@Optimist Wir lesen in Offenbarung 20: 6: ( Elberfelder 1905 )
"Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre...."
Wir drehen uns bei diesem Thema im Kreis.
Wie ich das mit der Gefangensetzung Satans und den Beginn der 1000 Jahre sehe, hatten wir doch schon mal ausdiskutiert. Wir kommen da nicht auf einen Nenner.
ich möchte dir NUR ZUM VERGLEICH die Auferstehung aus gnostischer sicht aufzeigen:
2) Der Erweckungsruf
Als erstes also muss der Mensch aus seinem Zustand geistiger Unwissenheit erweckt werden, er muss aufwachen, sich seiner Situation bewusst werden. Der Mensch soll sich nicht wie ein Tier mit seinem Schicksal zufrieden geben, oder sich gar durch den trügerischen Genuss der irdischen Güter und Vergnügungen noch mehr betäuben. Tatsächlich, diese „Erweckung“ gilt nicht nur in der Gnosis; sie gilt auch in den christlichen Religionen und überhaupt in jeder religiösen Bewegung, die den Menschen von einem primitiven Genussleben weg- und zu einem geistigen, menschenwürdigen Leben hinführen will.
Daher ruft auch im christlichen NT der Verfasser des Epheserbriefes - ganz wie in der Gnosis - seinen Lesern zu (Eph. 5,14):
„Wach auf, der du schläfst, und steht auf von den Toten. Und Christus wird dir aufleuchten“. Das ist genau der „Erweckungsruf“, der erste Schritt zur Gnosis: „Wach auf, du Schläfer!“
Und dann weiter: „Steh auf von den Toten!“ (anásta ek ton nekron) Hören wir diesen Ruf genau! Er besagt nämlich explizit, dass der Mensch eine „Auferstehung von den Toten“ nicht erst beim Jüngsten Tag, beim Weltgericht, erwarten soll, sondern dass wir jetzt, hier und heute, von den Toten “auferstehen“ sollen.
Gegen eine solche Auffassung von der Auferstehung wendet sich im gleichen NT der Verfasser des 2. Timotheusbriefes, weil er darin eine Leugnung der leiblichen Auferstehung zum Weltgericht sieht. Er wendet sich wie schon im 1. Timotheusbrief (6,20f.) gegen Christen, die sich auf eine besondere „Erkenntnis“ (Gnosis) beriefen. Namentlich nennt er zwei Männer (Hymenäos und Philetos), „die in Betreff der Wahrheit auf Abwege geraten sind: Denn sie behaupten, die „Auferstehung“ habe bereits stattgefunden“, und „sie bringen dadurch manchen um seinen Glauben (2,14-18).
Tatsächlich: genau diese bildliche oder allegorische Deutung der „Auferstehung“ ist typisch für die verchristlichte Gnosis des 2. Jhdts., besonders für die sog. Valentinianer, Schüler des bedeutenden Gnostikers Valentin aus Alexandrien, der dann in Rom wirkte; ebenso wie für den Verfasser der sog. Naassenerschrift, die uns der Kirchenschriftsteller Hippolyt von Rom (+235) wörtlich überliefert hat (EI 5,8,22-24).
Dort heißt es in der gnostischen Auslegung eines synkretistischen heidnischen Kultliedes zu Ehren des phrygischen Gottes Attis, dass der geistige oder innere Mensch von den Phrygiern u.a. „ein Toter“ genannt wird, das bedeutet, dass „er im Leib wie in einer Gruft und in einem Grab eingesargt (ist)“. Diese ganz platonische Erklärung deutet der Gnostiker parallel auf ein Wort Jesu in den Evangelien, wo Jesus im Disput zu den Schriftgelehrten und Pharisäern sagt:
„Ihr seid übertünchte Gräber, innen voll von Totengebein“ (Mt. 23,27). Und das sagt Jesus, so erklärt der Gnostiker, „weil (in ihnen) der lebende Mensch nicht ist“.
Nach diesem gnostischen Lehrer hat Jesus also die Auferstehung von den Toten bereits für unser jetziges leben verstanden wissen wollen: die Pharisäer und Schriftgelehrten sind „übertünchte Gräber“ bzw. innen „voll Totengebein“, eben weil ihr innerer Mensch noch tot ist, nicht „lebend“ ist, nicht „auferstanden“ ist.
Und weiter wird in dem Attislied der innere Mensch auch „Gott“ genannt. „Er wird nämlich Gott“, heißt es, „wenn er von den Toten auferstehend, durch das Tor in den Himmel eingeht“. Auch hier wieder die Lehre, dass die Auferstehung von den Toten jetzt, in diesem Leben, erfolgen soll. Wir ersehen aus diesem kleinen Exkurs über die Auferstehung einmal, dass es die allegorische Deutung der Lehre von der Auferstehung der Toten schon gegen Ende des 1. Jhdts. gegeben hat, und zweitens, dass diese allegorische Deutung der Auferstehung ein zentrales Axiom der verchristlichten Gnostiker geblieben ist.
