@Aldaris @raitoningu @catman Können wir uns auf diese Definition von NErd einigen?
Nerd, ein Versuch der Definition
Was Genau ist ein Nerd. Genau diese Frage, will ich hier versuchen zu beantworten. Spätestens seid The big Bang Theory sind Nerds in aller Munde. Doch es gab sie schon früher und es gab sie in allen Bereichen, obwohl diese nicht immer als Nerds bezeichnet wurden. Das Bild eines Nerds hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum gewandelt, abgesehen von den Spielzeugen die ein Nerd mit sich herumschleppt. Aber kommen wir dazu später. Zuerst einmal möchte ich die Klischees beleuchten.
Was macht jemanden, zu einem Klassischen Nerd, so wie ihn jeder erkennt (oder auf dem Schulhof verprügelt hat). Der Nerd ist entweder schmächtiger Natur oder übergewichtig. Beides zurückzuführen auf einen Mangel an Bewegung. Seine Haut ist blass, da er selten vor die Tür geht, außer um benötigte Dinge, Batterien, Videospiele, Comicbücher oder dergleichen zu kaufen. Er hat, klassischerweise Pickel, seine Kleidung ist wenig modisch und häufig von Helden aus Comicbüchern oder Videospielen geziert. Komplettiert wird sein äußeres durch eine Brille mit großer Stärke und einem breiten Rand, meist aus Plastik und einer charakteristischen Form der Brillengläser.
Seine Interessen liegen im Naturwissenschaftlichen Bereich, besonders in der Mathematik, Physik, Chemie, Biologie und der Informatik. Er kennt sich gut bis sehr gut mit Computern aus, sowohl was deren Nutzung, als auch deren Programmierung und Zusammenbau betrifft. Zu seinen Hobbies zählt weiterhin das Lesen von Büchern aus dem Bereich Fantasy und/oder Science-Fiction. Häufig sammelt er noch Comic-Bücher, die er nach einmaligem, vorsichtigem Lesen, ein Plastikhüllen verpackt, um einen etwaigen Sammlerwert nicht zu reduzieren. Er sieht sich mit Vorliebe Science-Fiction-Serien an, wie etwa Star Trek, Star Gate, Battlestar Galactica oder ähnliches an. Dazu kommen auch noch Science-Fiction und oder Fantasy Filme.
Er spielt gerne Videospiele, ist in diesen besonders gut. Er hat wenige Freunde, es sei denn, sie teilen einen Großteil seiner Interessen. Wenn er sich mit ihnen trifft, werden entweder Rollenspiele (Tabletop oder Pen & Paper) oder gemeinsam Videospiele gespielt. Früher, vor dem Breitband Internet trafen sie sich in größeren Gruppen, verbanden ihre Computer auf „Lan-Partys“ zu einem lokalen Netzwerk um gemeinsam ein Computerspiel im Multiplayer spielen zu können.
Die wichtigsten Termine in einem Jahr sind sogenannte Conventions, wo sie begehrte Sammlerstücke kaufen können, neue Videospiele vorgestellt werden und sich mit gleichgesinnten unterhalten können, ebenso wie die Erscheinungstage neuer Konsolen oder lange erwarteter Spiele oder deren Add-Ons. Hierfür wird auch gerne einmal, wenn sie berufstätig sind, meist im wissenschaftlichen oder Informatikbereich, mindestens ein Tag Urlaub genommen.
Häufig werden ihnen noch ein fehlender Realitätssinn nachgesagt, da sie sich lieber in Virtuellen Welten aufhalten, sowie eine Fehlende Sozialkompetenz. Auch gerne wird angenommen, dass sie insgeheim einen Amoklauf planen, oder an Computersucht leiden.
Aber wie viel, davon stimmt denn nun?
Die kurze Antwort ist: Alles und nichts.
Aber da eine kurze Antwort nun einmal unbefriedigend ist, so folgt hier eine längere Antwort.
Die oben aufgelisteten Klischees treffen (fast) alle zu, aber nur auf eine bestimmte Gruppe von Nerds. Es gibt mehrere verschiedene Arten von Nerds, die alle eines gemeinsam haben. Sie erheben ihr(e) Hobby(s)zu einem Lebensstil. Niemand würde auf die Idee kommen, einen fanatischen Fußballfan, der zu jedem Spiel „seiner“ Mannschaft fährt, der jede Aufstellung in jedem Spiel, die Stärken und Schwächen jedes Spielers und jedes Ergebnis jedes Spieles dieser Mannschaft kennt, als einen Nerd zu bezeichnen. Doch genau eine solche Person ist ein Nerd. Ein Nerd im Bezug auf Fußball.
