Die Zeugen Jehovas
14.09.2017 um 17:49LordLukan schrieb:Das "fremd" meinte in diesem Sinne nicht "unbekannt", sondern "fremdartig", sprich dieser Gott eröffnete eine neue Lebenswirklichkeit.Es meint bei Markion wie den anderen Gnostikern beides, sowohl unbekannt - erst von Jesus bekannt gemacht - als auch "nicht von dieser Welt", wie Jesus bezeichnenderweise im Johannesevangelium sein Reich nannte. Diese materielle Welt ist eben die Welt des Demiurgen, in der alles, was dem obersten Gotte zugehört, in diesem Sinne fremd ist. Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt. Das Licht bleibt ein Fremdkörper, aber auch etwas der Finsternis Unbekanntes. Christus war in der Welt, und die Welt kannte ihn nicht. Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an. Auch hier wieder der Fremdartige, aber auch der Unbekannte, Nichterkannte. "Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoss ist, der hat [ihn] kundgemacht." Die Gnosis-Debatte um das vierte Evangelium, speziell den Johannes-Prolog, ist Dir doch bekannt, oder?
Wie AvH schrieb, hatte Markion seine Probleme mit dem Johannes-Evangelium und lehnte es entschieden ab. Doch ist dies durchaus erklärlich damit, daß im Prolog noch ausdrücklich die Schöpfung auf den "gnädigen Gott" zurückgeführt wird, und daß der Logos "Fleisch wurde". In diesem Sinne zitiert Ptolemaios auch aus Johannes1 und sagt deutlich
Dazu sagt der Apostel [Johannes], daß die Schöpfung der Welt sein eigen sei (Joh1,11) - denn alles soll durch ihn geworden und ohne ihn soll nichts geworden sein (Joh1,3) - und entzieht der grundlosen Weisheit der Lügenredner den Boden, (sein eigen) und nicht von einem verderbenstiftenden, sondern von einem gerechten, das Böse hassenden Gott. Jenes aber ist die (Ansicht) von unvernünftigen Menschen, die die Ursache der Vorsehung des Schöpfers nicht erkennen [...]Auch Ptolemaios trennt im Gegensatz zu Johannes den Schöpfergott von dem Gott Jesu ab (was er hier der Flora gegenüber aber zu vertuschen sucht), und auch Ptolemaios nennt den wahren Gott gut und den Schöpfergott gerecht, doch letzteres mit einer positiven Wertung (wie auch sonst im Florabrief), weswegen Ptolemaios mit dem Johannesevangelium in Frieden leben kann. Bei Markion dagegen ist der Schöpfergott zum negativen Demiurgen und die Schöpfung zu widergöttlichem Unrat geworden, weswegen er dem Johannesevangelium eben nicht mehr freundlich begegnen konnte - trotz der großen inhaltlichen Nähe.
Das Johannesevangelium hat innerhalb der Gnosis generell diese Ambivalenz mit seiner großen inhaltlichen Nähe, entweder beliebt oder verachtet zu sein. Bei den Valentinianern scheint es durchweg beliebt gewesen zu sein, aber bei anderen war es anfangs aufgenommen, im späten 2.Jh. eher abgelehnt, irgendwann ab dem 3.Jh. dann aber wieder beliebt - auch bei Markioniten.
Mit dem Verweis auf den Johannesprolog hat Ptolemaios andere Gnostiker kritisiert, welche eben schon zu seiner Zeit die Schöpfung und den Schöpfergott negativ konnotierten. Nach verschiedenen Fachleuten, z.B. Martin Hengel und Jörg Frey (Die Johanneische Frage: Ein Lösungsversuch) zielte Ptolemaios speziell auf Markion ab.
LordLukan schrieb:Ich selbst denke nicht in SchuldkategorienNa dafür treibst Du Deine Schuldzuweisungen und Deine Vorstellung von einem gerechten Umgehen mit dieser Schuld aber ziemlich weit voran:
LordLukan schrieb:Aber da Opfer gerne auch zu Tätern werden, geben sie ihre geistigen Perversionen auch weiter, sprich: sie wollen ihren Schuldwahn andern einimpfen.Fehlt nur noch 4. Hölle.
Und wenn man solchen Leuten begegnete, gäbe es nur 3 Formen der Abwehr.
1. Knoblauch, Keil und Kruzifix
2. Markion
3. Kalaschnikow.
LordLukan schrieb:Deshalb: Markionitismus und Gnosis wären immer 2 Paar Stiefel!!!As you can see: nope!
LordLukan schrieb:Platons Reich der Ideen hat sein Pennäler Aristoteles bereits ad absurdum geführt gehabt und da hat dieser Kotzbrocken von Platon ausnahmsweise mal Größe gezeigt, seinen Bockmist einzusehen.Hä? Das Höhlengleichnis bzw. die dahinterstehende Ideenlehre feiert bis in die Neuzeit fröhliche Urständ, im mittelalterlichen Nominalismus- bzw. Realienstreit spielte diese Ideenlehre eine wesentliche Rolle. Selbst im heutigen Wissenschaftsbereich spielt der Universalienstreit eine Rolle. Bestimmt das Verhalten von Objekten die Naturgesetze, oder bestimmen die Naturgesetze das Verhalten der Objekte?
