Niselprim schrieb am 03.03.2024:lässt die achso göttlichen Wunder nicht so einfach belegen.
Wie will man bspw. die Erscheinung Jesu zur Bekehrung des Saulus zum Paulus beweisen?
Die Schreiber berichten von diesen Wundern. Einerseits waren sie selber Augenzeugen dieser Taten, anderseits sagen sie uns, dass das alles unter vielen weiteren Zeugen und über mehrere Jahre in der Öffentlichkeit geschehen ist. Jesus hat das alles also nicht hinter verschlossenen Türen getan, im Gegenteil. Und diese Dinge wurden anschließend eben auch (neben seiner Auferstehung) von seinen Aposteln gepredigt, und später niedergeschrieben. Es wäre also ein leichtes gewesen, diese Wundertaten zu leugnen, wenn sie denn nicht so stattgefunden hätten, wie wir es in den Evangelien lesen. Bei diesen Wundertaten verhält es sich also etwas anders, als mit der Auferstehung, bei welcher von etwa 500 Zeugen die Rede ist. Jesus hat sich nach seiner Auferstehung also lediglich 500 Menschen gezeigt, und die Auferstehung an sich war ein einmaliges Event.
Ebenso lesen wir nichts davon (weder in biblischen, noch sind mir außerbibliche Schriften bekannt), dass diese Dinge irgendwie geleugnet wurden. Im Neuen Testament heißt es von den Pharisäern lediglich, dass sie diese Taten dem Satan zugeschrieben haben.
Die Bekehrung und Vision des Paulus ist nochmal eine andere Sache, darum geht es mir gerade nicht.
Niselprim schrieb am 03.03.2024:Warum "ersten vier"?
Weil sie speziell von unserer Beziehung zu Gott sprechen. Die anderen sechs lehren uns über das menschliche Miteinander.
Libertin schrieb:Sie sind Teil der Überlieferung, da sie fester Bestandteil des biblischen Glaubenzeugnisses sind, aber woran machst Du fest, das sämtliche Inhalte als historische Begebenheiten zu bewerten sind? Ich wette, bei anderen (religiösen) Überlieferungen machst Du das auch nicht, sondern würdest zugestehen, daß einige Angaben dort sich durchaus auf historische Begebenheiten beziehen können, während andere Elemente aus rein religiösen Überzeugungen Erwähnung finden. Auf so ein absolutes "entweder ist alles darin 100% genauso passiert oder es ist alles bloß erfunden" wirst Du letztlich auch die Bibel nicht festnageln können. Und genau deshalb werden auch in der (Bibel)forschung Textstellen entsprechend differenziert betrachtet.
Ich bin etwas verwirrt über deinen Ausdruck:
Glaubens-Zeugnis. Die Bibel ist ein Zeugnis, gewiss, denn die Schreiber zeugen von den Dingen, über die sie schreiben. Schau:
1 Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens – 2 und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist –, 3 was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. 4 Und das schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei.
Johannes 1,1-4
16 Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen. 17 Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. 18 Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge
2. Petrus 1,16-18
Aber was ist ein Glaubenszeugnis?
Diese Schreiber zeugen also von den Begebenheiten, über die sie berichten, und ich schätze sie als absolut glaubwürdig ein. Sie beanspruchen auch, im Namen Gottes zu sprechen, und das verleiht dem ganzen nochmal eine ganz andere Gewichtung. Das Nicht-Glauben ihrer Botschaft wird mit einer ewigen Verdammnis bestraft. Das ist das, was sie uns sagen:
6 Denn es ist gerecht bei Gott, mit Bedrängnis zu vergelten denen, die euch bedrängen, 7 euch aber, die ihr Bedrängnis leidet, Ruhe zu geben mit uns, wenn der Herr Jesus sich offenbaren wird vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht 8 in Feuerflammen, Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen und die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus. 9 Die werden Strafe erleiden, das ewige Verderben, vom Angesicht des Herrn her und von seiner herrlichen Macht, 10 wenn er kommen wird, dass er verherrlicht werde bei seinen Heiligen und wunderbar erscheine bei allen Gläubigen an jenem Tage; denn was wir euch bezeugt haben, das habt ihr geglaubt.
