@Taln.ReichIm Vergleich zum Gesamtzeitrahmen in dem Flüssiges Wasser auf der Erde existieren kann (d.h. beginnend ab etwa 4400*10^6 Jahren in der Vergangenheit und bis in etwa 1900*10^6 Jahren) sind die etwas mehr als hundert Millionen Jahre zwischen dem ersten Auftreten von flüssigen Wasser und dem ersten Auftreten von Leben ziemlich schnell. Und das ist nicht nur meine persönliche Einschätzung.
Jahrzehntelang verschoben Neufunde, Debatten und Verwerfungen den Zeitpunkt der Entstehung des Lebens immer wieder fröhlich zwischen 3,9 und 3,2 mya a hin und her. Derzeit hat man den Zeitraum aufs Eoarchaikum (von 4 bis 3,6 mya a BP) eingegrenzt.
Die Entstehung flüssigen Wassers auf der Erde fand zuvor im Hadaikum (4,6 bis 4 mya a BP) statt, ebenfalls mit schwankenden Angaben. Der Fund 4,4 Milliarden Jahre alter Zirkone in Australien belegt, daß es damals schon einen Ozean sowie Festland gab. Eine leichte Unsicherheit besteht darin, ob dieser frühe Ozean dauerhaft bestand oder zwischenzeitlich nochmals verschwand.
Der jüngste mir bekannte veranschlagte Zeitpunkt für die dauerhafte Existenz von flüssigem Wasser liegt bei 4,1 mya a, der älteste für die Existenz von Leben bei 3,9 mya a. Macht 200 Millionen Jahre Zwischenzeit. Könnten aber auch derzeit bis 800 Milliönchen sein.
Aber selbst hundert Millionen Jahre stellen einen immens langen Zeitraum dar für die reine Dauer der Lebensentstehung in einem geeigneten Milieu. Und selbst eine frühzeitige, also zwangsläufige Entstehung wenige Wochen nach Erreichen des Milieus klärt nicht auf, wie viele der Milliarden Welten just diese Bedingungen erfüllen, daß dort jenes Milieu zustandekommt.
Wenn es 200 Mio Jahre füreinen erfolgreichen Versuch braucht, wieso ist dann nach 5000 Mio Jahren kein Erfolg vorhanden? Der Logik kann ich nich ganz folgen.
Wenn die statistische Wahrscheinlichkeit eines Lottohauptgewinns bedeuten würde, daß Du im Schnitt 200 Jahre lang für einen Hauptgewinn spielen müßtest, dann könnte es Dir trotzdem passieren, schon bei der ersten Ziehung zu gewinnen. Du könntest freilich auch 5000 Jahre lang spielen, ohne einen einzien Hauptgewinn abzugreifen. Diese Wahrscheinlichkeit ist übrigens genauso groß wie die, bereits nach acht Jahren den Hauptgewinn zu machen. Die Wahrscheinlichkeit, bereits bei der ersten Ziehung zu gewinnen, entspricht am anderen Ende der Wahrscheinlichkeit, erst nach zwei Millionen Jahren einen Gewinn zu erzielen. Bei 200 Jahren Spieldauer im Schnitt.
Nun treffen wir einen Lottogewinner. Von dem wissen wir freilich nur eines, nämlich daß er 200 Millionen Jahre lang Lotto gespielt hat, bis er gewonnen hat. Wir wissen aber nicht, ob diese 200 Millionen Jahre Spieldauer der normale Durchschnitt für einen Treffer sind. Es könnte ja auch sein, daß er deutlich länger spielen mußte, als statistisch für das Mittel zu erwarten wäre. Es könnte aber ebenso gut sein, daß er erstaunlich schnell gewonnen hat. Da dieser Lottogewinner in Ermangelung weiterer Lottogewinner für uns ein singuläres Ereignis darstellt, haben wir keinerlei Möglichkeit, aus ihm herauszulesen, wie lange so ein Gewinn normalerweise auf sich warten läßt. Seine 200 Millionen Jahre schließen keineswegs aus, daß 99,999.999.999 Prozent aller weiteren Spieler dieses Lottos mindestens 10 Milliarden Jahre lang spielen müssen, bevor sie im Lotto gewinnen. Könnte freilich auch ein Extrem in die entgegengesetzte Richtung sein. Wir wissen es schlicht nicht, und daher können wir darüber auch nichts aussagen.
Naja, ein bisserl geht schon noch. Nämlich die rein stochastische Aussage, daß die Wahrscheinlichkeit für einen extremen Ausreißer nochmals viel extremer unwahrscheinlich ist. Die Wahrscheinlichkeit, daß ein singuläres Ereignis zum Mittelfeld des "Gaußschen Hutes" gehört statt zur "Hutkrempe", ist die größte. Deutlich größer als die Wahrscheinlichkeit, daß das singuläre Ereignis direkt am Mittel liegt oder halb so lang bzw. doppelt so lang gedauert haben könnte (oder was dazwischen).
Wenn ein Ereignis, welches gemeinhin nur Sekunden bis Wochen dauert, erst nach zweihundertmillionen Jahren eintritt, dann können wir also wenigstens sagen, daß die Wahrscheinlichkeit, im Mittel schon nach einer Million Jahren mit dem erfolgreichen Eintreten dieses Ereignisses zu rechnen, extrem gering ist.
