Mensch-514229 schrieb:Dass sich da auch “Leben” in unserem Sinne gebildet hat ist daher ziemlich naheliegend.
Es mag sein, dass sich auf Planeten, die der Erde stark ähneln, auch Leben entwickelt hat, aber wie "naheliegend" das ist, können wir nicht numerisch abschätzen, weil uns die konkreten Umstände, unter denen Leben zwangsläufig entsteht, nicht bekannt sind. Daher können wir hier nicht mit Wahrscheinlichkeitswerten operieren, die aus dem aus dem Bauchgefühl heraus geschätzten "ziemlich naheliegend" ein "muss so sein, weil ..." machen. Hierbei sind wir also auf mangelnde Kenntnis zurückgeworfen, die erst dann beseitigt werden kann, wenn man außerirdisches Leben anderswo gefunden hat.
Mensch-514229 schrieb:Was ist aber, wenn an Orten mit komplett anderen Bedingungen und auf einer komplett anderen Basis als bei uns, also nicht aus Aminosäuren, Wasser, Kohlenstoffverbindungen usw. etwas entstanden ist, dass wir mit unserem, auf unsere Welt beschränkten Verstand nicht als “Leben” wahrnehmen können?
Das hingegen können wir mit Hilfe unserer Kenntnisse über das Periodensystem der Elemente mit Sicherheit ausschließen. Unser "auf unsere Welt beschränkter Verstand" schließt die Planeten mit ein, die sich innerhalb dieser Welt - also des Universums - befinden. Wenn wir also über die Möglichkeit des Vorhandenseins außerirdischen Lebens nachdenken, können wir die physikalischen und chemischen Gesetzmäßigkeiten mit einbeziehen, die hier gültig sind. Es gibt keine Belege, dass diese Gesetzmäßigkeiten jenseits des Sonnensystems nicht gültig wären, so dass es plausibel ist, dieselben auch im Rest des Universums gültig sein zu lassen.
Aus diesen Gesetzmäßigkeiten folgt zwingend, dass Leben zum einen erkennbar ist (es handelt sich um Stoffwechselsysteme, die ihren Ordnungsgrad selbstständig reproduzieren können und daher über eine Begrenzung verfügen, mit der sie sich von ihrer Umgebung abheben). Zum anderen folgt daraus, dass es sich bei den Stoffwechselprozessen um chemische Reaktionen handelt, die mit Hilfe von komplexen Kohlenstoffverbindungen im Beisein von Wasser ablaufen, da sich aus den Eigenschaften der Elemente keine anderen Möglichkeiten ergeben können, die sich zu solch komplexen Stoffwechselsystemen organisieren könnten.
Beides zusammen - also abgegrenzte Systeme mit Stoffwechsel auf der Basis von Kohlenstoffverbindungen in Wasser und die Gültigkeit der Naturgesetze im ganzen Universum - ergibt, dass sich Leben nur auf Himmelskörpern halten kann, die ähnlich beschaffen wie die Erde sind, so dass man vorrangig dort fündig zu werden hofft, wo auch irdisches Leben gedeihen könnte - also auf Planeten von Erdgröße in den habitablen Zonen von sonnenähnlichen Sternen, die mehrere Milliarden Jahre alt sind.
"Kohlenstoffchauvinismus" und "G-Stern-Chauvinismus" sind also nicht Anzeichen von "geozentrischer Beschränktheit" - gern auch noch garniert mit "Mensch als Krone der Schöpfung" oder ähnlichem Quark - sondern Ausdruck der Erkenntnis, was aus naturgesetzlichen Zwängen heraus möglich und was unmöglich ist. Wenn es irgendwo anders Leben gibt, wird es dem irdischen ähnlich genug sein, um demzufolge bevorzugt an Orten zu gedeihen, die der Erde ebenfalls ähnlich genug sind - was allerdings nicht ausschließt, dass es dennoch exotisch genug ist, um in unseren Augen als "bizarr" zu gelten. Man schaue sich dazu nur mal die Formenvielfalt irdischen Lebens an ...