@AnGSt AnGSt schrieb:Ungefähr soetwas hatte ich auch schonmal auf meiner Homepage beahuptet und steht auch so im meinem Buch. Die Sache ist verdammt kniffelig und ich switche zwischen den Interpretationen.
Zu deutsch: Dir ist dieses Problem bewußt, aber Du blendest es aus und gehst davon aus, als wäre das machbar.
AnGSt schrieb:Ich wage immernoch zu bezweifeln, dass eine Veränderung des Textes die codes gänzlich verwäscht.
Von einer Rechtschreibreform bezüglich "plene <--> defektiv" sind mal eben grob geschätzt 50% aller Vokabeln eines Textes betroffen. Könnten auch 70% sein, garantiert nicht unter 25%. Rein von der statistischen Streuung hast Du bei einem Bild mit sagenwirmal 10 Bildpunkten zwischen zwei und sieben bisherige Punkte nicht mehr dort, wo sie bisher stehen, sondern an wahllos anderer Stelle (weil ja weitere Worte bisher anderen Zahlenwertes bei veränderter Orthographie nun zufälligerweise den von Dir ausgesiebten Zahlenwert aufweisen).
Hab mal mit zehn Punkten das "Sternbild der Dorfkirche" kreiert. Ist sicher zu erkennen. Dann hab ich die ersten beiden Punkte weggenommen und leicht anders hingesetzt. Erkennt man noch die Dorfkirche? (also ohne das Linke Bild noch vor Augen zu haben)
AnGSt schrieb:Ich denke, das würde meine Behauptungen kein bischen glaubwürdiger machen, im Gegenteil ("er hat es verändert sodass es passt").
Oh nein, ist nur ein Hacken Arbeit. Du mußt Dir ein Buch mit sämtlichen Epigraphen besorgen. Hab ich z.B. eins. Das ist zwar nicht das neueste, sodaß schon ein paar neuere Funde fehlen, aber für wissenschaftlich saubere Zwecke ist das schon mal akzeptabel, weil der Befund der verwendeten Vokabeln groß genug ist für ne statistisch saubere Streuung, sodaß fehlende Epigraphen das Ergebnis nicht grundsätzlich verändern können. Aktuellst ist natürlich immer vorzuziehen, aber "akzeptabel" ist die "Eins des kleinen Laienforschers".
Als nächstes schreibst Du alle Vokabeln raus, und zwar alle gleichen Vokabeln in ihrer Schreibweise nebeneinander. Natürlich chronologisch geordnet und mit der Datierung versehen.
Dann wertest Du aus, welche orthographischen Veränderungen sich in welchen Vokabeln wann ereignet haben. Also wann wurden welche Wörter / Wortgruppen in welcher Weise anders geschrieben? Vollzog sich z.B. das Hinzukommen des Y im Pl masc bei allen Vokabeln (die wir auch im Plural vorliegen haben) zugleich, oder zieht sich die Umstellung über 200 Jahre hin?
So untersuchst Du erst mal jedes Einzelphänomen, um dann zu sehen, ob bestimmte Veränderungen miteinander koreliert auftreten. Oder um zu überprüfen, ob zwei Einzelphänomene, von denen man weiß, daß sie eigentlich zusammengehören, auch wirklich gemeinsam auftraten.
Naja, dazu solltest Du ein wenig Hebräisch können, nicht modernes Ivrit, sondern Althebräisch. Und solltest ne ordentliche Grammatik zu Hause rumstehen haben udgl. Ist wie gesagt ein Hacken Arbeit.
Aber mal ganz ehrlich, wenn Dir dieses Vermögen fehlt und Du Dir auch nicht den Klotz ans Bein binden willst, Dir das anzutun, dann ist natürlich jeglicher Entschlüsselungsversuch für die Katz.
Tut mir ja leid, aber wenns fundiert sein soll, dann gehts nicht anders. Außer mit "Ghostwritern", also Leuten, die das können und die Arbeit für Dich machen. (Zähl nicht auf mich, da muß ich Dich enttäuschen).
