Tommy57 schrieb:Richtig, ich weiß worauf du deine Spekulationen stützt, doch was sagen die JZ z. B. zur Herkunft der Berichte in der Genesis, die gemäß der Bibel Moses niederschrieb, Ereignisse, die sich jedoch lange vor seiner Zeit abspielten?
Also ich bring ja nu ständig Argumente, Belege etc, und Du kannst da nicht gegen anstinken, also diffamierst Du das als Spekulation? Nee Du, so läufts nicht. Wo kam von Dir sachbezogen etwas gegen meine Darlegung zur Ringkomposition und Wiederaufnahme.
Was hingegen kommt, das ist eine sachfreie Kritik an der historisch-kritischen Exegese schlechthin. Und der Hammer: Ihr bezieht Euch sogar selbst auf einen Theologen aus der Frühzeit der Historischen Kritik! Ja, genau, Vitringa, der erste mit ner Dokumentenhypothese und Quellenscheidung zu einer Schrift des Pentateuchs, ein historisch-kritischer Theologe. So wird Vitringa (Vater wie Sohn, beide selben Vor- und Zunamens) bereits in den "Historisch Critischen Nachrichten" aufgeführt, ausdrücklich weil sie vom Mainstream links liegen gelassen wurden. Man beachte das Erscheinungsjahr 1755! Historische Kritik ist schon ein paar Jahrhunderte alt.
Und wieder haben wir da Phänomen, daß Ihr zum einen Sachen kategorisch ablehnt wie etwa "weltliche" historische Forschung und Datierung oder eben historisch-kritische Forschung, aber wenn Ihr glaubt, daß es Euch nützt, entblödet Ihr Euch nicht, da schamlos zuzugreifen. Das Historisch-Kritische an Vitringa ist, daß er der Schrift unterstellt, aus profanen, nichtinspirierten Einzeldokumenten zusammengesetzt worden zu sein. Wohl gemerkt, nicht, daß sie auch mal einzelne Dokumente aufnehmen könne (wie das Kyros-Edikt), nein, da wird eine beträchtliche Passage der Genesis komplett aus profanen Quellen zusammengesetzt. Und dann - damit setzt Ihr Zeugen dem sogar noch eins drauf - unzusammenhängende Dokumente, die zusammengefügt nicht mal eine Einheit ergeben, sondern disparat zueinander sind wie Kap. 5 und 6.
Dabei wissen wir aus den folgenden Jahrhunderten Forschung sogar, diese Toledot-Überschriften gar nicht Ausdruck verschiedener separater Dokumente sind, sondern eines einzigen Verfassers bzw. Redaktors! Einige dieser "Dokumente" hat er selbst verfaßt (daher: Verfasser), andere tatsächlich aufgenommen und mit ner kurzen Einführung miteinander verknüpft (daher: Redaktor). So finden sich in 1.Mose36,1-8 sowie in Vv.9-14 gleich zwei verschiedene Varianten der "Toledot Esaus", die sich weitestgehend überlappen. Offensichtlich wurden hier zwei verschiedene Quellen aufgegriffen und nebeneinandergestellt. Genauer gesagt wurden deutlich mehr verchiedene Quellen zusammengefügt, nämlich auch noch 36,15-19: die Fürsten der Söhne Esaus, sortiert nach den Ehefrauen Esaus, 36,20-28: eine abweichende Nachkommenliste, wobei Esau/Edom hier unter dem Namen Seir geführt wird (Edom, Esau und Seir sind für das Land, das Volk wie den Stammvater beliebig austauschbare Synonyme), 36,29-30: die Fürsten Seirs, 36,31-39: die Könige in Edom, 36,40: die Fürsten Esaus und schließlich 36,41-43: Nochmals Fürsten Esaus. Ein heilloses Neben- und Gegeneinander von Quellen.
Hingegen passen die meisten als Toledot eingeführten Passagen wie die Faust aufs Auge zu- und aneinander, wo die eine endet, fängt die andere an, ohne Überschneidung und ohne einander widersprechende Details. Ja, mehrfach wird im ersten Satz sogar ausdrücklich Bezug genommen auf die vorherige Passage.
