Flagstaff schrieb:Dein Einwand dazu bezieht sich allerdings im Kern auf erdähnliche Konstellationen. So wie ich Deine Fürsprecher deute, missverstehen sie allerdings eben jenen Umstand, dass diese deine Hochrechnung ein identisches System als Basis heranzieht. Dadurch wird die Rechnung willkürlich mit Faktoren kleiner gezogen, nur um eine große Zahl zu brechen. Aber geht es um eine zweite Erde?
1) Der Kohlenstoff-Chauvinismus ist nun mal auch arg gut begründet.
2) Auch andersbasiertes Leben hat seine Bedingungen und jede dieser Bedingungen ihre Auftretenswahrscheinlichkeit. Das rechnet sich also genauso. Meine Rechnung bleibt also exemplarisch, geradezu "universell".
3) Zwar müßten nach Bestimmung der Gesamtwahrscheinlichkeit pro X-basiertem Leben diese dann addiert werden, doch erhöht die die "gesamte" Gesamtwahrscheinlichkeit von Exoleben nur graduell, sodaß die Höhe dieser "gesamten" Gesamtwahrscheinlichkeit ebenfalls von der Höhe aller Summanden abhängt. Sind diese grotten schlecht, kann deren Summe auch nicht rosig werden.
Es bleibt also dabei: was man sich auch immer für "Lebensformen" zusammenerhofft, so erhält man damit dennoch keine rosige Zuversicht für Exoleben. Meine Rechnung bleibt relevant: keiner kann sich die Wahrscheinlichkeit für Exoleben mit irgendwas "faktischem" schönsaufen.
Flagstaff schrieb:dass diese deine Hochrechnung ein identisches System als Basis heranzieht.
Wo bittschön findste bei mir "identisches System" als Prämisse???
Flagstaff schrieb:meiner Meinung nach beträfe dies den Mikrokosmos eher als den Makrokosmos, denn eben auch Monde von großen Himmelskörpern können wie du sicher selbst weißt, theoretisch die Bedingungen liefern um z. B. Strahlungseinflüsse zu reduzieren, stabile Umlaufbahnen zu ermöglichen oder die Tektonik in Gang zu halten.
Weiß zwar nicht, was Du mit Mikro- und Makrokosmos dabei meinst, aber ja, Monde können durchaus wichtig sein. Vielleicht nicht grad bezüglich Deines "um z. B. Strahlungseinflüsse zu reduzieren" oder "die Tektonik in Gang zu halten", wohl aber immerhin, um "stabile Umlaufbahnen zu ermöglichen". Dies habe ich freilich auch stets berücksichtigt, da eine Achsstabilisierung für höheres Leben durchaus wichtig ist. Als eigene Bedingung handelt es sich um einen zusätzlichen Faktoren, der durch sein Hinzukommen die Gesamtwahrscheinlichkeit jedoch nur verkleinern kann. Dumm gelaufen. Immerhin können Monde die Gesamtwahrscheinlichkeit für Leben aber auch erhöhen. aber nur durch etwas, das Du gerade
nicht erwähnt hast. Nämlich wenn Monde selbst zu Leben beherbergenden Welten werden. Wenn ihre klimatischen Oberflächenbedingungen nicht von der stellaren habitablen Zone abhängen, sondern z.B. von den Gezeitenkräften des Planeten, den sie umkreisen.
Allerdings erhöht dies die Gesamtwahrscheinlichkeit für Lebensentstehung wie es scheint nur graduell, besonders für höheres Leben.
Die Gezeitenkräfte des Jupiters, die auf den Mond Io einwirken, sind ungefähr 6000 mal so stark wie die Gezeitenkräfte des Mondes auf die Erde. Diese Kräfte allein besagen freilich noch gar nichts, sie könnten auch geradezu Null Auswirkungen haben. Die Gezeitenkraft des Jupiter würde Io über kurz oder lang in eine gebundene Rotation bringen (schon geschehen) und womöglich auch die elliptische Bahn nivellieren. Nun umkreist Io den Jupiter nicht allein, und vor allem die Monde Europa und Ganimed beeinflussen die Iobahn. Deren Gezeitenkräfte auf Io entsprechen zwar nur der des Erdmondes auf die Erde, aber dies verstärkt die elliptische Bahn Ios um Jupiter. Dadurch wird die Libration Ios verstärkt, quasi eine Art "Unwucht" der gebundenen Rotation. Dadurch können die Gezeitenkräfte des Jupiters nun doch unterschiedlich auf Io einwirken und den Mond durchkneten, mit einem Differenzbeitrag von noch immer stattlichen rund 1000 lunaren Gezeitenkräften.
Es zeigt aber schon mal, daß ein solches "Gezeitenkraftwerk" bei einem Mond um einen Gasriesen nicht die Regel sein muß, sondern nur funzt, wenn weitere massereiche Monde sich in nötiger Nähe befinden. Die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für Leben erhöht sich nur graduell.