continuum schrieb:Ist es möglich das Kometen Galaxien übergreifend durchqueren könnten? Oder wäre das möglich aber eher sehr sehr selten (z.B. Braucht es nicht eine minimale Geschwindigkeit um die Galaxie überhaupt verlassen zu können?).
Fluchtgeschindigkeit. Ja, auch zum Verlassen der Galaxis braucht es eine Fluchtgeschwindigkeit, und die liegt von der Position unserer Sonne aus bei 533 km/s. Zum Vergleich, die Fluchtgeschwindigkeit zum Überwinden der Erdanziehung beträgt von der Erdoberfläche aus 11,2 km/s, die Fluchtgeschwindigkeit zum Verlassen des Sonnensystems von der Höhe der Erdbahn um die Sonne aus 42,1 km/s.
Bei der Pandemie gibt es aber noch ein Problem, nicht nur die ungeheuren Geschwindigkeiten, mit denen Leben von einem Himmelskörper fortbeschleunigt werden muß, um zu einem anderen im selben Sonnensystem zu gelangen, oder zu einem anderen in einem anderen Sternensystem, gar zu einer anderen Galaxie.
Dieses andere Problem ist das der Zeit. Auf der Erde finden sich einige "Klumpen", die irgendwann mal hier runtergegangen sind. Einiges davon stammt von anderen Himmelskörpern. Vom Mond etwa oder vom Mars, sicher auch von anderen Himmelskörpern. Man weiß oft ziemlich gut, wie lange die Objekte schon auf der Erde rumlagen, wann sie auf dem Ursprungs-Himmelskörper entstanden waren, und sogar, wie lang sie durchs All flogen, bis sie hier runterkamen. Und genau da gibt es dann das Problem. Auch wenn so ein Stück Mars, das durch einen Impakt ins All geschleudert wird, je nach Geschwindigkeit die Erde grundsätzlich schon nach ein paar Wochen oder Monaten erreichen kann, fliegt das allermeiste hinausgeschleuderte Material sehr viel länger im All herum, bevor es bei uns runtergeht. Ich zitier mich mal aus nem anderen Thread:
Bei der Transspermie muß Leben nicht nur die Impakthitze - und zwar zwei Mal, beim Start wie beim Ziel - überstehen, sondern auch den Beschleunigungsdruck - ebenfalls zwei Mal. Vor Jahren gab es mal Untersuchungen zum Druckaushalten, und in der Tat wäre es denkbar, daß einige Bakterienarten einen solchen Druck überstehen könnten. Zwar nur ein Promille eines Promilles oder so, aber wenn nur genügend Einzeller im Material stecken, könnten ein paar halt überleben. Das Dumme ist nur, daß es wie gesagt zwei Mal zu solchem Beschleunigungsdruck kommt, sodaß schon richtig viel solcher Einzeller im auszuwerfenden Material stecken müssen, damit nach der ersten massiven Dezimierung noch genügend viele Einzeller überbleiben, damit auch nach der zweiten massiven Dezimierung (beim Landen) wenigstens ne Handvoll Einzeller auch diese überleben. Kommt hinzu, daß auch das zweifache Erhitzen seinen Teil zur Dezimierung der (über)lebenden Einzeller beiträgt, ebenso die kosmische Strahlung während des Aufenthalts im All sowie die dortige Kälte. Wenn jeder dieser sechs tödlichen Faktoren von der Ausgangszahl nur 99% abtötet und also 1% überleben ließe (was ich für zu optimistisch halte), dann müßten in dem Gestein, welches hinausgeschlagen wird und anderswo landet, ursprünglich 1012 Einzeller gesteckt haben, damit am Ende noch ein einziger Einzeller überlebt hat. Zum Vergleich: im menschlichen Körper leben ungefähr 1014 Bakterien, Pilze usw. Allerdings können hier so viele Einzeller auf so engem Raum leben, weil es satt Nahrung für so viele gibt. In einer Gesteinsschicht vom Volumen eines Menschen leben um mehrere Größenordnungen weniger Einzeller.