5,1 Dies ist das Buch der Geschlechterfolge Adams. An dem Tag, als Gott Adam schuf, machte er ihn Gott ähnlich.Hier wird mit der erschaffenen Gottähnlichkeit Bezug genommen auf den ersten Schöpfungsbericht, die sogenannte priesterschriftliche Schöpfung. Merkmal der Priesterschrift ist, daß Gott bis zur Namensoffenbarung an Mose stets nur "Gott", nie mit seinem Namen benannt wird. Und so steht auch hier "Gott".
6,9 Dies ist die Geschlechterfolge Noahs: Noah war ein gerechter Mann, untadelig war er unter seinen Zeitgenossen; Noah lebte mit Gott.Auch hier wieder die Titulierung "Gott". Mit "lebte mit Gott" wird eine Nähe zur vorherigen Toledot hergestellt, wo Henoch "mit Gott wandelte".
10,1 Und dies ist die Geschlechterfolge der Söhne Noahs: Sem, Ham und Jafet - ihnen wurden Söhne geboren nach der Flut.Bezugnahme auf die Flut, die in der Toledot Noahs vorkam. Zu Noah wird auch nichts eigens mitgeteilt, was ebenfalls die vorherige Toledot voraussetzt.
11,10 Das ist die Geschlechterfolge Sems: Sem war 100 Jahre alt und zeugte Arpachschad, zwei Jahre nach der Flut.Hier liegt wie bei Esau eine parallele Überlieferung zur vorherigen Toledot vor. Wieder gibt es eine inhaltliche Bezugnahme, wieder auf die Flut. Der Völkerstammbaum enthält ebenfalls eine Sem-Genealogie, aber doch anders, nicht identisch mit der folgenden. Da 11,10ff höchst parallel zu 5,1ff aufgebaut ist, geht diese auf den selben Verfasser zurück, wohingegen 10,1ff aus einer Quelle / einem Dokument übernommen wurde. Nur 10,1, die "Überschrift und Einleitung" stammt, erkennbar an dem Flutbezug, vom selben Verfasser, der mit 10,1 eben eine redaktionelle Verknüpfung zum Kontext geschaffen hat.
1.Mose2,4a nun ist zwar ebenfalls sprachlich sehr eng verwandt mit diesen Toledot-"Überschriften", ist aber gar keine solche Überschrift.
Dies ist die Entstehungsgeschichte der Himmel und der Erde, als sie geschaffen wurden. An dem Tag, als Gott, der HERR, Erde und Himmel machte, [...]Im zweiten Satz kommt der Gottesname vor, hier als "HERR" wiedergegeben. Der erste Satz gehört also nicht zum Folgenden, dem zweiten Schöpfungsbericht (Eden-Schöpfung), sondern er schließt den ersten Schöpfungsbericht (Siebentages-Schöpfung) ab. Denn dieser Schöpfungsbericht ist der priesterschriftliche, in dem nur von "Gott" die Rede ist. 1,1 und 2,4a bilden geradezu den Rahmen dieses ersten Schöpfungsberichts. Denn wie 2,4a ist auch 1,1 "Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde" keine Mitteilung eines Einzelereignisses im Geschehensablauf des Schöpfungsberichts (die Erschaffung des Himmels wie die Erschaffung der Erde werden später konkret mitgeteilt), sondern mit diesem Satz wird der gesamte Schöpfungsbericht inhaltlich zusammengefaßt (Himmel und Erde sind hier ein "Hendiadyoin", die Umschreibung einer Gesamtheit mithilfe zweier hervorstechender Elemente oder zweier Pole, vgl. "Groß und Klein", durch "dick und dünn", mit "Mann und Maus" untergehen, mit "Kind und Kegel" verreisen (Kegel ist ein altes Wort für ein außereheliches Kind), "Himmel und Hölle" in Bewegung versetzen usw. usf.).
Obwohl der Satz 2,4a so ähnlich aufgebaut ist wie die folgenden Toledot-"Überschriften", ist er hier dennoch anders eingesetzt, eben als abschließende Zusammenfassung, als Resümee. Doch während jede andere Toledot-Überschrift entweder eine Geschlechterfolge einleitet oder wenigstens eine Person bzw. Familie als Einzelglied der gesamten Geschlechterfolge (aller Toledot-Abschnitte zusammen), bezieht sich hier "toledot" nicht auf eine Genealogie, sondern auf das "Werden" von "Himmel und Erde", also aller geschaffenen Dinge. Hier offenbart sich ein anderer Verfasser.
