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3.332 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Finnland, Suomi ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

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13.07.2022 um 21:42
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Auf den Straßen Moskaus tauchten damals Plakate auf, auf denen behauptet wurde, die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, der Filmregisseur Ingmar Bergman und der Ikea-Gründer Ingvar Kamprad seien Nazis.
Jenau. Pippi is deswegen so bärenstark, weil sie ein Zuchtprodukt ausm NS-Lebensborn-Progrmm war, wo ein Nazi-SS-Offizier mit ner norwegischen Anni-Frid den Übermenschen Pippi gezeugt hat. Und in Takatukaland sollten dann die ganzen Untermenschen endgelöst werden. Und der kleine Michel aus Lönne-Schanze hatte ja dieses Holzgewehr, mit dem er den nächsten Einmarcsch in Rußland übte. [/sarkasmus]

Immerhin ahne ich, woraus Putin sich diesen Scheiß hat basteln lassen, um ihn dann unters Volk bringen zu lassen. Astrid Lindgren hat von 1939 bis 1945 siebzehn Tagebücher zum Krieg gefüllt, in dem sie manches schrieb, was im Kontext geradezu verständlich erscheint (wiewohl zuweilen naiv gedacht war), aus dem Kontext gerissen aber geradezu pro Faschismus klingen kann.

So bezeichnet sie Hitler und Mussolini mal als "kernige Jungs" oder schreibt "ein geschwächtes Deutschland könnte für uns im Norden nur eins bedeuten – dass wir die Russen auf den Hals kriegen. Und dann, glaube ich, sage ich lieber den Rest meines Lebens ,Heil Hitler’, als den Rest meines Lebens die Russen bei uns zu haben." Heikel auch, wenn sie den nahenden Untergang des Deutschen Reiches kommentiert mit "Es fühlt sich an wie der Untergang des Abendlands." Gemeint war aber nicht das Ende Nazideutschlands, sondern der Tod so vieler Zivilisten, die Zerstörung so vieler Städte. Es wurde eben auch das Land der Dichter und Denker zerstört, zusammen mit dem Land der Richter und Henker.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/astrid-lindgrens-kriegstagebuch-gott-bewahre-uns-vor-den-russen/12373494.html


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13.07.2022 um 22:02
Hab ichs doch richtig geahnt!
Russische Propaganda-Plakate sagen der Kinderbuch-Autorin nun eine Nähe zu faschistischem Denken nach. Als Beleg dafür dient eine Stelle aus den Kriegstagebüchern der Kinderbuch-Autorin: „Lieber sage ich den Rest meines Lebens ‚Heil Hitler‘ als den Rest meines Lebens die Russen bei uns in Schweden zu haben.“
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/lindgren-hitler-zitat-kriegstagebuch-russland-propaganda-100.html


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13.07.2022 um 22:14
Jap, Du hast es richtig geahnt was Astrid Lindgren anbetrifft!
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Immerhin ahne ich, woraus Putin sich diesen Scheiß hat basteln lassen, um ihn dann unters Volk bringen zu lassen.
Zu den anderen Personen lassen sich unterschiedliche Infos finden: Ingmar Bergman (Auszug):
"Heil Hitler!", rief Ingmar Bergman
Veröffentlicht am 08.09.1999 | Lesedauer: 3 Minuten
Von Thomas Delekat
Einer Buchautorin hat der schwedische Filmregisseur erstmals die Details seiner jugendlichen Nazi-Faszination geschildert.

Die sechs Kinder im Pastorenhaushalt zu Haina bei Marburg wünschten sich keinen "Guten Tag". Sie riefen "Heil Hitler!", und streckten den Arm dazu in die Höhe. Der Feriengast aus Schweden, Ingmar Bergman, damals 18 Jahre, tat es ihnen nach - zu jeder Tageszeit den "deutschen Gruß". Der junge Bergman war erschüttert, ergriffen, als er 1936 in seinem deutschen Feriensommer Adolf Hitler - von dem es zu Hause in Schweden nur Fotografien zu sehen gab und keine Filme - während des Weimarer Parteitags als Redner erlebte. Hitler sei in seinen Augen ein großer Charismatiker, sagt der schwedische Filmregisseur Ingmar Bergman noch heute.

Adolf Hitler: ein Idol seiner Jugend. Wieder daheim, das hat der heute 81-jährige Bergman nun gestanden, habe er sich ganz offen zu den Deutschen und ihrem Führer bekannt: "Meine Familie war sehr rechts. Gemeinsam hassten wir alle die Bolschewiken. Wir hatten ein Sommerhaus am Meer. Dort hatte auch ein jüdischer Geschäftsmann sein Sommerhaus. Mein Bruder und seine Freunde zogen eines Nachts los und malten Hakenkreuze an sein Haus. Ich selber war aber zu feige, um irgendetwas zu tun."
https://www.welt.de/print-welt/article583130/Heil-Hitler-rief-Ingmar-Bergman.html



Und zu Ingvar Kamprad (Auszug):
AUSLAND
IKEA-GRÜNDER
Dunkle Nazi-Vergangenheit des reichsten Schweden
Veröffentlicht am 25.08.2011 | Lesedauer: 6 Minuten
Von Dietrich Alexander

Ikea-Gründer Ingvar Kamprad war in seiner Jugend ein Nazi, das ist nicht neu. Dass der Geheimdienst eine Akte über ihn führte, schon. Das Dossier belastet ihn schwer.

Auch darüber, so dachte die Weltöffentlichkeit bislang, sei alles gesagt. Kamprad war Sympathisant der nationalsozialistischen Ideen, das ist seit 1994 bekannt. Der Konzernchef gab damals in einem offenen Brief zu: „Ich war Nazi“ und beteuerte zugleich, dass dies der größte Fehler seines Lebens gewesen sei. 2008 schob er in einem Fernsehinterview nach, er habe aber „mehr mit Mussolini als mit dem anderen Kerl“ sympathisiert.

Ihn habe die „kooperative Idee“ gereizt. Kamprad führte seine Gesinnung auf seine Erziehung und den Einfluss seiner Großmutter zurück, die aus Böhmen im heutigen Tschechien stammte. Sie habe ihn als Junge mit Nazi-Propagandamagazinen versorgt.