2. Thessalonicher 1,6–10
Ich bin also in keiner Position, mir hier und da das herauszusuchen, was mir passt, und das andere wegzulassen, denn dann nehme ich den Schreiber nicht mehr beim Wort. Sie beanspruchen, im Namen Gottes zu sprechen, und dementsprechend muss man dann auch an den Text heran, um dieser Autorität und diesem Anspruch gerecht zu werden. Wenn ich der Überzeugung wäre, dass sie nicht im Namen Gottes sprechen, dann verhält es sich selbstverständlich anders. Aber das ist nicht der Fall.
Man müsste mir also eindeutig und unmissverständlich zeigen, dass hier ein klarer Fehler in der Bibel vorliegt, damit ich sie nicht mehr beim Wort nehmen kann. Dass es hier und da schwierige Stellen gibt, das ist kein Geheimnis, und Theologen beschäftigen sich schon seit es das Christentum gibt mit einigen dieser Fragen. Aber einen
klaren und
eindeutigen Widerspruch oder Fehler, das habe ich noch nicht gefunden.
Und ich akzeptiere auch Dinge im Koran, wie beispielsweise die Behauptung Mohammeds, ein Prophet des Allerhöchsten zu sein. Damit habe ich kein Problem, auch nicht wenn er meint, die Offenbarung vom Engel Gabriel erhalten zu haben. Nur kann jeder vieles behaupten, aber wie demonstriert Mohammed das? Und hier kommt das Problem. Setze ihn mal im Kontrast zu Jesus, und ich sehe keinen Grund, warum ich Mohammed mehr glauben schenken sollte als Jesus. Sein Leben und seine Taten zeugen vom Gegenteil.
Dieser Anspruch, ein Prophet zu sein, und die Offenbarung von Gabriel erhalten zu haben, mag zwar wirklich stimmen; nur würde ich das nicht Gott, sondern dem Teufel oder einem Dämon zuschreiben. Mohammed wurde also, wenn das wirklich so stattgefunden hat, verführt. Weder war er ein Prophet des wahren Gottes, noch war es wirklich Gabriel, mit dem er gesprochen hat.
Libertin schrieb:Genauso könnte ich Dich fragen, wieso es (für Dich) Wunder geben muss. Eben weil Du die Bibel offenbar als solch einen historisch fundierten Tatsachenbericht verstehen willst und Wunderwirken als sekundäre Nacherzählung in einen solchen nicht reinpassen würden. Ne objektive Herangehensweise ist das jedenfalls noch viel weniger, sondern nur ein Versuch nach Bestätigung eines vermeintlich vollständig historischen Sachverhalts, welcher als solcher ohnehin nie in Frage gestellt wurde.
Ich glaube an Wunder, weil ich an Gott glaube. Deswegen meinte ich ja zuvor, dass du beweisen müsstest, dass es Gott nicht gibt, um zu beweisen, dass es Wunder nicht gibt.
Warum ist das so? Es ist so, weil ein Wunder einen allmächtigen Schöpfer-Gott voraussetzt. Derjenige, der die Welt geschaffen hat, mit all ihren Gesetzen, ist auch derjenige, der, wenn er denn möchte, diese Gesetze für einen kurzen Moment aushebeln kann.
Jeder Theist müsste also glauben, dass Wunder möglich sind. Und wenn du dann eine solche Persönlichkeit wie Jesus dazu holst, von der es heißt, er habe viele gute Dinge getan, die Leute von ihren Krankheiten befreit, und sogar vom Tode auferweckt, ja dann ist es ein leichtes, diesem Mann diese Wunder zuzusprechen.
Libertin schrieb:Eben. Glaubenssache halt. Wieso also belässt man es dann nicht einfach dabei?
