Die "Erleuchtungskrankheit" - Fallen auf dem spirituellen Weg
05.09.2012 um 13:11
Predigt Teil 6
... Frischauf denn, meine Brüder, laßt uns den TEufel mit dem Teufel austreiben, ohne ihm Ruhe zu gönnen, laßt uns Verwirrung tragen in die höllischen Reihen, der Dämone Marschordnung zerstören, laßt uns den einen Teufel auf den anderen, den anderen wiederum auf den ersten hetzen und im Reich des Bösen ein solches Durcheinander stiften, daß es - von der eigenen Wut verzehrt - zu Staub zerfällt. Ihr werdet mich fragen, wie das denn eigentlich sei, wenn man den TEufel mit dem Beelzebub austreibt und den einen Luzifer auf den anderen hetzt? Ich will euch antworten, sogleich, ihr Lieben, bis alles ganz klar und einfach ist, bis euch die Schamröte ins Gesicht steigt, weil ihr eine so simmple Sache nicht selbst bemerkt habt. Es dreht sich im Grunde nur darum - sofern es sich überhaupt um irgend etwas dreht, und ob es sich dreht oder nicht, das wollen wir hier erst gar nicht ergründen - nur darum also, ihr Allerliebsten mein, dass man sich klug auf die Lauer zu legen und für jede teuflische Anfechtung eine Riposte parat halten muß, die dem Versucher entgegenschlägt wie eine saftige Maulschelle, gewiß, gewiß, meine Freunde, einen wirksamen, zuverlässigen, effektvollen Gegenschlag - für jeden Teufel einen Gegenteufel, ohne jegliche rücksicht, ausschließlich mit dem Ziel, Verwirrung im Reiche des Bösen zu stiften, wie du denn auch, um ein Beispiel zu zitieren, wenn dich, mein Herzchen, die blinde Verzweiflung packt, diese Verzweiflung - nun, womit wohl besiegen wirst? Ganz klar, mein Herzlieb - mittels der Ausschweifung natürlich, mittels gräßlicher, abgefeimter, schamlosester, anstößigster, unbeschreiblich schrecklicher Ausschweifung; und wenn dich deer Versucher zur Ausschweifung verleiten will, wenn er dir trügerische Geschlechtswollust verspricht, dich lockt, dir süßeste Bilder vorgaukelt und wollüstige Flammen in dir schürt - dann weißt du, mein Fischlein, eine andere Sünde, um seinen schlüpfrigen Einflüsterungen zu begegnen - nämlich eine Trunkenheit, die so gewaltig ist, daß sie des Körpers sämtliche Glieder lähmt und Leib und Seele gleich einem Starrkrampf fesselt; redet dir aber der unreine Satan zu, dich zu betrinken - dann bringst du ihn mit der Sünde des Geizes zur Strecke und entkommst so der Bedrohung. Und sollte gar lasterhafte Neugier in deinem Herzn nisten, gottloser Wissensdurst, der die himmlische Majestät beleidigt - wie willst du sie austilgen, wie den Versucher verjagen? Ach, wie simpel ist doch die Waffe, Brüderlein, wie kinderleicht ihre Bedienung! Du spanst einfach die Sünde der Fauheit vor den Karren, und schon wird die teuflische Lockung zuschanden, denn die FAulheit verjagt selbst heftigste Gier aus der Seele, und du bist wieder, wie du vordem warst, sauber und rein, und gibst den Satan der Lächerlichkeit preis. Faulheit aber bekämpfe mit Neid, Neid mit Hochmut, Hochmut wiederum mit Eitelkeit, Eitelkeit mit Geiz, Geiz aber mittels Wollust - so wird es dir leichtfallen, jegliche Teufelsverlockung mit deinem Teufelsbesen auszukehren.
Vielleicht ist dies alles aber auch viel zu schwer für dich, mein Täubchen, zu viel Arbeit, zu viel Überlegung, sorge dich nicht, mein Lieber, wir kennen weit simplere Maßnahmen, um uns der höllischen Fangeisen zu erwehren, hör nur gut zu, spitze deine Ohren, gib nur fein acht, gleich wirst du erfahren, worauf die allereinfachste Methode der Teufelsaustreibung b beruht - nämlich auf der Fähigkeit, die böse Versuchung mit Hilfe der bösen Tat zu vertreiben und die Listen des Teufels dergestalt zum Gespött der Leute zu machen, indem du dich - sobald dir der Versucher Bilder der Wollust vorgaukelt, sofort, ohne zu zögern, der zügellosesten Ausschweifung hingibst, und schon ist die Versuchung wie fortgeblasen, fort, sage ich, denn es ist eine Binsenweisheit, dass es, solange die Versuchung winkt, keine Tat geben kann, und gibt es die Tat, so schwindet die Versuchung, drum wirst du, geliebter Bruder, und auch du, geliebte Schwester, drum werdet ihr die Versuchung keinen Augenblick lang ertragen müssen, sondern all das auf der Stelle ausführen, was der Satan dir einflüstert, und so seine Einflüsterungen zunichte machen: Diebstahl - mit Diebstahl, Totschlag - mit Totschlag, Wut - mit Wut. Welch einfaches Mittel, ihr Brüder, und ein so wirksames dazu - die Kraft der Versuchung zu brechen, indem man ihr unverzüglich nachgibt. Bedeutet dies nicht, die Herrschaft des Satans listig zu unterlaufen, den Teufe mit dem Teufel zu besiegen, ist dies nicht wahrlich - wiederhole ich - ein hoher Sieg der Seele über die höllische Arglist, würdig, von den entrückten Chören der Seraphim besungen zu werden? Oh Brüder mein, ich künde euch grosse Dinge, will euch vor großem Unglück bewahren, die rettende Hand reiche ich euch, ihr Allerliebsten, schenkt meinen Worten Glauben, glaubt mir, ich flehe euch an, denn hier geht es um die ewige Glückseligkeit.
Warum seht ihr mich denn so an, ihr Lieben, was bedeuten diese erstaunten Blicke? Wundert euch irgend etwas? Ist es, weil ich ein wenig dunkler geworden bin? Oder sind es diese Hörner, die mir auf der Stirn gewachsen sind und die ihr nun entdeckt habt? Was gibt es denn da zu wundern, einfach Hörner, nichts weiter, ich trage sie als Schmuck, nur so zum Spass, im Grunde nicht einmal deswegen, sondern zum Schutz, schliesslich muss ich mich wehren können, wenn mich ein Ziegenbock unterwegs anfällt und mich zu stossen beginnt, oder irgend ein anderes Tier... Vielleicht stört auch dies Schwänzchen, doch weshalb, ich trage es, weil ich es brauche...Forts. folgt..lach... har har har...
(ff bei L. Kolakowski: Die grosse Predigt des Bruder Bernhardus)Text