@Heide_witzka Sideshow-Bob schrieb:
In einer Kultur der gepflegten Gleichgültigkeit und süßen Entspannung alltäglicher Psychopharmaka, scheint der Blick auf die rauhe, kalte Wirklichkeit nicht gerade ein geliebtes Kind zu sein?!
emanon schrieb:
Du scheinst da über Erfahrungen zu verfügen, die mir fehlen.
...sich hier jahrelang mit den dramatisch schrägen Weltbildern anderer zu trösten, kann auch einen ganz ähnlichen Hintergrund und Effekt haben
;)Sideshow-Bob schrieb:
Dann ist Dein Anspruch an “Gläubige“ ein Teufelskreis – Denn “Glauben leben und kommunizieren“ ist das Entzücken und Empfehlen von Realitätsinterpretationen, und damit wieder das Corpus Delicti Deiner kritischen Darstellung...
emanon schrieb:
Oh nein, es ist vielmehr ganz einfach. Der Glaube ist doch das zentrale Element, warum ihn dann nicht auch so benennen? In den ganzen Tempeln, Kirchen, Königsreichsälen ect. gibts doch Glaubensbekenntnisse zuhauf, immer und immer wieder. Warum dann plötzlich ausserhalb der Versammlungsstätten von Wissen reden und absolute Wahrheiten postulieren.
Erscheint diese Vorgehensweise tatsächlich stimmig?
Diese vermeintliche Unstimmigkeit, steht zunächst mal in dem Kontrast Deiner persönlichen Definition von Glaube und Wissen.
Glaube steht genauso so wenig im absoluten Niveau einer bodenlosen Fantasie, wie Wissen sich in einer absoluten Bodenständigkeit bewegt.
(Wissen geschieht zunächst mal durch unsere Wahrnehmung, die u.a. durch gewaltige Ergänzungen passiert, die nicht direkt vorliegen, und dem Vertrauen auf andere Weisheiten, die in einer allgemeinen Anerkennung stehen, sowie entsprechende Bewertungs- und Analysesysteme - alles Aspekte, die sich sicher auch nicht immer, jenseits der Charakteristik von “Glauben“ bewegen).
emanon schrieb:
Warum dann plötzlich ausserhalb der Versammlungsstätten von Wissen reden....
Abgesehen davon, das sich Glaube per Definition und Praxis, bei vielen Menschen eben nicht auf dem Niveau von bloßen “Fantasien“ versteht, ist der Anspruch,
sich gefälligst jenseits von "Wissen" zu positionieren, wohl kaum “sportlich“ - da die wissenschaftliche Kultur, nur all zu oft, "Wissen" verkündet hat, wo eher “Glauben“ vorlag.
Sideshow-Bob schrieb:
soll heißen: Wer an Gott glaubt ist dumm?! – die ständige Betonung macht das Argument nicht sachlicher...
emanon schrieb:
Wenn es das heissen sollte, dann hätte ich das auch so geschrieben. Hier bricht sich wohl kurz dein Interpretationswahn Bahn, gehen wir mal nicht näher drauf ein.
Es ist nicht immer der Empfänger das Problem – sondern auch schon mal die Art der Signale
emanon schrieb:
(insbesondere wo ihnen klar sein sollte, dass jeder, der seine 5 Sinne noch ansatzweise zusammen hat, um die Beweislage von Gott, Jehova und Konsorten weiss)
Mein "Interpretations-Wahn" in Ehren, Dein Satz bringt nun mal ein solches Potenzial mit: wer nicht um die ( schlechte) “Beweislage“ Gottes weiss, und nicht körperlich eingeschrängt ist, ist doch wohl nach Deinen Worten, unfähig, das Augenscheinliche zu Schlussfolgern – und das nennt man im Umgangsdeutsch u.a. “dumm sein “?!
Und wenn Du das nicht so meinst, bildet Deine Konstruktion eine Zwickmühle, in der man sich nur aussuchen darf, entweder "dumm" zu sein, oder "wieder besseren Wissens", fragwürdige Bewegründe verfolgt?!
