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I LOVE SUOMI 💙 🤍 🇫🇮

3.395 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Finnland, Suomi ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

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14.07.2022 um 19:36
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Ich kann das nicht derart radikal sehen. Meiner Wahrnehmung nach versucht man in Finnland natürlicherweise Eigeninteressen zu vertreten.
Nur wie? Mit schlechten Argumenten, die tief blicken lassen! Das ist mein Vorwurf, doch nicht, daß jetzt gefeilscht wird. Nur die Feilsch-Argumente sind mies.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Wie weit soll man denn Subventionieren bis alle zufrieden wären? Etwa bis die Muttergesellschaft selbst zum Pflegefall wird?
Es geht hier gerade um zwei Staaten und deren Beitrag. Damit nicht Tochter- und Muttergesellschaft kaputt gehen. Deine Frage geht daran vorbei.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:dann würde der finnische Steuerzahler zu Kasse gebeten werden, um Deutschlands verfehlte Energiepolitik zu bezahlen.
Ja, so ging es damals der EU mit Griechenland. Genau das steht zuweilen an.

Und nochmals, das mit der "verfehlten Energiepolitik" hab ich zur Disposition gestellt, issn bisserl fraglich, das weiterhin wie ne Tatsache in die Wagschale zu werfen.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:5,5 Millionen Finnen sollen für knapp 84 Millionen Deutsche Steuern zahlen, für Deutschlands Energiepolitik? Wow.
Jetzt also auch Du? Davon habe ich überhaupt nicht gesprochen, wie hoch die jeweiligen Beiträge beider Länder ausfallen sollen. Sondern nur, womit gerechtfertigt wird, daß schließlich die anderen... Wäre im Sanomat dies gekommen "hey, wir sind ne kleine Volkswirtschaft, also könnwa auch nur nen geringeren Beitrag leisten", dann wärs ja ok gewesen. Gekommen sind aber andere "Argumente", und die sind mies und lassen leider tief blicken.

Und die kriegst Du nicht reingewaschen mit nem weiteren Argument, welches an sich ja ok wäre, für sich betrachtet.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Zu dem bleibt ja festzuhalten, dass die Finnen sehr wohl am Verhandlungstisch hocken
Wie die Deutschen. Aber welche große Tageszeitung Deutschlands schiebt in vergleichbarer Weise Schuld und Verantwortung auf Finnland?
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Zudem ist man durchaus auch willig eigene Fehler wahrzunehmen, wie man dem Hesari-Artikel ebenfalls entnehmen kann.
Ja genau. "Wir haben uns zu lange von den Deutschen in die Irre führen lassen." Was für ein Eingeständnis! Da machen sich die Finnen eher zu Opfern und Deutschland zum Doppelschuldigen.

Und wie ich schon schrieb: es stimmt ja nicht mal. Diese Art der Politik war finnische Hausmannskost seit Paasikivi und Kekkonen.


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14.07.2022 um 21:28
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Ich! Faß! Es! Nicht! Was verdammt noch mal hat Finnland seit Ende WWII für ne Überzeugung ausgelebt? Paasikivi-Kekkonen-Linie, sag ich nur. Niemand mußte Finnland bis Anfang Ukrainekrieg dazu überreden, politisch stabilisierende Wirtschaftskontakte zu Rußland aufzubauen und zu pflegen, ja gar Militärpakte zu meiden, um den schlafenden Bären nicht zu reizen.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Diese Art der Politik war finnische Hausmannskost seit Paasikivi und Kekkonen.
Darum geht es nach meinem Verständnis nicht. Natürlich haben die Finnen ihre Kontakte zum östlichen Nachbarn bestens gepflegt. Die Spitzenpolitiker gingen zusammen in die Sauna etc. Keine Frage. Diese finnische Art der Nachbarschaftspflege hatte sich bewährt, und funktionierte -je nach Gegenüber- mal mehr und mal weniger gut über all die Jahre.

Aber sag' bitte an welcher Stelle die Finnen sich in so eine existenzielle Abhängigkeit von Russland gebracht hätten wie Deutschland, aufgrund seiner Energiepolitik? Die deutsche Energiepolitik war auch diesbezüglich -rückblickend betrachtet- einfach nicht gut. Das kann man ja eingestehen (... an der Stelle noch nicht mal im Hinblick auf den ökologischen Aspekt der bevorzugten Energiequellen, sondern lediglich bezüglich der extremen Abhängigkeit).
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Finnland teilte freilich zu lange die Überzeugung Deutschlands, dass Russland durch gegenseitige Abhängigkeit gebunden werden könne.
Das ist mMn. keine Schuldzuweisung. Dieses ist ein Eingeständnis dessen, dass man zu lange mit Russland Geschäfte gemacht hat, und nunmehr -nach der Invasion Russlands in die Ukraine- vollends ernüchtert über diesen Nachbarn in der Realität angekommen ist.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Was für ein "alle anderen sind schuld"!
Ich konnte nicht wahrnehmen, dass im Hesari-Artikel anderen Schuld zugewiesen wurde. Ich denke es geht mehr um Verantwortung. Deutschland hatte sich für seine spezielle Art der Energiepolitik entschieden, und ist dafür verantwortlich.
So wie Finnland für seine Energiepolitik verantwortlich ist, und auch verantwortlich dem Steuerzahler gegenüber darlegen sollte, weshalb es z.B. keine Vertragsgestaltung bei der Uniper-Übernahme gab, die beinhaltet hätte, Preiserhöhungen weiter zu geben 🤔
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Aber welche große Tageszeitung Deutschlands schiebt in vergleichbarer Weise Schuld und Verantwortung auf Finnland?
Für Deutschland sind die in Rede stehenden Summen vgl. 'überschaubarer'. Für Finnland sind sie gewaltig (s. nachfolgender aktueller Artikel aus dem Hesari). Möglicherweise daher eine andere 'Dringlichkeit' und Emotionalität in der Sache. In der deutschen Presse sind diese Themen auch nicht im Ansatz so vordergründig wie in Finnland.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Gekommen sind aber andere "Argumente", und die sind mies und lassen leider tief blicken.
Wie gesagt .. 'mies' habe ich jetzt nicht so wirklich mitbekommen, eher -wie Du es nennst- 'Gefeilsche' am Verhandlungstisch, und etwas 'Geklapper' in den Medien, die ja auch im Ausland wahrgenommen werden.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Ja, so ging es damals der EU mit Griechenland. Genau das steht zuweilen an.
Ja Goliath hilft David. Aber umgekehrt? Das fände ich schon selbstgefährdend.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Jetzt also auch Du?
Was jetzt auch ich? Es scheint so, als ob wir an der ein oder anderen Stelle ein wenig aneinander vorbei geredet haben könnten, oder die Angelegenheit eben unterschiedlich wahrnehmen. Aber das ist doch auch ok, oder? Möglicherweise einfach verschiedene Perspektiven.


