iKnowTheTr schrieb:Nicht nur, dass Gemeinsamkeiten im Bezug auf Zeugung und Schwangerschaft vorhanden sind, welche schon verblüffende Ähnlichkeiten haben. Auch reiste seine Mutter Alkmene und der Adoptivvater Amphitryon zur Entbindung von Mykenai nach Theben, so wie Josef und Maria von Nazareth nach Betlehem.
Ähm, ich sprach von Deiner oben aufgeführten Auflistung. Aber wow, daß ein Ortswechsel vor einer Geburt durchgeführt wird ist natürlich ein sehr extravagantes Storyelement. Die wissenschaftliche Forschung von Traditionsbildung und Erzählgattungen weiss jedoch hingegen längst, daß die Ähnlichkeit bestimmter Erzählungen und Motive selbst bei unabhängiger Entstehung geradezu unausweichlich ist ohne, daß hierzu eine kausale Beziehung zueinader vorhanden sein muss.
Ein Beispiel: In wievielen typischen Heldengeschichten (ob aus Märchen, Büchern, Filmen, etc.) kommt es vor, daß ein anfangs (noch) schwächlicher "Niemand" durch "höhere Gewalten" dazu auserwählt wird eine bestimmte Person, Stadt oder die ganze Welt vor bösen Antagonisten mit niederträchtigen Motiven zu schützen in dem ihm ein besonderes Training oder besondere Fähigkeiten, etc. pp. verliehen wird und er so als aufstrebender Held in die Schlacht gegen jene bösen Antagonisten zieht. Oft ist es dann so, daß er in der ersten Schlacht noch den Kürzeren zieht und alles verloren scheint, doch er gibt nicht auf und versucht es wieder, bis er schließlich den Kampf gegen das Böse gewonnen hat und es für alle letztlich ein glückliches Happy End gibt.
Wer hierzu sämtliche Geschichten nachrecherchiert, der bekäme letztlich wohl auch tatsächlich sowas wie eine "Ursprungsversion" und ein verzweigtes genealogisches Netz zusammen. Doch wurden die zentralen Storyelemente hier aus
jeder Geschichte von irgendeinem Vorläufer einfach immer wieder abgeschaut und in die eigene Story integriert oder ist es nicht viel mehr so, daß die Menschen von sich aus (also ganz unabhängig voneinander) über eine lange, zurückverfolgbare Traditionskette kommen?
iKnowTheTr schrieb:Die Geburt wurde bei beiden von dem "Gottvater" vorausgesagt, und kaum waren beide auf der Welt, wurden sie von Feinden heimgesucht und verfolgt.
Zeus kündigte Herklaes' Geburt in der Götterversammlung erst als er in Gestalt von Amphitryon mit Alkmene bereits verkehrte. Zudem hatte Herklaes mit Zeus' Frau Helena gleich eine übernatürliche Göttin die ihn verfolgte und gegen die er schon von Klein auf seine Stärke bewies. Alles keine Parallelen denen man eine 1:1 Abkupferung nachsagen könne.
iKnowTheTr schrieb:Herakles wie auch Jesus zogen sich vor ihrem Wirken in die Einsamkeit zurück. Dort erkannten sie ihre Berufung und widerstanden der Versuchung des Bösen. Beide gehorchten einem göttlichen Vater,
Rückzug in die Einsamkeit, Erkennung der eigenen Berufung, Befolgung des väterlichen Willens... jedem, der König der Löwen kennt, dürfte hierbei zumindest doch ein kleines Grinsen über's Gesicht huschen.
iKnowTheTr schrieb:wandelten übers Wasser und wurden Heiland und Friedensbringer genannt.
Magst Du mal bitte die Stelle zitieren, an der Herakles über's Wasser lief. Und bitte nicht
http://www.bibelkritik.ch/bibel/g1.htmverlinken bei denen Du Dich hier offensichtlich 1:1 bedienst. Ich meine schon einen Ausschnitt aus der Überlieferung selbst oder bedienst Du Dich hier ausschließlich über tendenziöse Webseiten?
iKnowTheTr schrieb:Dem Johannesevangelium zufolge starb Jesus mit den Worten (Joh 19,30) "Es ist vollbracht", während die Erde bebte und der Himmel sich verdunkelte. Herakles' letzte Worte, bevor er zum Vater in den Himmel schwebte, waren genau dieselben. Angeblich starb er in Anwesenheit seiner Mutter und seines Lieblingsjüngers Hyllos. Der Schuldige an seinem Tod hängte sich wie Judas nach seinem Verrat aus Reue auf.(!)
Auch hierzu bitte mal den genauen Auszug aus der Überlieferung. Und wenn, dann war es
die Schuldige. Herakles tötete sich (im Gegensatz zu Jesus) selbst indem er sich einen Scheiterhaufen erbauen und darauf lebendig verbrennen ließ um seinen nicht enden wollenden Schmerzen zu entgehen die ihm seine zweite Frau, die Königstochter Deïaneira, die ihm das von Nessos' butdurchträngtem Hemd in der irrigen Annahme, daß auf diese Weise die Liebe des untreuen Ehemanns zu ihr erneuert würde, aus Eifersucht übergab. Ihre Absicht bestand jedoch in der irrigen Absicht damit eine Art Liebeszauber und keine grausamen Qualen bei Herakles zu verursachen weshalb sie sich aus Verzweiflung über dieses grausame Resultat schießlich selbst tötete, jedoch noch bevor ihr Gatte den Tod fand.
Lichas war zwar der Diener, der bei seinem bekannt gewordenen Lichasdienst dem Herakles jenes schmerzbringende Hemd übergab, doch zu seinem Tod gibt es verschiedenen Versionen in denen er jedoch von Herakles selbst als vermeintlich Schuldiger ins Meer befördert wurde. In jedem Fall wird hier jedoch nicht als eigentlicher Schuldiger für Herakles' Leiden kenntlich gemacht sondern seine eifersüchtige Frau.
Aber auch eine freiwillige Selbsttötung die aus Reue erfolgte ist z.B. nicht gerade ein besonders seltenes Storyelement auf das nicht auch schon andere Schreiberlinge im Laufe der Zeit ganz von selbst und ohne "copy and paste" für ihre Geschichten mit besonderem dramatischem Hintergrund kommen konnten.