Damit wird doch eher ein Freiraum, für ein vernünftiges Kalkül und gute Beweggründe schon vorab gänzlich abgesprochen?!
Sideshow-Bob schrieb:
Ich fürchte das ist ein Paradoxon - Realität ist schon selbst ein Dogma – und jeder Dogmatiker, bringt in der Sorge um Kompatibilität eine “Realität“ mit. Deine “Fragen“ und gewünschte Kompatibilität betreffen dann Deine Realität – sobald sich andere daran nun messen sollen, und gar eine Verurteilung finden – ist der Anspruch doch etwas unausgeglichen.
emanon schrieb:
Ich gleich ja auch meine Realität mit der ihren ab, die Tür schlägt also nicht nur in eine Richtung. Hier wird auch nicht gemessen, hier wird , im besten Falle, diskutiert.
Cool!
emanon schrieb:
Ist es in deinen Augen illegitim zu fragen, wie man als streng Bibelgläubiger mit den Diskrepanzen zwischen Bibel auf der einen und wissenschaftlichen Erkenntnissen auf der anderen Seite umgeht? Ist es unangemessen zu fragen ob man sich damit auseinander setzt oder lieber Augen und Ohren verschliesst und sich erfolgreich des Nachdenkens enthält?
Der Ton und die Spielregeln machen die Musik.
(allein die Fragestellung setzt doch schon voraus, sich als “dumm“ bzw. “ignorant“ einordnen zu müssen, wenn “Glaube“ über das Maß hinausgeht, das Du hier quasi festlegst...)
Sideshow-Bob schrieb:
Ich hoffe, das das nicht nur ein Grundpfeiler bei den Zeugen ist – sondern eine ernste Erwartungshaltung, in der ganzen christlichen Hemisphäre. Und damit mag die biblische Vorlage des christlichen Glaubens, zwar einen zweifelsfreien Anspruch als potenzielle Quelle göttlicher Weisheit darstellen - nur die Menschen und jede ihrer Interpretationen doch nicht!
emanon schrieb:
Uuiiii, böser Tritt in die Weichteile der Zeugen, sind es doch die Interpretationen der Bibel, die ihr Leben bestimmen und die sie im Brustton der Überzeugung als unumstössliche Wahrheit in die Welt tröten. Im Angesicht des für jeden offensichtlichen Eiertanzes der WTG, du warst ja so zuvorkommend es den Zeugen bereits mehrfach vorzuhalten (Weltuntergänge, Generationengedöhns ect.)
Die angezeigten Umstände sind so gegeben, wie Du das bewertest, ist etwas völlig anderes.
( ein Umstand anzusprechen, der offenbar vorliegt, ist etwas anderes, als ein ständiges zynisches Vorhalten und ein Reduzieren darauf, was Du u.a. mit meinen Zitaten gemacht hast, als Du meine Hinweise, aus den Zusammenhang gerissen, als darauf reduziert präsentiert hast )
Im biblischen Weltbild ist nun mal nichts ungewöhnliches, das ein vermeintlicher Gott, Menschen gebraucht hat, die ihre Fehler hatten - UND die ihr begrenztes Wissen, offenbar auch mit ihren aufrichtigen persönlichen Eindruck ergänzt haben ( mit entsprechenden Folgen für so manche Präzision).
In den Zeitepochen um Jesus, gab es nach biblischen Rechtsverständnis eine ganz Reihe an verschiedenen menschlichen Fraktionen, die als von Gott eingesetzt, göttliche Informationen, für andere in eine Interpretation und Anwendung gebracht haben ( Die Pharisäer und die eingesetzte Priesterschaft, die Gruppe des Johannes, und die Gruppe der Apostel ). Diese waren sich weder immer einig, noch standen sie immer in einem 100%tigen Einblick der Dinge – so das die Interpretation in Grenzbereichen nicht unweigerlich eine Qualifikation bzw. Disqualifikation darstellen muss.
emanon schrieb:
wäre es meines Erachtens,
( ja , ob jemand, der Gott ohnehin für eine menschliche Fantasie hält, hier die richtige Trennschärfe anbringt, ist natürlich eine ähnliche Herausforderung, als wenn damals ein griechischer Philosoph zwischen den jüdischen Gruppen mit entsprechenden Ansprüchen, vermitteln bzw. eine innere religiöse Berechtigung hätte absprechen wollen... )
emanon schrieb:
...wäre es meines Erachtens, angezeigt es sich zu verkneifen irgendwelche Bibelinterpretationen als absolute Wahrheit zu verkaufen.
