Gläubige Christen sind davon überzeugt, dass sie die Guten und Atheisten, also Ungläubige, zwangsläufig schlechte Menschen sind. Dabei werden (und wurden) doch gerade im Namen Gottes die meisten Kriege geführt und unzählige Attentate und Ungerechtigkeiten verübt. Da es für Atheisten keine göttliche Offenbarung, also keine Ideologie zu verteidigen gibt und auch keine Endzeitszenarien Gültigkeit haben, müssen sie auch nicht die Welt in gute und böse Menschen trennen und versuchen, die bösen gewaltsam zu guten zu bekehren. Es gibt für Gottlose auch keinen Grund, die Menschheit in Christen, Juden und Moslems zu spalten und sich gegenseitig als Anhänger des falschen Glaubens zu verfolgen und umzubringen.
Die jahrtausendealten, von unwissenden Männern ersonnenen religiösen Mythen dürfen in der heutigen Gesellschaft keine besondere Rolle mehr spielen; dies gilt vor allem an Schulen. Anstelle von staatlicher Religionslehre müssten die Lehrer behutsam die meist schon auf einen Glauben hin konditionierten Kinder und Jugendliche über die Gefahren solcher frühkindlicher Indoktrinationen aufklären und auf den irrigen Anspruch aller Religionen, den einzig wahren Gott zu haben, hinweisen.
Die Bibel als Sammlung von Stammesregeln für das Zusammenleben nomadisierender Hirtenvölker mag ja in der Eisenzeit ihre Gültigkeit gehabt haben; aus heutiger Sicht bietet sie aber kaum noch eine Grundlage für ein ethisches Verhalten und humanes Zusammenleben. Der Gott im Alten Testament war ein blutrünstiger, egoistischer, zorniger und Völker-mordender Tyrann. Entsprechend grausam, widerwärtig und menschenverachtend auch die Geschichten: Die Sintflut zum Beispiel, wo ein erboster Gott Männer, Frauen, Kinder und alle Tiere (bis auf ein Paar jeder Gattung) ersäuft; oder Abraham, der zum Beweis seines blinden Gehorsams seinen eigenen Sohn Isaak als Brandopfer hinrichten soll! Welch bizarres Weltbild bekommen Kinder, wenn sie diese abartigen Geschichten als Gottes Wort, meist verniedlicht in Kinderbibeln, vermittelt bekommen?
Für gläubige Menschen ist Gott allwissend, allmächtig und allliebend. Wenn dieser Gott wirklich existiert, würde er so mit seiner eigenen Schöpfung umspringen? Falls ja, wäre sein Verhalten nicht ein guter Grund dafür, sich angewidert abzuwenden, anstatt ihm zu huldigen? Die logische Erklärung ist, dass diese Gewaltexzesse von machthungrigen Menschen ersonnen wurden, dass Religion menschgemacht ist. Gott hat nicht die Menschen erschaffen, sondern die Menschen haben Gott erschaffen.
Deshalb ist auch die immer wieder aufkeimende Diskussion über das Lehren der biblischen Schöpfungsgeschichte an Schulen so absolut absurd. Kreationismus ist nicht vereinbar mit der Naturwissenschaft und gehört in den Bereich der Sagen. Jetzt werden Viele sagen, dass im Neuen Testament alles besser ist – mit Verweis auf die Bergpredigt - und dass das Alte Testament eher Metaphern oder Allegorien enthält. Doch, wenn nicht alle Geschichten in der Bibel wortwörtlich genommen werden können, wer sagt dann, welches die gültigen Texte sind und was uns die Metaphern der alttestamentarischen Gewaltorgien aus heutiger Sicht sagen wollen?
http://www.religion.ch/web/images/stories/pdf/glauben%20aus%20heutiger%20sicht%20-%20beitrag%20joe%20m.pdf (Archiv-Version vom 13.06.2011)