Taln.Reich schrieb:Ich häötte wohl den Zusatz "sofern Lebensentstehung nicht außerordentlich selten ist" nicht herausnehmen sollen. Ich meine,klar, wenn Lebensentstehung so extrem selten ist, dass man schon 10^30 Universen bräuchte damit der Erwartungswert bei 1 liegt, reicht "in absehbarer Zeit" natürlich nicht aus.
Scherzbold. Auch wenn unsere Technologie in naher, erlebbarer Zukunft soweit ist, lebenstragende Planeten zu detektieren, so wird diese nicht für das ganze Universum ausreichen, sondern nur für unsere Heimatgalaxie. Sollte Leben häufig genug auftreten, daß wir mit hundertmilliarden belebten Welten im sichtbaren Universen rechnen dürfen, wären das dann auch "bloß" ein mal Leben pro Galaxie.
Und selbst innerhalb der Galaxie haben wir auch mit dieser Zukunftstechnologie unsere Schwierigkeiten. Die Galaxis ist nämlich eine Scheibe. Mit ordentlicher "Dicke", aber dennoch verhindert der Blick quer durch diese Scheibe, die Sterne fernerer Regionen ordentlich in den Blick zu bekommen. Issn bisserl wie im Wald. Je ferner die Bäume, desto mehr verstellen nähere Bäume uns den Blick auf jene. Gravitationslinseneffekte der näheren Sterne dürften es erschweren zu bewerten, ob das Pendeln eines fernen Sternes durch Planeten verursacht ist oder durch eben diesen Gravitationslinseneffekt. Und auch der Bulge mit seinen zahlreichen Sternen ist ein Problem für sich. Die Sternendichte ist dort so hoch, daß wir bis heute nicht mal eine Vorstellung von der Struktur der Galaxie-Arme auf der anderen Seite des Bulges haben. All die Sterne dahinter fallen also für unsere Erkundung belebter Welten aus. Ohnehin dürfte auch mit der für die nahe Zukunft zu erwartenden Technologie das Detektieren von Planetenatmosphären bei Distanzen im fünfstelligen Lichtjahrbereich zunächst "Zukunftsmusik" bleiben.
Wie viele Exoplaneten kennen wir bereits? Sind schon ne stattliche Zahl. Von wie vielen Sternensystemen? Von deutlich weniger, da viele Sterne mehrere Planeten haben. Die Galaxis nun hat hundert Milliarden Sterne, vielleicht auch das Zwei-, Drei- oder Vierfache. Da wir vor allem mit der Transitmethode Exoplaneten detektieren - und da auch die Atmosphärenanalyse einen Planetentransit "vor" dem Zentralgestirn benötigt, werden wir all jene Planeten, die von uns aus gesehen nie zwischen uns und ihrem Stern stehen, so nicht auf Lebenshinweise in ihrer Atmosphäre untersuchen können. Was im Übrigen die absolute Mehrheit aller Exoplaneten darstellt. Was, wenn wir nur 0,1 Prozent aller Exoplaneten untersuchen können? Das wären dann noch immer Planeten unter hundertmillionen fernen Sonnen (oder zwei bis vier Mal so viel). Wie lange wird es wohl dauern, Dutzende von Millionen Planetenatmosphären zu beobachten und zu untersuchen? vor allem, wenn wir erst mal Planeten größerer Sterne haben, die für einen Umlauf nicht nur wenige Tage benötigen wie bei Zwergsternen, sondern Monate oder ein bis zwei Jahre? Diese erdähnlichen Planeten in habitaler Zone um sonnenähnliche Sterne (also die ohne die lebensungünstigen Handycaps der gebundenen Rotation sowie der allzugroßen Sternennähe bei schwankender Sonnenaktivität) müssen ja überhaupt erst mal entdeckt werden, wofür sinnigerweise wenigstens zwei Transite sinnvoll wären. Und dann muß man wieder auf nen Transit warten, um die Atmosphäre zu detektieren. Glaubst Du, wenn wir erst mal die passende Technologie haben, werden wir die betreffenden zig Millionen Planeten auch binnen Menschenalter alle durch haben?
Und dann hätten wir auch erst ein Tausendstel aller Planeten abgegrast (wenn nicht noch weniger wegen Linseneffekt und Bulge). Bei tausend belebten Welten pro Galaxie hätten wir dann gute Chancen, nicht eine belebte Exowelt gefunden zu haben.
Nee, Deinen Optimismus teile ich wahrlich nicht. Und zwar aus guten, benennbaren Gründen, wie Du siehst. Und worauf stützt sich Dein Optimismus?