Aber selbst eine Million Jahre sind für den Zeitraum der konkreten Lebensentstehung eine immense Zeit. Wie auch immer Leben entstanden ist, es handelt sich um ein Milieu von angereicherten bereits komplexeren organischen Molekülen, einem Fluidum und Bereichen unterschiedlicher Reaktionsfreudigkeit. Sagen wir mal, die eigentliche Lebensentstehung dauert 36,5 Tage. Auf der Erde findet sich an zehn Orten dieses Milieu, und pro Milieu finden gleichzeitig nebeneinander hundert solcher Prozeßabläufe statt. Macht 10x100x10= zehntausend Entstehungsversuche pro Jahr. Macht zehn Milliarden Versuche in einer Jahrmillion.
Freilich rechne ich mit sehr viel mehr Milieus auf der frühen Erde, auch zumindest zum Teil mit sehr viel größeren Milieus und vielen tausend gleichzeitigen Abläufen pro Milieu. Und ich rechne mit Minuten statt 36,5 Tagen für einen einzelnen Lebensentstehunngsversuch. So können es locker auch zehn Milliarden mal zehn Milliarden Versuche der Lebensentstehung gewesen sein, bevor nach einer Million Jahren Leben entsteht. Für jeden einzelnen Versuch, für jede einzelne Abfolge vom Verknüpfen organischer Moleküle bis hin zu einer reproduzierbaren Proto-Zelle, bedeutet dies eine Erfolgschance von 1 : 10^20. Lebensentstehung ist also ein extrem unwahrscheinlicher Prozeß. Unvorstellbar extrem. Man könnte nun auch sagen, die Masse machts eben. Doch stimmt das oft nur auf dem Papier. Denn erstens heißt das statistische Mittel nicht, daß nach entsprechend vielen Abfolgen auch ein mal ein Erfolg auftritt, sondern eigentlich nur, daß jeder einzelne versuch geradezu mit Sicherheit fehlschlägt. Und zweitens bleiben Millieus angereicherter komplexer organischer Materie nicht ewig bestehen. Je größer solche Moleküle, desto schneller zerfallen sie auch wieder. Letztlich dünnen solche Milieus über kurz oder lang aus. Durch das Große Bombardement sind überhaupt so viele Moleküle auf die Erde gelangt, daß sich überhaupt solche Milieus angereicherter organischer Verbindungen bilden konnten. Verringert sich der Nachschub, verschwinden auch die Milieus.
Schwarze Raucher immerhin dauern länger an als das Große Bombardement. Doch versorgen diese ihr Milieu vor allem mit Energie und wichtigen Mineralien/Elementen, nicht jedoch mit komplexen langkettigen organischen Molekülen in großer Bandbreite. Die wären also ebenfalls auf eine Anreicherung diesen Materials von außen angewiesen.
Einfach den Faktor Zeit einbringen, das klappt eben nur auf dem Papier. In der Realität hingegen bleibt die Zahl realer Versuchsreihen, wie riesig auch immer, dennoch begrenzt.
Was sich zweihundert Millionen Jahre Zeit läßt, das kann genauso gut auch nie eintreten.
Die Analogie knirscht aber. Die Äquivalenz für die Analogie wäre eher "Wasserdurchbrechender Vulkan ^= Terrestrischer Planet in habitaler Zone".
Nein. Die Analogie ist: "Hotspot, der Vulkanberge erzeugt = terrestrische Planeten in habitabler Zone". War ja mehr als deutlich gemacht durch das "milliardenfach erfolgt". ich brachte milliarden Vulkanberge ein wegen der hochgerechneten milliarden terrestrischen Planeten in habitabler Zone. Nun aber müssen weitere Bedingungen erfüllt sein, daß dort Leben entstehen kann. Etwa das Vorkommen von H2O, von Anreicherungen organischer Materie, von wasweißichnochalles. Das steht dann parallel zu der Bedingung "muß die Wasseroberfläche durchbrechen" in meinem Beispiel.
Ich habe mich auf gar nichts festgelegt, wie ich durch meine "ich kann nicht ausschließen"-Beispiele schon überdeutlich gemacht habe. Ich tendiere nur zu einer bestimmten Möglichkeit.
Von dem Tendieren bin ich bei Dir anfangs auch ausgegangen, weswegen ich Dich drauf aufmerksam machte, daß ein "werden kann" sauberer wäre als ein "wird". Dies hast Du dann jedoch deutlich abgewiesen. Du tendierst nicht zu einer Möglichkeit, sondern Du gehst von einer Sicherheit aus. Dem gegenüber ein alternatives Nichteintreffen nur "nicht ausgeschlossen" werden kann. Wie das eben auch bei jeder anderen Sicherheit der Fall ist. Nicht ohne Grund hast Du dann ja auch mehrfach bei meinen "Könnteauchanders" nach Belegen gefragt. Nicht weil Du nur davon wegtendierst, weil Dir anderes halt lieber ist, sondern weil Du das für geradezu unrealistisch hältst.
Zudem: sollte man bei einen Diskussionsforum überhaupt auf eine bestimmte Art von Aussagen Reflexhaft reagieren? Sollte man nicht eher Nachdenken bevor man anfängt zu schreiben?
Erstens ist in diesem Zusammenhang der Pawlowsche Reflex nur ne Metapher gewesen, kein wirklicher Reflex. Zweitens sprach ich von "meinem PR" nur, weil Du zuvor geschrieben hast, was man im Deutschen sagen könnte für das, was Du mir da nachgesagt hast - ohne daß ich Deiner Unterstellung damit zustimme. Und drittens brauche ich fürs Schreiben meiner Beiträge in der Regel ordentlich viel Zeit incl. Unterbrechungen, sodaß sich Denken unter Garantie einstellt, wie impulsiv ich auch immer so eine Entgegnung anfangen sollte.