Ich weiß nicht, was du meinst. Dir bleibt nichts anderes übrig, als dem Zeugen das zu glauben, oder eben nicht. Einige Dinge kann man vielleicht überprüfen, und zwar wenn die Schreiber über Dinge sprechen, die man auch nachprüfen kann. Wenn du beispielsweise die Evangelien des Neuen Testaments vergleichst mit einigen späteren gnostischen, dann wirst du merken, wie sie sich in den Angaben verschiedener Ortschaften, Bräuche und Namen unterscheiden. Daran kann man dann erkennen, wer sich in den Dingen, über die er schreibt, zumindest auskennt. Das ist natürlich nicht automatisch ein Beweis dafür, dass der Schreiber immer die Wahrheit berichtet. Aber wenn man die Dinge, die man nachprüfen kann, allesamt oder zum größten Teil so vorfindet, wie vom Autor beschrieben, ja was bleibt einem vernünftigen Menschen dann anderes übrig, als diese Person zumindest als vertrauenswürdig anzuerkennen und somit ernstzunehmen? Und das finde ich bei den Schreibern des Neuen Testaments vor.
Bezüglich deines Linkes noch: was genau in diesem Artikel widerlegt denn den Kindermord des Herodes? Normalerweise lese ich nicht einfach so einen etwas längeren Absatz, das habe ich jetzt aber mal getan. Also werde mal bitte etwas konkreter. Da steht viel drin, aber ich habe jetzt nicht herauslesen können, wo denn eindeutig widerlegt wird, was in den Evangelien berichtet wird.
off-peak schrieb:Außerdem tut das nicht jeder. Nicht jeder schafft sich Glauben oder glaubt lieber statt sich der Tatsache zu stellen, das man etwas eben nicht weiß.
Ich tu´s jedenfalls nicht.
Ich weiß, dass das nicht jeder tut, schließlich gibt es Atheisten. Aber ich würde dafür argumentieren, dass das die Ausnahme ist, wenn du dir die Menschheitsgeschichte im Gesamten betrachtest. Und Ausnahmen bestätigen die Regel.
Auch interessant ist, dass viele Menschen in schwierigen Lebenslagen auf einmal anfangen, Gott anzuflehen, ihn zu suchen oder ihm gewisse Fragen stellen, obwohl sie, solange es ihnen gut ging, nichts von ihm wissen wollten.
off-peak schrieb:Quelle: Wikipedia: Bethlehem#:~:text=1963 hatte Bethlehem rund 60.000,der Menschen floh nach Jordanien
Ich verstehe nicht. Wenn ich auf den Link klicke, dann wird mir das markiert:
1963 hatte Bethlehem rund 60.000[7] Einwohner. Zwischen 1948 (Palästinakrieg) bis 1967 (Sechstagekrieg) war Bethlehem jordanisch. Infolge des Krieges von 1967 verringerte sich die Einwohnerzahl auf 14.000,[7] der überwiegende Teil der Menschen floh nach Jordanien.
off-peak schrieb:Du solltest wirklich mal zwischen Beleg / Beweis und der bloßen Behauptung irgendeiner Sache unterscheiden lernen.
Nur weil jemand behauptet, Jesus hätte Wunder gewirkt, heißt nicht, dass dem auch so war der dass das Gewirkte ein Wunder gewesen wäre.
Wir haben Zeugenaussagen, die darüber berichten. Was hätte es auch sonst geben können, wenn Menschen vor 2000 Jahren in Israel diese Dinge gesehen haben? Ob das jetzt nun stimmt oder nicht, liegt alleine daran, ob diese Schreiber uns die Wahrheit berichtet haben. Hier muss man dann also, soweit wie möglich, schauen, ob die Schreiber vertrauenswürdig sind. Gleichzeitig kann man dafür argumentieren, dass es wahrscheinlich stimmt, denn eine solche Bezeugung der Taten Jesu wäre bei einer offensichtlichen Lüge auf Widerstand gestoßen. Davon lesen wir aber nichts. Und ebenso kann man an dem Charakter und der Lehre Christi erkennen, dass Wunder bei diesem Mann nicht wirklich verwunderlich sind (hier mein Wortspiel an dich).
Also natürlich und selbstverständlich, der Glaube kann bei einem Zeugnis nicht ausbleiben. Allerdings ändert der Glaube oder nicht-Glaube nichts an der Realität der bezeugten Dinge.