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14.07.2022 um 21:30
Lassen wir es.


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14.07.2022 um 21:32
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Lassen wir es.
So denn.


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14.07.2022 um 21:38
Politik|Energie

Tuppurainen auf Rettungsmission in Berlin, Fortum in Schwierigkeiten - Darum geht es bei der Uniper-Krise

Bei der Uniper-Krise geht es nicht nur um die Zukunft der Energieversorgung, sondern auch um das Geld der finnischen Steuerzahler. HS wirft einen Blick darauf, worum es in diesem Fall geht.


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Die Lage von Fortum ist ernst. Seit zwei Wochen wird über die Rettung der Tochtergesellschaft Uniper verhandelt. Der Hauptsitz von Fortum im Jahr 2017. FOTO: HEIKKI SAUKKOMAA / LEHTIKUVA


Alli Hallonblad HS
19:22


Die Lage des Energieunternehmens Fortum ist düster. Die Verhandlungen mit Deutschland über die Rettung der Tochtergesellschaft Uniper laufen seit zwei Wochen auf Hochtouren, ohne dass sich bisher ein Ergebnis abzeichnet. Die Lösung ist dringend, denn das Unternehmen macht täglich Verluste in zweistelliger Millionenhöhe.

Am Donnerstag reiste die Europaministerin Tytti Tuppurainen (sd) nach Berlin, um bei der Rettungsaktion zu helfen.

Dabei geht es nicht nur um die Zukunft der Energieversorgung, sondern auch um das Geld der finnischen Steuerzahler.

Was hat es mit der Uniper-Krise auf sich?

Warum ist Fortum jetzt in Schwierigkeiten?

Fortum ist ein staatlicher Energiekonzern mit Sitz in Finnland, der Energie nicht nur in Finnland, sondern auch in anderen nordischen Ländern und z. B. in Deutschland vertreibt.

Die Steine in Fortums Schuh sind derzeit seine Beteiligungen im Ausland, insbesondere das deutsche Energieunternehmen Uniper, das Fortum 2018 für 7 Milliarden Euro gekauft hat. Uniper ist vor allem in den Bereichen Erdgas und Kohle tätig, verfügt aber auch über Wasser- und Kernkraftwerke. Fortum ist zu 78 % an Uniper beteiligt.

Auch Fortum hat in letzter Zeit Verluste erlitten, da das Unternehmen sein Geschäft in Russland heruntergefahren hat.

Wie groß sind die Probleme von Uniper?

Uniper macht derzeit Verluste von bis zu 50 Mio. EUR pro Tag bzw. 1,5 Mrd. EUR pro Monat. Im Vergleich dazu ist der monatliche Betrag höher als die Haushalte t der finnischen Ministerien für Justiz und Umwelt im Haushaltsvoranschlag des Finanzministeriums für 2022 zusammengenommen.

Wenn keine Lösung gefunden wird, wird Uniper bei dem derzeitigen Tempo innerhalb weniger Wochen bankrott sein.


Was sind die Gründe für die Schwierigkeiten von Uniper?

Die Schwierigkeiten von Uniper sind auf die Energiekrise zurückzuführen, die nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar begann. Uniper, einer der größten Erdgashändler Europas, hat einen großen Teil des von ihm verkauften Gases von der staatlichen russischen Gasgesellschaft Gazprom gekauft.

Allerdings hat Gazprom seit dem 16. Juni nicht mehr als 40 % der vereinbarten Menge an Uniper geliefert.

Nun muss Uniper sein Gas anderweitig zu einem bis zu zehnmal höheren Preis einkaufen, kann die Mehrkosten aber nicht direkt an die Verbraucher weitergeben.

Warum hat sich die finnische Regierung in die Verhandlungen eingemischt?

Der finnische Staat ist zu 51 % an Fortum beteiligt. Da sich Fortum in staatlichem Besitz befindet, verliert das Unternehmen bei Verlusten indirekt Steuergelder.

Es ist möglich, dass Fortum aufgrund von Uniper so große Verluste erleidet, dass es zusätzliches Kapital benötigt. Der Retter von Fortum wäre der finnische Staat, also die finnischen Steuerzahler. Die Summe würde sich auf mehrere Milliarden Euro belaufen.


Die Verluste von Fortum wirken sich nicht nur auf die vom Staat gehaltenen Aktien, sondern auch auf die Dividenden, die er direkt erhält, aus. Der Betrag ist erheblich: Der Staat hat in diesem Jahr rund eine halbe Milliarde Euro an Dividenden erhalten. Der Wert der vom Staat gehaltenen Fortum-Aktien ist bereits um rund 6,7 Milliarden Euro gesunken.

Warum lässt man Uniper nicht einfach bankrott gehen?

Für Deutschland ist der Konkurs von Uniper keine Option, da das Unternehmen eine Schlüsselrolle bei der Gasversorgung des Landes spielt. Deutschland ist auf russisches Gas angewiesen, insbesondere seit der Abschaltung seiner Kernkraftwerke nach dem Reaktorunfall in Fukushima 2011.

