Religion - Der Feind des Sozialdarwinismus ?
18.04.2008 um 13:57
Religion vs. Sozialdarwinismus, bzw. Evolutionstheorie?
Ein interessanter Thread im Grunde, bloß dass der Einstieg meiner Auffassung nach bereits auf Fehlannahmen basiert und zwar auf die -klassische Evolutionstheorie- bezogen, die solche Begriffe wie Selektion, Anpassung, Zufall etc. geprägt hat.
Darwin prägte den Begriff der "natürlichen Auslese" und "wir" machten daraus die Selektion ebenso wie wir aus seinem "survival of the fittest" das Prinzip "Der Stärkere überlebt" ableiteten.
Ob Darwin dieses genau meinte, wird wohl auf ewig ein Mysterium bleiben. ;)
Zuallererst, halte dieses alles für Irrglauben, noch irrsiniger der Gedanke diese Prinzipien auf Menschen, Gesellschaften, Ethnien zu übertragen, was schlußendlich zu einem recht menschenverachtenden Glauben -> Sozialdarwinismus führt(e), desweiteren in diesem Zusammenhang mit der Genetik die (menschenverachtende, da selektive) Eugenik hervorbrachte.
Zudem uns z.B. das Prinzip "Der Stärkere überlebt" -je nachdem wir es zulassen- uns bis in den Alltag in Form eines Konkurrenzdenkens verfolgt. Die Betonung liegt hier auf dem Zulassen und Annehmen dieses Prinzips, denn dieses geschieht in Eigenverantwortung! ALLES, das wir tun beruht auf eigenverantwortiches Tun, einschließlich unseres Denkens, denn das Denken determiniert quasi das Tun.
Seltsamerweise, obwohl uns auch "die" Natur das Gegenteil beweist, dass Selbsterhaltung (Überleben) eben nicht auf diesem Prinzip der Konkurrenz basiert und dass Selbsterhaltung eines Lebewesens oder einer Gemeinschaft von Lebewesen ein Zusammenspiel sogesehen ALLER beteiligten Komponenten voraussetzt, ansonsten es zur Zerstörung des Lebewesens, bzw. der Gemeinschaft führt.
An dieser Stelle sei auch mal der Begriff der Homoöstase (Selbstregulierung) eingefügt. Der menschliche Körper kann hier als Beispiel dienen und die Homoöstase eben über die Erhaltung des Lebewesens bestimmt.
Desweiteren der Homoöstase einer Dynamik unterliegt, in der Form, dass Zustandsveränderungen beispielsweise im menschlichen Körper rückgekoppelt auf dem vorangehenden Zustand basieren.
Zum Beispiel, wenn man sich körperlich betätigt, die Sauerstoffzufuhr gesteigert wird, was der Erhaltung des Körpers dient – selbstregulierend eben.
Zudem kann man die Selbsterhaltung in diesem Sinne ebenso auf eine Gemeinschaft von Lebewesen übertragen.
Als Beispiel hier einmal eine Ameisenkolonnie. Hatte das mal andernorts versucht zu erklären wie stumpfsinnig die Annahme ist, "Hierarchie" sei "natürlich".
Denn irrsinigerweise werden auch hierarchische Strukturen aus der Natur auf das Zusammenleben von Menschen übertragen und es kommt zu irrsinnigen Schlußfolgerungen wie, dass Hierarchie eine "natürliche" Funktion sei, um eine Gemeinschaft zu erhalten, was ebenso eine Fehlannahme ist, die wie wir auch tagtäglich ersehen können fatale Folgen mit sich führt.
Für eine Ameisenkolonnie mag dieses hierarchische Prinzip zutreffend sein, wenn man die Selbsterhaltung zugrunde legt, aber der Aufbau ist sehr viel komplexer, wenn man alle Komponenten miteinbezieht.
Es ist definitiv zu einfach sich ein Phänomen aus dem Gesamten herauszugreifen und dann schlimmer noch dieses als allgemeingültig hinzustellen und daraufhin dann andere Phänomene auf dieser Fehlannahme beruhend erklären zu wollen, was zu einer Verkettung "falscher" Rückschlüsse führt, aus denen sich dann die daraus entstandene Theorie speist, das aber mal allgemein.
Zum Vergleich mal sei die (mir unliebsame) Verhaltensbiologie erwähnt, die menschliches Verhalten beispielsweise in einem Gebiet auf ein auf hormoneller Wechselwirkung basierendes Verhalten reduziert. Ich für meinen Teil kriege da wirklich eine Krise, wenn ich höre, lese, dass wer sein Verhalten auf Hormone reduziert, so als hätte er keinen Einfluß auf sein Verhalten, womit er sich selbst freiwillig zu einem unfreien hormongesteuerten Wesen degradiert. Soviel dazu. ;)
Was aber die Beschreibung von der "Entwicklung" des Lebens an sich betrifft, um mal wieder zum Thema zu kommen, kann man sich da eines sehr viel fruchtbareren Modells (wohlgemerkt) bedienen, welches ohne die Begriffe -zumindestens wie sie weitläufig verstanden werden- Selektion, Anpassung und auch den Zufall auskommt.
Und zwar der Beschreibung des Lebens als autopoietisches Systems. (Autopoiese übersetzt Selbsterhaltung bzw. Selbst-er-schaffung)
Ein autopoietisches System bzw. Einheit oder allgemein Lebewesen zeichnet sich einerseits durch seine Autonomie und andererseits durch seine strukturdeterminierte Kopplung am jeweiligen Millieu aus.