Auch Mitglied der schwedischen Nazi-Partei SSS

Was Kamprad aber verschwieg: Er war auch Mitglied der schwedischen Nazi-Partei SSS (Svensk Socialistisk Samling) , einer Nachfolgerin des schwedischen Ablegers der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei – und bekleidete dort offenbar eine aktive und hohe Position.

Die schwedische Fernsehjournalistin und Autorin Elisabeth Katherine Åsbrink enthüllt in ihrem gerade vorgelegten dritten Buch „Och i Wienerwald står träden kvar“ („Und im Wienerwald stehen noch immer die Bäume“), dass Kamprad Mitglieder für die SSS rekrutiert hat und nach eigener Aussage auf diese Tätigkeit „viel Zeit und Energie“ verwandt und „keine Gelegenheit ausgelassen“ habe, für die Bewegung zu arbeiten.
https://www.welt.de/politik/ausland/article13565891/Dunkle-Nazi-Vergangenheit-des-reichsten-Schweden.html



Zu Tove Jansson (die vermutlich wegen ihrer Homosexualität in Russland verachtet wird) :
Schon als kleines Kind gemalt

Jansson malte schon als Kleinkind, schrieb später Tagebuch. Als Tochter eines Bildhauers und einer Illustratorin wollte auch sie früh Künstlerin werden. Sie galt als rebellisch, unterbrach ihr Kunststudium mehrfach, reiste viel. Schon früh zeigte sich ihr Talent. In der Ausstellung hängen insgesamt rund 40 Leihgaben aus Finnland, darunter Landschaftsbilder und Stillleben in Öl. Die Liebe zu Natur und Tier zeigt sich bereits in ihrem Frühwerk.

Schon bald erhielt Jansson Aufträge für die Illustration von Postkarten. Für die finnische Zeitschrift „Garm“ zeichnete sie Mitte der 1930er Jahre Hitler-Karikaturen. Das Deutsche Reich war damals eng mit Finnland verbunden. Schon damals richtete sich Jansson gegen den Mainstream. Später lebte sie ihre Homosexualität frei aus, zu einer Zeit, in der gleichgeschlechtliche Liebe in Finnland strafrechtlich verfolgt wurde.

Schwarz und düster

Die Mumin-Figur entwickelte sie im Jahr 1934. Damals tauchte der Troll schwarz und düster in einem ihrer Aquarelle auf. Während des Zweiten Weltkriegs kreierte Tove Jansson eine lebensbejahende, weiße Mumin-Familie als Gegenpol zu den Gräueltaten der Nationalsozialisten. In der herzensguten Muminmama und dem abenteuerlustigen Muminpapa spiegeln sich Janssons Eltern. Da ihr Vater jedoch Nationalist und Antisemit war, war ihr Verhältnis zu ihm von einer Hassliebe geprägt.

Die ersten beiden Mummin-Bücher floppten. Mit dem dritten Band „Die Mumins – eine drollige Gesellschaft“ (1948) gelang Jansson der Durchbruch. Comics über die Abenteuer der Trolle folgten. Skizzen dazu sind in der Ausstellung zu sehen. Für Kinder stehen Hocker bereit, damit sie sich auch höher gehängte Werke ansehen können. Hinter kleinen Klappen verbergen sich für die kleinen Besucher kindgerechte Stationen, die die einzelnen Mumin-Figuren vorstellen.
https://www.evangelische-zeitung.de/mehr-als-die-mutter-der-trolle/

Demnach kann man Bergman und Kamprad mit ihrem Interesse am Thema als ehemalige Nazis bezeichnen 🤔 Aber bei Jansson kann ich dazu ad hoc nix finden.


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13.07.2022 um 22:24
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Aber bei Jansson kann ich dazu ad hoc nix finden.
Moment ... ich korrigiere: Muumin-Papa wurde als Figur in der Russlandpropaganda dargestellt, vermutlich weil Janssons Vater Nazi war 🤔
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:In der herzensguten Muminmama und dem abenteuerlustigen Muminpapa spiegeln sich Janssons Eltern.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Da ihr Vater jedoch Nationalist und Antisemit war, war ihr Verhältnis zu ihm von einer Hassliebe geprägt.



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13.07.2022 um 22:28
Aber nix desto trotz ist diese ganze Propaganda doch ein echter Schwachsinn, weil die ganzen 'Geschichten' über 50 Jahre oder noch länger her sind. 🤨


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13.07.2022 um 22:50
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Moment ... ich korrigiere: Muumin-Papa wurde als Figur in der Russlandpropaganda dargestellt, vermutlich weil Janssons Vater Nazi war 🤔

Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:
In der herzensguten Muminmama und dem abenteuerlustigen Muminpapa spiegeln sich Janssons Eltern.

Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:
Da ihr Vater jedoch Nationalist und Antisemit war, war ihr Verhältnis zu ihm von einer Hassliebe geprägt.
Und das Schnüferl / der Sniff mit der großen Nase ist dann der geldgeile, sozialschmarotzende Jud.

Echt, das ist so an den Haaren herbeigezogen. Menschen, die ihre Eltern teils lieben, vor allem aber auch Schwierigkeiten mit ihnen haben, können durchaus in künstlerischen Äußerungen so ne Art Ideal-Eltern darstellen. Als Kompensation der zuweilen schwierigen Realität, und gerade nicht als Hommage an den realen Problem-Vater mit dessen Gesinnung. Das ist so durchsichtig und falsch, und das hat nichts mit "is ja schon so lange her" zu tun.

Die angesprochenen Schweden mit ihrer deutlichen Nazi-Affinität haben das selbst benannt - als vergangene Verirrung. Da isses wichtig, daß sie es eben auch als genau das benennen, als Verirrung, Fehler, falsch.

Bei sowas fällt mir wieder Gert Fröbe ein. Der spielte damals in einem James-Bond-Film mal den aktuellen Erz-Bösewicht ("Goldfinger"). In Israel, wo man James Bond genauso mochte wie überall sonst auch, wurde dieser eine Film nicht ausgestrahlt. Grund: Gert Fröbe war im Dritten Reich Mitglied der NSDAP, war sogar schon 1926 in die Partei eingetreten, also aus Überzeugung, nicht aus Karrieregründen.

