@Rao Auch Du gehst hier fehlerhaft von unserem heutigen Literaturverständnis aus
Nein, denn es gab schon immer unterschiedliche Genres und unterschiedlich schlaue Leute. Ich sagte auch, dass es Leser gab, die fiktive Figuten für echt hielten. Aber genug Leser, die es eben nicht taten.
Es ist seitens des Autors eine Frage der Intention. Versteht sich der Autor als Romanschreiber oder als Fachautor auf einem Sachgebiet?
Niemand hat bereits damals Charles Darwin´s Abhandlung über die Entstehung der Arten mit einem Roman verwechselt, und nur wenige die Sherlock Holmes Geschichten mit Tatsachenberichten.
Selbst die, die Trauer trugen, als Holmes fiktiv starb, taten dies nicht, weil sie eine echte Person betrauerten, sondern eine liebgewonnene Romanfigur. Sie wollten einfach mehr Holmes Geschichten lesen, dh, heißt aber nicht, dass sie deshalb Holmes für echt hielten.
Wer sich tragische Romane ("Die Leiden des jungen Werthers") zu Herzen nimmt und sich mit den Figuren identifiziert, der tut dies aus persönlichen Gründen, weil er sich in ihnen erkennt. Aber das heißt nicht, dass so Jemand diese Romanfigur für eine real existierende hält, obwohl das vereinzelt natürlich auch vorkommen kann.
Goethe schrieb hier daher keinen biografischen Roman, sondern einen Roman, der bewegen sollte. Das Gemüt. Nicht die Wissenschaft, genauso wenig wie er Fakten verbiegen wollte. Und das fast ein Jahrhundert vor Karl May.
Also, die Nummer mit "damals waren alle Leser zu blöde" zieht immer noch nicht.
"Damals" gab es, wie heute, welche, die persönlich nicht zwischen Fiktion und Fakt unterscheiden können oder wollen, ja, und es gab und gibt halt leider heute immer noch oder sogar mehr Autoren, die genau diese/n Unfähigkeit/Unwillen für ihre Zwecke ausnützen.