LordLukan schrieb:Dieser mittlere Platon ist dank Aristoteles bereits zu Platons Lebzeiten auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet gewesen und daher für folgende Philosophien erledigt gewesen.Der Mittelplatonismus ist nicht ein mittlerer Abschnitt des Wirkens von Platon, sondern eine "folgende Philosophie". Der Mittelplatonismus wirkte vom 1.Jh. v.Chr. bis zum 3.Jh. n.Chr.
LordLukan schrieb:Na gerade deshalb ist Nikaia ein Politikum.Dieser Streit zwischen Alexander und Arius wurde bereits nach wenigen Jahren quer durch den Osten des Imperiums geführt, durch alle Bevölkerungsschichten, und sorgte sogar für öffentliche Unruhen. Selbst nach dem Konzil von Nikaia führte der Streit noch jahrzehntelang weiter und konnte im Imperium erst mit dem ersten Konzil von Konstantinopel beigelegt werden. Das war alles andere als ein in Alexandria umgefallener Sack ägyptischen Getreides.
Ohne Konstantin hätten Arius und Athanasius (die beiden Quatschköpfe) so viel interessiert, wie wenn jetzt in Moskau ein Fahrrad umfiele.
LordLukan schrieb:Deine Eltern mögen Atheisten sein, aber sie sind religiöse Leute.Das geht alles an meiner Aussage vorbei. Selbst wenn Du meine Eltern religiös nennst, sind sie deswegen noch nicht sektiererisch.
Unreligiösen wären Spinnereien und Eseleien wie Taufe usw. schnurzpiepegal!
Religion hat noch nie eines Gottes Bedurft wie Marxismus (4. abrahamitische Religion), Stoa und Buddhismus beweisen.
Und immer noch besser die Zeugen Jehovas als die BergMormonen aus Utah!
Und eine Abrahamitische Religion ist nicht eine, deren Religionsgründer sich als Nachkomme Abrahams versteht, sondern eine, die den Gott Abrahams verehrt - und in diesem Sinne Abrahams "Nachkommenschaft" darstellt.
LordLukan schrieb:Es möge den Kopten unter den Kalifen bisweilien dreckig ergangen sein, aber unter dem Kaiser ist es ihnen saudreckig ergangen. Der hat ihnen immer in die koptische, miaphysitische Suppe gereihert gehabt und dafür auch noch die Hand aufgehalten gehabt in Gestalt seiner Steuereintreiber.Die Repressionen gegen die monophysitischen Kopten fanden nicht während der ganzen Zeit zwischen Chalzedon und Islam statt. Nach den ersten Jahren der Repression nach CHalzedon kehrte zunächst eine Phase relativer Ruhe ein, in der die Patriarchen mal Monophysiten, mal Melkiten waren.Knapp hundert Jahre später machte Byzanz erneut Druck auf die koptische Kirche, setzte endgültig melkitische Patriarchen durch. Freilich hatten die Monophysiten weiterhin ihren eigenen Patriarchen, nur nicht mehr in Alexandria. Eine richtige blutige Verfolgung der Kopten durch die Melkiten fand dann erst 631 nach Vertreibung der Perser aus Ägypten unter Herakleios statt, was in der Tat die Kopten in die Arme der muslimischen Invasoren trieb und den Verlust Ägyptens für Byzanz besiegelte.
Wenn ich Alexandriner damals gewesen wäre, dann hätte ich auch die Araber als Befreier willkommen geheißen und den Kalifen als Herrn anerkannt gehabt; denn der hätte mir wenigstens ein bescheidenes Leben in Ruhe und Frieden gewährleistet und mich vor dem ketzerischen Brutalinski von Kaiser geschützt.
Herakleios hat die Westgoten und Franken aufgehetzt, feindliche Übernahmen der Synagogen vorzunehmen.
Aber das friedliche Miteinander und die besseren Bedingungen für die ägyptischen Christen unter den Ummayyaden sind dann doch nur ummayyadische Propaganda. Einige historische Quellen und sogar zeitgenössische Papyri belegen, daß die Rechte und Pflichten der Dhimmis willkürlich gehandhabt wurden. Zuweilen waren selbst Konvertiten nicht von der Kopfsteuer befreit.
Wie gesagt, während die koptische Kirche in den ersten sechs Jahrhunderten stetig wuchs, egal, ob sie gerade vom vorchristlichen Rom oder vom orthodoxen Byzanz verfolgt wurde oder in Frieden lebte, so sanken in den nächsten sechs Jahrhunderten islamischer Herrschaft die Mitgliederzahlen von der großen Mehrheit zu einer kleinen Minderheit im Lande. Selbst die Wahl des Patriarchen mußte von den Ummayyaden genehmigt werden, wobei es immer wieder zu direkter Einflußnahme auf das Wahlergebnis kam. Die koptische Bereitschaft zu friedlichen Lösungen, die sich schon unter byzantinischer Herrschaft äußerte, erweckte für die Ummayyadenherrschaft das Bild eines scheinbar einvernehmlichen, konfliktfreien Miteinanders. Tatsächlich aber waren die Dhimmis eben nur "Schutzbürger" im eigenen Land und stets auf die wohlwollende Behandlung durch die muslimische Oberschicht angewiesen - die aber eben nur partiell und rein willkürlich stattfand.
