Dürfen Muslime ihre Religion kritisch hinterfragen?
12.05.2009 um 15:19
Abschnitt 13
Sura 5 Vers 101.
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O ihr Mu’mins!
Fragt nicht nach Dingen,
die, wenn sie euch
offenbar würden,
euch
nur verärgern könnten.(*339)
Doch wenn ihr
danach fragt, wenn der
Qur’an herabgesandt
wird, dann werden sie
euch klar erscheinen.(*340)
Allah hat sie aus Grade
übergangen.(*341) Und
Allah ist verzeihend,
nachsichtig.
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*339. Verschiedentlich traten
Leute an den Propheten, Allahs
Segen und Frieden auf ihm,
heran mit Fragen über
Angelegenheiten, in denen
weder ein Gebot noch ein
Verbot offenbart worden war, oder sie verlangten eine
ausführliche Darlegung von Geboten, die im Qur’an nur mit
kurzen Worten zusammengefasst sind.
Beispielsweise sagte unser
Prophet Muchammed, Allahs
Segen und Frieden auf ihm:
"Ihr Menschen, die Pilgerfahrt
ist euch vorgeschrieben." Da
stand ein Mann auf und fragte:
"Jedes Jahr, Gesandter Allahs?"
Dieser jedoch wandte sich von
ihm ab, worauf ihn der Mann
bedrängte und fragte:
"Jedes
Jahr, Gesandter Allahs?" Da
sprach der Prophet, Allahs
Segen und Frieden auf ihm:
"Wer ist derjenige, der da
spricht?" Die anderen sagten:
"Er ist Soundso." Da sagte er:
"Bei Dem, in Dessen Hand
meine Seele ist, wenn ich ja
gesagt hätte, dann hätte ich es
zur Pflicht gemacht, und wenn
ich es zur Pflicht gemacht hätte,
würde es über eure Kraft
gehen, wenn es über eure Kraft
ginge, dann hättet ihr euch von
der Religion abgewandt."
Darauß1in offenbarte Allah
diesen Aja.
Eine weitere bekannte Aussage
u n s e r e s P r o p h e t e n
Muchammed, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, lautet: "Allah
hat euch Pflichten auferlegt,
darum vernachlässigt sie nicht;
und Er hat Grenzen bestimmt,
darum überschreitet sie nicht;
und Er hat Dinge geheiligt,
darum entweiht sie nicht. Und
Er hat euch aus Barmherzigkeit
gewisse Dinge verschwiegen,
ohne sie vergessen zu haben,
d a r u m f r a g t n i c h t
danach." (Qutb)
Der Aja ist direkt mit Aja 102
verbunden, in dem es heißt,
dass der Gesandte nur seine
Botschaft zu verkünden hat. In
Verbindung mit dem Satz
"heute habe Ich für euch eure
Religion vervollkommnet..." in
Aja 3 dieser Suura bedeutet
diese Aussage, dass die
Mu’mins nicht versuchen
sollten, "zusätzliche" Gebote zu
den im Qur’an deutlich
erklärten oder vom Propheten,
Allahs Segen und Frieden auf
ihm, festgelegten Anordnungen herzuleiten, denn, ,dies könnte
euch Schwierigkeiten verursachen, das heißt, euch eine
zusätzliche Last auferlegen." Aufgrund dieses Ajas haben einige
der größten islamischen Gelehrten die Schlussfolgerung
gezogen, dass das islamische Gesetz in seiner Gesamtheit aus
nichts weiter besteht als den eindeutigen Geboten, die aus dem
offenkundigen Wortlaut (Sahir) des Qur’an hervorgehen, und
den Anordnungen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, und dass es folglich unzulässig ist, die Reichweite solcher
offenkundigen Gebote durch subjektive Herleitungsmethoden
zu erweitern. Dies hindert jedoch die muslimische
Gemeinschaft nicht daran, bei Bedarf dem Geist des Qur’an und
der prophetischen Lehren entsprechende zusätzliche,
zeitbedingte Gesetze zu entwickeln; es muss jedoch deutlich
hervorgehoben werden, dass diese nicht als Teil des islamischen
Gesetzes an sich betrachtet werden können. (Asad)
Der Aja wendet sich auch
gegen überflüssige und
spöttische Scheinfragen, die
aus Neugier oder falscher
Frömmigkeit gestellt werden.
(Darjabaadi)
Sura 5 Vers 102.
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Bereits vor euch
haben Leute solche
Fragen gestellt.(*342) Doch
sie schenkten ihnen dann
den Kufr.(*343)
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*342. Beispielsweise die
Streitfragen, mit denen die
Juden Musa, Allahs Segen und
F r i e d e n a u f i h m ,
gegenübertraten (vergleiche
Suura 2:68-71); sie zeigten
damit, dass sie keinen Imaan
hatten. Wenn sinnlose Fragen
gestellt werden und es keine
Antwort darauf gibt, erschüttert
dies auch den Imaan der
Törichten. (Juusuf 'Allii)
*343. Indem sie der Antwort
n i c h t d i e g e r i n g s t e
Aufmerksamkeit schenkten.
Vergleiche Lukas 22:67: "...
und sprachen: Bist du der
Christus, so sage es uns! Er
aber sprach zu ihnen: Sage ich's
euch, so glaubet ihr ' s
nicht ..." (Darjabaadi)
Ein Beispiel für ein Volk, das
durch sinnlose und unnütze
Fragerei dem Kufr verfiel, ist
das der Juden. Zuerst befassten
sie sich mit Haarspalterei, die
sie zu nutzlosen Fragen über
Details der Religion und des
Gesetzes führte. Als Folge
davon legten sie sich selbst im
Laufe der Zeit in dem Maße
Einschränkungen auf, dass sie
sie nicht mehr befolgen
konnten, und machten sich des
Ungehorsams und des Kufr
schuldig. Wie schade, dass die
Muslime trotz der Warnungen
des Qur’ans und des Propheten,
Allahs Segen und Frieden auf
ihm, Schritt für Schritt dieser
Praxis der Juden folgen!
(Mauduudi)