Mir gefällt die Ausgangslage. Spricht dafür, dass der Wert 666 für GLGLm urig ist und vor allem legitim anzunehmen. Spricht etwas über eine mündliche Überlieferung über wenigstens einen gewisen Zeitraum? Wir manchmal behauptet, oder?
Als die Texte verfaßt wurden, gab es nur glglym. Da hätte kein Muttersprachler ne 666 gesehen, und keiner hätte gesagt "hey, desch war doch einscht ene glglm, un dordemit e 666". Und selbst wenn, derjenige hätt das nicht eincodieren können, ohne auch die Defektivschreibweise zu verwenden, weil der spätere Leser ja nicht riechen kann, daß bei nem Plenewort die Defektivzählweise berücksichtigt werden mußte. Und ob da nun Plene oder defektiv stand, können wir nicht mal wissen, da es ja zweimal orthographisch überarbeitet wurde.
Nee, AGS, glglm ist nur historisch "urig", aber nicht bezogen auf etwas Hineincodiertes.
Was meinst Du übrigens mit mündlicher Überlieferung?
AnGSt schrieb:Btw, der Jemenitische Kodex soll angeblich weitgehend dem Aleppo entsprechen. Die Files sind über meine Website verlinkt: http://www.torakosmos.de/texts.php (Archiv-Version vom 18.02.2013) aber nicht alle 100% brauchbar, weil in manchen die Maqaf fehlen. Die sind wichitg, haben zwar keinen Zahlwert soweit ich weiss, aber die Summen müssen über die 'ganzen' Worte gebildet werden. Was gedenkst Du, mit den Texten zu tun?
Also ich weiß nicht, wann ich denn dazu kommen werde, wieder häufiger am und mit dem AT zu arbeiten. Aber wenn ich das tu, brauch ich immer wieder auch nen digitalen Text (samt Font, auch für die Vokalisation), den ich via C&P in ein Textdokument einbinden kann. Und den ich auch "umschreiben kann. Ich betreibe Exegese, und gerade in der Textkritik muß ich mir die diversen variae lectionis (abweichende Lesarten) erst mühsam zusammenbasteln. Auch meinen rekonstruierten "Urtext" (is natürlich nur die ältest erreichbare Textentwicklungsstufe, deren Einzelpassagen nicht einmal gleichzeitig sein müssen) muß ich am Ende schreiben. Wäre natürlich einfacher, den Text quasi baukastenweise zusammenzusetzen und anschließend nur einige Veränderungen vornehmen zu müssen.
Die jemenitische Edition (muß ja kein Codex sein) kenn ich nicht.
AnGSt schrieb:Verblüffend glaubwürdig.
Hatte ehrlich gedacht, Du würdest schreiben "Vielleicht haben die Massoreten ja die Orthographie in der Thora vorgefunden und die Orthographie in Neviim und Ketuvim daran angepaßt". Aber als die Massoreten arbeiteten, war ja nicht nur die Thora kanonisch geheiligt, sondern auch die anderen beiden Textgruppen des Tanakh, sodaß sie entweder keine Orthographie verändert hätten oder eben überall. Der orthographische Ansatz "back to defektiv" war ja dadurch bedingt, daß die Massoreten ein eigenes Vokalisiersystem entwickelten, das begründet ihre orthographischen Veränderungen hinreichend.
Letztlich müßte man mal in den Qumrantexten nach Thora-Fragmenten suchen und sehen, ob die ebenfalls so massiv plene geschrieben wurden wie die Jesajarolle. Das wäre doch mal ein Strohhalm für Dich zum Überprüfen!
[Pertti: Im 10.Jh. v.Chr. entstand das Hebräische aus dem Kanaanäischen.]
Sowas interessiert mich. Irgendwie muss es eine Erklärung geben und dazu ist es notwendig, die ganze Geschichte zu kennen. Gut, da lässt sich nichts beweisen, nur belegen, aber man sollte es beachten imo.
Erklärung wofür jetzt?
Pertti