Sollte Uniper fallen, stünde Deutschland im kommenden Winter eine Energiekatastrophe bevor, die schlimmer ist als erwartet. Die Situation würde sich auch auf Europa insgesamt auswirken, da Deutschland eine der wichtigsten Volkswirtschaften in der Region ist.

Für Fortum wäre der Konkurs von Uniper an sich eine mögliche Lösung, aber als Mehrheitsaktionär würde es große Verluste erleiden. Erstens würde es die sieben Milliarden verlieren, mit denen es Uniper ursprünglich gekauft hatte. Seine Beteiligung wurde jedoch bereits auf 2,6 Milliarden Euro zum Börsenkurs reduziert.

Allerdings subventionierte Fortum im Januar Uniper auch mit 8 Mrd. EUR, als die Tochtergesellschaft aufgrund des Anstiegs der Erdgaspreise eine Garantie benötigte. Damals schien der Anstieg eine vorübergehende Schwankung zu sein. Ein Teil der Finanzierung bestand aus Bürgschaften, ein Teil aus Gesellschafterdarlehen. Uniper hat das Geld bereits ausgegeben, so dass Fortum wahrscheinlich zumindest einen Teil davon verlieren würde.

Was wäre das Worst-Case-Szenario für Fortum?

Die deutsche Regierung hat erklärt, dass Uniper im Falle eines Konkurses verstaatlicht werden würde, d.h. der deutsche Staat würde das Uniper voll übernehmen. Deutschland würde dann einen Preis an die Uniper-Eigentümer zahlen, der letztendlich vor Gericht geklärt werden würde. Es würde sich auch für die Schulden verantwortlich zeichnen, die Uniper hat.

Deutschland würde das Risiko tragen, aber die Situation wäre immer noch besser als ein Konkurs für Uniper.

Für Fortum würde eine Verstaatlichung wahrscheinlich zu Verlusten in Milliardenhöhe führen. Sie würde jedoch wenigstens die 8 Mrd. EUR zurückerhalten, die sie an Uniper gegeben hat. Einen schlechterer Ausgang der Verhandlungen sollte für Fortum nicht akzeptabel sein.

Was wollen Fortum und Finnland?

Fortum hat vorgeschlagen, Uniper aufzuteilen. In diesem Fall würde Deutschland das Gasgeschäft von Uniper verstaatlichen, während der Rest des Unternehmens in eine separate Gesellschaft ausgegliedert würde, die bei den derzeitigen Eigentümern verbleiben würde. Die finnische Regierung unterstützt diesen Vorschlag.

Da das Gasgeschäft derzeit so verlustreich ist, könnte es sein, dass Fortum Deutschland für die Regelung entschädigen muss. Die zweitgrößte deutsche Gewerkschaft hat sich gegen den Vorschlag ausgesprochen.

Es ist möglich, dass Deutschland auch eine große Beteiligung am separaten Unternehmen verlangen würde.

Welche anderen Möglichkeiten gibt es?

Eine Möglichkeit besteht darin, dass Deutschland einen Teil des erhöhten Gaspreises an die Kunden von Uniper weitergibt. Die Gaspreise sind jedoch ein gewichtiges politisches Thema in Deutschland, was eine mögliche Preiserhöhung zu einem Risiko für die deutsche Politik macht.

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hat erklärt, dass Fortum einen Beitrag zur Rettung von Uniper leisten sollte.

Uniper können auch Rettungspakete angeboten werden. In der ersten Juliwoche erhielten deutsche Medien die Information, dass ein Rettungspaket von bis zu 9 Milliarden Euro für Uniper in Betracht gezogen wird.
https://www.hs.fi/politiikka/art-2000008944580.html


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15.07.2022 um 09:11
Inflation in Finnland steigt im Juni auf 7,8%


Finnland 15 Juli 2022


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Ein Mann kauft am 8. Juli 2022 in Helsinki Lebensmittel ein. Laut Statistics Finland sind die Preise für Fisch seit Jahresbeginn um 46% gestiegen. (Mikko Stig - Pressebild)



Die Inflation in Finnland beschleunigte sich im Juni um 0,8 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat auf 7,8 Prozent, berichtet Statistics Finland.

Die Verbraucherpreise stiegen vor allem bei Energieerzeugnissen, aber auch bei Lebensmitteln, wobei die Preise für Fisch um 46 Prozent und die für Kaffee, Eier, Mehl und Getreide um mehr als 30 Prozent seit Jahresbeginn gestiegen sind.
"Seit Dezember letzten Jahres sind die Preise für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke um 10 Prozent, für leichtes Heizöl um 76 Prozent, für Diesel und Benzin um 42 Prozent und für Strom um 22 Prozent gestiegen - und das in nur sechs Monaten", kommentiert Kristiina Nieminen, leitende Statistikerin bei Statistics Finland.

Auch anderswo in Europa steigen die Verbraucherpreise rasant an. Die harmonisierten Verbraucherpreisindizes von Eurostat zeigen, dass die Inflation in der Eurozone im Juni bei 8,6 Prozent lag. Die Inflation in den Vereinigten Staaten lag im Juni bei 9,1 Prozent, und damit auf dem höchsten Stand seit mehr als vier Jahrzehnten.

Laut Jukka Appelqvist, Chefökonom der finnischen Handelskammer, war die Inflation in Finnland seit März 1984 nicht mehr so hoch wie derzeit.

Die Schlüsselfragen sind, wie hoch der Höchststand sein wird und wie lange es dauern wird, bis die Inflation auf ein normaleres Niveau zurückgeht, meint er. Obwohl es nicht völlig unwahrscheinlich ist, dass der Höhepunkt im Juni erreicht wird, hält er es für wahrscheinlicher, dass sich der Anstieg der Verbraucherpreise bis zum Herbst weiter beschleunigen wird.

