Koran, Bibel, Thora und die Dinosaurier?
29.10.2012 um 11:40Drachen in der Bibel
Nein, ich werde in diesem Text sicher nicht das allgemein bekannte Dogma der Kirche wiederholen, welches auf der Offenbarung des Johannes aufbaut und Drachen als solches als eine Personifikation des Bösen hinstellt - was sie nicht sind. Meine Betrachtungen über Drachen in der Bibel sind etwas ungewöhnlicher und weit entfernt davon, ausgetretene Pfade zu beschreiten. Die Gedanken, Überlegungen und Folgerungen hier in diesem Text können Sie auch in meiner PDF oder meinem Buch finden und gehen von einem vollkommen anderen Ansatz aus, als dem Christlichen. Ich bin auch nicht der Erste, der auf diese Gedanken kommt. Eigentlich wurde ich durch Andreas Gößlings "Drachenwelten - Geister der Schöpfung und Zerstörung" auf die biblischen Drachen aufmerksam. Die Gedanken sind häretischer Natur, wäre ich selbst im Glaubensdogma der Kirche verwurzelt.
Die bekanntesten Stellen in der Bibel, in denen Drachen eine wichtige Rolle spielen, sind übersichtlich. Eine Stelle im alten Testament, im Buch Hiob, beschreibt in lebendiger Sprache und sehr eindrucksvoll den weiblichen Leviathan, einen der beiden biblischen Drachen, die von Gott gesandt wurden, um die Menschen zu züchtigen, wie es im äthiopischen Buch Henoch erklärt wird. Behemoth ist der männliche, andere Drache, der aber eher als ein Mischwesen beschrieben wird, während Leviathan dem Bild eines Drachens eindeutig entspricht. Die Stelle im Buch der Bücher finde ich insofern hochinteressant, als daß dort ein Drache als eine unerbittliche und angsteinflößende Wesenheit beschrieben wird. Im 41. Kapitel heißt es dort:
1. Siehe, die Hoffnung wird jedem fehlen; schon wenn er seiner ansichtig wird, stürzet er zu Boden.
2. Niemand ist so kühn, der ihn reizen darf ...
...
4. Dazu muß ich nun sagen, wie groß, wie mächtig und wohlgeschaffen er ist.
5. Wer kann ihm sein Kleid aufdecken? Und wer darf es wagen, ihm zwischen die Zähne zu greifen?
6. Wer kann die Kinnbacken seines Antlitzes auftun? Schrecklich stehen seine Zähne umher.
7. Seine stolzen Schuppen sind wie feste Schilde, fest und enge ineinander.
8. Eine rühret an die andre, daß nicht ein Lüftlein dazwischengehet.
9. Es hänget eine an der andere, und halten sich zusammen, daß sie sich nicht voneinander trennen.
10. Sein Niesen glänzet wie ein Licht; seine Augen sind wie die Wimpern der Morgenröte.
11. Aus seinem Munde fahren Fackeln, und feurige Funken schießen heraus.
12. Aus seiner Nase gehet Rauch wie von heißen Töpfen und Kesseln.
13. Sein Odem ist wie lichte Lohe, und aus seinem Munde gehen Flammen.
14. Auf seinem Halse wohnt die Stärke, und vor ihm her hüpft die Angst.
...
17. Wenn er sich erhebet, so entsetzen sich die Starken, und wenn er daherbricht, so ist keine Gnade da.
18. Wenn man zu ihm will mit dem Schwert, so reget er sich nicht, oder mit Spieß, Geschoß und Panzer.
19. Er achtet Eisen wie Stroh, und Erz wie faul Holz.
...
