Noch ein kleiner Nachsatz:
Spöckenkieke schrieb am 04.05.2011:Ja da gibt es ja mittlerweile Tonnenweise Abhandlungen zu. Von hochrangigen Archäologen teilweise. Aber davon halte ich auch nicht sonderlich viel.
Zu den Anunnaki kann ich dir was aufklären. Das ist die Bezeichnung für die 7 Unterweltgötter der Akkadier. Gleichzeitig gibt es die 7 Richter der Unterwelt bei den Sumerern, die aber da nicht Anunnaki genannt werden und dann die Anunna, die die obersten sumerischen Götter darstellen. Dann haben die Anunnaki in späterer Zeit (spätbabylonisch assyrisch) teilweise die Funktion der Igigi angenommen, und dann gibt es auch noch 200 Jahre alte Literatur die da teilweise selber Fehler macht. In diesem Sinne hast du Recht, wenn das Thema nicht ganz einfach ist. In dieses ganze Durcheinander hat dann Sitchin seine Anunnaki eingebaut und das wahrscheinlich mit Absicht, da das Thema schön schwammig ist, so dass ein Laie darin leicht verloren geht.
Anunna und Anunnakku (Mehrzahl Anunnakki) ist dasselbe. "Anunna" setzt sich aus zwei Wörtern im Genitiv mit der Endung "-ak" zusammen, die im Sumerischen aber die größte Zeit nicht ausgeschrieben wurde. Allgemein ist die Schreibung von auslautenden Konsonanten, also am Ende einer Silbe erst eine Erscheinung später sumerischer Orthographie und wird dann erst im Akkadischen auch dauerhaft beibehalten. Geschrieben "Anunna" steht für sum. "Anunnak".
Dieses sumerische Wort wurde wie viele andere ins Akkadische entlehnt, z.B. Schagina -> sakkunakku(m) oder Abgal -> Apkallû(m)
Allerdings sind das nun einmal zwei verschiedene Sprachen mit verschiedenen Lauten und unterschiedlicher Grammatik. Da das Akkadische noch zu der Zeit Kasusendungen hatte und der Tonsitz auf der vorletzten Silbe lag wird "eingeakkadischt" aus "Anunna" -> "Anunnakku(m)"
Hier schreibt man dann eben auch ganz kategorisch den Auslaut.
So viel zur ermüdenden Grammatik
;) Und die Anunna bezeichneten ursprünglich nicht "älteste" Götter, nein, eher sowas wie lokale Panthea waren es. Es gibt früh solche Redewendungen wie "die Anunna von Elam (<einem Land)" oder "die Anunna von Lagas (<einer Stadt)". Mit der Zeit aber, mit der auch die lokalen Fürstentümer, Stadtstaaten etc. unterworfen werden wird auch der Staatskult verändert. Vor allem bedeutet das, dass die lokalen Panthea in ein Überregionales Staatspantheon überführt werden (daneben gibt es immer lokale Kulte mit abweichenden Ansichten). Wenig einflussreiche oder wenig "bedeutsame" Gottheiten werden mit ähnlichen, aber bedeutsameren Identifiziert, andere verlieren ganz ihren Status.
Mit dieser Entwicklung verlieren die "alten" lokalen Zusammensetzungen an Bedeutung. Sie werden schlicht umstrukturiert etc und sind "tot". Die Anunna als lokale Panthea werden zu einer Erscheinung der Vergangenheit, einer, die tot ist und ins Jenseits rückt. Unter den Anunna finden sich dann zum einen "alte" sumerische Gottheiten wie auch über einen anderen Weg aktuell weiter verehrte Gottheiten, die aber primär mit Tod und Jenseits assoziiert worden sind wie Nergal, Gott des Krieges und der Krankheit oder Ereskigal, Herrin über das Jenseits.
Im Kontrast dazu gibt es die Igigi, die "Götter des Himmels", bzw. weniger herrschenden als vor allem die "lebenden" Götter, denn der Sternenhimmel wurde als Aufhenthaltsort der Götter gedacht und die Sterne als Erscheinung eines Gottes. Am Sternenhimmel sind also alle lebenden Götter präsent.
Dadurch kommen auch diese eher symbolhaften Zahlen zu stande, die ein wenig variieren und Vielzahl ausdrücken wie "die 600 Anunna und die 300 Igigi" oder "die 600 Anunna und die 600 Igigi". In der hohen Mathematik Mesopotamiens wurde zur Basis 60 (nicht wie bei uns 10) gerechnet. Gleichzeitig aber stand die 60 für 1, 600, 6000 usw. All diese Zahlen bedeuten auch "Vollkommenheit" oder "Ganzheit" oder auch schlicht "Alle".
Vor allem im späten 2. Jt. und dann im 1. Jt., als viele Mythen kanonisiert wurden kamen dann Zahlenmystik und Götterkanons auf. Hier wird dann die vorher schon mystisch belegte Zahl 7 überall verbaut. Ehemals als die guten Sebettu und die bösen Sebettu bekannt (es gibt zwei) werden haufenweise Siebenergruppen gebildet, die sieben hohen Götter, die sieben Richter der Unterwelt, die sieben Götter des Schicksals usw. usf. Hier geht es dann auf den ersten Blick quer durcheinander, was damit zu tun hat, dass wir schlicht verschiedene religiöse Strömungen vor uns haben mit verschiedenen Ansichten. Kult X findet seinen Gott ganz wichtig und baut in ihn Siebenergruppe Y wofür dann Gott Z rausfliegt usw.
Zu dieser Zeit sind dann auch die Anunna kanonisch. Es sind nicht einfach alte "abgesetzte" Götter, die keine Verehrung mehr finden, sondern "tote" oder "alte" Unterweltsgötter, die aber sehr wohl verehrt werden. Jetzt beginnt das fröhliche durcheinander, wo dann Anunna wieder mit Igigi gleich gesetzt werden, vertauscht etc. pp. bzw. ein Unterweltsgott (Anunna) kann nun auch wieder als Igigi auftauchen. Die alte Idee der nicht mehr Verehrten "Götter von Früher" fliegt ganz raus.