"Das Tempo wird sich zum Ende des Jahres und, noch deutlicher, zu Beginn des nächsten Jahres abschwächen. Die Inflation dürfte im nächsten Jahr auf einem höheren Niveau bleiben, als wir es in den letzten Jahren gewohnt waren", so Appelqvist.

Aleksi Teivainen - HT
https://www.helsinkitimes.fi/finland/finland-news/domestic/21881-inflation-in-finland-picks-up-to-7-8-in-june.html


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15.07.2022 um 19:02
Ebenfalls schönes Wochenende 😊


Was mich aber noch interessieren würde, gibt es neue Entwicklungen im `Fall´ Fortum und Uniper ? Hier lässt sich leider kaum etwas dazu finden.


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15.07.2022 um 20:15
Zitat von wagnerwagner schrieb:Was mich aber noch interessieren würde, gibt es neue Entwicklungen im `Fall´ Fortum und Uniper ? Hier lässt sich leider kaum etwas dazu finden.
Dieser Hesari-Artikel erschien gerade vorhin. Ist jetzt nix Aktuelles zu den Verhandlungen, aber er gibt den chronologischen Verlauf der Uniper-Übernahme wieder, falls es Dich interessiert:
Wirtschaft|Energie

Fortums Stromnetzkäufe lösten ein Chaos aus, auf dem Spiel stehen Milliarden von Steuergeldern - So geriet der finnische Staat mitten in die deutsche Energiekrise

Fortum hat jahrelang um die Kontrolle über Uniper gekämpft. Doch nun droht das deutsche Unternehmen in die Arme des deutschen Staates zu fallen. Das wäre ein großer Rückschlag für Fortum.


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Der Hauptsitz von Uniper in Düsseldorf. FOTO: WOLFGANG RATTAY / REUTERS



Samuli Niinivuo HS
18:06

Das staatliche finnische Energieunternehmen Fortum hat durch den Verkauf seiner Stromübertragungsaktivitäten in Finnland und Schweden Anfang 2010 eine große Summe verdient. Kurz darauf suchte das Unternehmen nach einem Ort, an dem es sein Geld investieren konnte, und fand ihn schließlich im deutschen Energieunternehmen Uniper.

Der Abschluss des Uniper-Geschäfts dauerte mehrere Jahre. Erst im Jahr 2020 gelang es Fortum, seinen Anteil an Uniper auf über 70% zu erhöhen. Im Zuge der europäischen Gaskrise droht Uniper jedoch in die Arme des deutschen Staates zu fallen.

HS fasst zusammen, wie Fortum Jahr für Jahr mitten in die deutsche Energiekrise geriet.


2013

Fortum kündigt den Verkauf seines Stromübertragungsgeschäftes in Finnland und Schweden an. Gleichzeitig kündigt es an, dass es sich auf die Erzeugung und den Verkauf von Strom und Wärme konzentrieren wird.

2014

Fortum erhält insgesamt 9,3 Mrd. EUR aus den Transaktionen in Finnland und Schweden und beginnt mit der Suche nach einer geeigneten Investition.

In Finnland werden die Stromnetze von Fortum von der Stromverteilungsgesellschaft Caruna gekauft.


2016

Der deutsche Energiekonzern Eon trennt sich von seinen konventionellen Kraftwerken. Sie werden auf Uniper übertragen, ein Unternehmen im Besitz von Eon, das an der Börse notiert wird.

Uniper produziert Energie aus Wasserkraft, Kohle und Gas. Außerdem besitzt es Beteiligungen an Gaspipelines, Kernkraftwerken und LNG-Terminals in ganz Europa.

Die Börsenentwicklung von Uniper ist zunächst schleppend. Fortum ist an dem Unternehmen als potenzielle Investition interessiert. Insbesondere die Wasserkraftanlagen von Uniper in Schweden sind für Fortum attraktiv.


2017

Fortum nimmt Gespräche mit Eon auf, um dessen Beteiligung an Uniper zu erwerben. Eon hält rund 47% an Uniper.

Detaillierte Informationen über die Verhandlungen zwischen Fortum und Eon sind an die Öffentlichkeit gedrungen, so dass Fortum gezwungen ist, ein öffentliches Angebot für Uniper abzugeben.

Das Management von Uniper wird sich gegen den Verkauf des Unternehmens an Fortum aussprechen. In einem Interview mit Helsingin Sanomat fragt sich der Vorstandsvorsitzende Klaus Schäfer, warum Fortum ein großes, teures Unternehmen kaufen will, das nicht zu seiner Strategie passt. Er vermutet, dass Fortum die Absicht hat, das Unternehmen zu zerschlagen.


2018

Eon gibt bekannt, dass es 47% der Uniper-Anteile an Fortum verkaufen wird. Fortum wird 3,76 Mrd. EUR für die Anteile zahlen. Der Gesamtwert der Transaktion entspricht 8 Mrd. EUR.

Für die anderen Uniper-Aktionäre bietet Fortum 22 EUR pro Aktie. Zu den weiteren Anteilseignern von Uniper gehören die ausländischen Investmentgesellschaften Elliott und Knight Vinke.

Uniper hat eine Tochtergesellschaft in Russland namens Unipro. Eines seiner Kraftwerke verfügt über eine Trinkwasserkontrolllizenz, die nach dem russischen Gesetz über strategische Investitionen nicht in die Hände eines ausländischen Staatsunternehmens fallen darf. Dieser Paragraph hindert Fortum daran, ohne die Zustimmung der russischen Wettbewerbsbehörde eine Mehrheitsbeteiligung an Unipro zu erwerben.

Fortum wird sich noch zwei Jahre lang mit den russischen Behörden herumschlagen müssen, bevor es ihm gelingt, eine Mehrheitsbeteiligung an Uniper zu erwerben.


