@geeky geeky schrieb:Es geht hier aber nicht um das Tun und Lassen, sondern um irrationale Behauptungen speziell der Verschwörungstheoretiker.
Noch einmal: Die Behauptungen der VTler sind nicht irrational, sie folgen nur anderen Prämissen.
Du erwähntest eine Sondergruppe - die mMn weniger VTler sind, sondern eher Esoteriker oder postmoderne Interpreten - und ich akzeptiere, dass diese die Strategie haben, die Rationalität zu missachten, der performative Widerspruch liegt darin, dass sie am Ende des Tages doch den besseren, klügeren Ansatz haben wollen und sich insofern wieder auf das rationale Terrain der besseren Argumente begeben.
geeky schrieb:Demzufolge kann man ihnen Dummheit und/oder Faulheit attestieren, wenn sie ihre Annahmen NICHT rational begründen?
Nein, es ist eine Strategie, sich demonstrativ dem rationalen Diskurs zu verweigern.
Man könnte sagen: Der Verstand kann alles rechtfertigen, da folge ich lieber meinem Bauchgefühl oder den Herzenskräften. So weit, so gut. Unausgesprochen schwingt da aber die Prämisse mit, dass es besser sei dem Bauchgefühl zu folgen oder der Herzenskräften, als dem Verstand.
Das wiederum kann einer ratioanalen Prüfung unterzogen werden.
Prinzipiell sind wir Menschen aber in der Lage alles rational zu rechtfertigen und das brachte Freud dazu gegenüber der Rationalität in bestimmten Aspekten skeptisch eingestellt zu sein.
Er begleitete bei Charcot Hypnoseexperimente, die alle die gleiche Struktur hatten und die man bis heute wiederholen kann: Man gibt jemandem während der Hypnose den Befehl posthypnotisch auf ein vereinbartes Zeichen irgendeine Handlung auszuführen, z.B. mitten im Zimmer einen Regenschirm aufzuspannen. Schnippt der Hypnotiseur mit dem Finger oder führt eine andere suggerierte Handlung aus, so spannt der Betreffende den Schirm auf.
Jeder der Anwesenden weiß, der Grund dafür, dass er oder sie den Schirm aufspannte, ist der in der Hypnose gegebene Befehl. Die Versuchsperson wird aber darauf bestehen, dass das aufspannen des Schirms ihr ureigenster Wunsch war und wenn man sie fragt, warum sie denn so eine vergleichsweise absurde Tätigkeit vorgenommen hat, den Schirm im trockenen Zimmer aufzuspannen, wird sie auch dafür einen guten Grund finden, etwa: "Oh, ich weiß, dass es gleich regnen soll, da wollte ich nur mal gucken, ob der Schirm tatsächlich noch funktioniert und nicht kaputt ist." Klingt gut, ist aber falsch.
Das kam Freud zurecht spanisch vor und er nahm dieses Verhalten in die Sammlung der (höheren) Abwehrmachnismen auf, als sogenannte Rationalisierung.
Für uns heißt das: Etwas rational bergünden zu können bedeutet erst einmal gar nichts.
Man muss also woanders graben und schauen, wie plausibel die Begründungen sind.