Und das ist auch nicht verwunderlich. Während 1.Mose1,1-2,3, der Siebentage-Schöpfungsbericht, priesterschriftlich ist, stammen 2,4b bis 4,26 von anderer Hand - durchgängig wird der Gottesname verwendet: in der Edenschöpfung (Kap.2), im Sündenfallsbericht (Kap.3), in der Kain-Abel-Erzählung bis hin zum Ersatz-Sohn Seth (Kap.4). Bevor der durchgängige priesterschriftliche Erzählkranz mit diesen anderen Erzählungen verknüpft wurde, folgten auf 1,1-2,3 direkt 5,1ff. Und da eben mit einer Toledot-Überschrift. Da konnte 2,4a, die "Toledot-Zusammenfassung" schwerlich schon dagestanden haben. Eine solche Aufeinanderfolge von Toledot und Toledot wäre Überfrachtung.
[Schöpfungsbericht] Dies ist die Entstehungsgeschichte der Himmel und der Erde, als sie geschaffen wurden. Dies ist das Buch der Geschlechterfolge Adams. [Genealogie]
Daher stammt 2,4a von dem, der den priesterschriftlichen Erzählkranz mit den weiteren, den gottesnamen-haltigen Berichten verknüpfte. Für diesen nun ergab es einen Sinn, die Schöpfung selbst Toledot zu bezeichnen, denn dadurch wurde ein Stichwort gegeben, welches dem Leser später wieder begegnen wird und ihm klar macht, daß hier ein zusammengehöriger, geradezu fortlaufender Geschehensablauf vorliegt, eine Einheit.
Dasselbe in 1.Mose10,32. Auch hier steht am Ende einer Toledot nochmals zusammenfassend ein "
Das sind die Sippen der Söhne Noahs nach ihrer "toledot", in ihren Nationen; und von diesen aus haben sich nach der Flut die Nationen auf der Erde verzweigt." Auch hier folgt vor der nächsten Toledot (11,10ff) erst noch ein Einschub einer Erzählung, bei der der Gottesname vorkommt. Auch hier also wurde ein Toledot-Satz verknüpfend eingeschoben, weil etwas sekundär zwischengeschoben wurde.
In der Frühzeit historischer Kritik wußte man noch nichts von den Quellen "Jahwist" und Priesterschrift, und schon gar nichts wußte man damals etwas von Redaktionsgeschichte; daher konnte Vitringa die Toledot-Überschriften nicht als redaktionell erkennen und hielt sie fälschlicherweise für Anzeiger separater Quellen. Das kann ihm nicht vorgeworfen werden. Wohl aber kann es denen, die sehr viel später Vitringas völlig veralteten Forschungsstand für ne aktuelle Erkenntnis halten und sich auf ihn berufen, wiewohl seine exegetische Methode doch sowas von "böse" und "falsch" ist.
Na jedenfalls gibt es außer 2,4a keinen einzigen weiteren Beleg für die Verwendung des Wortes toledot im Sinne einer bloßen Geschehensabfolge statt einer konkreten genealogischen Abfolge, nur hier wird toledot so eingesetzt. In 4.Mose3,1; Ruth4,18 und 1.Chronik1,29 kommt toledot wieder in dem Sinne vor wie an den übrigen Belegstellen in 1.Mose, also bezogen auf Geschlechterfolgen. In 4.Mose1 steht toledot dann elf mal von V.22 bis 42 bei der Zählung der Stämme Israel (ohne Levi), auch hier ist der genealogische Bezug überdeutlich, garantiert kein Verweis auf "Geschichte", Erzählung odgl. Auch in 2.Mose28,10, wo die Namen der zwölf Söhne (/Stämme) Israels auf zwei Edelsteine am Priestergewand eingraviert werden sollen "nach ihrer Toledot" (also nach ihrer Geburtenfolge), auch da ist der Bezug zur "Geburtenfolge" sowas von klar. Der Beleg 25,13 wiederholt letztlich die Toledot-Überschrift 25,12, nur speziell für die Söhne Ismaels statt für Ismael. In 2.Mose6,14-25 werden Genealogien der ersten drei Israelssöhne aufgeführt, ab V.16 geht es um die Nachkommenschaft Levis. Dabei werden von 16 bis 19 nur die direkten Levi-Söhne und dann die daraus entstandenen Sippen genannt, was den beiden voraufgehenden Genealogien für Ruben und Simeon gleicht. Ab V.20 hingegen werden einzelne Generationenabfolgen gelistet, also eine andere Art der Genealogie. Wahrscheinlich stammt dies aus anderer Quelle als die Sippen-Genealogie der drei Jakobssöhne zuvor. Passend dazu wird das Wort toledot bei der Levi-Genealogie verwendet, am Anfang (16) wie am Ende (19), wieder am Ende direkt vor einem Einschub/Nachtrag. Schließlich finden sich noch mehrere Toledot-Belege im ersten Chronikbuch, hauptsächlich in den ersten acht Kapiteln, wo es um diverse israelitische Chronologien geht, und zuletzt in 26,31, wo ebenfalls Genealogien aufgelistetn werden.
