@FF FF schrieb:Fakt ist: Ein jeder Demagoge, Fanatiker und Diktator hat mindestens eine VT in petto.
Demokraten, Humanisten und Rationalisten nicht.
Das ist so nicht ganz korrekt. Es ist immer eine Frage, wie man Misstrauen etikettiert.
In diesen Fällen könnte man selbst diese Weltbild in Abrede stellen, denn
Demokraten rechnen mit Intrigen vonseiten beispielsweise Lobbyisten,
Humanisten rechnen mit Intrigen vonseiten beispielsweise Rassisten,
Rationalisten rechnen mit Intrigen vonseiten beispielsweise Esoterikern/Scharlatanen.
Etikettiert man die berechtigte Aufmerksamkeit auf potenzielle Gegenspieler als VT, bagatellisiert man diese und schafft ein Schlupfloch für sie.
Man kann dem Misstrauen hinsichtlich Betrug, Täuschung und Trickserei beinah einen Riegel vorschieben, erklärt man es generell für übertrieben und untragbar. Mit der Begrifflichkeit "VT" geht das spielend einfach.
Pflege die Regel, man sei mit allen Wassern gewaschen, indem man stets davon ausgehe, bestimmte Korrespondenzen seien eben nicht Nährboden persönlicher Bereicherung auf Kosten anderer, und Du schaffst vielleicht Vertrauensseeligkeit, gleichermaßen aber auch Naivität.
Es ist, wie gesagt, eine Frage des Etiketts. Deswegen bin ich ja auch mit der Gesamtsituation unzufrieden, "VT" so pauschal verwendet zu sehen. Viel treffenderer sind Begriffe wie "Achtsamkeit" oder "Konspirationsbewusstsein". "VT" überspitzt sie zu einer empörenden Unterstellung und führt letztenendes zu viel mehr Misstrauen als nötig.
Es ist eines der manipulativsten Wörter wo gibt.
FF schrieb:Das ist falsch, denn die Ablehnung gegenüber VTs gab es schon lange vor irgendeiner "antideutschen" Argumentation.
Das ist richtig, aber ich bezog das eher auf unsere Generation und nicht eine Zurück-Liegende. "VT" ist ein rückgewandter Begriff, der jegliche Mutmaßungen einer List in Verbindung mit der instrumentalisierten List bringt, die eine List epischen Ausmaßes unbegründet unterstellt, uim Ressentiments zu begründen. Jene verbreitete Rasse-Gelüste treiben heute meiner Einschätzung nach nur noch Minderheiten an. Hier sind vor Allem die AZK und ein Michael Vogt im Auge zu behalten. Obgleich seine Masche für unsereins leicht zu durchschauen ist, ist sie hinsichtlich anderer Zielgruppen durchaus raffiniert, denn er mischt seine rassistische Weltanschauung eher beiläufig/unterschwellig in seine Reden.
http://www.hintergrund.de/20091016513/politik/inland/die-neue-querfront-rechts-und-links-im-schulterschluss.htmlFF schrieb:Man soll also zu einer unvoreingenommenen Haltung über VTs gelangen, indem man eine VT im Hinterkopf behält?
Nicht eine, sondern mehrere. Und auch nicht VTs, sondern das Potenzial der Hinterlist.
Nicht misstrauisch ohne Ende - wie unterstellt - sondern ein gelassenes Bewusstsein für das Vorteils-Denken und Täuschungs-Vermögen des bzw der Anderen.
Mit "im Hinterkopf behalten" meine ich eben nicht, dass es die vollständige Grundlage der Gedankenwelt oder des Weltbildes einnimmt.
FF schrieb:Seit wann schliesst sich das aus?
Das kommt darauf an, wie genau man es mit den Begriffen nimmt. Aus oberflächlicher Sicht mag beides gleich und rekombinierbar erscheinen, tiefgründiger betrachtet jedoch stecken vollkommen unterschiedliche und unvereinbare Motivationen dahinter. Man kann sich über dn Punkt wirklich streiten, ob das fundamental-religiöse Weltbild nicht nur eine weitere spalterische Chiffre rechten Gedankenguts ist.
FF schrieb:Und das genügt Dir?
Mir nicht.
