Optimist schrieb am 22.06.2015:Es herrscht jedoch unter Forschern fast Einigkeit (so wie ich das bis jetzt mitbekommen hatte), dass noch kein einziges Link dieser Art - also was den Übergang von EINER Art zu einer ANDEREN belegt - gefunden wurde.
Falls ich mich jetzt irre, dann korrigiert mich bitte.
Spät, aber dennoch, mach ich das jetzt mal.
Mir scheint, Du hälst Evolution für eine Art Zauberei, als würde man plötzlich ein Kaninchenaus einem Hut zaubern.
Nur ist sie das nicht. Sie geht unendlich langsam, zufällig und ungeplant vor. Es gibt jede Menge Generationen, die komplett unverändert sind, bis es dann bei einigen wenigen Individuen einer Population eben mal eine klitzekleine Veränderung gibt, die weiter gegeben wird.
So wie es auch in Familienstammbäumen läuft. Jeder neue Nachwuchs sieht ein bisschen anders aus, aber nicht so total anders, dass er bereits eine neue Spezies wäre. Vergleicht man Kinder mit Eltern gibt es viel mehr Ähnlichkeiten als Abweichungen. Aber je weiter zurück der Stammbaum reicht, umso geringer wird die Ähnlichkeit, umso weniger Personen werden darunter sein, denen Du dann immer noch ähnlich siehst.
Selbst Zwillinge sehen nicht 100% gleich aus, Einzelgeschwister können sogar so aussehen, als hätten sie verschiedene Erzeuger.
Streu das mal über zig Generationen und Hunderte von Jahren und Du hast keine persönlichen Ähnlichkeiten mehr.
Du wirst aber auch keinen der Vorfahren heraus picken und jetzt als „das“
missing link benennen können.
Denn jeder Deiner der Vorfahren ist quasi das
missing link zur nächsten Generation. Je näher diese bei einander liegen, umso mehr Ähnlichkeiten wird man finden, Du wirst aber auf keinem von ihnen den Finger legen und sagen können "Der ist es jetzt. Der ist das
missing link zu mir", weil es eben keine einzelnes solches gibt. Es gibt keinen Punkt, ab dem schlagartig eine neue Spezies aus der Asche auftaucht wie der berühmte Phoenix.
Evolution ist ein steter, aber in sehr kleinen Schritten ablaufender Prozess. Nur beobachtbar, wenn die Lebewesen sehr kurz leben, sodass wir Menschen Zeit haben ihre Entwicklungen zu studieren.
Nur, wenn man die Vorgeneration und die Nachgeneration nicht entdecken und somit vergleichen könnte, dann erscheinen einzelne Vertreter der Zwischengeneration halt als etwas Besonderes. Die Zeitabstände müssen aber enorm groß sein, damit eine Veränderung dann auch stark aus- und auffällt.
Im Grunde genommen sind
missing links eigentlich Metapher. Es gibt keinen Punkt, an dem sich etwas ändert, sondern nur eine lange Kette von graduellen Veränderungen. Es wird eben keine Affe ein Menschenkind gebären und hat es auch noch nie.
Am ehesten kann man als Laie solche Entwicklungen sehen, wenn man sich Züchtungen von Haustieren ansieht. Da entstehen zunächst keine neuen Spezies, sondern nur neue Variationen, aber lang genug repetiert (Hunderttausende oder Millionen von Jahren) und dementsprechende genetische Einflüsse ergeben dann irgendwann auch eine neue Spezies - im Vergleich zu deren Vorfahren vor Millionen von Jahren. Nicht im Vergleich zu Mama und Papa oder auch Oma und Opa.
Sollten sich die Umweltbedingungen aber nicht ändern oder andere zufällige Einflüsse (spontane Mutationen) nicht ergeben, dann kann eine Spezies auch schon mal Millionen Jahre lang gleich aussehen.