedenfalls kein guter Plan.
Aber nochmal kurz zum Thema Delle im Bugvisier:
https://theferry.fandom.com/wiki/MS_EstoniaBeim Lesen dieser chronologischen Abfolge mit vielen Details und Überlebendenberichten ist mir klar geworden, dass die Hydraulikelemente tatsächlich die letzte Verbindung zum Rumpf darstellten,
nachdem sowohl das Scharnier als auch die drei Verriegelungen unten und an den Seiten bereits zerstört gewesen sein sollen. Erst dann haben sich die, am Ende bis auf max. Länge ausgezogenen, Hydraulikzylinder (orange Linie) nach und nach durch den Rumpf direkt vor ihnen gearbeitet (rot), wobei allerdings auch bereits die Rampe mit aufgerissen wird. Bei diesem sich durch den Rumpf "schneiden" wurden die Kolbenstangen dann auch so übel verbogen. Gleichzeitig bringt das das Visier ein ganzes Stück nach vorne, ohne dass es schon im freien Fall wäre. Etwa in der eingezeichneten Stellung geht es dann nicht weiter, die Hydraulikzylinder reißen aus dem Rumpf und das Visier kippt über den unteren Aufstandspunkt (unterer oranger Punkt) nach vorne und kippt dann auf diese Bugwulst.
Gut, das Schadensbild und die mittige Stelle, nur leicht, aber dafür noch zur falschen Seite verschoben (heißt das Visier ist gegen den Wind, die Wellen und entgegen der zu dem Zeitpunkt schon deutlichen Schlagseite leicht nach links gekippt) sieht etwas merkwürdig aus, aber so dürfte es wohl doch gewesen sein.
Zur Verdeutlichung, wie ich mir das nunmehr vorstelle:
Original anzeigen (0,9 MB)Würde bedeuten:
- dass die Bugrampe bereits deutl. vor dem Komplettabriss des Visiers teiwl. aufgerissen wurde, was auch den frühen Wassereinbruch auf dem Autodeck erklären würde und
- dass das Visier evtl. tatsächlich nicht, jdenfalls nicht weit aufgedrückt wurde. Wäre es jedenfalls noch nach oben gedrückt worden nachdem das Scharnier versagt hat, wäre es mit seinem unteren Teil auf die Bugwulst gekommen und nicht wieder in die Ausgangsposition zurückgekehrt aus der es dann so vornüber kippen konnte. In der obigen Darstellung liest es sich auch mehr so als hätten Scharnier und Verriegelungen allein durch den seitl. Wellendruck versagt und nicht unbedingt durch mehrfaches Aufdrücken und wieder Zufallen
At 12:59 AM, a large wave crashed into the visor, causing the starboard side lock to break. Next to fail was the starboard hinge, followed by the bottom lock. The port hinge and side lock broke last. The visor was now detached from the hull, held on only by the lifting cylinders.
Aufgedrückt werden kann das Visier ja erst nachdem die letzte Verriegelung versagt hat und das wäre nach dieser Quelle mehr oder weniger gleichzeitig mit dem endgültigen Versagen des Scharniers gewesen. Insofern konnte man es von der Brücke evtl. wirklich nicht direkt sehen, weil es dieses Auf- und Zugehen des Visiers dann gar nicht gab.
1) https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wieso/artikel/beitrag/warum-neigen-sich-groessere-schiffe-bei-kurvenfahrt-nach-aussen-boote-und-kleinere-schiffe-hingegen-na/ (Archiv-Version vom 24.09.2021)