Strukturdeterminiertheit, um es mal lapidar auszudrücken, bedeutet auch, dass die Grenzen innerhalb derer sich ein Lebewesen bewegt selbst gesteckt werden und dass gerade diese Grenzen zur Erhaltung des Systems beitragen.
Der Zufall kann ausgeschlossen werden, denn das Leben entwickelt sich in der Form, dass Perturbationen (durch "Störung" (neutral) bedingte Zustandsveränderungen) immer auf das vorangehende Stadium basieren.
In der Autopoiese wird der Vorgang der Rückkopplung "Rekursion" genannt.
Trotzalledem ist dieser Vorgang nicht als -zielgerichtet- zu bezeichnen. Sondern ist eher als logische Konsequenz zu betrachten.
Der Gedanke der Zielgerichtetheit ist zu irreführend. Zudem insbesondere unter Anhängern der klassischen Evolutionstheorie die Annahme kursiert Leben würde sich stets zum Vorteil entwickeln. Was ja ebenso eine Annahme ist, die mit der Technologisierung verflochten wird, in dem Sinne, dass der Fortschritt, die Entwicklung zum Besseren hin ein ganz "natürlicher" Aspekt des Lebens überhaupt sei.
Hier werden wieder Bereiche vermischt..., tja. Die Konsequenzen kennen wir zur Genüge.
Im Grunde könnte ich noch sehr viel mehr dazu schreiben, aber das Thema ist viel zu umfangreich als dass man es eben kurz darstellen könnte. Vor allen Dingen könnten diese erwähnten Dinge ohne Vorwissen vielleicht ein wenig verwirrend und zusammenhangslos erscheinen, für mich zumindestens sind sie logisch und sie lassen sich ebenso mit der Quantenphysik vereinen. Aber, das soll erst mal genug sein. :D
Vielleicht ein Buchtip, für den Eistieg in die Thematik: "Der Baum der Erkenntnis" von Maturana/Varela.
Dass ich von der Schöpfungstheorie der Religion und Kreationismus nichts halte muss ich wohl kaum erwähnen, ebensowenig wie von Wertmaßstäben von Religion, eigentlich alle Formen von (selbst)auferlegten Zwängen.
Denn die Maßstäbe für Werte legt meines Erachtens ein Jeder selbst fest. Unabhängig davon ob er dieses bewusst oder unbewusst macht.
An dieser Stelle kritisiere ich ja auch gerne die Religion, eigentlich jegliche Ideologie, da sie einen davon abhält sich als eigenverantwortliches und autonomes Wesen zu begreifen.
al-chidr,
"Inwiefern hat das mit Selektionsdruck zur Arterhaltung zu tun?"
Nichts. Dieser Druck ist illusorisch, ebenso wie der Gedanke, die Natur selektiere, darüberhinaus ebenso der Begriff der "Arterhaltung", ein menschengemachtes Konstrukt.
Fortpflanzung ist kein zwangsläufiger Aspekt von Leben. Sondern eine Möglichkeit.
Ein Lebewesen kann sich selbst auch erhalten ohne sich fortpflanzen zu müssen. Die Versuchung der Fortpflanzung das Ziel der Arterhaltung anzudichten liegt aber nahe, wenn man Evolution "linear" auffasst, überhaupt auch, wenn man Zeit linear auffasst. (dass dem nicht so ist, siehe Quantenphysik)
Dass ein Selektionsdruck existiere, führt ja eben auch zu dem Gedanken konkurrierender Arten, bzw. Völker, Glaubensgemeinschaften. Und im Weiteren auch Gedanken wie sich über Andere stellen zu müssen, da man "Besser" sei. ;) Eben deshalb, weil man davon ausgeht, die Natur -sei so- und man maßgeblich nicht an der Erscheinung der Natur beteiligt sei, ein Irrglaube eben.
"Noch ein anderer Gedanke, unterliegen Religionen nicht auch einen selektiven Druck. Wenn du die Geschichte der Religionen betrachtest, kannst du doch nicht umhin zu erkennen, dass es auch hier innerhalb der Menschheitsgeschichte eine Entwicklung gegeben hat und kleinere Glaubensgemeinschaften durch größere assimiliert oder ausgerottet wurden."
Der Druck ist selbst generiert, nur wird das eben nicht erkannt, da beispielsweise die Religion, also die monotheistische ebenso verhindert, sich als gestaltendes Element der Umwelt wahrzunehmen. In der Psychologie finden sich dazu auch Parallelen zur Erklärung, zu eigenkredenzten Dingen wie Druck, Zwang, etc.. Diese existieren rein in der Vorstellung des Individuums, und wenn irgendein Druck das Leben beherrscht, so ist dieser selbsterzeugt. Würde auch heißen, er kann abgelegt werden, aber dazu muss erstmal die Verantwortung erkannt werden. Tja.
Die Entwicklung der Religionen ist aber sogesehen nicht zwangsläufig, so wie sie es getan hat, verlaufen, sondern wie auch oben erwähnt, verläuft eine Entwicklung eher in der Form von Stadien, jedes weitere Stadium auf dem Vorherigen aufbaut und so eine "historische" Abfolge entsteht, die wir auch als zeitliche Abfolge wahrnehmen, obwohl es Zeit ja eigentlich nicht gibt. *g* ;)