Toledot ist also stets ne "Geburtenfolge" oder Geschlechterfolge, selbst da (in 1.Mose), wo damit nur ein Abschnitt über eine einzelne Person (aus einer Gesamtgenealogie) eingeleitet wird. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, da das Wort toledot (Singular wäre toleda) vom Verb jalad "gebären" stammt (wie auch tokhecha vom Verb jakhach oder to'eva von ja'av). Und Jäläd heißt "Kind", also das Geborene. Klar, daß Toledot den Sinn von "Geburten(folge)" hat.
Nein. Toledot heißt nicht "Geschichte" odgl. und die Toledot-Überschrift ist kein Zeichen für unterschiedliche aufgegriffene Dokumente, sondern Anzeichen gleicher Verfasserschaft (mit wenigen, aber erkennbaren Ausnahmen), und ausgerechnet die Geschlechterfolgen Kap5 und 6,9ff zeigen sprachlich, daß sie zusammengehören und nicht aus disparater Quelle stammen.
Wieder mal ist alles, aber auch wirklich alles aus dem Hause wol.jw.org einfach nur Schrott, verlogen und opportunistisch zusammengestoppelt, selbst aus bösen Quellen. Schön auch wieder mal, wo aus einem "Könnte doch vielleicht"
Tommy57 schrieb:Eine weitere Möglichkeit wäre, daß Moses den in der Genesis enthaltenen Aufschluß großenteils durch bereits vorhandene Aufzeichnungen oder Urkunden erhielt.
mal eben unter der Hand ein "Jawollja, isso!" wird.
Tommy57 schrieb:( Fettschrift von mir eingefügt! )
Du hättest besser mal Argumente eingefügt. Ein "weil Vitringa vor 300 Jahren", und "weil manche für 'toledot' ein 'Geschichte' hingeschrieben haben"* ist kein Argument, kein inhaltlicher Aufweis, sondern ein rein formales "andere haben ja auch" ohne Nennung von Gründen, ein blankes Adhominem.
[* Und selbst die als Beleg angeführte Elberfelder Bibel übersetzt in 1Mose5,1; 6,9; 10,1; 11,10.27; 25,12.19 und 36,1.9 "Geschlechterfolge", nur in 2,4 und 37,2 "Entstehungsgeschichte" bzw. "Geschichte".]
Tommy57 schrieb:Gerade aus diesem Grund ist deine Schlussfolgerung, dass der Bericht chronologisch weitergehen muss, eindeutig fraglich!
Nope. Schöpfung (1Mose1), Toledot Adams (5), Toledot Noahs (Sintflut, 6ff), Toledot Sems (11), Toledot Terachs (11ende ff), Toledot Isaaks (25mitte ff), Toledot Jakobs (37-50), das alles ergibt einen fortlaufenden, einheitlichen Geschehenszusammenhang in chronolöogisch exakter Aufeinanderfolge. Und zwar ohne Lücke und ohne Überschneidung! Nur die gottesnamenhaltigen Passagen fallen raus, und einige Toledot bieten zusätzliches, also aus anderer Quelle eingefügtes Gut. Aber ausgerechnet Kap5 und 6 ab V.9 gehören zusammen.
Tommy57 schrieb:Ich finde es z. B. bedeutsam, dass die Bibelkritik zu einer Zeit aufkam, als die Vorherrschaft der Religion nachgelassen hat.
Mal abgesehen davon, daß ich es erschreckend finde, wie für Dich "Abkehr von der Wahrheit" mit "Verlust von Vorherrschaft" zusammenhängt (es erklärt immerhin Dein Wahrheitsverständnis in einer so zentralistischen Gemeinschaft), so solltest Du mittlerweile festgestellt haben, daß Historische Kritik ein wenig älter ist. Trotz Reformation und Protestantismus, trotz Aufklärung und "La Terreur" war die Macht der Katholischen Kirche in den katholischen Regionen erst in der Neuzeit, bis weit ins 19.Jh. am größten. Im protestantischen Bereich war von Anfang an die Macht an das Herrscherhaus gebunden (Landesvater = Kirchenfürst), sodaß auch hier die Macht bis ins 19.Jh. ungebrochen war.