2019

Das Uniper-Geschäft wird leichter. Führungskräfte, die sich gegen den Verkauf von Uniper ausgesprochen haben, verlassen das Unternehmen. Gleichzeitig erhält Fortum von der russischen Kommission für ausländische Investitionen die bedingte Genehmigung für den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an Uniper.


2020

Die russische Wettbewerbsbehörde erteilt Fortum schließlich die förmliche Genehmigung, die Anteile an Uniper von Elliott und Knight Vinke zu erwerben. Durch die Transaktion erhöht sich der Anteil von Fortum an Uniper von knapp 50% auf über 70%.

Nach der Transaktion wird CEO Pekka Lundmark Fortum verlassen und Nokia leiten. Markus Rauramo wird im Juni zum neuen CEO von Fortum ernannt werden.


2021

Fortum setzt die Übernahme von Uniper fort und ernennt den Deutschen Klaus-Dieter Maubach, der bisher den Vorsitz im Aufsichtsrat von Uniper innehatte und auch im Vorstand von Fortum saß, zum CEO. Gleichzeitig wird Tiina Tuomela, Leiterin der Stromerzeugung von Fortum, zum Chief Financial Officer von Uniper ernannt. Kurze Zeit später werden auch die Leiter der Rechtsabteilung und der Personalabteilung von Fortum in die Geschäftsführung von Uniper wechseln.

Die Rohstoffpreise erreichen Rekordhöhen und die Gasversorgung in Europa wird knapper. Gleichzeitig steigert Uniper das Gesamtjahresergebnis von Fortum. Der Umsatz des Unternehmens steigt von 49 Mrd. Euro im Vorjahr auf 112 Mrd. Euro, und der Betriebsgewinn von 1,3 Mrd. Euro auf 2,5 Mrd. Euro.


2022

Januar

Uniper bereitet sich mit einer großen Finanzierungslinie auf steigende Energiepreise vor. Es wird von Fortum eine Subvention in Höhe von 8 Mrd. EUR erhalten, die sich aus einem Gesellschafterdarlehen und einer Garantie der Muttergesellschaft zusammensetzt. Darüber hinaus bemüht sich Uniper um ein kurzfristiges Stand-by-Darlehen in Höhe von 2 Mrd. EUR von der staatlichen deutschen KfW-Bank.

Der Markt ist skeptisch, was die Finanzierung von Uniper angeht. Der Aktienkurs des Unternehmens fällt und zieht den Aktienkurs von Fortum mit sich.


Februar

Uniper kündigt an, die Dividende gegenüber dem Vorjahr deutlich zu kürzen, und nur noch den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestbetrag auszuschütten. Das Unternehmen begründet dies mit "unerwarteten Kosten", die ihm aufgrund von Schwankungen der Energiepreise und einer Verschärfung der Beziehungen zwischen Russland und dem Westen entstehen könnten.

Russland wird die Ukraine am 24. Februar angreifen. Die Aktien von Fortum und Uniper stürzen an der Börse ab.


März

Das Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland wird auf Eis gelegt, so dass Uniper gezwungen ist, ihre finanziellen Forderungen aus dem Projekt abzuschreiben. Das Unternehmen ist einer der europäischen Finanziers des Projekts mit einem Beitrag von 950 Millionen Euro.

April

Uniper gibt eine Gewinnwarnung heraus. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich sein Ergebnis im Zeitraum Januar-März 2022 im Vergleich zum Referenzzeitraum deutlich verschlechtern wird. Zu diesem Zeitpunkt liegt der Nettogewinn von Uniper für das erste Halbjahr bereits bei 3 Mrd. EUR im Minus.


Mai

Uniper berichtet, dass sich die Nettoverschuldung im ersten Quartal des Jahres mehr als versechsfacht hat. Das Unternehmen ist mit mehr als 2 Milliarden Euro verschuldet. Gleichzeitig erhöht sich der Nettoverlust von Uniper im ersten Halbjahr auf 615 Millionen Euro.

Juni

Russische Gaslieferungen nach Deutschland gehen Mitte Juni deutlich zurück. Dies wird Uniper, einen der größten Abnehmer von russischem Erdgas in Europa, in noch größere Schwierigkeiten bringen als bisher.

Uniper zieht seine Gewinnprognose für 2022 zurück und teilt mit, dass das Unternehmen Gespräche mit der deutschen Regierung über mögliche staatliche Unterstützungsmaßnahmen führt, um seine Zahlungsfähigkeit in einem zunehmend angespannten Gasmarkt zu sichern.

Berichten zufolge plant der deutsche Staat ein Rettungspaket in Höhe von 9 Milliarden Euro für Uniper.


Juli

Der Aktienkurs von Uniper ist in der ersten Jahreshälfte um 75% gefallen. Zum aktuellen Börsenkurs beträgt der Wert der Fortum-Anteile an Uniper nur noch rund EUR 2,8 Mrd. Der Kurs der Fortum-Aktie ist in sechs Monaten um rund 50% gefallen.

Die Gaskrise in Europa bringt Uniper immer näher an drn Abgrund. Fortum könnte einen erheblichen Teil seiner Kontrolle über Uniper verlieren, wenn die deutsche Regierung beschließt, das Unternehmen zu verstaatlichen.

Uniper gibt in einer Börsenmitteilung bekannt, dass das Unternehmen zur Stabilisierung seiner Lage Beihilfen nach deutschem Recht beantragt. In derselben Pressemitteilung schlägt Fortum vor, Uniper aufzuteilen, indem die für das deutsche Energiesystem wesentlichen Geschäftsbereiche von den übrigen Uniper-Aktivitäten abgetrennt und auf den deutschen Staat übertragen werden.


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https://www.hs.fi/talous/art-2000008948058.html


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15.07.2022 um 20:36
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Zu diesem Zeitpunkt liegt der Nettogewinn von Uniper für das erste Halbjahr bereits bei 3 Mrd. EUR im Minus.
Es ist natürlich nicht der Nettogewinn gemeint sondern das Nettoergebnis, sorry.