Das gleiche lässt sich auf Filme, Musik, diverse Sportarten, Literatur oder Naturwissenschaften Anwenden. Es ist die starke, manchmal auch fanatische Beschäftigung mit einem oder mehreren, miteinander verwandten Themen, die einen Menschen zu einem Nerd machen. Dabei ist es egal, welchen Ausdruck, man nun verwendet: (Bezeichnung des Themengebietes)--freak, Geek oder eben Nerd.
Was die Sozialkompetenz angeht, so ist diese bei ihnen, sofern sie nicht Autisten sind oder das Aspergersyndrom haben, normal ausgebildet, vielleicht sind sie etwas schüchtern, sollten sie auf andere Gruppen treffen, aber unter sich, sind ihre sozialen Fähigkeiten normal entwickelt. Es mag vielleicht anders erscheinen, aber eben nur, weil sie eben in ihrer eigenen Subkultur leben und ihre meisten Kontakte ebenfalls. Jemandem, der sich nur für Fußball und seinen Lieblingsverein interessiert, dem könnte man auch soziale Inkompetenz unterstellen, bis man ihn mit seinem Fanclub zum Stadion Pilgern oder eine Kneipe entern sieht. Es ist eben bis auf die Ausnahmen Autismus und Asperger, eine Frage des Blickwinkels.
Zum Schluss noch einige Beispiele, für anderer Nerds:
Der Popkultur-Nerd:
Er ist der Universalgelehrte der Nerds. Er kennt sich mit den Bereichen Musik, Film, Literatur, Comicbücher und Spiele aus. Er ist in all diesen Bereichen eingestiegen, aber hat sich nirgends größeres Spezialwissen angeeignet. Er kann mit „normalen“ Menschen über Filme sprechen, ist diesem vielleicht auch überlegen, was das Wissen hierüber angeht, aber wenn er es mit einem wahren Cineasten zu tun hat, so zieht er den Kürzeren.
Er beschäftigt sich mit den großen Namen dieser Bereiche. Und kann hier rüber einiges erzählen, aber geht es in die Feinheiten, ist er genauso ratlos, wie ein Normalo. Hier ein Beispiel. Geht es um Videospiele, so wird er sich mit Titeln wie Call of Duty, Battlefield, World of Warcraft, Slenderman und der gleichen auskennen, aber nach Indietiteln, die keinen Eingang in die Popkultur gefunden haben nichts anfangen können. Wenn man ehrlich ist, steckt in jedem von uns ein kleiner Popkultur-Nerd.
Der Comic-Nerd:
Diese, ich wollte schon fast schreiben „Spezies“, beschäftigt sich mit Comicbüchern und allem was damit zusammenhängt. Dies auch abseits der großen Reihen, wie Superman, Batman, Spiderman, X-Men, und wie sie alle heißen. Meist hat diese Leidenschaft hat früh angefangen, meist in seiner Kindheit und er hat sie sich bis ins Erwachsenenalter bewahrt. Neben einer umfangreichen Sammlung an Comicbüchern, besitzt er auch Kenntnisse über deren Verfilmungen, seien es Serien oder Spielfilme, egal ob gezeichnet, Computeranimiert oder Realverfilmungen und spielt sämtliche Spiele zu seinen Superhelden. Des Weiteren sammelt er Fanartikel aus dem Comic-Bereich, die er aber meist in der Originalverpackung belässt, um deren Sammlerwert nicht zu zerstören.
Eine Untergruppe der Comic-Nerds sind die sogenannten Otaku. Sie sind sehr mit der aktuellen Japanischen Jugendkultur verbunden, verstehen zumindest ein wenig Japanisch, beschäftigen sich fast ausschließlich mit Anime, Manga oder J-Games. Dies ist auch die Nerdgruppe mit dem höchsten Anteil an Frauen.
Der Computer-Nerd:
Er sitzt meist den ganzen Tag (und auch gerne die ganze Nacht) an seinem(seinen) Computern, schreibt Programme, hackt und tauscht sich in diversen Foren mit gleichgesinnten aus. Häufig arbeitet er auch in der IT-Branche. Er kauft keinen Computer fertig im Laden, sondern sucht sich alle Einzelteile zusammen, die er benötigt und braut sich seinen PC selbst auf. Häufig nutzt er Freeware oder Open-Source-Programme, schreibt selbst welche. Seine Betriebssysteme sind Linux-Basiert oder aber raubkopierte Versionen von Kostenpflichtigen Betriebssystemen. So beschaffter sich auch meist die Programme, die er benötigt oder nutzen will.