Tommy57 schrieb:Ist die Bibelkritik nichts weiter als ein intellektueller Befreiungsdrang der modernen Gesellschaft, eine Befreiung aus der Knechtschaft der religiösen Geistlichkeit, die über Jahrhunderte ihre Macht auf das Schändichste missbraucht hat?
Nope, da die "Bibelkritik" von wesentlich auch Theologen gegründet und betrieben wurde, schließlich ein fast rein innerevangelisches Phänomen wurde (wo es dann "historische Kritik" hieß), bis es im 20.Jh. dann auch den Katholizismus erreichte (stets waren auch jüdische Theologen beteiligt).
Und das "aufs Schändlichste" kannste Dir sonstwo hinklemmen. Das will ich ohne ordentlichen Aufweis nicht noch mal lesen.
Tommy57 schrieb:Du hast übrigens in einem deiner letzten Posts eine vergleichbare Argumentation verwandt, die Frage ist allerdings, wo sind dafür die Beweise? Die gibt es nämlich nicht! Es ist nichts weiter als eine intellektuelle Übung aus Unglauben!
Also ich für meinen Teil bringe die Belege durchaus bei. Mußt Du nur lesen und drauf eingehen statt sie einfach zu ignorieren und dann kackfrech "wo sind se denn" zu fragen. Die Anordnung sowie Ausführung der vergoldeten Lade mit goldenem Deckel aus 2.Mose ist übrigens ganz leicht als unhistorisch aufzuzeigen, da nach 5.Mose10,1 die Lade nur hölzern genannt wird. Dies verwundert denn auch nicht, da, wäre sie vergoldet, gar mit goldenem Deckel, sie wäre womöglich schon unter König Rehabeam verloren gegangen (1.Könige14,25f):
Und es geschah im fünften Jahr des Königs Rehabeam, da zog Schischak, der König von Ägypten, gegen Jerusalem herauf. Und er nahm die Schätze des Hauses des HERRN weg und die Schätze des Hauses des Königs, das alles nahm er weg; und er nahm alle goldenen Schilde weg, die Salomo gemacht hatte.
Spätestens aber unter Amazja (2.Könige14,13f):
Und Joasch, der König von Israel, nahm Amazja, den König von Juda, den Sohn des Joasch, des Sohnes Ahasjas, bei Bet-Schemesch gefangen. Und er kam nach Jerusalem und riss [eine Bresche] in die Mauer Jerusalems, am Tor Ephraim [anfangend,] bis an das Ecktor, vierhundert Ellen. Und er nahm alles Gold und Silber und alle Geräte, die sich im Haus des HERRN und in den Schatzkammern des Hauses des Königs vorfanden, und Geiseln und kehrte nach Samaria zurück.
Die Lade mag ja vergoldet gewesen sein, als die Ladetexte von 2.Mose entstanden, aber allenfalls erst in der späten Königszeit. Womit Wellhausens "Erzählungen über die Frühzeit spiegeln eher Zustände der Spätzeit wider" supi bestätigt wäre.
Ach ja, von einem Deckel der Lade ist außerhalb 2.Mose auch nie die Rede. Und die Cherubenverzierung kann die Lade auch erst ab Einzug in den Jerusalemer Tempel erhalten haben, da die Lade hier erst unter zwei schirmende Cheruben gestellt wurde. Cheruben als Wächterwesen einer Gottheit sind nicht biblisch, wohl aber in der Umwelt Israels weit verbreitet. Die Cheruben sind Dreingabe der tyrischen Bauleute des Jerusalemer Tempels, vorher wäre eine Verknüpfung der Lade mit Cheruben gar nicht denkbar gewesen.
Selbst die Bezeichnung Cherub (k.r.b) ist Import, in Mesopotamien hießen die schon lange vorher "karabu".
Tja, historisch und kritisch.
Tommy57 schrieb:als ob nicht ein und derselbe Schreiber beide Ausdrücke hätte verwenden können.4
Ich finde das obige Argument stichhaltig! Du etwa nicht?
