@libertarian Das ist aber ein langer Text. Habe leider nicht so viel Zeit ...
Nur kurz: In deiner Kette von Schlüssen kommen Voraussetzungen vor, mit deren Wahrheit oder Falschheit diese Argumentation zusammenbrechen kann.
Will es nicht im einzelnen nachweisen ... Aber z. B.: Du sagst: Hat Gott Willen, ist dieser begrenzt gegen die Willen der anderen. Daraus schließt du dann in weiteren Schritten Mängel Gottes.
Du schränkst aber nicht ein, dass du selbst Definitionen vorausgesetzt hast.
So kann ein Zirkelschluss entstehen durch die Einschränkungen, die du unbemerkt vorher selbst gesetzt hast...
Eine dieser Definitionen bestreite ich jetzt probeweise einfach mal und sage: Willen beschreibst du als Mensch verständlicherweise, wie du ihn kennst, wie wir alle ihn kennen: ich will dies , du willst das, sie ...etc. Jeder will etwas anderes.
Den Willen Gottes, wenn er Gott ist, können wir uns aber nicht vorstellen, wie wir uns auch sonst nichts von Gott 100 % zutreffend vorstellen können. Sonst wäre er ja nicht Gott.
(Jeder kann sich nur einen so großen Gott vorstellen, wie sein eigener Verstand groß ist.)
Gottes Wille definiert sich - "definiert" - blödes Wort hier! - aber nicht durch seine Grenzen.
Menschliche Personen definieren sich durch ihre Grenzen: wenn ihr Wille an den Willen des anderen stößt. Schon das Kind bildet so sein Selbstbewusstsein und sein Ich: durch die Unterscheidung.
Gott bildet aber sein Selbstbewusstsein n i c h t durch Abgrenzung.
Hast du noch einen Moment Geduld? Es ist ein ganz anspruchsvolles denkerisches Problem.
Einen Tisch oder Stuhl unterscheidest du daran, wo er aufhört. Das ist bei Materie so.
Sprichst du von Liebe, Fairneß, Güte, so gibt es nicht die Fairness in der Fensterecke des Raumes und die an der Wandseite, sondern die Fainess bleibt mit sich selbst identisch ohne räumliche Begrenzungen. "Fairness" ist eine geistige Sache. Das heißt: sie hat keine Individualitäts- und Abgrenzungsprobleme. Sie kann überall gleichzeitig sein oder auch fehlen.
Mit dem Begriff Gottes gehen wir noch eine Stufe weiter: Gott - der Gott des Glaubens - ist s o geistig, dass er gar keine Grenzen mehr braucht, um ein Individuum zu sein und eine Person.
Das ist dann die Erklärung für die heiligste Dreifaltigkeit: den einen Gott in drei Personen. Diese Personen gehen durchsichtig ineinander über und haben volle Substanz, obwohl sie keine Grenzen gegeneinander haben.
Vielleicht hat es irgendwo ein Theologe oder Philosoph professionell beschrieben. Vielleicht gibt es auch eine mathematische Formel als Gleichnis, wie man Selbstidentität ohne Einschränkung symbolisieren kann.
Gott ist also Einheit und Allheit.
Unsere Willen sind nur abgegrenzt von seinem, indem wir von ihm - dummerweise - abweichen. Sonst wären wir in dem seinigen aufgehoben - was ja auch das Ziel aller Schöpfung ist.
Wenn du aber sagst, dass Gott irgendwo auf der Welt durchaus nicht allmächtig ist, so ist das darum, weil er dort seine Macht freiwillig - auf Zeit z. B. - teilweise abgegeben hat. Das ist aber kein Beweis dafür, dass er ihn nicht wieder an sich nehmen könnte, wenn er wollte.)
(Z B. Jesus sagt bei seiner Gefangennahme zu den Soldaten: "...Warum so schwer bewaffnet? Meint ihr, mein Vater könnte mir nicht sogleich zwölf Legionen Engel senden, um mich zu verteidigen?" (sinngemäß) . Dann heilt er noch mal eben das Ohr wieder an, das Petrus dem Malchus abgeschlagen hat, und lässt sich anschließend widerstandslos festnehmen.