Der Film war in Israel verboten, bis sich Mario Blumenau meldete, ein Jude, der in Deutschland zusammen mit seiner Mutter von Fröbe versteckt und dadurch gerettet wurde. Ja, Fröbe war ein Nazi. Aber irgendwann eben nicht mehr. 1937 trat er aus der NSDAP aus, was allein schon sehr mutig war und für Fröbe üble Konsequenzen hätte haben können. Dann versteckte er auch noch Juden - deutlicher konnte er nicht zeigen, kein Nazi mehr zu sein.

Nach acht Wochen Verbots wurde auch dieser Bond-Film in Israel gespielt.

Man kann einen Menschen nicht nach seiner Vergangenheit beurteilen. Nicht, wenn dieser sich zu seiner eigenen Vergangenheit positioniert. Nach dieser Positionierung kann man den Menschen dann beurteilen. Fröbe war mal Nazi, er "ist" aber keiner. Und so sollten auch Filmemacher und Möbelhausgründer bewertet werden.


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13.07.2022 um 23:22
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Die angesprochenen Schweden mit ihrer deutlichen Nazi-Affinität haben das selbst benannt - als vergangene Verirrung. Da isses wichtig, daß sie es eben auch als genau das benennen, als Verirrung, Fehler, falsch.
Ja, wenn man es dann auch reflektiert und neu bewertet, und als das erkannt hat, was es war -Verirrung und/oder Fehler- dann ist es gut.
Kamprad hat wohl eher weniger reflektiert:
Nicht bereit, sich zu den Vorwürfen zu äußern

Kamprad selbst, der in der Waadtländer Gemeinde Epalinges in der Schweiz lebt und mit einem geschätzten Vermögen von sechs Milliarden Dollar zu den reichsten Bewohner des Alpenlandes zählt, war zunächst nicht bereit, sich zu den Vorwürfen zu äußern.
https://www.welt.de/politik/ausland/article13565891/Dunkle-Nazi-Vergangenheit-des-reichsten-Schweden.html

2018 ist auch Kamprad dann verstorben. Von den in der aktuellen Russenpropaganda angesprochenen Personen (Lindgren, Bergman, Kamprad und Jansson) lebt keiner mehr.

Werden die Russen bei ihrer Bevölkerung mit so einer Nazi-Propaganda Hass auf die Schweden und die Finnen schüren können?
Ich denke nicht, das erscheint mir alles zu durchsichtig. Aber ich schaue auch aus einer anderen Perspektive auf die Situation ...


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13.07.2022 um 23:26
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Kamprad selbst [...] war zunächst nicht bereit, sich zu den Vorwürfen zu äußern.
Nun, darüber zu reden ist auch nicht grad leicht. Daraus würd ich nicht gleich was Negatives rauslesen.


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14.07.2022 um 09:20
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Nun, darüber zu reden ist auch nicht grad leicht.
Ja, damit hast Du Recht. Das weiss ich auch aus der eigenen Familiengeschichte.

Mir kam zum Thema noch in den Sinn, dass man in Russland bei der Propaganda projiziert.
Man geht dort davon aus, dass Kriegsgeschichte in westlichen Ländern genauso wenig aufgearbeitet wurde/wird wie in Russland.
Anders ist mMn. nicht zu erklären, dass man den Nachlass von Verstorbenen für 'nazifiziert' halten kann.

Die in Russland nicht statt gefundene Aufarbeitung der Weltkriege hat ja u.A. auch den Demokratisierungsprozess dieses Landes verhindert.


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14.07.2022 um 09:29
Redaktionell|Redaktionell

Deutschland versucht, Finnland für seine Fehler bezahlen zu lassen
Finnland muss von dem Punkt ausgehen, dass der Uniper-Schlamassel Finnland nicht mehr kosten wird, als unbedingt notwendig ist.

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Das angeschlagene Energieunternehmen Uniper hat seinen Hauptsitz in Düsseldorf. FOTO: INA FASSBENDER / AFP


2:00 | Aktualisiert 6:21

Für die großen Unternehmen in Finnland kann ein schneller Zufluss von zusätzlichem Geld ein Problem darstellen.

Das beginnt auch Spitzenverdiener zu belasten, für die auch im Ausland getätigte Unternehmenkäufe ein Ticket in größere Kreise sind. Es findet sich genug zum Kauf in der Welt, aber die Risiken und die Schmelzfähigkeit von Fusionen, aber auch die Unterschiede in den Unternehmenskulturen sind manchmal schlecht kalkulierbar und vorhersehbar.

Dafür gibt es in der Wirtschaftsgeschichte Finnlands mehrere kostspielige Beispiele. Dazu gehören das Geschäft mit Stora Enso in den USA, der Vorstoß von Sonera nach Deutschland und das Geschäft mit dem Fernsehsender Sanoma, der auch Helsingin Sanomat herausgibt, in den Benelux-Ländern. Auch die Geschäfte von Nokia mit Siemens und Alcatel liefen nicht wie am Schnürchen.

Jetzt steckt das Energieunternehmen Fortum, an dem der finnische Staat 51 % hält, in Schwierigkeiten. Die deutsche Tochtergesellschaft Uniper macht im Gashandel täglich Verluste in zweistelliger Millionenhöhe, weil der russische Gaskonzern Gazprom nicht die vereinbarte Menge an Erdgas liefert. Uniper muss das Gas anderswo zu höheren Preisen einkaufen, kann die Mehrkosten aber nicht auf die Preise umlegen.

Uniper ist ein wichtiger Akteur im deutschen Gasvertrieb, und deshalb hat beispielsweise der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck von Fortum gefordert, bei der Rettung von Uniper zu helfen. Fortum hat Uniper bereits mit einer konzerninternen Finanzierung unterstützt, aber Deutschland treibt das Thema auf die politische Ebene.