Und doch ergeben die Texte ohne den Gottesnamen in 1.Mose eine einheitliche Erzählung. Komisch, gell? Es gibt sogar zwei Erzählungen, die Sintflut und das Meerwunder, in denen sich Passagen nur mit "Gott" und andere nur mit "JHWH" finden, und es gibt noch zahlreiche weitere Vokabeln, Wendungen und selbst Zeitangaben, die sich nur in je einer dieser Passagengruppen finden. Trennt man diese Passagen, erhält man zwei separate Erzählungen, die je für sich eine komplette Sintflut- bzw. Meerwunder-Erzählung ergeben.
Wenn Du magst, ich kann Dir gerne mal die Sintflutstory einstellen mit den markierten Vokabeln, Wendungen und Details, im Fließtext und als zwei Einzelerzählungen. Da kannste dann gerne mal erklären, wieso ein und der selbe Verfasser zwar mal vom trockenen Land, mal von der Fläche des Erdbodens sprechen kann oder von Wasser bzw. Fläche des Wasser, dann aber nur bei gottesnamenhaltigen Passagen die Wendung "Fläche des Erdbodens / Wassers" verwendet, jedoch nie bei Passagen, in denen "Gott" vorkommt. Oder wieso Noahs Frau, Söhne und Schwiegertöchter nur in Texten mit "Gott" erwähnt werden, nie aber da, wo "HERR" oder "Fläche" steht.
Dieser Beitrag aber ist schon viel zu lang geworden, wenn, dann mach ichs später.
Tommy57 schrieb:Auch wenn in einem Buch mehrfach über ein Ereignis berichtet wird, wertet man dies stets als Beweis dafür, daß nicht nur ein Schreiber am Werk gewesen sei, obwohl in alten semitischen Schriften ähnliche Wiederholungen anzutreffen sind.
Außerdem nimmt man an, jede Änderung im Schreibstil deute auf einen anderen Schreiber hin. Aber selbst neuzeitliche Schriftsteller schreiben in bestimmten Phasen ihrer Laufbahn oder bei der Behandlung unterschiedlicher Themen häufig einen unterschiedlichen Stil.*
*Fussnote:Der englische Dichter John Milton schrieb zum Beispiel sein erhabenes episches Gedicht „Das verlorene Paradies“ in einem ganz anderen Stil als sein Gedicht „L’Allegro“. Und seine politischen Traktate weisen wieder einen anderen Stil auf.
Wiederum klare Argumente, die die Textanalyse der modernen Bibelkritik als sehr zweifelhaft erscheinen lassen!
Tja, neuzeitliche Redeformen oder Schreibstile sind halt Kinder einer anderen Kultur. Da mal alles in einen Topf werfen ist nicht. Zum Beispiel lieben Finnen alliterierende oder gleichklingende Namen wie Eino Leino (Maler) oder Alvar Aalto (Architekt und Designer, übersetzt "Walter Welle"). Für deutsche Ohren ist das hingegen eher unangenehm. Das ist also alles andere als "klare Argumente", das ist Schrott!
Und nebenbei lassen sich selbst neuzeitliche Autoren anhand von sogenannten "Vorzugsvokabeln", ja selbst Wendungen erkennen. In den letzen Jahren konnte die Forschung übrigens auch mithilfe solcher sprachstatistischen Analysen einiges zur Autorschaft von Shakespeare-Werken beitragen.
https://www.spektrum.de/news/computer-ermittelt-shakespeares-persoenlichkeit/1341455https://www.spektrum.de/news/ki-enttarnt-shakespeares-koautor/1688462Tommy57 schrieb:Doch was ist die grösste Schwäche dieser Bibelkritik? Das Buch führt weiter aus:
Gibt es für die genannten Theorien irgendeinen greifbaren Beweis? Absolut nicht. Ein Kommentator bemerkte: „Die Kritik ist bestenfalls Spekulation oder ein Versuch — etwas, was leicht abgeändert werden oder sich als falsch erweisen kann und ersetzt werden muß. Sie ist eine intellektuelle Übung und all den Zweifeln und Annahmen unterworfen, wie sie derartigen Übungen anhaften.5
( Zitat: Encyclopædia Judaica, 1971, Bd. 13, S. 264.)
Ganz besonders die an der Bibel geübte höhere Kritik ist nichts anderes als „Spekulation oder ein Versuch“.