Ich hab auch nie behauptet, ich würde der Geschichte Todds Glauben schenken. Es ist hier nur so, dass hier ein gedanklicher Rahmen immer weiter ausgeweitet wurde und Du/Ihr am äussersten - längst übertriebenen - Ende angesetzt habt. Um Gerüchte zu entkräften, ist es immer wichtig, ihren Ursprung zu verorten. Eventuell war Todd wirklich in Satanisten-Kreisen zu hause. Ich kenn selber jemanden, der in diesen Psycho-Zirkeln gefangen war - fest der Überzeugung, die anderen könnten sogar seine Gedanken lesen. Bedenkt man, welche Zeit das war, in der Todd vor die Gemeinden trat (Vglch. Charles Manson), verleiht das seiner Sicht eine gewisse Plausibiliät. Man weis es nicht. Und das ist vielleicht auch besser so. Wenn Du Dich mal mit der Künstlerin Kim Noble beschäftigst, verstehst Du vielleicht, warum mir in dieser Hinsicht bisschen zu mulmig ist, das alles als Unfug abzutun.
FF schrieb:Du machst den Fehler, aus einer irrationalen Sympathie für den Aussenseiter eine Basis für die Auseinandersetzung mit seiner Theorie zu stricken.
Es ist die alte Leier: jemand gibt sich als Zeuge von etwas Schrecklichem aus - die Einen glauben ihm, die anderen nicht. In diesem Fall weis noch nicht mal die beste Rationalität zu helfen. Die Auseinandersetzung mit seiner Theorie führe ich nicht aus Sympathie, sondern weil mir diese Geschichte eben auch durch die Arrivals aufgetischt wurde und ich dem nachging. Deswegen bin ich froh, zu dem Thema "Blutlinien" halbwegs neutrale Quellen gefunden zu haben (habe verlinkt), die das nicht einfach als Unfug abtun, sondern den Ursprung bei Todd/Springmeier offenlegen und den Hintergrund dieser Personen durchleuchten. Eben in dem Verhalten, es einfach als Unfug abzutun, würde ich meiner Neugiere als auch Angst-Prävention nicht gerecht. Treffe ich auf Leute, die mir panisch davon berichten, was sie in bereits aufbereiteter Form aufgeschnappt haben, kann ich sie eben auch auf diese Hintergründe hinweisen, als ihnen einfach vor den Kopf zu stoßen und ihnen wohlmöglich damit Ignoranz als Wesen der Recherche nahezulegen.
Indem man nachhakt und die Wurzel ausgräbt, ist man nicht automatisch von solchen Gerüchten überzeugt. Das Gegenteil ist der Fall, möchte ich meinen, denn man geht den Überzeugungen auf den Grund. Gerade in einer schnelllebigen Zeit lässt man sich zu leichtfertigen Urteilen hinreissen, wenn man die Meinungen anderer einfach übernimmt.
Es ist die alte Leier: die Einem nehmen sich die Zeit, ein Zeugnis zu prüfen, die Anderen kümmert es nicht. Deswegen auch meine Feststellung, dass es eben Kummerbedürfnis ist, was Leute veranlasst, solche Sorgen zu teilen. Eben dieses Kummerbedürfnis wird auch oft gezielt ausgenutzt. Du magst der Sorgen überdrüssig sein; ich nehme mich ihnen aber gerne an (was nicht bedeuten muss, dass ich sie teile).
FF schrieb:Dir sollte irgendwann auffallen, dass ich mal von "Nazi", mal von "rechts" schreibe. Mal auch von "Fanatiker" und anderen Bezeichungen.
Es sind jedoch meist nur abwertende Begriffe, deren Angebrachtheit ich in vielen Fällen bezweifle. Wer an die Existenz von Illuminaten glaubt, ist nicht automatisch "rechts".
Der Indikator der gekünstelten Spalterei fehlt zumeist. Verweist jemand auf die Schlucht zwischen Arm und Reich, ist das kein künstliches Spalten. Ich glaube, in diesem Punkt macht es vielleicht Sinn, sich mit Dir Personen wie David Icke genauer anzusehen, denn ich meine, mich zu erinnern, dass auch Du diesen generell mit "rechts" abtust. Icke kann man ankreiden, dass er konkrete Behauptungen - sogar Bezeugungen - aufstellt, bestimmte Machthaber seien Aliens. Spaltet er damit die Menschheit? Kennst Du eigentlich Chris Constantine?
FF schrieb:Zum "Du" und "Ihr": Hier wird sich seitenlang über Schubladendenken beklagt, und dann ist das auf einmal kein Problem, wenn es einem selbst passiert, weil das hat das Gegenüber selbst verschuldet?
Erstaunlich, wie die moralischen Ansprüche oszillieren, je nach Standpunkt.
Bei längeren Postings meinerseits wirst Du immer wieder feststellen, dass ich meist ab der Hälfte alle anspreche. Hab ich das "Ihr" nicht richtig verortet? Zählst Du Dich nicht etwa zu denen, die die "rationelle" Betrachtungsweise vertreten und "VTs" generell eher intolerant gegenüberstehen? Indem ich die Kritik an Deiner Überzogenheit in dieser Hinsicht auf alle anderen Leser ausweite, tue ich da etwas Amoralisches?