Die Ministerin für Unternehmenführung, Tytti Tuppurainen (sd), wird die Situation am Donnerstag in Berlin erörtern. Bislang hat der Staat durch den Börsengang von Fortum kalkulatorische Verluste erlitten, weshalb die jährlichen Dividenden von etwa einer halben Milliarde Euro mit ziemlicher Sicherheit ausbleiben werden. Im schlimmsten Fall muss der Staat sogar das Kapital von Fortum aufstocken. Erschwerend kommt hinzu, dass Fortum derzeit zwangsweise dabei ist, seine russischen Aktivitäten zu verkaufen.

Die Probleme von Uniper sind also das Ergebnis der deutschen Politik. Jetzt versucht Deutschland, die Kosten des Scheiterns und die Realisierung der russischen Risiken, auf Finnland abzuwälzen. Finnland muss von dem Standpunkt ausgehen, dass nicht mehr gezahlt wird als unbedingt nötig. Bislang gibt es in dem Schlamassel nur sehr wenig, was dem deutschen Steuerzahler zugerechnet werden kann.

Finnland teilte freilich zu lange die Überzeugung Deutschlands, dass Russland durch gegenseitige Abhängigkeit gebunden werden könne. Die russische Führung hat das nicht so gesehen.

Die Probleme von FORTUM ergeben sich aus der Auslösung von bewussten Risiken. Diese Risiken wurden von hoch bezahlten Managern eingegangen. Der Preis des Vorteils ist der Verlust des Ansehens, wenn etwas schief geht.

Auch die Unternehmensführung ist blauäugig gewesen. Fortum ging unter Jyri Häkämiemi nach Russland, verkaufte unter Pekka Haavisto seine Stromnetze an Caruna und nutzte das Geld unter Mika Lintilä zum Kauf von Uniper. Auch Tuppurainen zeigte sich erst nach Ausbruch der Krise besorgt. Der Staat kann sich nicht in alles in einem Unternehmen einmischen, aber es wird Zeit aus seinen Abenteuern Lehren zu ziehen.

Der Vorstandsvorsitzende von Fortum, Pekka Lundmark, und die Vorstandsvorsitzende Sari Baldauf trugen die größte Verantwortung bei der Übernahme von Uniper. Es ist nur ein schwacher Trost, dass sich niemand mehr an Jukka Härmälä erinnert, der die Milliarden von Stora Enso an Amerika verschwendet hat.


——
Leitartikel sind die Stellungnahme der HS zu einem aktuellen Thema. Sie werden von der HS-Redaktion verfasst und spiegeln die politische Linie der Zeitung wider.
https://www.hs.fi/paakirjoitukset/art-2000008943189.html


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14.07.2022 um 11:31
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Die Probleme von Uniper sind also das Ergebnis der deutschen Politik.
Upps - wo kommt die Schlußfolgerung denn plötzlich her? Zuvor behauptet der Artikel zwar, daß Finnland einige Dinge richtig getan habe, aber nicht, daß dies "alles nötige" war, oder daß dergleichen von D'land nicht getan worden sei.

Und gleich der nächste Hammer.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Finnland muss von dem Standpunkt ausgehen, dass nicht mehr gezahlt wird als unbedingt nötig.
Nötig für was? Was Finnlands Pflicht und Schuldigkeit ist? Oder was zum Überleben für Uniper nötig ist?

Ja, in der Tat:
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:aber auch die Unterschiede in den Unternehmenskulturen sind manchmal schlecht kalkulierbar und vorhersehbar.
Geht mir grad so mit dieser "finnischen Verantwortungs-Auffassung", wie sie der Artikel zeichnet.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Finnland teilte freilich zu lange die Überzeugung Deutschlands, dass Russland durch gegenseitige Abhängigkeit gebunden werden könne.
Ich! Faß! Es! Nicht! Was verdammt noch mal hat Finnland seit Ende WWII für ne Überzeugung ausgelebt? Paasikivi-Kekkonen-Linie, sag ich nur. Niemand mußte Finnland bis Anfang Ukrainekrieg dazu überreden, politisch stabilisierende Wirtschaftskontakte zu Rußland aufzubauen und zu pflegen, ja gar Militärpakte zu meiden, um den schlafenden Bären nicht zu reizen.

Was für ein "alle anderen sind schuld"!

Als Wagner-Comic wär dieser Artikel sogar witzig.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Die Probleme von FORTUM ergeben sich aus der Auslösung von bewussten Risiken. Diese Risiken wurden von hoch bezahlten Managern eingegangen. Der Preis des Vorteils ist der Verlust des Ansehens, wenn etwas schief geht.

Auch die Unternehmensführung ist blauäugig gewesen.
Ja genau, in Krisenzeiten trifft es besonders die Unternehmen hat, die es zuvor verschlafen haben, sich für Eventualitäten zu wappnen, oder bei denen es richtiggehend Mißmanagement gab. In D'land wird regelmäßig darüber gemeckert, wenn der Staat selbst diesen Unternehmen dann unter die Arme greift. Auch ich tu das. Aber auf der anderen Seite würden die Unternehmen ohne Unterstützung eben pleite gehen, mit gravierenden Folgen für die Gesamtwirtschaft. Also alimentiert man auch solche, die ihre Misere selber kräftig mitverbockt haben.

Und genau darum geht es. Hier scheinen die politischen "Unternehmenskulturen" zwischen D und SF recht unterschiedlich. Was "alles Nötige" bedeutet, da hat zumindest der Helsingin Sanomat eine andere Auffassung als zumindest ich.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Leitartikel sind die Stellungnahme der HS zu einem aktuellen Thema. Sie werden von der HS-Redaktion verfasst und spiegeln die politische Linie der Zeitung wider.
Schade.