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15.07.2022 um 21:04
Die Chronik liest sich sehr interessant. Gibt ein bisschen Einblicke in den Werdegang von Fortum und Uniper.


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16.07.2022 um 16:59
Das „Fortum / Uniper - Debakel“ oder „Wer ist Schuld“.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:mitH2CO3 schrieb:
Leitartikel sind die Stellungnahme der HS zu einem aktuellen Thema. Sie werden von der HS-Redaktion verfasst und spiegeln die politische Linie der Zeitung wider.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Schade.
Die finnische Sicht auf die Situation ist, natürlich, eine andere als die deutsche. Der HS ist eine finnische Zeitung und es ist doch vielleicht etwas viel verlangt zu erwarten, dass die deutsche Sicht berücksichtigt wird.

Das ist völlig legitim, auch wenn du, oder ich, oder Hänschen Müller sich mehr Neutralität wünschen würden.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Daß diese Energiepolitik verfehlt ist, wissen wir jetzt alle. Aber war sie es auch vor dem Ukrainekrieg? Und hat Lintilä das auch so schon vor dem 24.2. gesagt?

Streng genommen halte ich es nicht mal wirklich für verfehlt. Das ist ungefähr so, als würde man versuchen, einen Aggressor durch Diplomatie vom Angriffskrieg abhalten, aber wenn der Krieg dann doch kommt, ist die "Politik der Diplomatie" verfehlt?
Grundsätzlich stimme ich dir zu. Gäbe es diesen Krieg nicht, würde niemand auch nur im Ansatz darüber nachdenken, ob die deutsche Energiepolitik evtl. verfehlt sein könnte.

Status quo ist aber, dass der Krieg existiert und damit werden Dinge, die vorher vielleicht niemand interessiert haben, neu bewertet.
Die Energiepolitik Deutschlands und die selbstverständliche Annahme, Putin dreht das Gas schon nicht ab, haben u.a. zu der jetzigen Situation geführt. Das ist Fakt und keine Schuldzuweisung.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Aber welche große Tageszeitung Deutschlands schiebt in vergleichbarer Weise Schuld und Verantwortung auf Finnland?
Ich wüsste keine, aber hier gibt es ja auch wichtigere Themen, wie z.B. schmuddelige Liedchen zu verbieten.

Welche Schuld und welche Verantwortung sollte Deutschland denn, bezogen auf Uniper, auf Finnland schieben ?
Dass Finnland als Anteilseigner von Fortum in der Pflicht steht, ist natürlich unbestritten.


So sehr ich manche Argumente auch verstehe, die Situation ist jetzt wie sie ist. Eine Lösung kann es nur geben, wenn Deutschland, als auch Finnland, ihren Part der Verantwortung übernehmen.


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16.07.2022 um 18:10
Zitat von wagnerwagner schrieb:Eine Lösung kann es nur geben, wenn Deutschland, als auch Finnland, ihren Part der Verantwortung übernehmen.
Es gibt halt wie immer mehrere Ebenen zu einer Thematik, in dem Fall hier die wirtschaftlich-juristische, die politische und die menschlich-emotionale.

Und ja, es ist sicherlich mehr als eine Stilfrage, ob man es versteht, Fehler einzugestehen. Eingeständnisse sind halt nicht Jedermanns oder -frau Sache. Deutschland hat aber so oder so -auch in anderer Hinsicht- an Ansehen verloren im Ausland, und damit nicht gerade zu einer Verbesserung bzw. Stabilisierung der Bindungen unter den EU-Mitgliedern beigetragen.

Übergeordnet sollte man selbstverständlich dennoch sehen, dass Finnland und Deutschland sich wegen dieser Angelegenheit nicht gänzlich auseinander dividieren lassen sollten, ansonsten wäre Putin einen Schritt näher an seinem Ziel, Europa zu spalten. Ich bin zuversichtlich, dass in der Sache eine Lösung zur Erhaltung von Uniper gefunden werden wird, die für beide Seiten tragbar ist.
Na ja, ich hoffe mal, dass das Fortum/Uniper-Thema bald erledigt sein wird. Würde langfristig ja auch zu teuer kommen.

In der Helsingin Sanomat Sonntagskolumne (s. nächster Beitrag) wurden diese menschlich-emotionalen Störungen auch gestreift.


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16.07.2022 um 18:17
Sonntag|Kolumne


Merkel und ich

Man will, dass eine große Führerin jetzt Buße tut, aber während ich darauf warte, tue ich das bereits, schreibt der Journalist Unto Hämäläinen.


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Unto Hämäläinen
15:00

Eine Nachricht kam von der Bibliothek. Ich hatte die neuen Bücher des letzten Herbstes um Weihnachten herum bestellt, und jetzt habe ich das letzte erhalten, das Buch Merkel - die Geschichte der einflussreichsten Frau der Welt von der Journalistin Kati Marton.

Ich war überrascht, eine Biografie über Angela Merkel bestellt zu haben. Ist es wirklich erst sechs Monate her, dass sie als Bundeskanzlerin von Deutschland zurückgetreten war?

Es ist so viel passiert, dass ich im Archiv des Helsingin Sanomat nachgelesen habe, was im Dezember über Merkel geschrieben wurde. Welches Lob sie erhalten hatte.

Am 2. Dezember brachte mein langjähriger Kollege Heikki Aittokoski, der außenpolitische Redakteur der HS, seine eigenen Gefühle - und die vieler anderer - auf den Punkt, indem er sagte: "Das Ende wichtiger Perioden neigt dazu, eine gewisse Melancholie zu erzeugen. So auch das Ende von Merkels Regentschaft. Vieles von dem, was im heutigen Europa gut ist, wird in ihr verdichtet.

Genau so habe ich mich damals gefühlt, denn ich war Merkel sehr zugetan.

