Religion - Der Feind des Sozialdarwinismus ?
19.04.2008 um 16:34
al-chidr,
"survival of the fittest" meint den "am besten Angepassten"."
Was meiner Auffassung nach bereits einer "Fehlannahme" entspricht, aufgrund der "Absolutheit", der dieser Aussage inneliegt, aber nicht aufgrunddessen, ob sie falsch oder richtig sei.
Solche Aussagen erinnern mich auch an das Spiel "Stille Post". Es wird fehl, da auch ÜBERinterpretiert.
Versuche die "Absolutheit", die der Evolutionstheorie inneliegt mal anhand einer Analogie zu verdeutlichen.
Sagen wir mal "die" Natur sei ein Schloß. Und ein zu dem Schloß passender Schlüssel sei der Organismus.
Nun die Preisfrage.
WAS sagt die Fähigkeit des Schlüssels zu passen über die Fähigkeit, bzw. Beschaffenheit des Schlosses aus?
Nichts, wir wissen nur, dass der Schlüssel passt, und zwar, so wie wir erwarten bzw. glauben. ;)
Soll heißen, wir können nicht sagen, wie die Natur beschaffen ist, Eigenschaften "der" Natur können wir nicht bestimmen, zum Erstem, zum Zweiten, beschreiben wir bloß Eigenschaften der Organismen.
Wenn wir nun sagen, ein Lebewesen sei am besten angepasst, so setzen wir voraus wissen zu können, wie die Natur beschaffen sei. Was wir aber ja der Logik nach eben nicht wissen können.
Die Funktion, die wir der Natur unterstellen ist in diesem Fall, dass sie Lebensraum für den am besten Angepassten bietet. Der Ausdruck "bestangepasst" ist eine Wertung.
Zudem der Begriff -angepasst- wie bereits auf vorheriger Seite erwähnt, unterstellt, es gäbe eine vom Lebewesen unabhängig exisitierende Natur, der man sich nur "bestmöglich" anzupassen brauche um zu überleben.
Dass dem aber sehr viel wahrscheinlicher nicht so ist, dazu gibt es viele Hinweise.
"Dazu kann auch laut Ethno- Evolutionisten auch Fürsorge für die Schwächeren gehören - weil es höhere Fortpflanzungsraten hervorbringt und Verhalten ent-spezialisiert -> Die Möglichkeiten, auf Veränderungen zu reagieren, nimmt zu"
Das ist auch bloß eine These, Wertung mehr nicht.
Auf Veränderungen von der Natur ausgehend reagieren? Das ist ja ebenso Theorie, wenn man´s mal genau nimmt.
Würde mal meinen, die Reaktion auf Veränderung (wie nun verursacht, sei mal dahingestellt), wird vom Lebewesen -selbst- bestimmt und verfolgt bloß dem Ziel der Selbsterhaltung.
"ABER: Dieses Prinzip wird an die "Selektion" gekoppelt
-> Zwar kann Fürsorge die Kultur stärken, aber nur, WEIL es einen Selektionsvorteil bringt bzw. (und das ist das Gefährliche am Biologismus) WENN es einen Selektionsvorteil bringt
Ich halte diese wissenschaftliche Haltung für äußerst gefährlich!"
Naja, "die" Wissenschaft kann auch dogmatisch sein, wenn sie die Aussagen, die sie trifft als "wahr" hinstellt. Aber, Dogmen, halten wir mal fest, sind nicht nur in der Wissenschaft zu finden. ;)
Wenn ich nun die Autopoiese (Selbsterhaltung) oder schlicht das Überleben als einziges Kriterium für die Entwicklung von lebenden Systemen zugrunde lege, also als "Fähigkeit" von Lebewesen, so sind Wertungen wie Entwicklung zum Vorteil, selektiver Vorteil, Zweck, Ziel, Kampf, Fürsorge, Effizienz, auch Schönheit, etc. alles Interpretationen, die quasi frei erfunden sind (zusätzlich, eigentlich ;)), nichts weiter als Bewertungen und diese jeglicher "Objektivität" -innerhalb- der Wissenschaft entbehren.
Jedenfalls halte ich das persönlich nicht für wissenschaftliche Methodik, wenn man sich innerhalb des Wissenschaftsgebäudes bewegt.
"Verifizieren kann ich das nicht, aber das ist kein Argument, den ebenfalls nicht unmittelbar beobachtbaren Strang der Evolutionstheorie - Zufall/Wahrscheinlichkeit - Mutation - Selektion - als Fakt hinzustellen."
Nun, die Gefahr liegt wohl eher in der Gewißheit, m. E.. Zu meinen, man wüsste, was wahr ist.
Theorie ist alles und wird es immer bleiben.
Aber es gibt halt sehr viel fruchtbarere Theorien, die die Evolution, Entwicklung von Leben, beschreiben. Natürlich beinhaltet auch diese Wertungen, aber diese sind halt aufgrund der Tatsache, wir die Natur nicht -objektiv- beschreiben können, sondern nur eine mögliche Beschreibung dieser, nicht absolut.
shionoro,
"Die Wahrheit kann gefährlich sein wenn Menschen sie missinterpretieren."
Welche Wahrheit?
"Ich drücke es mal so aus: die EVO ist das logischste auf der Welt, das was sich besser erhalten kann, egal wie, egal warum, das bleibt erhalten."
Der Begriff "besser" ist hier bloß eine Bewertung.
Das Wie sich Leben erhält ist innerhalb der Wissenschaft eben nicht egal.
Beim Warum wiederum läuft man Gefahr bloß einen übergeordneten Zweck, Sinn zu unterstellen. Der Kreationist fügt hier gerne "Gott" ein. ;)
Und nichts anderes tust Du, wenn Du den Vorteilsgedanken miteinbringst, einen übergeordneten -auch wenn anders gearteten- Zweck zu unterstellen.
Ist es denn nicht vorstellbar, das alleine die Selbsterhaltung, Selbst-er-schaffung Sorge dafür trägt ein Organismus sich selbst erhält?
Wenn du Hunger hast, signalisiert dein Magen dir, dass es Zeit für Nahrungsaufnahme ist. Und was ist der Zweck? Dich selbst zu erhalten, das System stabil zu halten.
Oder ist "Essen" etwa auch von Vorteil? :D