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14.07.2022 um 14:22
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Upps - wo kommt die Schlußfolgerung denn plötzlich her?
Ja, ich hatte noch nichts zu diesem Thema im Blog eingestellt. Dafür hier ein aktueller Artikel mit Äusserungen des finnischen Wirtschaftsministers zum Thema. Diese haben allerdings einen ähnlich lautenden Tenor wie der redaktionelle Hesari-Artikel:
Politik|Energie

Wirtschaftsminister Lintilä: "Unipers Probleme sind Folge der verfehlten deutschen Energiepolitik“
Nach Ansicht von Mika Lintilä werden die Klimaziele erreicht, selbst wenn wir im nächsten Winter auf Torf angewiesen sind. "Darüber mache ich mir keine Sorgen.“


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Wirtschaftsminister Mika Lintilä am Mittwoch in Pori. Lintilä besuchte das Kernkraftwerk Olkiluoto während der Suomi-Arena-Ferien und erfuhr, dass Block drei des Kraftwerks bereits im Juli mit der Stromerzeugung beginnen wird. FOTO: JUSSI PARTANEN

Anni Lassila HS
12:49


Am Mittwoch schickte [url=https://tem.fi/en/minister-of-economic-affairs (https://tem.fi/en/minister-of-economic-affairs)]Wirtschaftsminister Mika Lintilä[/url] (Zentrum) eine fröhliche Twitter-Nachricht. Lintilä war mit der Leitung des Kernkraftwerks Olkiluoto zusammengetroffen, und hatte erfahren, dass Block drei des Kraftwerks bereits im Juli mit der Stromerzeugung beginnen würde. Die volle Leistung von 1 600 MW soll im September erreicht werden.


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Noch im Frühsommer wurde Olkiluoto aufgrund von Problemen, die während der Probebetriebsphase auftraten, die volle Leistung erst für Dezember zugesagt.

Mit der Inbetriebnahme der Anlage, an der seit mehr als zehn Jahren gebaut wird, im Herbst, ist die Stromversorgung Finnlands für den nächsten Winter praktisch gesichert. Ohne sie hätte es an einem ruhigen, frostigen Tag zu einer echten Stromknappheit kommen können.

Allerdings befindet sich die Anlage im Herbst noch in der Erprobungsphase, so dass die Leistung entsprechend dem Versuchsplan noch hoch- und runtergefahren wird.
Das ist eine große Erleichterung für den Energieminister, denn seit dem russischen Krieg in der Ukraine fließt keine Energie mehr aus Russland nach Finnland. Dies hat in vielen Bereichen zu Problemen geführt.

"Es kann sein, dass auf der Ölseite noch etwas geliefert werden wird, aber ansonsten ist der Energiefluss zu Russland komplett unterbrochen", sagt Lintilä.

Erhebliche Mengen an Strom, Erdgas, Rohöl und Hackschnitzeln wurden aus Russland nach Finnland geliefert, wo sie als Rohstoff für die Forstindustrie und als Brennstoff für Kraftwerke verwendet wurden.

Wenn es keine neuen Probleme in Olkiluoto gibt - klopf auf Holz - scheint Finnland in der Lage zu sein, Energie aus Russland in allen Bereichen erfolgreich zu ersetzen.

Neste kann Ersatz-Rohöl aus der ganzen Welt kaufen, die russischen Stromimporte werden durch Olkiluoto ersetzt und es werden ständig große Mengen an Windkraftanlagen gebaut.

Die für das Gasnetz zuständige Firma Gasgrid und dem Wirtschaftsministerium gelang es bereits im Mai, die Versorgung mit Erdgas sicherzustellen. Der Staat wird das Flüssiggasterminalschiff ‚Exemplar' im Hafen von Inkoo für zehn Jahre leasen.

Das Schiff verfügt über Anlagen zur Rückverwandlung von LNG in Gas und zur Einspeisung in das Gasnetz.

Zwischen dem Hafen von Inkoo und dem finnischen Gasnetz muss eine neue, eineinhalb Kilometer lange Pipelineverbindung gebaut werden. Im Dezember sollte alles fertig sein.

Mit einem Terminalschiff wird LNG per Schiff nach Finnland gebracht. Erdgas ist für einige Industriezweige ein wichtiger Rohstoff und Energieträger, auch wenn es nur einen geringen Anteil am Gesamtenergieverbrauch Finnlands ausmacht.

"Wir waren rechtzeitig unterwegs, und das hat sicherlich Interesse geweckt. Die Kollegen in Brüssel fragten uns, woher das Schiff kommen würde, aber das haben wir nicht verraten. Wir wollten keine konkurrierenden Angebote dafür", sagt Lintilä.

Der Minister ist dennoch besorgt über die Situation der Wärmekraftwerke. Billige Hackschnitzel aus Russland waren ein wichtiger Brennstoff für viele Kraftwerke.

"Ich habe mich im Frühjahr mit Vertretern der Kraftwerke getroffen. Sie sprachen vor allem über die hohen Treibstoffkosten, während ich versuchte, herauszufinden, ob genug Treibstoff vorhanden war. Ich hoffe, dass die Unternehmen im Herbst nicht in Panik Brennstoff kaufen müssen, und das Traurigste wäre, wenn wir wegen der möglichen Knappheit Rundholz verbrennen müssten.


Auch das Zentrum für Versorgungssicherheit lagert jetzt Torf ein, um im Krisenfall die Wärmeproduktion für die kommenden Winter zu sichern.

Die Zentrumspartei ist traditionell ein Befürworter der Torfgewinnung, aber auch Lintilä glaubt nicht, dass Torf, der hohe Kohlendioxidemissionen verursacht, dauerhaft in die Energieerzeugung zurückkehren wird.


"Torf ist die Lösung in Zeiten der Krise. Jetzt ist es rentabel, Torf zu verbrennen. Seine Verwendung begann mit der Ölkrise in den 1970er Jahren, und heute ist es ein bisschen wie damals.

In jedem Fall, so Lintilä, sei Torf besser zu verbrennen als Rundholz, das besser als Rohstoff für die Forstindustrie geeignet sei.

"Torf wird noch ein paar Jahre auf der Palette stehen, so dass es eine kleine Auszeit in Bezug auf die Klimaziele geben wird, aber ich bin mir sicher, dass diese Zeit schnell durch die technologische Entwicklung eingeholt wird", sagt Lintilä.

Auch wenn die Energieversorgung in Finnland gesichert scheint, so wird doch auch hier die viel schwächere Situation in Mitteleuropa deutlich. Die Krise treibt die Preise für alle Energieträger in die Höhe und könnte die Wirtschaft in eine Rezession stürzen.

In Deutschland verursacht der Rückgang und mögliche Wegfall der russischen Erdgasimporte große Probleme.

Über Uniper, das zu 78 % Fortum gehört, wird auch Finnland von der Situation in Deutschland betroffen sein. Die Unternehmen verhandeln derzeit mit der deutschen Regierung über ein Rettungspaket für Uniper.