23. Er macht, daß der tiefe See siedet wie ein Topf, und rührt ihn ineinander, wie man eine Salbe mengt.
24. Nach ihm leuchtet der Weg, er macht die Tiefe ganz grau.
25. Auf Erden ist ihm niemand zu gleichen; er ist gemacht, ohne Furcht zu sein.
Neben diesen beiden bekannteren Drachen gibt es allerdings unerwartete weitere Drachen, an Stellen, wo man diese kaum erwartet hätte. Ich beginne ganz am Anfang des alten Testaments. Dort steht in Genesis 1,2: "Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser." - in der deutschen Übersetzung klingt dieser Satz unauffällig. Erst wenn das hebräische Original genauer betrachtet wird, fallen einem gewisse Auffälligkeiten ins Auge. Das Wort füt "Urtiefe" lautet im Original tehom. Diese Urflut erscheint nocheinmal im Buch Jesaja, Kapitel 51, Vers 9f.: "Wohlauf, wohlauf, bekleide dich mit Macht, du Arm des Herrn! Wohlauf, wie vorzeiten, von alters her! Bist du nicht der, so die Stolzen zerhauen und den Drachen verwundet hat? Bist du nicht, der das Meer, der großen Tiefe Wasser, austrocknete? Der den Grund des Meeres zum Wege machte, daß die Erlösten dadurch gingen?" - Wieder begegnet und tehom als Begriff für die Fluten der Urtiefe. In weiteren Stellen bei Hiob (7, 12 und 26, 12) wird wieder das Meer als bedrohlich bezeichnet und ein weiterer Name eingeführt: Rahab, ein Name Leviathans, des weiblichen Drachens der Urfluten.
Das Wort für die Urtiefe und Urfluten besitzt etymologisch dieselbe Wortwurzel wie tiamat, dem altbabylonischen kosmischen Urdrachen, der ebenso weiblich ist. Tiamat wird in den Tafeln des enuma elish von einem ihrer Enkel, Marduk, in hinterlistiger Weise umgebracht und zerstückelt. Aus den Stücken dieses Drachens formte er dann die uns bekannte Welt. Das alleine wirft schon so einige Fragen über die Eigenschaften und die Natur des alttestamentarischen Jahwe auf. Diese Fragen werden noch deutlicher, wenn man betrachtet, warum es zur Sintflut gekommen war. Die Söhne Gottes (=Engel) versündigten sich, hatten Sex mit Menschenfrauen und lehrten ihnen verbotenes Wissen. Immer wieder werden diese speziellen Söhne Gottes mit Satansbrut oder Drachen gleichgesetzt. Wenn das nun Drachen gewesen sind, die das ausgefressen haben - wer war dann ihr Vater?
Das neue Testament hat da auch eine sehr interessante Passage, die zuerst einmal unauffällig erscheint. Sie findet sich in der Offenbarung des Johannes. Ich habe das griechische Original an der betreffenden Stelle genau untersucht. Lesen Sie ersteinmal die Passage, ich werde anschließend auf die Besonderheit davon hinweisen. Es steht in der Offenbarung des Johannes im Kapitel 12, Vers 7 und folgende: "Da erhob sich ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und auch der Drache und seine Engel kämpften. Doch sie richteten nichts aus, und es blieb kein Platz mehr für sie im Himmel. Gestürzt wurde der große Drache, die alte Schlange, die die Namen Teufel und Satan trägt ... und seine Engel wurden mit ihm gestürzt." - die Frage, die da auftaucht ist unerwartet. Wie um Himmels Willen kam der Drache denn überhaupt in den Himmel? - Um aus dem Himmel geworfen zu werden, muß man ersteinmal drinnen sein.
Im Psalm 104, 24-27 heißt es: "Wie zahlreich sind doch deine Werke, Herr! Sie alle schufest du in Weisheit, die Erde ist erfüllt von deinem Eigentum. Da ist das Meer, so groß und weltumfassend, darin Gewimmel ohne Zahl: Lebewesen, klein und groß! Schiffe ziehen dort einher, der Seedrache, den du geformt, damit er darin spiele. Sie alle warten auf dich, daß du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit." - der Seedrache, der im Meer spielt? Es wird dort eindeutig in der Einzahl von diesem Drachen gesprochen. Es gibt aber nur einen Seedrachen: Leviathan.
Moses hatte viel mit Schlangen zu tun. IHVH raubte dem Drachen im Paradies die Beine - und just die Schlange wird in den Händen des Moses zum Stab, der sie ins gelobte Land führt: Exodus 4, 1-5. Erst im zweiten Buch der Könige wird der Drachen- und Schlangenkult beendet (18,4). Moses führte als Erkennungszeichen den Schlangenstab, der die Gestalt einer Schlange annehmen konnte. Das widerspricht eklatant der Passage, als im Garten Eden die Schlange das Urmenschenpaar versuchte, vom Baum der Erkenntnis zu speisen. Gott sendete auch Schlangen als Bestrafung, deren tödliche Bisse durch eine metallene Schlange, die Moses anfertigte, geheilt wurden (Numeri 21, 4-9). Im Johannesevangelium wird auf diese Passage durch Jesus Bezug genommen: "Und so wie Moses die Schlange in der Wüste erhöhte, so muß auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben habe." - trotz aller Versuche, die Schlange und Drachen als bösartig und des Teufels zu verdammen, sind noch viele Spuren der alten Kultur in der Bibel sichtbar, die auf eine sehr drachenhafte Religion und Bildersprache hinweisen.
