Optimist schrieb:So gesehen ist für mich DER Gott, den wir jetzt meinen lediglich ein "Herrscher" (der mächtigste Herrscher), der über allen Geschöpfen steht.
Ok. Gott definiert sich bei dir also als das Wesen mit der größten Macht. Er aber ist ein Individuum, so wirst du doch annehmen? Denn wäre er keines, so hätte 1) keinen eigenen Willen und 2) könnte man ihn nicht als Mächtigstes Wesen bezeichnen, da er seine Macht damit teilen würde bzw. es ihn als Individuum gar nicht gibt. Das wäre der Fall, wenn er alles wäre. Pantheismus oder auch gerne Panentheismus.
Gehst du davon aus, wovon auch
@natü ausgeht:
natü schrieb:Er ist Person, kommuniziert, kann lieben, handelt, ist gerecht, hat Pläne und was nicht noch alles. Wenn auch in einer ganz unvergleichlich überlegenen Form.
Muss er ein Wesen sein, das sich von anderen abgrenzt, um als solches unterscheidbar zu werden. Womit ich auch dazu komme:
natü schrieb:Dein Einwand, dass sein Wesen die Lüge ausschließt, ist, wie ich oben als hauptsächliche Kriktik vorbrachte, keiner: aus logischen Gründen. Eine Lüge und ihr Inhalt sind substanzlos. Eine Nicht-Substanz kann keine reale Eigenschaft eingrenzen.
Auch in der Welt des Geistigen gibt es Grenzen. Sonst würde nichts mehr unterscheidbar sein. Denn wenn du von dir aussagst, du seist jemand, der sich der Wahrheit verpflichtet sieht, so fischt du metaphorisch gesprochen aus dem Teich wahrer Aussagen und grenzt dich ganz bewusst von dem Teich der Unwahrheit und dieser Aussagen ab. Wäre keine Grenze vorhanden, so würdest du sowohl Wahrheitsliebender wie auch Lügner sein und alles in sich gehen und zusammenmischen. Aber du wirst doch stark annehmen, so nehme ich an, dass Gott kein Lügner wäre. Ja, dass nicht mal ein Funken und Hauch einer Lüge in ihm wäre, nicht wahr?
Wir sehen: Hat Gott Wille, ist er eine Person, ist er das, trifft das zu, was ich hier beschrieb:
Beitrag von libertarian (Seite 1.736)natü schrieb:Deinen Link zu Platos Dilemma finde ich jetzt auf die Schnelle nicht. Kannst du ihn mir bitte aktualisieren? Danke.
Gerne nochmal:
Wikipedia: Euthyphron-Dilemmanatü schrieb:Gottes Wollen hat aber die Theologie längst anders klassifiziert als das Wollen von Menschen und Tieren. Dies solltest du nicht außer acht lassen. Der Glaube sagt: Gottes Wille ist bereits seine Erfüllung - quasi. Es gibt keine Sehnsuchtsspanne dazwischen wie bei uns Menschen.
Da haben wir es wieder: Übersteigt angeblich das Menschliche.
:) Aber ok, ich werde mich diesmal nicht daran aufhängen. Aber etwas anderes: Du sagtest, Gott sei liebend und gerecht. Jedoch wenn sein Wille auch die Liebe zu allen Wesen ist und das schon seine Erfüllung, müssen wir von einem altruistischen Gott sprechen. Das widerspricht der Welt, in der es so viel Leid gibt. Gott könnte, wenn er wollte, daran etwas ändern. Er kann also nicht altruistisch sein und Liebe nur um der Liebe Willen geben. Damit ist seine Motivation egoistische Natur, aber dazu später. Das, oder er hat schlicht nicht die Macht, etwas zu verändern oder kein Wissen um die Zustände. Sehe ich da schon wieder die typischen Verteidigungen, dass er uns doch den freien Willen gab?
:)Außerdem, wenn es Gottes Wille ist, dass ich ihm glaube, und sein Wille schon Erfüllung, so widerspricht sich das, denn erfüllt ist es nicht, dass ich an ihn glaube. Sage von mir aus gerne, er hätte nach mir auch keine Sehnsucht und würde daran nicht leiden, ok, aber dann bleibt trotzdem die Kluft, dass sein Wille nicht Erfüllung findet, sofern er darin besteht, dass ich ihm glauben soll. Das widerspricht seiner Allmacht in der Tat. Es sei denn, er will gar nicht, dass ich ihm glaube, wie es Vertreter von Prädestinationslehren meinen.
:) Ok, aber dann ist er, sofern er Hölle androht, sollte man ihm nicht glauben, eine ziemlich fragwürdige Gestalt. Ja, alles andere als liebend. Teuflisch gar. Stelle dir vor, ich würde die Macht besitzen, dich in ein Gefängnis zu werfen, weil ich es will. Du aber bist unschuldig und kannst für nichts etwas. Wie würdest du so etwas nennen? Ungerecht?
:) Wenn er liebend wäre, machte er das nicht. Du aber schreibst ihm diese Eigenschaft, dieses Gefühlt als Wille zu. Aber hier kommt eher etwas Hassendes zum Ausdruck. Und das macht einen Gott in der Tat leidend, da Hass immer auch Leid in sich trägt. Und übrigens: Wenn ein Gott nur lieben würde, wie könnte er da nicht nur zuschauen, sondern auch nicht mal Mitgefühl mit seinen Wesen empfinden? Macht er? Und jetzt sage bloß nicht, er hätte gar keine Gefühle. Denn dann hätte er auch keine Motive und Absichten. Nein, er wäre wie ein Roboter. Damit wäre er aber gar nicht lebend, gar keine Person. Nein. Er wäre nur Ausführender. Ohne Freiheit. Kann nie etwas anderes tun, als das, was er tut.
Aber kommen wir nun zum Egoismus: Nehmen wir an, dass es einen mächtigen Gott gäbe, der alles schuf, dann kann er nicht altruistisch sein, da die Welt sodann nicht so aussehen würde, wie sie derzeit aussieht. Wenn sein Wille nicht altruistisch motiviert ist, ist er egoistisch motiviert. Ist er das, so hat Gott aber wieder Emotionen und schielt auf Macht. Das macht ihn aber niederträchtig und er wäre kein gerade verwirklichtes Wesen, noch besser als irgendein Mensch. Er wäre von seinen Leidenschaften getrieben, zu bekommen, was er will. Wenn er Herrschen will und sich über andere überheben, um sich als besonders mächtig zu gebärden, dann ist mir das ein ziemlich fragwürdiger Gott. Ja, verdient es gar nicht mal, Gott genannt zu werden.