Lintilä war im Jahr 2017, als Fortum Uniper kaufte, Minister für Unternehmensführung. Hätte das Geschäft nicht zustande kommen sollen?

"Das operative Management von Fortum und die Regierung waren zu diesem Zeitpunkt sehr von der Durchführbarkeit der Transaktion überzeugt. Und niemand sprach damals über das Erdgasrisiko, aber wenn es eine Warnung gab, dann die, dass Fortum im Rahmen des Geschäfts Kohle-Energie erhalten würde", sagt Lintilä.

Dies ist jedoch nicht ganz richtig, da viele Politiker bereits vor einer wachsenden Gefahr aus Russland gewarnt hatten.

Lintilä sagt, er unterstütze den Vorschlag von Fortum, das Gasgeschäft von Uniper abzutrennen, und in deutsches Staatseigentum zu überführen. Der Vorschlag stößt in Deutschland auf Gegenwind, zumindest wenn man die öffentliche Debatte verfolgt.

"Die Ursache für Deutschlands Probleme ist die verfehlte Energiepolitik des Staates. Zum Beispiel die Abschaltung von Atomkraftwerken, die ich überhaupt nicht verstehe. Deshalb wäre eine Teilung von Fortum eine praktikable und faire Lösung. Für Deutschland ist es aber essentiell, dass die Versorgung mit Erdgas gesichert ist."


Die Europaministerin und Ministerin für Unternehmensführung (*Eigentumssteuerung*?), Tytti Tuppurainen (sd), hat im Namen der Regierung mit der deutschen Regierung verhandelt, und ist am Donnerstag zu Gesprächen mit deutschen Regierungsvertretern in Berlin.

Im schlimmsten Fall könnte der Zusammenbruch von Uniper die Muttergesellschaft Fortum so viel kosten, dass das Unternehmen selbst zusätzliches Kapital benötigen würde.

"Der Ausgangspunkt ist, dass die Lösung so aussieht, dass Fortum nicht rekapitalisiert werden muss. Aber ich möchte den Verhandlungsführern Arbeitsruhe lassen.

Viele europäische Länder arbeiten derzeit an Subventionspaketen, um die Verbraucher für den Anstieg der Energiepreise zu entschädigen. Laut Lintilä gibt es in Finnland keine weiteren derartigen Maßnahmen als die bereits angekündigten.

Es wurde bereits beschlossen, die Kosten für die notwendige Nutzung eines Autos zu senken, in dem die Steuergutschrift für die Arbeitszeit vorübergehend erhöht wird. Die Verpflichtung zum Vertrieb von erneuerbaren Kraftstoffen wird ebenfalls um 7,5 Prozentpunkte auf 12 % gesenkt.

Dies wird sich in gewissem Maße auf die Preise für flüssige Brennstoffe auswirken.

"Eines der Probleme mit Subventionen ist, dass niemand weiß, wie lange die hohen Preise anhalten werden. Das ist ein ganz und gar globales Problem, und die Aussichten für die Preisentwicklung sind äußerst schlecht", sagt Lintilä.
https://www.hs.fi/politiikka/art-2000008943065.html


Mal abwarten, was die Gespräche heute bringen. Ich habe es so verstanden, dass die Gewerkschaft Verdi 'Uniper' nicht aufgeteilt sehen möchte, weil davon 5000 Arbeitsplätze in Deutschland betroffen seien.


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14.07.2022 um 15:00
Tja, dann ist da heute noch nicht viel rumgekommen, bei den Gesprächen:
Wirtschaft|Energie

Tuppurainen: Gespräche zur Rettung von Uniper dauern Tage, höchstens Wochen
Die Europaministerin, Tytti Tuppurainen, traf am Donnerstag in Berlin mit deutschen Regierungsvertretern zusammen. In den Verhandlungen stehen noch mehrere Optionen zur Debatte.


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Die Ministerin für Europa und Corporate Governance, Tytti Tuppurainen, hat erklärt, dass der Staat den Vorschlag von Fortum unterstützt, das Erdgasgeschäft zu trennen. FOTO: MARKKU ULANDER / Pressebild


Anni Lassila HS
14:47

Die Gespräche zwischen Finnland und Deutschland über die Rettung des Energieunternehmens Uniper befinden sich in einer heiklen und kritischen Phase, sagte Corporate-Governance-Ministerin Tytti Tuppurainen (sd) am Donnerstag in Berlin der Nachrichtenagentur Reuters.

"Die Diskussionen waren gut und konstruktiv. Es liegen mehrere Optionen auf dem Tisch, aber es bleibt noch viel zu tun", sagte Tuppurainen nach einem Treffen mit deutschen Regierungsvertretern.

Tuppurainen sagte auch, dass die Rettungsgespräche für Uniper Tage, höchstens Wochen dauern würden.

Uniper befindet sich in ernsten Schwierigkeiten, weil es nicht die vereinbarten Gasmengen von der russischen Gazprom erhält und stattdessen das Gas, das es auf dem Markt verkauft, zu einem Vielfachen des Preises kaufen muss.

Fortum ist zu 78 % an UNIPER beteiligt, der Staat zu 51 % an Fortum. Es ist also auch eine Angelegenheit des Staates. Ohne Rekapitalisierung würde die derzeitige Verlustquote von Uniper das Unternehmen innerhalb weniger Wochen zu Fall bringen.

Deutschland hat Fortum aufgefordert, sich mit einer zusätzlichen Investition an der Rettung von Uniper zu beteiligen. Fortum hat Uniper bereits Anfang dieses Jahres eine Finanzierung in Höhe von 8 Mrd. EUR zur Verfügung gestellt.

Am Donnerstag traf Tuppurainen in Berlin unter anderem mit Bundesminister Wolfgang Schmidt, Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt und dem wirtschafts- und europapolitischen Berater des Bundeskanzlers, Staatssekretär Jörg Kukies, Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach und weiteren Vertretern der Bundesregierung zusammen.

Fortum und der finnische Staat haben vorgeschlagen, das Gasgeschäft von Uniper abzutrennen, und auf den deutschen Staat zu übertragen. Nach Angaben der HS liegen noch weitere Optionen auf dem Tisch, die zu einer konkreten Einigung führen könnten.