Nach der Lehre des Journalismus dürfte Bindung nicht passieren. Der Journalist sollte nie seinen kritischen Blick verlieren. Je mächtiger die Position des über den zu Berichtenden ist, desto kritischer sollte der Journalist sein.

In meiner Beziehung zu Angela Merkel ist mir das Gegenteil passiert. Ich verfolge sie seit Ende der 1990er Jahre.

Wir waren durch unser Geburtsjahr 1954 verbunden. Es war spannend zu sehen, wie eine Gleichaltrige abschneiden würde.

Merkels Hintergrund hat auch mein Interesse geweckt. Sie war die erste ostdeutsche Politikerin, die trotz ihrer mangelnden politischen Erfahrung unmittelbar nach der Wiedervereinigung Karriere machte. Merkel war Wissenschaftlerin, eine Physikerin.

Merkel wurde von einem einflussreichen Förderer unterstützt. Helmut Kohl war Bundeskanzler und der mächtigste Politiker in Europa. Unter Kohl wurde Deutschland wiedervereint, und er führte sein Land mit starker Hand. Kohl unterstützte auch die Erweiterung der Europäischen Union und half Finnland, Mitglied zu werden.

Doch Kohls steile Karriere endete in einer Wahlgeldaffäre. Merkel, die zu seiner Nachfolgerin gewählt wurde, war gezwungen, einen Vatermord zu begehen und sich von ihrem Gönner zu distanzieren.

Als Angela Merkel 2005 Bundeskanzlerin wurde, fiel mir auf, wie aufmerksam sie gegenüber ihren finnischen Kollegen war. Wann immer der finnische Ministerpräsident wechselte, lud Merkel ihn nach Berlin ein.

Während Merkels Amtszeit besuchten sieben Premierminister Berlin: Matti Vanhanen (Mitte), Mari Kiviniemi (Mitte), Jyrki Katainen (kok), Alexander Stubb (kok), Juha Sipilä (kesk), Antti Rinne (sd) und Sanna Marin (sd).


Sie wurden vor dem Kanzleramt feierlich empfangen. Die Kapelle spielte die Nationalhymnen, die Ehrengarde stellte sich auf und der rote Teppich wurde ausgerollt.

Unter Merkel wurden die Beziehungen zwischen Finnland und Deutschland enger. Finnland hat Merkel in der Europäischen Union unterstützt. Als die Union mit einer Krise nach der anderen konfrontiert wurde, glaubte man, dass Merkel die Dinge in Ordnung bringen würde. Und genau das ist geschehen. Sie war der Stabilitätsanker in Europa, lobte man.


Merkel und ich sind als Gleichaltrige zusammen alt geworden. Unsere Rücken krümmten und unsere Schritte verkürzten sich. In der Öffentlichkeit kursierten Gerüchte über das Zittern der Kanzlerin. Darüber zu lesen fühlte sich schlecht an. Das Alter bringt Beschwerden mit sich. Ich brummte: „Darüber hätte man nicht so viel Aufhebens machen müssen.

Im Jahr 2014 rezensierte ich eine Merkel-Biografie des Journalisten Stefan Kornelius für Helsingin Sanomat. Kornelius erzählte, wie Wladimir Putin Merkel damit ärgerte, dass er seinen Hund in den Konferenzraum ließ, obwohl er genau wusste, dass sie eine Hundephobie hat. Ich war wütend auf Putin, und meine Empörung zeigte sich in der Buchbesprechung.

Aus finnischer Sicht hat Merkel die Beziehungen zu Russland vernünftig gehandhabt - ein bisschen wie die finnischen Präsidenten. Sie scheute sich nicht, Putin zu kritisieren und setzte EU-Sanktionen gegen Russland durch. Dennoch wurde Russland nicht völlig isoliert. Wie der Riese in Gullivers Fabel versuchte man, Russland mit Tausenden von Bindungen an den Westen zu fesseln.

Das stärkste Band war die Energiekooperation zwischen Deutschland und Russland, von der beide Seiten zu profitieren hofften. Der Energiehandel zwischen den beiden Ländern würde die Stabilität in ganz Europa erhöhen, war eine oft wiederholte Phrase bis Ende letzten Jahres. Auch dafür erhielt Merkel Dank.

Als Merkel zu Weihnachten in den Ruhestand ging, sagte ich voraus, dass sie - im Gegensatz zu vielen ihrer Vorgänger - als große Führungspersönlichkeit mit einem nahezu makellosen Vermächtnis in die Geschichte eingehen würde.

Das ging daneben. Sechs Monate später ist Merkels Ruf in Deutschland und ganz Europa angeschlagen. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat gezeigt, wie abhängig Deutschland während Merkels Amtszeit von russischer Energie geworden war. Als Folge des Krieges besteht der Wunsch, sich von dieser Abhängigkeit zu trennen, aber das wird nicht einfach sein. Der Preis wird enorm steigen und die deutsche Wirtschaft erschüttern.

Auch Finnland wird unter der deutschen Krise leiden, während man die Situation beim Energieriesen Fortum und Uniper bereinigen wird.

Von Merkel erwartet man, Buße zu tun. Während ich auf diese warte, bereue ich. Ich hatte Merkels Weg zu blauäugig verfolgt.

Dennoch nahm ich neugierig eine weitere aktuelle Biografie in die Hand, um zu sehen, was über die Beziehungen der Kanzlerin zu Finnland geschrieben wurde. Ich war erstaunt, wurde enttäuscht. Es gibt keinen einzigen finnischen Ministerpräsidenten oder eine andere einflussreiche finnische Person im Personenverzeichnis.

Im Sachregister wird Finnland nur einmal erwähnt. Auf Seite 328 wird geschildert, wie Merkel die "sparwütigen" EU-Länder Österreich, Dänemark, Finnland, Schweden und die Niederlande davon überzeugt hat, ein bedingungsloses postzyklisches Rettungspaket für Italien, Spanien, Griechenland und andere am schwersten betroffene EU-Länder zu finanzieren.