In den Bibelübersetzungen gibt es einige Ungenauigkeiten, gerade, wenn es um die korrekte Übersetzung einiger Passagen geht. Wie Sie sicherlich wissen, speien Drachen Feuer. In Psalm 10 wird Jahwe sogar selbst aktiv: "Auf Frevler läßt er glühende Kohle und Schwefel regnen; Glutwind ist ihr zugemessener Anteil." - Feueratem als Bestrafung Gottes ist schon sehr eindeutig. Jesaja berichtet weiter, in 14, 29: "Weil der Stock, der dich zerschlug, zerbrach! Denn aus der Brut der Schlange kriecht eine Viper, und deren Frucht ist ein geflügelter Drache." - So hat der HERR einen geflügelten Drachen als Kampfgefährten.
Doch nun zu den Seraphim und den Engeln. Wie steht in Jesaja 30,6 über Ägypten geschrieben: "... In ein Land der Drangsal und Angst ... und der fliegenden Seraphim ..." - gut: Jesaja liebte dieses Land nicht unbedingt, aber immerhin: oben, in 14,29 wird "Drache" im Hebräischen mit "Scharap" (= Seraph in der genaueren Aussprache) bezeichnet, das hat mich näher interessiert. Ich habe mir die Mühe gemacht, einige Stellen der hebräischen Bibel mit den Übersetzungen zu vergleichen. Es ist einmal so, daß von Schlangen und Vipern, von Drachen gesprochen wird, und ein anderesmal von Seraphim, je nachdem, was besser dazu paßte. Über das Aussehen der Seraphim gibt Jesaja wieder einmal wertvolle Informationen: (6, 2+6): "Seraphim, stehende, waren droben um ihn, sechs Flügelpaare, je sechs Flügelpaare hatte jeder. In zweien verbarg er sein Gesicht, und in zweien verbarg er seine Beine und auf zweien fliegt er. ... Und es flog zu mir einer von den Seraphim, und in seiner Hand war ein Glühstein. ..." - bekanntlich wird in Asien die Drachenperle gerne feuerig umlodert dargestellt. Hier in der Bibel finden wir tatsächlich die Beschreibung davon.
Um der Sache etwas Würze zu verleihen, nun ein paar Stellen aus dem apokryphen Werk "Das Buch der Geheimnisse des Henoch". Dort werden die Seraphim unter dem weniger bekannten Namen "Chalkidri" benannt und es steht geschrieben in Kapitel 15: "1.Dann sangen die Kreaturen der Sonne, genannt Phönixe und Chalkydri, also flatterte jeder Vogel mit seinen Flügeln, den Geber des Lichtes frohlockend ..." und in Kapitel 12: "Und ich schaute und sah noch andere fliegende Kreaturen unter der Sonne, deren Namen sind Phönixe und Chalkydri, wunderbar und fremd in ihrer Erscheinung, mit Füßen und Schwanz eines Löwen und dem Kopf eines Krokodils, ihr Aussehen ist von purpurner Farbe, wie die des Regenbogens, ihrer Größe neunhundert Maße, ihre Flügel sind wie von Engeln, jeder hat davon zwölf (also sechs Flügelpaare), und sie besuchen und begleiten den Sonnenwagen, mit Wärme und Tau, wie es ihnen Gott befahl ..." - gerade die Beschreibung im 12. Kapitel erinnert sehr stark an die 9 Ähnlichkeiten der asiatischen Drachen.
Was Sie mit diesen Informationen anfangen, falls Sie überzeugter Christ oder Jude sind, das überlasse ich Ihnen. Wenn es nicht in Ihr Weltbild paßt, daß der biblische Gott weitaus mehr drachenartige Züge offenbart, wenn man genauer hinsieht, müssen Sie das ja nicht annehmen. Es offenbart jedoch einige interessante Perspektiven über die Ikonographie in den Kirchen und der Dogmatik, bezüglich Drachen. Lassen Sie diese Informationen einfach als solche stehen. Drachen haben also einen sehr wichtigen, prominenten Platz in der Bibel. Eigentlich müsste man die Passagen aus dem enuma elish der Genesis voranstellen, in denen Marduk Tiamat ermordet und aus ihrem Leichnam die Welt erschafft.