Die Situation ist schwierig, denn es bleibt offen, inwieweit Uniper die gestiegenen Gaspreise an ihre Kunden weitergeben kann. In der Praxis ist dies eine Angelegenheit, über die die deutsche Regierung zu entscheiden hat.

Auch über die Zukunft der Gaslieferungen von Gazprom gibt es keine Informationen. Sie könnten ganz aufhören, sich weiter verkürzen oder zum Status quo zurückkehren, zumindest für eine gewisse Zeit. Russland setzt nun Energie ein, um Druck auf Europa auszuüben.
https://www.hs.fi/talous/art-2000008945339.html


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14.07.2022 um 15:12
Vorgestern hatte ich über Verdi und die Arbeitsplätze gelesen:
Große deutsche Gewerkschaft warnt: Aufspaltung von Uniper würde zu "offenem Konflikt" mit Fortum führen
Für das finnische Unternehmen Fortum wäre die Aufspaltung seiner Tochtergesellschaft Uniper die beste der schlechten Optionen. Die zweitgrößte deutsche Gewerkschaft lehnt den Vorschlag ab.

Deutschlands größtes Gasunternehmen, Uniper, ist wegen des Krieges in Russland in ernsten Schwierigkeiten. Es geht um das Geld der finnischen Steuerzahler, da Fortum zu 78 % an Uniper und der finnische Staat zu 51 % an Fortum beteiligt ist.


Alma Onali HS
12.7. 13:35


Die zweitgrößte deutsche Gewerkschaft Verdi warnt davor, dass eine Aufspaltung des Energieunternehmens Uniper zu einem "offenen Konflikt" mit dem finnischen Mehrheitseigentümer Fortum führen würde.

Uniper, der größte deutsche Gasversorger, ist wegen des Rückgangs der Gaslieferungen aus Russland und des daraus resultierenden Preisanstiegs in ernste Schwierigkeiten geraten.

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hat sich dafür ausgesprochen, dass der Uniper-Eigentümer Fortum, der sich im Besitz des finnischen Staates befindet, an der Rettungsaktion beteiligt werden sollte.

Fortum hingegen hat vorgeschlagen, Uniper aufzuspalten. Die für das deutsche Energiesystem wichtigen Teile, zumindest das Erdgasgeschäft und die deutsche Kohlekraft, würden in ein eigenes Unternehmen ausgegliedert. Dieses Unternehmen würde sich dann im Besitz des deutschen Staates befinden.

Der Rest von Uniper, zu dem viele wertvolle Wasserkraftwerke in Schweden und Deutschland sowie Kernkraftwerke in Schweden gehören, würde ein anderes Unternehmen bilden, an dem Fortum weiterhin beteiligt wäre.

"Wenn Fortum seinen Vorschlag durchsetzen will, gerät es in einen offenen Konflikt mit uns", sagte Verdi-Vorstandsmitglied Christoph Schmitz gegenüber Reuters.

Nach Ansicht von Schmitz würde die Zerschlagung von Uniper 5 000 Arbeitsplätze in Deutschland gefährden. Insgesamt beschäftigt Uniper weltweit rund 11 500 Mitarbeiter.

Die Gewerkschaft Verdi möchte, dass Uniper ein einheitliches Unternehmen bleibt, auch wenn es zu einer gewissen Umstrukturierung bereit wäre.

Schmitz sagte, die Gewerkschaft würde es begrüßen, wenn die deutsche Regierung Anteilseigner von Uniper würde, so wie sie es bei der Rettung der Lufthansa während der Pandemie getan hat.

Harald Seegatz, Vorsitzender der Gewerkschaft der UNIPER-Beschäftigten, spricht sich ebenfalls gegen eine Aufspaltung von Uniper aus. In einem Interview mit der Rheinischen Post sagte Seegatz, Fortum wolle mit seinem Vorschlag, Uniper aufzuspalten, die Rosinen aus dem Kuchen picken.

"Keiner von uns hat die Zeit oder die Energie, eine langwierige Umstrukturierung vorzunehmen", so Seegatz.
https://www.hs.fi/talous/art-2000008940571.html


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14.07.2022 um 16:02
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Diese haben allerdings einen ähnlich lautenden Tenor wie der redaktionelle Hesari-Artikel:

Politik|Energie

Wirtschaftsminister Lintilä: "Unipers Probleme sind Folge der verfehlten deutschen Energiepolitik“
Ähm, das ist allenfalls eine Beschreibung, aber keine Erklärung, und schon gar keine dafür, das Aufräumen den Deutschen zu überlassen. Wenn einer selbstverschuldet ins Wasser gefallen ist, zieh ich den trotzdem raus.

Daß diese Energiepolitik verfehlt ist, wissen wir jetzt alle. Aber war sie es auch vor dem Ukrainekrieg? Und hat Lintilä das auch so schon vor dem 24.2. gesagt?

Streng genommen halte ich es nicht mal wirklich für verfehlt. Das ist ungefähr so, als würde man versuchen, einen Aggressor durch Diplomatie vom Angriffskrieg abhalten, aber wenn der Krieg dann doch kommt, ist die "Politik der Diplomatie" verfehlt?

Rußland belieferte Westeuropa auch während des Kalten Krieges mit Öl und Gas, und ohne dieses hätte Westeuropa alt ausgesehen. Auch in den Phasen, wo sich die Fronten verärteten, die Konflikte verschärften, der Kalte Krieg drohte, heißer zu werden, auch da lieferte Rußland verläßlich. Und selbst beim Afghanistankonflikt oder dem Syrienkrieg pflasterte der Westen die SU nicht mit Embargos zu wie jetzt.

