Tanne schrieb:Sollte man unseren Kindern wirklich so etwas aufzwingen?
Wäre es nicht besser, wenn die Schule Essenspläne erstellt, wo die Kids selbst entscheiden können?
(Wie in einem KH z.B.)
Essenspläne finde ich persönlich sehr wichtig, um an Tagen mit nicht gemochtem Essen sich etwas mitzunehmen und kein Essen zu verschwenden. Genauso sollte jedem freigestellt sein, gar nicht an der Schulverpflegung teilzunehmen.
Auch zu Hause achte ich darauf: Gäste, egal ob jung oder alt, müssen nichts essen. Was es geplant zu essen gibt wird vorher angekündigt, wenn jemand etwas nicht im Essen haben möchte werde ich sicherstellen dass es definitiv nicht enthalten ist (egal wie viel oder wenig ich das Nichtmögen nachvollziehen kann) und nicht den Gast als unbequem betrachten, man kann sich absprechen etc., es gibt immer einfache Alternativen. (Meiner Erfahrung nach bin ich damit bei privaten Einladungen deutlich toleranter und flexibler als viele, und etliche Gäste haben das schon explizit hervorgehoben.) Wenn's in die Stadt geht und die Nichte mag einen Döner: Kriegt sie. (Mit Fleisch. Wenn sie's mag, ihre Sache.)
Auch das wünsche ich jedem Kind: Dass es beim Essen freundlich und entspannt zugeht.
Tanne schrieb:Wäre es nicht eine Form von Diktatur, wenn man den Kids in der Schule vorschreibt, was sie zu essen haben?
Definitiv. Deshalb, siehe oben: Speisen sind vorher bekannt, niemand muss teilnehmen wenn einem nichts davon zusagt. Ganz egal ob die Mahlzeiten vegan sind oder nicht, denn auch die Vorgabe von einer geringen Auswahl (realistischerweise ist es das) ist ein Zwang wenn man irgendetwas davon essen muss. Ganz frei wählen wird man nie können wenn es eine Kantine gibt: Wenn ich meinewegen heute Lust auf Erbsensuppe habe aber meine Kantine (die meinetwegen vegane und nichtvegane Gerichte anbietet) hat die nicht kriege ich heute keine. Aber man könnte sich immerhin etwas mitnehmen. Das sollte immer erlaubt sein und ich fände es auch gut wenn Schulkantinen stets ein paar ganz einfache Speisen hätten die dann doch viele Kinder mögen, z.B. Apfel, Banane, Brötchen.
(Habe ich selbst gehasst, wenn z.B. in der Jugendherberge - Schulmittagessen gab es noch nicht - gegessen werden musste: Man konnte die Mahlzeiten nicht mal abbestellen und stattdessen etwas einfaches wie z.B. einen Apfel essen, sondern es musste gegessen werden was es gab. Da saß ich dann z.B. vor einem zähen Schnitzel oder einem Milchreis, und bevor's nicht alle war durfte die Gruppe nicht losgehen. Die Speisen hätte ich nie bestellt, aber da standen sie nunmal. Finde ich definitiv nicht in Ordnung.
Ich kenne Studentenwohnheime im Ausland in denen es nicht erlaubt ist Essen selbst zuzubereiten und man ist aufs Mensaangebot beschränkt. Auch das finde ich nicht in Ordnung.)
Tanne schrieb:(Wie in einem KH z.B.)
Auch hier hat man keine freie Wahl: Es gibt meist ein paar Mahlzeiten zur Auswahl - eine davon muss man wählen, was nicht auf dem Plan steht gibt's nicht. (In Ausnahmefällen kann man sich etwas mitbringen (lassen) oder es wird etwas Spezielles zubereitet.) War schon häufiger längere Zeit in Krankenhäusern und habe mich jeweils bzgl. der Entlassung auch auf die Lieblingsgerichte zu Hause gefreut. (Kann ich natürlich akzeptieren. Ist aber nunmal was es ist: Keine freie Wahl. Und anders als für ein Schulkind nicht eine Mahlzeit am Tag betreffend sondern alle.)
Tanne schrieb:Kinder entwickeln sich, müssen sich selbst erkennen und finden im Bezug auf Persönlichkeit und Individualität. Wenn man aber alles vorschreibt, und keinen Raum zur freien Entfaltung/Entwicklung zulässt, dann wird das zwangsläufig zu Problemen führen.
Ganz meine Meinung.
Mit vegan vs. nichtvegan hat das aber nichts zu tun, sondern alleinig mit dem Konzept "Kantine, jeder muss hier essen". Die meisten Schulkantinen und selbst Kantinen am Arbeitsplatz bieten nur wenige Mahlzeiten an und viele Speisen kommen nie vor. Ich könnte dir x Speisen nennen die ich mag und die nicht kantinentypisch sind. Der Tag enthält aber mehr als die Schulmahlzeit und man wird sich (ich hoffe es!) etwas mitnehmen können.
Was ich nur wirklich nicht verstehen kann:
Warum ist "zwei vegane Gerichte zur Auswahl" Diktatur, aber "zwei Gerichte, davon eines mit Ei, Milch, Fleisch oder Fisch" keine? Warum ist es keine Diktatur, wenn eine Kantine zwar Huhn, Rind, Schwein, aber keine Muscheln und keine Ente anbietet?
Alle von mir bislang genutzten Kantinen hatten partout kein [vieles das ich gerne esse]. Diktatur? (Nein. Die hatten das eben einfach nicht.)
Ich kenn's noch dass am Arbeitsplatz etwas Unveganes, ziemlich sicher sogar etwas mit Fleisch für alle hingestellt wurde, z.B. Chef hat Geburtstag, es gibt Weißwürste für alle. Diktatur? (Nein. Aber schade und auch ein bisschen kurzsichtig. Macht man heutzutage meist anders. Heute war z.B. Pizzaumfrage für morgen am Arbeitsplatz.)
Weil eine Zutatengruppe potenziell in einer einzigen Mahlzeit des Tages nicht vorkommt von Diktatur zu sprechen, während es als freie Wahl bezeichnet wird wenn man unter typischerweise zwei bis drei Mahlzeiten von denen mindestens eine tierische Zutaten enthält wirkt mir nach Übertreibung. Diktatur? Das wäre es, wenn alle tierischen Produkte in der Schule verboten wären und aufs außerschulische Privatleben Einfluss genommen würde (definitiv nicht in Ordnung).
Gerade bei solchen Themen fände ich es nicht schlecht das allgemein mal ein bisschen nüchterner zu betrachten: Etwa dass nur eine Mahlzeit aus mehreren* betroffen ist, und Kantinen nie eine freie Wahl darstellen.
* Da weiter vorne angeführt wurde, dass es Schüler gibt für die die Schulmahlzeit die einzige Mahlzeit darstellt: Gibt es, leider. (Die Gründe sind im Detail unterschiedlich, haben aber zumeist nicht nur etwas mit Geld sondern auch mit elterlicher Überforderung zu tun.) Kenne solche Kinder/ Familien, arbeite ehrenamtlich... Leider wird auch eine Mahlzeit mit Fleisch nicht den ganzen Energie- und Nährstoffbedarf des Tages für ein Kind/ einen Jugendlichen decken. Dieses Thema ist ganz anders anzugehen als durch "Schulmahlzeit darf nicht alleinig vegan sein".