Nein, ich werde in diesem Text sicher nicht das allgemein bekannte Dogma der Kirche wiederholen, welches auf der Offenbarung des Johannes aufbaut und Drachen als solches als eine Personifikation des Bösen hinstellt - was sie nicht sind. Meine Betrachtungen über Drachen in der Bibel sind etwas ungewöhnlicher und weit entfernt davon, ausgetretene Pfade zu beschreiten. Die Gedanken, Überlegungen und Folgerungen hier in diesem Text können Sie auch in meiner PDF oder meinem Buch finden und gehen von einem vollkommen anderen Ansatz aus, als dem Christlichen. Ich bin auch nicht der Erste, der auf diese Gedanken kommt. Eigentlich wurde ich durch Andreas Gößlings "Drachenwelten - Geister der Schöpfung und Zerstörung" auf die biblischen Drachen aufmerksam. Die Gedanken sind häretischer Natur, wäre ich selbst im Glaubensdogma der Kirche verwurzelt.
Die bekanntesten Stellen in der Bibel, in denen Drachen eine wichtige Rolle spielen, sind übersichtlich. Eine Stelle im alten Testament, im Buch Hiob, beschreibt in lebendiger Sprache und sehr eindrucksvoll den weiblichen Leviathan, einen der beiden biblischen Drachen, die von Gott gesandt wurden, um die Menschen zu züchtigen, wie es im äthiopischen Buch Henoch erklärt wird. Behemoth ist der männliche, andere Drache, der aber eher als ein Mischwesen beschrieben wird, während Leviathan dem Bild eines Drachens eindeutig entspricht. Die Stelle im Buch der Bücher finde ich insofern hochinteressant, als daß dort ein Drache als eine unerbittliche und angsteinflößende Wesenheit beschrieben wird. Im 41. Kapitel heißt es dort:
1. Siehe, die Hoffnung wird jedem fehlen; schon wenn er seiner ansichtig wird, stürzet er zu Boden.
2. Niemand ist so kühn, der ihn reizen darf ...
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4. Dazu muß ich nun sagen, wie groß, wie mächtig und wohlgeschaffen er ist.
5. Wer kann ihm sein Kleid aufdecken? Und wer darf es wagen, ihm zwischen die Zähne zu greifen?
6. Wer kann die Kinnbacken seines Antlitzes auftun? Schrecklich stehen seine Zähne umher.
7. Seine stolzen Schuppen sind wie feste Schilde, fest und enge ineinander.
8. Eine rühret an die andre, daß nicht ein Lüftlein dazwischengehet.
9. Es hänget eine an der andere, und halten sich zusammen, daß sie sich nicht voneinander trennen.
10. Sein Niesen glänzet wie ein Licht; seine Augen sind wie die Wimpern der Morgenröte.
11. Aus seinem Munde fahren Fackeln, und feurige Funken schießen heraus.
12. Aus seiner Nase gehet Rauch wie von heißen Töpfen und Kesseln.
13. Sein Odem ist wie lichte Lohe, und aus seinem Munde gehen Flammen.
14. Auf seinem Halse wohnt die Stärke, und vor ihm her hüpft die Angst.
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17. Wenn er sich erhebet, so entsetzen sich die Starken, und wenn er daherbricht, so ist keine Gnade da.
18. Wenn man zu ihm will mit dem Schwert, so reget er sich nicht, oder mit Spieß, Geschoß und Panzer.
19. Er achtet Eisen wie Stroh, und Erz wie faul Holz.
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23. Er macht, daß der tiefe See siedet wie ein Topf, und rührt ihn ineinander, wie man eine Salbe mengt.