Über die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg wuchsen die Steuerlasten kontinuierlich. Als Kopten, um der Steuerlast zu entgehen, gehäuft als Mönche indie Klöster gingen, wurde den Klöstern verboten, neue Novizen aufzunehmen, nachdem man die Zahl der Mönche in den Klöstern genau erfaßt hatte. Kopten wurden immer wieder zu Zwangsarbeiten verpflichtet, und zwar nicht nur in Ägypten. Selbst zum Bau bzw. Umbau der Ummayyadenmoschee in Damaskus und der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem Anfang des achten Jahrhunderts wurden ägyptische Christen zwangsverpflichtet. Die koptischen Christen hatten mehr den Status von Leibeigenen als den von Bürgern.
LordLukan schrieb:Die Christen sind nicht zwangsbekehrt worden, wie gerne beahuptet wird, sondern haben die Religion wie das Hemd gewechselt gehabt.Hätten die Kopten ihre Religion wie's Hemd gewechselt, hätten sie auch in byzantinischer Zeit das monophysitische Hemd gegen ein diphysitisches gewechselt. Aber selbst in dieser Zeit wuchs das koptische Christentum weiter an zulasten anderer Religionsgruppen.
Bitte mit mehr Gehalt und weniger Floskeln argumentieren.
LordLukan schrieb:Das wäre aber so!Die erkenn ich genauso, aber die geben sich ja auch nicht geheim. Also ent oder weder! Entweder verheimlichten die Gnostiker ihr Gnostikersein, sodaß man es ihnen nicht an der Nasenspitze ansah, oder sie ließen ihre Gnostikerseite erkennen, dann waren sie aber auch erkennbar.
Wenn ich einem Esoteriker begegne, dann wäre in aller Regel spätestens nach dem 3. Satze klar, daß eine Verbindung zwischen uns bestünde, auch wenn ich selbst kein Gnostiker bin.
Aber selbst wenn sie sich nichts hätten anmerken lassen, heißt das nicht, daß sie nicht auf Mission setzten. In der DDR ließen Zeugen Jehovas sich ebenfalls nicht anmerken, daß sie ebendies waren. Dennoch missionierten sie. So ist auch meine Schwester dazugekommen.
LordLukan schrieb:Tja, Pardon!Also mit der Realität hat das nun wirklich nichts zu tun. Damals nicht und heute nicht. Bis ins vierte Jahrhundert gab es Christenverfolgungen, da haben sich auch die CHristen nicht jedem zu erkennen gegeben. Dennoch haben sie missioniert. Willst Du das etwa auch bestreiten?
Du gehörst nun mal NICHT zum Club!
Deshalb: Mission wäre immer nur eine "Mission Impossible".
Mit einem Markioniten hätte man immer diskutieren können, aber mit keinem Gnostiker!
Damals so und heute so.
LordLukan schrieb:Betreffs Theologie der Befreiung: Ohne die wäre die Katholika in Lateinamerika vermutlich die Bach heruntergegangen.Du schwenkst Deine Argumentation aber doch arg willkürlich. Eben noch wurden die Theologen der Befreiung mehr getriezt als die Piusbruderschaft, und plötzlich gestehst Du ihnen die Behandlung mit Glaceehandschuhen zu, die Du zuvor noch bestritten hast. So dokumentiert/beschreibt man keine historischen Gegebenheiten, so manipuliert man Geschichte.
Die hat nämlich erkannt gehabt, daß die Militärs, die Handfeger der Amis, ihr mit ihrem Terror die Leute vergrault gehabt haben.
Und da Rom auch erkannt gehabt hat, daß der Apparat als solcher in Gefahr geraten gewesen ist, hat man sie wohl oder übel gewähren lassen müssen.
LordLukan schrieb:Bis dato hat man 500 Jahre die "Gottgewollte Armut" gepredigt gehabt oder "Ewige Verdammnis".Floskeln, Klischees, Vorurteile. Aus dem selben Phrasomat gezogen wie zuvor dein "die Katholen gehen mit rechten viel sanfter vor" und "bei den Befreiungstheologen haben die Katholen nur Angst um Machtverlust".
Wie gesagt: Bitte mit mehr Gehalt und weniger Floskeln argumentieren.
LordLukan schrieb:Ganz einfach!Ergibt zwar in dem Zusammenhang keinen Sinn, und das Globalersehen paßt in diese Interpretation auch nicht rein, aber vielleicht war bei diesem Schlußsatz halt nicht mehr zu erwarten...
Den Epikureiismus in einen Satz gepackt: "Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist ist ein König!"
Du darfst das alles nicht so eng sehen, Du mußt das alles etwas globaler sehen!