Bewusstseinsentwicklung
28.12.2013 um 11:58“Eines Tages kam ein Wolf auf die Waldwiese, auf der in einer Umzäunung, friedlich Schafe grasten. Ja, sie waren zufrieden, bis, ja bis der Wolf kam, der mit hinterlistiger Schlauheit, diese Schafe verunsicherte. Die Schafe waren ängstlich, furchtbar erschrocken, als sie den Wolf sahen. Sie witterten eine Gefahr. Aber sie brauchten sich ja gar nicht zu beunruhigen, denn diese Waldwiese war von ihrem Hirten durch einen dichten Stacheldrahtzaun geschützt worden. Sie staunten nicht schlecht, als der Wolf ganz freundlich grüßte und dann anfing außerhalb der Umzäunung Gras zu fressen.
Warum glotzt ihr mich denn so an, habt ihr noch nie einen grasenden Wolf gesehen? fragte er die Schafe. Die Schafe schwiegen. Einfach nicht beachten, dachten sie wohl. Der Schäfer hat euch sicherlich erzählt, dass ich Fleisch fresse, aber ihr seht doch ganz genau, das stimmt überhaupt nicht. Ich fresse gar kein Fleisch und ihr werdet bald erkennen, wer euer wirklicher Feind ist. Dann fragte er: Darf ich euch ein paar Fragen stellen? Der Leithammel blökte: Frag nur, frag nur.
Der Wolf fragte: Wer melkt euch denn jeden Morgen und beraubt euch der Milch? Die Schafe blökten: Der Schäfer! Und wer beraubt euch jedes Jahr der Wolle? Die Schafe blökten: Der Schäfer! Und wenn ihr alt geworden seid, wer zieht euch das Fell über den Kopf? Die Schafe blökten wieder: Der Schäfer! Das heißt doch, wer ist euer Feind? rief der Wolf lauernd und siegessicher. Die Schafe schauten sich gegenseitig an und dann blökten sie wie aus einem Munde: Der Schäfer!
Ja, ihr seid wirklich klug, lobte sie der Wolf und darum rufe ich euch jetzt zu: Freunde, öffnet die Tür und folgt mir nach! Nützt die Gelegenheit solange der Schäfer und sein Wachhund nicht da sind. Befreit euch von diesem Ausbeuter, von diesem Tyrannen! Ich werde euch in die Mitte des Waldes führen, dort ist eine herrliche Wiese und das Gras dort schmeckt noch besser als hier. Dort wird es euch gut gehen. Befreit euch.
Sie öffneten die Tür und liefen hinter dem Wolf her, einen ganzen Tag und auch noch die Nacht. Sie waren erschöpft als sie endlich auf der Wiese ankamen und schliefen deshalb ein. Als sie wieder munter wurden bemerkten sie dass der Leithammel fehlte. Der Wolf bot an, diesen zu suchen. Als er nach Stunden wiederkam, war sein Bauch etwas gewölbt und den Schafen fiel auf, dass er auch kein Gras fraß. Er habe den Leithammel nicht gefunden, sagte der Wolf, wer weiß, vielleicht ist er in die Sklaverei zurückgekehrt. Das ist eben das Problem meinte er noch, dass so mancher mit seiner Freiheit nichts anzufangen weiß.
Die Schafe gaben sich damit zufrieden. Aber jede Nacht fehlte ein weiteres Schaf, oder auch ein Lamm. Der Wolf sagte: Das ist ganz natürlich, jeder hat doch seine Freiheit und wenn sie meinen sie hätten sie um wegzulaufen, woanders hin, warum sollte man ihnen das nicht zubilligen. Und die Schafe gaben sich damit zufrieden. Die Herde aber wurde kleiner und kleiner. Eines Morgens graste nur noch ein Schaf auf der Weide und tröstete den Wolf mit den Worten: Sei nicht traurig lieber Wolf, ich werde dir die Treue halten. Ich werde immer bei dir bleiben. Recht hast du, sagte der Wolf. Als er auch dies verzehrt hatte, machte er sich auf den Weg um eine neue Schafherde zu suchen“.
http://www.augsburger-allgemeine.de/community/profile/mariat/Der-Wolf-im-Schafstall-id25632441.html (Archiv-Version vom 07.10.2013)
Warum glotzt ihr mich denn so an, habt ihr noch nie einen grasenden Wolf gesehen? fragte er die Schafe. Die Schafe schwiegen. Einfach nicht beachten, dachten sie wohl. Der Schäfer hat euch sicherlich erzählt, dass ich Fleisch fresse, aber ihr seht doch ganz genau, das stimmt überhaupt nicht. Ich fresse gar kein Fleisch und ihr werdet bald erkennen, wer euer wirklicher Feind ist. Dann fragte er: Darf ich euch ein paar Fragen stellen? Der Leithammel blökte: Frag nur, frag nur.
Der Wolf fragte: Wer melkt euch denn jeden Morgen und beraubt euch der Milch? Die Schafe blökten: Der Schäfer! Und wer beraubt euch jedes Jahr der Wolle? Die Schafe blökten: Der Schäfer! Und wenn ihr alt geworden seid, wer zieht euch das Fell über den Kopf? Die Schafe blökten wieder: Der Schäfer! Das heißt doch, wer ist euer Feind? rief der Wolf lauernd und siegessicher. Die Schafe schauten sich gegenseitig an und dann blökten sie wie aus einem Munde: Der Schäfer!
Ja, ihr seid wirklich klug, lobte sie der Wolf und darum rufe ich euch jetzt zu: Freunde, öffnet die Tür und folgt mir nach! Nützt die Gelegenheit solange der Schäfer und sein Wachhund nicht da sind. Befreit euch von diesem Ausbeuter, von diesem Tyrannen! Ich werde euch in die Mitte des Waldes führen, dort ist eine herrliche Wiese und das Gras dort schmeckt noch besser als hier. Dort wird es euch gut gehen. Befreit euch.
Sie öffneten die Tür und liefen hinter dem Wolf her, einen ganzen Tag und auch noch die Nacht. Sie waren erschöpft als sie endlich auf der Wiese ankamen und schliefen deshalb ein. Als sie wieder munter wurden bemerkten sie dass der Leithammel fehlte. Der Wolf bot an, diesen zu suchen. Als er nach Stunden wiederkam, war sein Bauch etwas gewölbt und den Schafen fiel auf, dass er auch kein Gras fraß. Er habe den Leithammel nicht gefunden, sagte der Wolf, wer weiß, vielleicht ist er in die Sklaverei zurückgekehrt. Das ist eben das Problem meinte er noch, dass so mancher mit seiner Freiheit nichts anzufangen weiß.
Die Schafe gaben sich damit zufrieden. Aber jede Nacht fehlte ein weiteres Schaf, oder auch ein Lamm. Der Wolf sagte: Das ist ganz natürlich, jeder hat doch seine Freiheit und wenn sie meinen sie hätten sie um wegzulaufen, woanders hin, warum sollte man ihnen das nicht zubilligen. Und die Schafe gaben sich damit zufrieden. Die Herde aber wurde kleiner und kleiner. Eines Morgens graste nur noch ein Schaf auf der Weide und tröstete den Wolf mit den Worten: Sei nicht traurig lieber Wolf, ich werde dir die Treue halten. Ich werde immer bei dir bleiben. Recht hast du, sagte der Wolf. Als er auch dies verzehrt hatte, machte er sich auf den Weg um eine neue Schafherde zu suchen“.
http://www.augsburger-allgemeine.de/community/profile/mariat/Der-Wolf-im-Schafstall-id25632441.html (Archiv-Version vom 07.10.2013)