24. Nach ihm leuchtet der Weg, er macht die Tiefe ganz grau.
25. Auf Erden ist ihm niemand zu gleichen; er ist gemacht, ohne Furcht zu sein.
Neben diesen beiden bekannteren Drachen gibt es allerdings unerwartete weitere Drachen, an Stellen, wo man diese kaum erwartet hätte. Ich beginne ganz am Anfang des alten Testaments. Dort steht in Genesis 1,2: "Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser." - in der deutschen Übersetzung klingt dieser Satz unauffällig. Erst wenn das hebräische Original genauer betrachtet wird, fallen einem gewisse Auffälligkeiten ins Auge. Das Wort füt "Urtiefe" lautet im Original tehom. Diese Urflut erscheint nocheinmal im Buch Jesaja, Kapitel 51, Vers 9f.: "Wohlauf, wohlauf, bekleide dich mit Macht, du Arm des Herrn! Wohlauf, wie vorzeiten, von alters her! Bist du nicht der, so die Stolzen zerhauen und den Drachen verwundet hat? Bist du nicht, der das Meer, der großen Tiefe Wasser, austrocknete? Der den Grund des Meeres zum Wege machte, daß die Erlösten dadurch gingen?" - Wieder begegnet und tehom als Begriff für die Fluten der Urtiefe. In weiteren Stellen bei Hiob (7, 12 und 26, 12) wird wieder das Meer als bedrohlich bezeichnet und ein weiterer Name eingeführt: Rahab, ein Name Leviathans, des weiblichen Drachens der Urfluten.
Das Wort für die Urtiefe und Urfluten besitzt etymologisch dieselbe Wortwurzel wie tiamat, dem altbabylonischen kosmischen Urdrachen, der ebenso weiblich ist. Tiamat wird in den Tafeln des enuma elish von einem ihrer Enkel, Marduk, in hinterlistiger Weise umgebracht und zerstückelt. Aus den Stücken dieses Drachens formte er dann die uns bekannte Welt. Das alleine wirft schon so einige Fragen über die Eigenschaften und die Natur des alttestamentarischen Jahwe auf. Diese Fragen werden noch deutlicher, wenn man betrachtet, warum es zur Sintflut gekommen war. Die Söhne Gottes (=Engel) versündigten sich, hatten Sex mit Menschenfrauen und lehrten ihnen verbotenes Wissen. Immer wieder werden diese speziellen Söhne Gottes mit Satansbrut oder Drachen gleichgesetzt. Wenn das nun Drachen gewesen sind, die das ausgefressen haben - wer war dann ihr Vater?
Das neue Testament hat da auch eine sehr interessante Passage, die zuerst einmal unauffällig erscheint. Sie findet sich in der Offenbarung des Johannes. Ich habe das griechische Original an der betreffenden Stelle genau untersucht. Lesen Sie ersteinmal die Passage, ich werde anschließend auf die Besonderheit davon hinweisen. Es steht in der Offenbarung des Johannes im Kapitel 12, Vers 7 und folgende: "Da erhob sich ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und auch der Drache und seine Engel kämpften. Doch sie richteten nichts aus, und es blieb kein Platz mehr für sie im Himmel. Gestürzt wurde der große Drache, die alte Schlange, die die Namen Teufel und Satan trägt ... und seine Engel wurden mit ihm gestürzt." - die Frage, die da auftaucht ist unerwartet. Wie um Himmels Willen kam der Drache denn überhaupt in den Himmel? - Um aus dem Himmel geworfen zu werden, muß man ersteinmal drinnen sein.
Im Psalm 104, 24-27 heißt es: "Wie zahlreich sind doch deine Werke, Herr! Sie alle schufest du in Weisheit, die Erde ist erfüllt von deinem Eigentum. Da ist das Meer, so groß und weltumfassend, darin Gewimmel ohne Zahl: Lebewesen, klein und groß! Schiffe ziehen dort einher, der Seedrache, den du geformt, damit er darin spiele. Sie alle warten auf dich, daß du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit." - der Seedrache, der im Meer spielt? Es wird dort eindeutig in der Einzahl von diesem Drachen gesprochen. Es gibt aber nur einen Seedrachen: Leviathan.
Moses hatte viel mit Schlangen zu tun. IHVH raubte dem Drachen im Paradies die Beine - und just die Schlange wird in den Händen des Moses zum Stab, der sie ins gelobte Land führt: Exodus 4, 1-5. Erst im zweiten Buch der Könige wird der Drachen- und Schlangenkult beendet (18,4). Moses führte als Erkennungszeichen den Schlangenstab, der die Gestalt einer Schlange annehmen konnte. Das widerspricht eklatant der Passage, als im Garten Eden die Schlange das Urmenschenpaar versuchte, vom Baum der Erkenntnis zu speisen. Gott sendete auch Schlangen als Bestrafung, deren tödliche Bisse durch eine metallene Schlange, die Moses anfertigte, geheilt wurden (Numeri 21, 4-9). Im Johannesevangelium wird auf diese Passage durch Jesus Bezug genommen: "Und so wie Moses die Schlange in der Wüste erhöhte, so muß auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben habe." - trotz aller Versuche, die Schlange und Drachen als bösartig und des Teufels zu verdammen, sind noch viele Spuren der alten Kultur in der Bibel sichtbar, die auf eine sehr drachenhafte Religion und Bildersprache hinweisen.