Übrigens können zahlreiche Lebewesen Kryoschlaf überstehen. Es gibt auch von Vielzellern Cryobanken, in denen Pflanzensamen oder von Tieren und Menschen Samen- und Eizellen eingefroren aufbewahrt werden. Allerdings gibt es da ein Problem: das ist nicht ewig möglich. Je nach Art dauert es soundsoviele Jahre oder Jahrzehnte, bis das so konservierte Leben dann trotzdem massiv abstirbt. Nach einer wissenschaftlichen Arbeit von 2006 sind Marsmeteoriten auf dem Weg zur Erde zu 95% weniger als 20 Millionen Jahre lang im All, bevor sie hier auf der Erde landen, aber nur 20% erreichen die Erde schon in weniger als einer Million Jahren. Diese "Transferzeit" weiter extrapoliert bedeutet, daß nur 4,21% weniger als 50.000 Jahre bis zum Impakt auf der Erde benötigen, knapp 0,9% weniger als 2.500 Jahre und weniger als 2 Promille maximal 125 Jahre lang kosmische Kälte und kosmische Strahlung abbekommen, bevor sie hier bei uns landen.
http://www.lpi.usra.edu/books/MESSII/9004.pdf Abschnitt 4.5 ab S.842 bzw. ab S.14 der PDF.
Immerhin scheinen uns Marsmeteoriten von acht Impaktereignissen der letzten 20 Millionen Jahre erreicht zu haben, was pro Milliarde Jahren hochgerechnet 400 Events bedeutet, bei denen lebenshaltiges Gestein ins All geschleudert werden kann. In 3 1/2 Milliarden Jahren kämen da 1400 Events zusammen, bei denen Transspermie hätte passieren können. Und pro Event werden zahlreiche Klumpen ins All geschleudert, und die beglücken womöglich nicht nur einen weiteren Himmelskörper mit nur je einem Meteoriten.
Leider finde ich den Artikel nicht mehr, wie viele/wenige Bakterien per Million der druckresistentesten Art einen Druck vergleichbar dem einer schlagartig erreichten Fluchtgeschwindigkeit überleben. Aber es waren lausig wenig. Nicht 1 von 100, wie ich oben mal für ne Hochrechnung veranschlagt habe.
Insgesamt aber habe ich den Eindruck, daß es für Transspermie nicht wirklich gut aussieht. Bei jedem zu berücksichtigenden Einzelereignis gibt es durchaus Chancen, daß etwas überlebt, wie anteilig wenig auch immer, aber wenn alle diese Einzelereignisse zusammenbetrachtet werden, potenziert sich das richtig schei*e nach unten. Trotz der zahlreichen Impakte binnen 3 1/2 Milliarden Jahren, trotz der zahlreichen ausgeworfenenen Objekte etc.
Leben im Sonnensystem durch Panspermie möglich? (Beitrag von perttivalkonen)Und hier geht es um Distanzen, die im Bereich von Lichtminuten liegen.
Was meinst Du wohl, wie lange ein Objekt braucht, welches von nem Himmelskörper in Sternensystem A rausgeschleudert wird, bis es in einem anderen Sternensystem auf einen dortigen Himmelskörper runterkommt? Da reden wir schon bei direktem Wege von Lichtjahren statt Lichtminuten. Und auch hier wird die Zeit vom Losschleudern bis zum fernen Runterkommen um ein Vielfaches höher liegen als die Zeit eines Direktfluges von A nach B. Panspermie von einem Sternensystem zum nächsten kann also womöglich im Bereich von Milliarden Jahren liegen. Kannst Du Dir vorstellen, wie lange es da dauern würde, bis die gesamte Milchstraße durchpanspermiert wäre? Und da sprechen wir nur von 100.000 Lichtjahren Ausdehnung der Spiralstruktur. Die nächste Galaxie ist aber Millionen von Lichtjahren entfernt, und dank der Anziehung der Galaxis würde das fortgeschossene Objekt mit kaum mehr als 533 km/s Geschwindigkeit die meiste Zeit zwischen den Galaxien in einem extremen Schneckentempo vor sich hindümpeln. Will sagen: bevor so ein Leben beinhaltender "Asteroid" von einer Galaxie zur nächsten Galaxie gelangt ist, könnten die meisten Sterne bereits zu Eisenkugeln geworden sein, sodaß nirgends mehr was zum Leben auslösen da ist.
Leben ist ohnehin nicht "ewig haltbar". Daß Leben unter Weltraumbedingungen auch nur 100.000 Jahre überstehen kann (in dem Sinne, daß es dann noch reaktivierbar wäre), halte ich für massiv fraglich. Selbst Transspermie (Panspermie innerhalb eines Sternensystems) halte ich für ne "Totgeburt".
continuum schrieb:Schlussendlich will ich einfach nur fragen, könnten wir mit bestätigung von Mikroorganismen wirklich davon ausgehen, das Leben im ganzen Universum vorkommen kann? Es zeigt ja nur auf, das es in unserer Galaxie vorkommen kann?
Was sollte an anderen (Spiral-)Galaxien so anders sein als bei uns? Anderes Periodensystem der Elemente? Bildung anderer chemischer Verbindungen?