3) Die innere Erleuchtung
Nach dem Ruf zum Aufwachen und dem Befehl, von den Toten aufzustehen, heißt es im Epheserbrief (5,14) weiter: „Und Christus wird dir aufleuchten“. (Man kann auch übersetzen: „Und Christus wir dir als Licht erstrahlen“. Die “Erleuchtung“ ist also das dritte Element, das wesentlich zur Gnosis gehört. Hier wird deutlich, dass Gnosis nicht mit Philosophie oder rational logischem Wissen gleichgesetzt werden kann. Es geht bei Gnosis nicht eigentlich darum, Wissen zu vermitteln wie in einer Schule, Vielmehr soll der zu Belehrende selbst von innen her ein-sehen. Daher ist die gnostische Erkenntnis nur eine und sie wird in einem Akt erworben.
Zu Recht verweist Werner Foerster (Die Gnosis, Band1, Einleitung) in diesem Zusammenhang auf den Gnostiker Simon (mit der Beinamen „der Magier“), der sagt:
„Es ist wahr, dass in diesen Wissenschaften, die allgemein üblich sind, jeder, der nicht gelernt hat, auch nicht Kenntnis hat; in Sachen der Gnosis aber hat einer gelernt, sogleich wie er gehört hat“ (Ps.-Klent., Recogn. III 35,7).
Bei dieser Gnosis geht es also um eine innere Einsicht, eine plötzliche, spontane Erkenntnis. Darüber sagt die heidnisch-gnostische Schrift „Poimandres“ (4) ähnlich: als der Offenbarer in seiner wahren Gestalt sich zeigte, „Und sogleich wurde mir schlagartig alles klar.“
Nicht um großartige Wissenschaft geht es hier. Sondern hier gilt ein Jesuswort, das wie ein erratischer Block im Evangelium des Matthäus und des Lukas auftaucht und aus einer älteren Spruchsammlung von Jesusworten (= Q) stammt. Es lautet:
„Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Klugen verborgen und den Unmündigen geoffenbart hast“ (Mt. 11,25 u. Lk. 10,21).
Das Jesuswort sagt nicht, worauf sich diese Offenbarung von Gott bezieht. Was ist es, das Gott den Unmündigen und Kleinen offenbart, den Weisen und Klugen dieser Welt aber verborgen hat?
Die Evangelien geben darauf auf den ersten Blick eine scheinbar paradoxe Antwort, die als eine Umkehrung unserer natürlichen Wertvorstellungen gelten kann und uns daher zunächst unverständlich erscheint. Aber es ist so: wer in das Himmelreich eintreten will, muss umdenken!
Die Botschaft lautet kurzgesagt so: „Jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden“ (Lk. 14,11). Oder: als die Jünger Jesu einmal darüber stritten, wer von ihnen im kommenden Reich der Himmel der Größte sein werde, sagte Jesus zu ihnen:
Bei euch soll es nicht so sein, wie bei den Großen dieser Welt, wo sich die Machthaber Wohltäter nennen lassen, „sondern der Größte unter euch werde wie der Jüngste und der Oberste wie der Diener“ (Lk. 22,26).
Anders lautet die Botschaft der Gnosis? Ihr geht es darum, sich selbst, die Welt (oder den Kosmos) und Gott zu erkennen. Diese drei Dinge sind die wahren Erkenntnisobjekte der Gnosis: der Innere Mensch, der Kosmos, in dem der Mensch verloren ist und Gott, zu dem der Mensch wieder zurückkehren soll. So heißt es in der schon zitierten Naassenerschrift:
“Der Anfang der Vollkommenheit ist die Erkenntnis des Menschen, aber die Erkenntnis Gottes ist höchste Vollkommenheit“ (5,8,38).
Nach Erweckung und Auferstehung des inneren Menschen beginnt die Erleuchtung über den Weg zu seiner Befreiung von dieser Welt. Eine Befreiung, die wesentlich eine Selbst-Erlösung ist.
Der Gnostiker braucht daher keinen eigentlichen „Erlöser“, einen Heiland, der die Welt und die Menschen in ihr von ihren Sünden befreit. ,Selbst dort, wo die Gnosis die Gestalt Jesu Christi einführt und die Worte Jesu anführt und deutet, ist dieser nur „der Lehrer“, der den Heilsweg verkündet. Einen Erlöser im traditionell christlichen Sinn, der die Menschen durch seinen Tod am Kreuz erlöst, braucht die Gnosis nicht.
http://www.weltfriede.at/gnosis.htm