In den Bibelübersetzungen gibt es einige Ungenauigkeiten, gerade, wenn es um die korrekte Übersetzung einiger Passagen geht. Wie Sie sicherlich wissen, speien Drachen Feuer. In Psalm 10 wird Jahwe sogar selbst aktiv: "Auf Frevler läßt er glühende Kohle und Schwefel regnen; Glutwind ist ihr zugemessener Anteil." - Feueratem als Bestrafung Gottes ist schon sehr eindeutig. Jesaja berichtet weiter, in 14, 29: "Weil der Stock, der dich zerschlug, zerbrach! Denn aus der Brut der Schlange kriecht eine Viper, und deren Frucht ist ein geflügelter Drache." - So hat der HERR einen geflügelten Drachen als Kampfgefährten.
Doch nun zu den Seraphim und den Engeln. Wie steht in Jesaja 30,6 über Ägypten geschrieben: "... In ein Land der Drangsal und Angst ... und der fliegenden Seraphim ..." - gut: Jesaja liebte dieses Land nicht unbedingt, aber immerhin: oben, in 14,29 wird "Drache" im Hebräischen mit "Scharap" (= Seraph in der genaueren Aussprache) bezeichnet, das hat mich näher interessiert. Ich habe mir die Mühe gemacht, einige Stellen der hebräischen Bibel mit den Übersetzungen zu vergleichen. Es ist einmal so, daß von Schlangen und Vipern, von Drachen gesprochen wird, und ein anderesmal von Seraphim, je nachdem, was besser dazu paßte. Über das Aussehen der Seraphim gibt Jesaja wieder einmal wertvolle Informationen: (6, 2+6): "Seraphim, stehende, waren droben um ihn, sechs Flügelpaare, je sechs Flügelpaare hatte jeder. In zweien verbarg er sein Gesicht, und in zweien verbarg er seine Beine und auf zweien fliegt er. ... Und es flog zu mir einer von den Seraphim, und in seiner Hand war ein Glühstein. ..." - bekanntlich wird in Asien die Drachenperle gerne feuerig umlodert dargestellt. Hier in der Bibel finden wir tatsächlich die Beschreibung davon.
Um der Sache etwas Würze zu verleihen, nun ein paar Stellen aus dem apokryphen Werk "Das Buch der Geheimnisse des Henoch". Dort werden die Seraphim unter dem weniger bekannten Namen "Chalkidri" benannt und es steht geschrieben in Kapitel 15: "1.Dann sangen die Kreaturen der Sonne, genannt Phönixe und Chalkydri, also flatterte jeder Vogel mit seinen Flügeln, den Geber des Lichtes frohlockend ..." und in Kapitel 12: "Und ich schaute und sah noch andere fliegende Kreaturen unter der Sonne, deren Namen sind Phönixe und Chalkydri, wunderbar und fremd in ihrer Erscheinung, mit Füßen und Schwanz eines Löwen und dem Kopf eines Krokodils, ihr Aussehen ist von purpurner Farbe, wie die des Regenbogens, ihrer Größe neunhundert Maße, ihre Flügel sind wie von Engeln, jeder hat davon zwölf (also sechs Flügelpaare), und sie besuchen und begleiten den Sonnenwagen, mit Wärme und Tau, wie es ihnen Gott befahl ..." - gerade die Beschreibung im 12. Kapitel erinnert sehr stark an die 9 Ähnlichkeiten der asiatischen Drachen.
Was Sie mit diesen Informationen anfangen, falls Sie überzeugter Christ oder Jude sind, das überlasse ich Ihnen. Wenn es nicht in Ihr Weltbild paßt, daß der biblische Gott weitaus mehr drachenartige Züge offenbart, wenn man genauer hinsieht, müssen Sie das ja nicht annehmen. Es offenbart jedoch einige interessante Perspektiven über die Ikonographie in den Kirchen und der Dogmatik, bezüglich Drachen. Lassen Sie diese Informationen einfach als solche stehen. Drachen haben also einen sehr wichtigen, prominenten Platz in der Bibel. Eigentlich müsste man die Passagen aus dem enuma elish der Genesis voranstellen, in denen Marduk Tiamat ermordet und aus ihrem Leichnam die Welt erschafft.