Spekulationen ohne Beweise, das ist die höhere Bibelkritik auf die du dich gerne berufst!
Weil einer behauptet (ein Aufweis wird ja komischerweise nicht mitzitiert), daß das alles nur Spekulation sei, darum ist es dann plötzlich auch ganz faktisch "Spekulationen ohne Beweise"? Echt, noch jedes Mal haben Deine Zeugen-Bücher argumentativ total verkackt!
Tommy57 schrieb:Das Buch geht jetzt weiter auf einen der grundlegendsten gedanklichen Fehler der Bibelkritik ein, ich zitiere weiter:
Gleason L. Archer jr. zeigt eine weitere Schwäche in der Argumentation der höheren Kritik auf. Dabei handelt es sich, wie er sagt, um folgenden Umstand: „Die Wellhausen-Schule ging von der reinen Annahme aus (die sie selten zu belegen suchte), Israels Religion sei, wie jede andere, menschlichen Ursprungs und infolgedessen als Evolutionsprodukt zu werten.“
Zitat: Gleason L. Archer jr., Einleitung in das Alte Testament, 1987, S. 133.
Mit anderen Worten: Wellhausen und seine Anhänger gingen von der Annahme aus, die Bibel sei bloß Menschenwort, und auf diese Ansicht gründeten sie ihre Argumentation."
Man gründete offenbar seine Argumentation auf ---eine vorgefasste Meinung---und darauf baute die Kritik auf! Es war nie und nimmer eine objektive Form der Textanalyse. Man suchte quasi nach Argumenten um die göttliche Autorität der Bibel zu untergraben.
Whow, heftig! Daß der Text der Bibel etwas anderes ist als ein menschengemachter Text, das setzt Du doch genauso voraus und meinst, mit dieser Prämisse Sachen beweisen zu können. Faß Dir mit dieser "vernichtenden Kritik" lieber mal an die eigene Nase! Nee Du, so entkräftest Du mal gar nichts. Nicht, ohne Dich selbst damit zu erledigen.
Dumm auch, daß es stets auch Menschen gibt, für die unser Wort Gottes genau dies eben nicht ist. Und anderer Leute "Wort Gottes" ist dies nicht für uns. Daher kann ein Text sich niemals anders beweisen als so, daß es auch einer nachvollziehen kann, der das Werk rein menschlich betrachtet.
Vor allem aber benötigen wir auch überhaupt kein "so oder so": Wenn ein Text behauptet "Dann und dann geschah das und das", dann reicht archäologische (oder auch andere) Evidenz nun mal völlig aus zu zeigen, ob das historisch exakt ist oder nicht. Und auch wenn Du es nicht akzeptieren willst, diese Evidenz liegt längst vor. Nebukadnezar hat Tyros nicht eingenommen, er hat auch kein Ägypten zum Ersatz bekommen. Du erinnerst Dich sicher. OK, Du erinnerst Dich völlig sicher
nicht, weil stimmt nicht, weil Bibel hat immer recht, weil Gottes Wort. Schlimm, wenn die Realtät so dermaßen wegignoriert, ja umgelogen wird, nur weil man so eine verquere historisierende Vorstellung von Gottes Wort durchpeitschen will (/muß).
So, nu reichts mir aber, das ist jetzt lang genug, und es kommt eh nur noch Schrott.
Und daß ich auf Zitationen aus nem JZ_Werk eingegangen bin, war die große Ausnahme. Hatte ich ja schon zuvor gesagt, daß Du Dir das sparen kannst. Nochmal tu ich mir das nicht an. Wenn Du in nem JZ-Buch Argumente findest, kannst Du die auch mit eigenen Worten wiedergeben. Was Du aber zitierst, sind überhaupt keine Argumente, wie ich ja aufgezeigt habe. Sondern wirklich nur Behauptungen, Adhominems, Bumerangs, hohles Gerede, ideologische Vorentscheidungen. Gülle eben. Klemms Dir. Und ignoriere meine Darlegungen nicht bzw. wisch sie nicht mit haltlosen Gegenthesen aus dem Hause wol.jw.org weg, die meine Darlegungen überhaupt nicht tangieren. Denn ein Großteil Deiner Ausflüsse ging über die "pöse Pipelkrittick", obwohl ich mir diese Argumente verkniffen hatte. Hb ja extra philologisch argumentiert. Nochmal so ein Ausweichen kommt mir nicht unter, klar?