Subtilitas
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Freitod und Suizid
07.05.2016 um 14:52Liebe Leute,
»Wer abspringt, ist nicht notwendigerweise dem Wahnsinn verfallen, ist nicht einmal unter allen Umständen ›gestört‹ oder ›verstört‹. Der Hang zum Freitod ist keine Krankheit, von der man geheilt werden muss wie von den Masern. ... Der Freitod ist ein Privileg des Humanen.« schreibt Jean Améry.
Erfahren wir von jemandes Suizidabsicht, gehen wir davon aus, dass er unter starkem, seelischem Leidensdruck steht, und dass diese Gedanken und Absichten nach einer Weile in psychiatrischer oder psychotherapeutischer Behandlung sich wieder mildern oder verschwinden, idealerweise. Selbstmord und Selbstmordgedanken seien das Ergebnis eines chemischen Ungleichgewichtes im Gehirn oder psychischer Störung/Krankheit, die wiederum auf Grund eines traumatischen Erlebnisses irgendeiner Art oder allgemein schlechter Lebensbedingungen entstanden ist (etwa Perspektivlosigkeit, Depression durch Mobbing, etc.). Auch gesellschaftliche Zwänge treiben Leute in den Suizid, etwa wenn sie nach ihrer Pflichtverletzung die Ehre der Familie wiederherstellen müssen; siehe Seppuku in Japan.
• Zweifellos ist Todessehnsucht sehr häufig auf psychische Krankheit oder Störung zurückzuführen, sie wird gemeinhin erst einmal als behandlungsbedürftig angsehen, doch, um auf Amérys Idee zurückzukommen, ist sie das wirklich immer?
Nehmen wir zum Beispiel an, dass jemand im vollen Besitz seiner geistigen Fähigkeiten ist, er sich zwar an vielem im Leben erfreut, erfüllende Kontakte pflegt, versorgt, körperlich gesund ist usw., aber aus irgendeinem Grunde weiß, dass er sein erklärtes Lebensziel oder etwas anderes für ihn Wichtiges, was auch immer es sei, nie erreichen wird und damit sein Sinn verloren geht – dass dieser für sich in aller Vernunft abwägt, ob er Hand an sich legt oder nicht. Ist er dann krank, gestört oder auch verstört?
• Oder ist er als Wesen, das sich seiner selbst sowie seines Lebens bewusst ist, schlichtweg mit einem Hang augestattet, einen völlig freien Tod selbst zu wählen?
• Ist er krank, weil er im »freien Tode« aus seinen Gründen – und nur die zählen – eine Option sieht?
Es soll hier nicht um Angehörige, Methoden, Sterbehilfe, assistierten Suizid, die Frage des freien Willens (denn der sei hierfür vorausgesetzt) oder die Gründe für Suizid, die die Psychologie, Psychiatrie etc. ins Feld führen, gehen, sondern einzig um denjenigen, welcher sich entleibt oder diesen Gedanken ernstlich hegt. Auf Aussagen wie »jeder wie er mag, ist ja nicht verboten, ist sein Recht, das ist feige« bitte ich zu verzichten, denn sie stellen keine Antwort auf meine Fragen dar, und tun daher nichts zur Sache. Außerdem ist in dieser Diskussion das Differenzieren zwischen den Begriffen des Freitodes und des Suizides unentbehrlich.
Ich freue mich auf Eure Gedanken zu diesem delikaten Thema und hoffe auf wenig einsilbigen Spam.
Freundlichst,
Subti
»Wer abspringt, ist nicht notwendigerweise dem Wahnsinn verfallen, ist nicht einmal unter allen Umständen ›gestört‹ oder ›verstört‹. Der Hang zum Freitod ist keine Krankheit, von der man geheilt werden muss wie von den Masern. ... Der Freitod ist ein Privileg des Humanen.« schreibt Jean Améry.
Erfahren wir von jemandes Suizidabsicht, gehen wir davon aus, dass er unter starkem, seelischem Leidensdruck steht, und dass diese Gedanken und Absichten nach einer Weile in psychiatrischer oder psychotherapeutischer Behandlung sich wieder mildern oder verschwinden, idealerweise. Selbstmord und Selbstmordgedanken seien das Ergebnis eines chemischen Ungleichgewichtes im Gehirn oder psychischer Störung/Krankheit, die wiederum auf Grund eines traumatischen Erlebnisses irgendeiner Art oder allgemein schlechter Lebensbedingungen entstanden ist (etwa Perspektivlosigkeit, Depression durch Mobbing, etc.). Auch gesellschaftliche Zwänge treiben Leute in den Suizid, etwa wenn sie nach ihrer Pflichtverletzung die Ehre der Familie wiederherstellen müssen; siehe Seppuku in Japan.
• Zweifellos ist Todessehnsucht sehr häufig auf psychische Krankheit oder Störung zurückzuführen, sie wird gemeinhin erst einmal als behandlungsbedürftig angsehen, doch, um auf Amérys Idee zurückzukommen, ist sie das wirklich immer?
Nehmen wir zum Beispiel an, dass jemand im vollen Besitz seiner geistigen Fähigkeiten ist, er sich zwar an vielem im Leben erfreut, erfüllende Kontakte pflegt, versorgt, körperlich gesund ist usw., aber aus irgendeinem Grunde weiß, dass er sein erklärtes Lebensziel oder etwas anderes für ihn Wichtiges, was auch immer es sei, nie erreichen wird und damit sein Sinn verloren geht – dass dieser für sich in aller Vernunft abwägt, ob er Hand an sich legt oder nicht. Ist er dann krank, gestört oder auch verstört?
• Oder ist er als Wesen, das sich seiner selbst sowie seines Lebens bewusst ist, schlichtweg mit einem Hang augestattet, einen völlig freien Tod selbst zu wählen?
• Ist er krank, weil er im »freien Tode« aus seinen Gründen – und nur die zählen – eine Option sieht?
Es soll hier nicht um Angehörige, Methoden, Sterbehilfe, assistierten Suizid, die Frage des freien Willens (denn der sei hierfür vorausgesetzt) oder die Gründe für Suizid, die die Psychologie, Psychiatrie etc. ins Feld führen, gehen, sondern einzig um denjenigen, welcher sich entleibt oder diesen Gedanken ernstlich hegt. Auf Aussagen wie »jeder wie er mag, ist ja nicht verboten, ist sein Recht, das ist feige« bitte ich zu verzichten, denn sie stellen keine Antwort auf meine Fragen dar, und tun daher nichts zur Sache. Außerdem ist in dieser Diskussion das Differenzieren zwischen den Begriffen des Freitodes und des Suizides unentbehrlich.
Ich freue mich auf Eure Gedanken zu diesem delikaten Thema und hoffe auf wenig einsilbigen Spam.
Freundlichst,
Subti