@killimini Bei der Berichterstattung für den Arbeiterkampf musste ich mich nicht um "Objektivität" bemühen, bei der TAZ auch nicht. Da stand ich als Berichterstatter ganz klar auf den Seiten der Opfer - und war auch nur auf deren Seite tätig. Spiegel und SZ waren da schon hakeliger und haben z.B. Artikel über Nicaragua abgelehnt, bzw. wollten sie umgeschrieben haben. Was ich dann nicht tat.
In Beirut war das Klima sehr angespannt. Stell Dir vor, Truppen würden Dein Stadtviertel einschliessen und unter Beschuss nehmen. Wer rauskommt, wird umgebracht - und wenn sie reinkommen, bringen sie Euch alle um. Tag und Nacht musst Du auf der Hut sein vor Mörsergranaten, Panzer- und Artilleriebeschuss und Scharfschützen. Du hast kein Wasser, kein Essen, keinen Strom, keine Telekommunikation - Du hockst in einer Trümmerlandschaft und um Dich herum sterben Frauen und Kinder zu Hunderten. Alles riecht nach Rauch und Verwesung, jeden Moment kannst Du sterben oder verletzt werden - ohne Aussicht auf Hilfe. Und dann kommt einer und sagt: Guten Tag, ich bin von der Presse aus Deutschland und würde gern über Euch berichten. Wie würdest Du reagieren.
Die Reaktionen der Genossen von der PFLP waren zweispältig. Ich hatte zwar Empfehlungsschreiben von in der BRD lebenden Palästinensern, aber die hätte ja ebensogut der Mossad ausgestellt haben können. Zudem sprach ich kein Arabisch - und nicht jeder, der mir begegnete, sprach ein verständliches Englisch.
Bekanntschaft mit jungen Militanten der IRA in Nordirland zu machen, war auch nicht besonders lustig - und wurde weniger lustig, je betrunkener sie wurden.
In Nicaragua waren die Leute, denen ich begegnete, sehr freundlich und aufgeschlossen, was etwas verwundert, nachdem sich dort einige der deutschen Brigadistas aufgeführt hatten wie die Axt im Wald bzw. die Prinzessin auf der Erbse. Weniger freundlich waren die Contras. Es gab Situationen, in denen ich mich wehren musste.