Eng mit ihm verwand ist:
Der Videospiele-Nerd:
Er verbringt seine meiste Zeit mit Videospielen, sei es auf Konsolen oder an einem speziell hierfür zusammengestellten Computer. Als klassisches Beispiel hierfür zog man vor einigen Jahren noch den World-of-Warcraft-Spieler heran. Er beschäftigt sich mit Videospielen aller Art, wobei er ein favorisiertes Genre oder eine Favorisierte Spielereihe hat. Er weiß frühzeitig, wann ein Spiel erscheinen soll, kennt hierin jedes Easter-Egg, kennt die Glitches und spielt häufig bei Turnieren um Preisgelder mit. Er sammelt nicht nur die Spiele die er spielt, sondern auch Fanartikel, wie Statuen, Artbooks oder der Gleichen zu seinen Videospielen. Häufig bestellt er sich auch eine Limited Collectors Edition, die ebenso wie die Figuren, original verpackt bleibt.
Hier kann man noch unterscheiden zwischen den Konsolenspielern, die meisten von ihnen favorisieren eine Konsole, entweder die Playstation oder die Xbox und den PC gamern, gerne auch als „Glorious PC-Gamers Master Race“ verspottet. Einige von ihnen haben ihr Hobby zum Beruf gemacht, als Let'sPlayer, das heißt, sie zeichnen es auf, wie sie ein Spiel spielen und es kommentieren und stellen diese Videos bei YouTube online, oder sie treten bei sogenannten E-Sports-Turnieren gegen andere Spieler an. Dies ist besonders im Ostasiatischen Raum verbreitet, wo es sogar ganze Trainigslager dafür gibt.
Der Science-Fiction-Nerd:
Er ist mit dem Popkultur- und dem Videospiele-Nerd, ebenso wie dem Fantasy-Nerd verwand. Er beschäftigt sich mit allem, was mit Science-Fiction zu tun hat. Meist auch mit realer Wissenschaft und arbeitet in diesem Bereich. Er ließt Science-Fiction Literatur und sieht sich Filme und Serien zu diesem Thema an. Ein Beispiel für einen solchen Nerd ist Professor Michio Kaku. Er tritt in Populärwissenschaftlichen Sendungen auf um die Technik aus Science-Fiction-Werken mit Physik zu erklären.
Auch er sammelt, doch meist DVDs und Bücher, oder Figuren aus Werken der Science-Fiction, besonders aus den beiden Franchises Star Wars und Star Trek.
Der Fantasy-Nerd:
Er ist mit dem Science-Fiction-Nerd fast gleichzusetzen, nur dass er ein anderes Genre bevorzugt. Häufig ist er zugleich auch ein Rollenspiele-Nerd, auf den ich nun eingehen werde:
Der Rollenspiel-Nerd:
Er beschäftigt sich gleichermaßen mit Rollenspielen am Computer oder der Konsole, als auch mit Pen & Pater oder sogar Live Rollenspielen, sogenanntem LARP. Hierfür zeigt er ein für Nerds untypisches verhalten, da er hier für gerne rausgeht um mit Gleichgesinnten seinem Hobby nachzugehen. Auch ist er besser in Form, als andere Nerds. Er kennt die Regelwerke, nach denen er spielt inundauswendig, kennt deren Schlupflöcher. Statt sein Geld in Figuren zu investieren, die er niemals auspackt, steckt er es in Materialien um sich Kostüme zu basteln oder in spezielle LARP-Waffen.
Der Film-Nerd:
Er wird auch gerne Cineast genannt. Sein Hauptaugenmerk liegt auf Filmen. Er fährt zu Conventions und Filmfestivals, dreht auch gerne selbst Kurzfilme oder Low-Budget Produktionen. Ein Klischee über ihn ist, dass er in einer Videothek arbeitet, da diese aber bald aussterben werden, verwandelt er seine Wohnung in eine Videothek. Zu jedem Film, den er gesehen hat, hat er ein umfangreiches Wissen.
Der Musik-Nerd:
Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Musik. Besonders häufig ist er in Bereich Metal anzutreffen. Er hat eine große Plattensammlung, kann diese Geräte auch reparieren und verkauft diese dann weiter. Wie der Film-Nerd hat er zu den Bands die er hört, ebenso wie zu den Genres, die er favorisiert, ein umfangreiches Wissen, dass er ständig erweitert. Er ist häufig in Plattenläden oder auf Konzerten anzutreffen. Häufig spielt er auch ein oder mehrere Instrumente.
Der Wissenschafts-Nerd:
Er hat sich schon früh mit Wissenschaft beschäftigt und diese auch Studiert. Er arbeitet in diesem Bereich und wurde schon früh als Streber bezeichnet. Häufig hat er einen gehobenen bis Genialen Intellekt.
Natürlich gibt es Schnittmengen zwischen allen Nerds und kein Real existierender Nerd passt nur in eine dieser Gruppen, da Menschen nicht in Büscheln gewogen werden. Ich bin mir bewusst, dass ihr hier wieder mit Stereotypen um mich geworfen habe, aber diese sind nun einmal der kleinste gemeinsame Nenner und nicht jeder Punkt aus einer Kategorie muss zwingend zutreffend sein.