Jetzt ist es anders. Sowohl Putins Agieren als auch die Re-Aktionen des Westens sind anders. Und jetzt, jetzt ist diese unsere Energiepolitik verfehlt. War sie aber auch bis dahin ein Fehler? War es falsch, Gas lieber von Rußland als alternativ von "Schurkenstaaten" zu beziehen? Sind LNGs mit Fracking Gas ökologisch wirklich vertretbar, wenn man sowieso weitgehend aus der Gasverwendung raus will, aber ert mal Milliarden in den Aufbau von dazugehörigen Anlagen investieren muß? Ein "Solang wir in der nächsten Zeit überhaupt noch Gasimporte brauchen, nehmwa halt weiterhin das von den Russen" ist - ohne den Krieg - eigentlich eine gute Entscheidung. Verfehlt? Nur, weils so gekommen ist, wie es jetzt ist. So, wie Diplomatie "verfehlt" ist, wenn sie scheitert".

Ich sags ja, zur Zeit agiert Finnland (zumindest Hesari und Lintilä) nach dem Motto "Schuld sind immer die anderen".


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14.07.2022 um 16:30
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Ich sags ja, zur Zeit agiert Finnland (zumindest Hesari und Lintilä) nach dem Motto "Schuld sind immer die anderen".
Es geht für beide Seiten wohl darum, möglichst glimpflich aus dieser unglückseligen Situation herauszukommen, um auch dem Steuerzahler plausibel und transparent darlegen zu können, weshalb der finnische oder der deutsche Steuerzahler ggf. zur Kasse geben werden könnte. Juristisch gelten als Verhandlungsgrundlage Verträge, und diese besagen doch schon mal, dass die Muttergesellschaft die Tochterfirma unterstützen muss. Hier ein Auszug aus einem themenbezogenen YLE-Artikel:
Der Hauptstreitpunkt ist die Frage, wer die Rechnung bezahlt

Ein wichtiger Streitpunkt ist die Frage, wer die Rechnung für das marode Erdgasgeschäft von Uniper bezahlen soll.

Fortum und Finnland gehen davon aus, dass Uniper in Teile zerlegt werden würde. Das für Deutschland lebenswichtige Gasgeschäft würde in ein separates Unternehmen ausgegliedert, das von der deutschen Regierung übernommen und mit Kapital ausgestattet würde.

Uniper hingegen möchte nur teilweise im Besitz des deutschen Staates sein. Es wird berichtet, dass Deutschland sogar mehr als 30 % von Uniper übernehmen könnte.

Nach Angaben Deutschlands ist Fortum als Hauptaktionär von Uniper verpflichtet, sich an der Rettung zu beteiligen, d. h. Uniper weiter zu unterstützen. Dies würde für Fortum einen potenziellen Milliardenbetrag bedeuten - und wenn der Staat Fortum zu diesem Zweck rekapitalisieren würde, würde die Rechnung effektiv von den finnischen Steuerzahlern bezahlt.

Fortum und Finnland zögerten mit der Bereitstellung weiterer Mittel. Fortum hat seine Tochtergesellschaft bereits mit 8 Milliarden Euro subventioniert. Deutschland hingegen befürchtet, dass die Rechnung von den seinen eigenen Steuerzahlern bezahlt werden muss.
https://yle.fi/uutiset/3-12535942


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14.07.2022 um 17:10
@mitH2CO3

Daß jede Seite versucht, die je andere Seite stärker ins Beheben des Problems mit einzubeziehen, ist doch verständlich und nicht zu beanspruchen. Meine Kritik geht aber darauf hinaus, mit welcher Denkweise man die Eigenbeteiligung argumentativ runterdrücken will. Und da wirft der Helsingin Sanomat kein gutes Licht auf Finnland, schadet dem Ansehen geradezu. Zumindest bei mir. Ich kann nicht glauben, was ich da lese.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Fortum und Finnland gehen davon aus, dass Uniper in Teile zerlegt werden würde. Das für Deutschland lebenswichtige Gasgeschäft würde in ein separates Unternehmen ausgegliedert, das von der deutschen Regierung übernommen und mit Kapital ausgestattet würde.
Wieder so ein Ding. "Wenn Uniper Gewinne einfährt, teilen wir. Bei Verlusten zahlt Ihr die Verlustseite, und wir peppen die Seite auf, die gar nicht aufgepeppt werden muß."


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14.07.2022 um 17:50
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Und da wirft der Helsingin Sanomat kein gutes Licht auf Finnland, schadet dem Ansehen geradezu.
Ich kann das nicht derart radikal sehen. Meiner Wahrnehmung nach versucht man in Finnland natürlicherweise Eigeninteressen zu vertreten. Genauso wie man das hier in Deutschland macht.

Da Fortum als Muttergesellschaft die Tochter Uniper bereits mit acht Milliarden Euro subventioniert hat, ist doch nachvollziehbar, dass man beginnt, sich zu fragen, wieviel denn noch in 'das schwarze Loch' gestopft werden soll, oder ob es nicht Wege gibt, diesen verlustreichen Bereich aus der Tochtergesellschaft herauszulösen. Wie weit soll man denn Subventionieren bis alle zufrieden wären? Etwa bis die Muttergesellschaft selbst zum Pflegefall wird?

Wenn Forum rekapitalisert werden müßte, wegen weiterer zu leistender Subventionen, dann würde der finnische Steuerzahler zu Kasse gebeten werden, um Deutschlands verfehlte Energiepolitik zu bezahlen. Das ist doch ein diskussionswürdige und bemerkenswerte Schieflage. 5,5 Millionen Finnen sollen für knapp 84 Millionen Deutsche Steuern zahlen, für Deutschlands Energiepolitik? Wow.

Das man über diese Vorstellung in Finnland nicht sonderlich amused ist, ist für mich nachvollziehbar.

Zu dem bleibt ja festzuhalten, dass die Finnen sehr wohl am Verhandlungstisch hocken, und sich gar nicht ihrer Verantwortung entziehen wollen. Und sie haben dabei genau das gleiche Recht wie Deutschland, Verdi and so on, ihre eigenen Interessen in dieser unsäglichen Situation zu vertreten.


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14.07.2022 um 18:03
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Finnland teilte freilich zu lange die Überzeugung Deutschlands, dass Russland durch gegenseitige Abhängigkeit gebunden werden könne.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Der Staat kann sich nicht in alles in einem Unternehmen einmischen, aber es wird Zeit aus seinen Abenteuern Lehren zu ziehen.
Zudem ist man durchaus auch willig eigene Fehler wahrzunehmen, wie man dem Hesari-Artikel ebenfalls entnehmen kann.


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