Aber ja, natürlich. Ich scheine nicht der einzige blauäugige Finne gewesen zu sein.


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BILD: MATTI PIKKUJÄMSÄ
https://www.hs.fi/sunnuntai/art-2000008855401.html


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16.07.2022 um 19:13
Zitat von wagnerwagner schrieb:Die finnische Sicht auf die Situation ist, natürlich, eine andere als die deutsche. Der HS ist eine finnische Zeitung und es ist doch vielleicht etwas viel verlangt zu erwarten, dass die deutsche Sicht berücksichtigt wird.
Nirgends sprach ich von sowas. Es ging mir nur und ausschließlich um die finnische Sicht. Nicht darum, hier jetzt mal die deutsche Sicht zu vertreten und zu rechtfertigen.

Wenn z.B. die eigene Verantwortung für das Weiterbestehen von Uniper zur Schuld des anderen erklärt wird, dann geht es mir darum, was für eine Mentalität sich darin äußert. Es geht mir hier nur darum, was ich von "den Finnen" zu halten habe, um die Frage Uniper geht es mir dabei gleich überhaupt nicht.

Das hat mitH2OCO3 nicht verstanden, das hast Du nbicht verstanden, nicht ohne Grund schrieb ich, es dabei zu belassen.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Und ja, es ist sicherlich mehr als eine Stilfrage, ob man es versteht, Fehler einzugestehen.
Ja, und da hat die finnische Seite in Form der Stimme des HS gehörig versagt.
Zitat von wagnerwagner schrieb:Grundsätzlich stimme ich dir zu. Gäbe es diesen Krieg nicht, würde niemand auch nur im Ansatz darüber nachdenken, ob die deutsche Energiepolitik evtl. verfehlt sein könnte.

Status quo ist aber, dass der Krieg existiert und damit werden Dinge, die vorher vielleicht niemand interessiert haben, neu bewertet.
Die Energiepolitik Deutschlands und die selbstverständliche Annahme, Putin dreht das Gas schon nicht ab, haben u.a. zu der jetzigen Situation geführt. Das ist Fakt und keine Schuldzuweisung.
Es ginge nüchtern um einen Fakt, von "gescheitert" zu sprechen. Bei der Diplomatie wie der Energiepolitik". Von "verfehlt" zu sprechen ist Schuldzuweisung.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Und ja, es ist sicherlich mehr als eine Stilfrage, ob man es versteht, Fehler einzugestehen. Eingeständnisse sind halt nicht Jedermanns oder -frau Sache.
Hätt ich nicht besser sagen können.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Übergeordnet sollte man selbstverständlich dennoch sehen, dass Finnland und Deutschland sich wegen dieser Angelegenheit nicht gänzlich auseinander dividieren lassen sollten
Diese Gefahr sehe ich nicht mal.


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16.07.2022 um 20:07
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Wenn z.B. die eigene Verantwortung für das Weiterbestehen von Uniper zur Schuld des anderen erklärt wird, dann geht es mir darum, was für eine Mentalität sich darin äußert.
Mich würde jetzt doch noch interessieren aus welchem konkreten Absatz oder Satz Du herausliest, daß die Finnen ihre eigene Verantwortung zur Schuld Deutschlands deklarieren?
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Deutschland versucht, Finnland für seine Fehler bezahlen zu lassen
Finnland muss von dem Punkt ausgehen, dass der Uniper-Schlamassel Finnland nicht mehr kosten wird, als unbedingt notwendig ist.
Mit dem Wort 'notwendig' ist hier nach meinem Verständnis gemeint: ... notwendig, um die Verhandlungen zu einem Abschluss zu bringen. Demnach, nur so viel bezahlen, wie für eine gemeinsame Lösung notwendig ist.


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16.07.2022 um 20:19
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Mich würde jetzt doch noch interessieren aus welchem konkreten Absatz oder Satz Du herausliest, daß die Finnen ihre eigene Verantwortung zur Schuld Deutschlands deklarieren?
Du weißt schon, wo der HS davon sprach, daß Finnlands Eigenverschulden darin bestand, sich zu lange von Deutschland in Sachen Rußlandpolitik beeinflussen zu lassen.


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16.07.2022 um 20:46
@perttivalkonen

Omg ... und jetzt kommt es ganz blöde, und es tut mir sehr leid.

Ich habe nach Deinem Beitrag eben, die Textstellen noch einmal abgeglichen, und dabei festgestellt, dass ich in der Übersetzung -direkt vor dem zur Diskussion stehenden Satz- einen übersetzen Absatz versehentlich nicht mit in den Text eingefügt hatte.

Hier der fehlende Absatz:
Fortum investierte in die Energie der Vergangenheit. Gleichzeitig knüpfte es an die deutsche Energiepolitik an, die auf der Überzeugung beruhte, dass Russland Energie nicht als Waffe einsetzen würde. Deutschland war noch abhängiger von russischem Gas geworden, nachdem es nach dem Reaktorunfall in Fukushima 2011 beschlossen hatte, seine Kernkraftwerke abzuschalten.
Unmittelbar danach kommt der Satz, den Du ja meinst:
Die Probleme von Uniper sind also (ich hatte geschrieben Ergebnis aber 'Folgen' trifft es besser) Folgen der deutschen Politik. Jetzt versucht Deutschland, die Kosten des Scheiterns und die Erkenntnis der russischen Risiken auf Finnland abzuwälzen. Finnland muss von dem Standpunkt ausgehen, dass nicht mehr gezahlt wird als unbedingt nötig. Bislang gibt es in diesem Schlamassel nur sehr wenig, was dem deutschen Steuerzahler zugerechnet werden kann.
Verändert der fehlende Absatz für Dich den Kritikpunkt?

Und nochmals sorry für diesen Fehler, ich bedauere ihn wirklich sehr!


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