Die Philosophie des Selbstmords
01.12.2010 um 19:11Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Sich entscheiden, ob das Leben es wert ist, gelebt zu werden oder nicht, heißt, auf die Grundfrage der Philosophie antworten. Alles andere – ob die Welt drei Dimensionen und der Geist neun oder zwölf Kategorien hat – kommt später. Das sind Spielereien; erst muss man antworten.Das waren die Worte von Albert Camus, einem französischen Philosophen.
Ich würde dem zustimmen, es ist das schwierigste aller Probleme der Philosophie und vor allem das Tabuthema der Gesellschaft und eigentlich die Frage, die von der Philosophie zuerst geklärt werden sollte, wenn nicht sogar die Philosophie rein aus dieser Frage besteht.
Ich wüsste nichts, was von der Gesellschaft und v.a. von den Medien so abgelehnt wird, wie das Thema des Selbstmords. Ein Selbstmord wird immer verneint und abgelehnt. Argumente haben keine Bedeutung, es wird nie der Fall sein, dass ein Suizid "abgezeichnet" wird.
Auch die rechtliche Situation ist recht heikel. Sobald jemand jemanden bezichtigt, einen Suizid angekündigt zu haben, hat der Zeuge das Recht denjenigen, mit dem Hintergrund der Unterlassenen Hilfeleistung, mit der Polizei abführen und einsperren zu lassen. Allein, wer das Thema anspricht, muss Gefahr laufen, fortan vom Umfeld abgelehnt zu werden aus Angst des Umfelds vor Gesellschaftlicher Ausgrenzung.
In dieser Gesellschaft nimmt sich jeder das Recht über das Leben aller 8 Milliarden anderen Menschen zu urteilen, und Suizid ohne Disskussion abzulehnen. Ich kenne wenige, die einen Suizid "absegnen" würden. Wie gesagt, bestehe Suizidgefahr, so wird demjenigen durch diese "Aussage" die Vollmacht über sich selbst enzogen, und wie eine Horde wildgewordener Affen wollen Angehörige denjenigen davon überzeugen, dass Suizid eine Sünde sei.
Als Beleg dafür ist zu sagen, dass früher die Religion noch Teil des Staates war und als "Todsünde" galt, wie auch als Pfad in die Hölle. Selbstmörder wurde auch nie in Gräbern begraben. Sie waren dazu zu "unwürdig"
Sollte es tatsächlich ein Leben nach dem Tod geben, das erfüllter wäre, als das manch suiziddenkender Menschen, könnte man meinen, wäre dieser ja in manchen Fällen sogar gerechtfertigt. Nahtoderfahrungen belegen Erfahrungen, die "nach dem Tod stattfinden" und auch Physiker wollen belegt haben, warum die Seele unsterblich ist. Nebenbei ist gesagt, haben Nahtod-Erfahrene eine höhere Selbstmordrate, als andere.
Das heißt, selbst der blose Gedanke daran, der vll auch daraus ausgelegt sein kann, sich im Klaren darüber zu machen, sich nicht umbringen zu wollen, ist schon ein Pfad in die Psychiatrie und zum Freiheitsentzug.
Ich frage mich, ist das gerechtfertigt? Wenn der Staat schon spirituelle Floskeln, wie die Würde als Paragraf 1 des Grundgesetzes einführt, sollte er dann alles tun, um einen Suizidwilligen von seinen Gedanken abzubringen, wenn auch nur der blose Verdacht besteht?
So paradox es klingen mag, aber ein Recht zum Suizid besteht nicht in Deutschland. Als würde soetwas irgendjemanden angehen, eingemischt wird sich immer. Und das finde ich nicht gut.
Dazu muss ich ganz klar sagen, bin ich nicht suizidgefährdet, aber Camus' Aussage finde ich inspirierend.