Ich wurde Dir in dem Aspekt nicht gerecht, als ich polemisch Anklage gegen das verurteilende Denken erhob. Falls ich mich dafür nicht ausreichend bei Dir entschuldigt hab: entschuldige dies bitte. Wenn Du Dich dadurch übermäßlich gekränkt fühlst, dann liegt das aber eher daran, dass Du es bist, der/die sich zu sehr mit einem Standpunkt identifizierst. Ich versuche aufzuzeigen, dass ein Standpunkt aber auch fließend sein kann und dass man sich auch
irrational hinter einem Standpunkt verbarrikadieren kann/lässt, wenn man ausschließlich vom schlimmsten Gedankengut ausgeht. Wage Andeutungen können hellhörig machen, aber müssen nicht unbedingt für einen ideologischen Hintergrund sprechen - insbesondere nicht in Zeiten des Infotainments.
Meine Perspektive wird immer bemüht sein, die aller Anderen nachzuvollziehen. Kannst/Willst Du das auch?
FF schrieb:Entschuldige, wenn ich die Angriffe dann auch mal persönlich nehme, auch wenn sie nur irgendwie generell in meine Richtung zielen. Immerhin ist das ziemlich starker Tobak, den Du einem unterstellst.
Etwa, dass
Ihr (sic!) im Anflug einer "Hyperwachsamkeit" gegenüber wohlmöglichen Spaltern selbst spaltet?
;)Wie gesagt: Wenn ich Dich dadurch dazu bewegt habe, Deine Perspektiven, Stützpfeiler und Anker näher zu hinterfragen, dann war der Meta-Talk nicht so vergebens. Du wirst viel schlimmere episch-verzerrte Formulierungen in vielen bekannten Songtexten finden. In der Hinsicht sprachlichen Wahnwitzes bin ich zugegebenermaßen wirklich etwas affektiert. Immerhin ist das lebendiger als das Bullshit-Bingo des Berufsalltags.
;)Last but not least trifft es diejenigen am meisten, die da glauben, bloße Worte könnten Menschen treffen und mehr als temporär begreifen. Diesem Trugschluss scheinst auch Du hin und wieder aufzuliegen. Die Crux der Gewöhnlichkeit.
FF schrieb:Ich halte am Begriff Verschwörungstheorie fest, da er für mich eindeutig definiert ist.
Eine Verschwörung ist nachweisbar in Ursache und Auswirkung.
das ist sie nur im seltensten, schlampigsten Fall. Gute Verschwörungen respektive Täuschungsmaneuver bleiben ungeahnt, unnachweisbar und - undenkbar.
Neben dem Kummerbedürfnis halte ich zudem weniger eine Sündenbock-Suche für die maßgebliche Motivation des Interesses an VTs, sondern Neugierde am kollektiven Potenzial.
pläne auszuarbeiten und kollektiv durchzuführen, das zudem noch raffiniert unbemerkt - das faszinert und ist eine der menschheit fundamentalster geistiger leistungen evolutionärer basis.
Unzählige Filme und Bücher über teils fiktive Verschwörungen unterstützen diese These.
Neben diesem Punkt kommt natürlich auch politisches Interesse hinzu, wenn es darum geht, geostrategische Maßnahmen vor der eigenen Haustür zu dechiffrieren, wie es beispielsweise durch Dirk Müller derzeit vorgelebt wird.
Dass eben diese Neugierde - unter anderem mit Begrifflichkeiten wie "VT" - tabuisiert werden soll, lässt sich eben auch daran ablesen, wie Müller derzeit abgesägt wird.
Ich möchte nicht in seiner Haut stecken.
dh_awake schrieb:Eine Verschwörungstheorie ist eine reine Theorie aufgrund von unbeweisbaren Zusammenhängen, für sie genügt ein "cui bono" und eine irrationale Annahme. Täter werden aufgrund ihrer Position in der Gesellschaft, Politik oder Religion ermittelt und vorverurteilt.
Es ist zunächst einmal ein Verdacht, den niemand wirklich zu Ende denken oder aussprechen mag. Sobald ihn irgendwer formuliert und mit "Verschwörungstheorie" betitelt, ist dieser Verdacht nicht mehr beachtenswert weil geächtet. Siehst Du diesen Mechanismus nicht?
Höre dazu vielleicht den geschätzen Helmut Scheer.
Spoilerhttp://www.youtube.com/watch?v=H7HC9nwHWI0er sagt es ganz gut: transparenz ist die wurzel, unbegründeter argwohn eher seltener.