Ja natürlich – angesichts der bedingt eingeschrägten menschlichen Befähigung, wäre es wohl immer angebracht, die menschliche Interpretation, NICHT als eine unfehlbare absolute Wahrheit darzustellen.
Doch bevor man damit alles aus den Angeln hebt, und wegen diesem Spielraum, am Ende noch Noah vorwirft, andere ungebührlich mit seinem Boot genervt zu haben, darf man eines nicht vergessen ( nach dem Verständnis des biblischen Weltbildes):
WENN Gott jemanden gebraucht ( und das “WENN“ ist sicher genau so streitbar, wie die Existenz eines Gottes) – DANN “leitet“ und “segnet“ Gott bestimmte Entwicklungen und Verständnisse, und gibt dennoch genügend Freiraum für menschliche Fehler und Fehlinterpretationen – das zeigen die Gruppen und Einzelpersonen, die von Gott in vielzähligen biblischen Storys angeleitet wurden, zu genüge.
emanon schrieb:
Mir gehts nicht darum hier jemanden in seinem Glauben zu erschüttern sondern darum Standpunkte kennen zu lernen.
Die ewig wiederholte Dosis an Zynismus und ein völliges Ungleichgewicht in der Bewertung, machen es nicht besonders leicht, eine solche Intention zu erkennen..?!
emanon schrieb:
Glauben zu erschüttern
Ein Glaube, mit (u.a.) so dramatischen Auswirkungen, sollte sich schon kritischen Fragen stellen können. Eine ersthafte Auseinandersetzung, könnte besonders für die intensiven Vorstellungen der Zeugen u. U. ein gesundes Abwägen bedeuten. So toll christliche “Superlative“ auch sind - DOCH wenn sie nicht extrem richtig liegen, DANN liegen sie extrem daneben!?
Ob Deine “Landschaft der Verachtung“, das richtige Spielfeld für solch eine ernsthafte Auseinandersetzung ist, ist jedoch eine andere Frage.
emanon schrieb:
Wenn jemand sagt "ich glaube an die Bibel und nehm sie wörtlich" dann ist das i. O..t
Ok, Was heißt denn wörtlich?
Und was heißt “ i.O.“ denn hier genau für Dich ??!!
Ist er damit ernst zu nehmen, in Bezug auf seine alltäglichen Entscheidungen, die sich darauf begründen? Ist er im Bezug auf "Vernunft" und "Dummheit" grundsätzlich gleichberechtigt, mit einem Menschen, der die Wissenschaft wörtlich nimmt?!
emanon schrieb:
Mich interessiert dann eher sein Umgang mit Erkenntnissen, die nicht zu seinem Glauben passen.
Zunächst ist es immer schön, wenn Du für andere mit zynischen Unterton entscheidest, was nicht zu deren persönlichen Glauben passt. Persönliches Vertrauen und Überzeugung in einen Glauben oder Wissenschaft, hat immer etwas, mit einer “beweglichen Masse“ zutun, inwiefern vermeintliche Erkenntnis und ein Denkmodell zu persönlichen Ansprüchen passt.
Was Du dann noch, mit einem Denkmodell, das in konkurrierenden, wenn nicht sogar entgegengesetzten Kontext* steht, bewerten willst?!:
Einseitige Spielregeln: ( Glaube & Wissenschaft )
Wenn menschliche Fehler oder Wiedersprüche auf der einen Seite als Disqualifikation des ganzen Systems bestimmt werden, und auf der anderen Seite, als natürliche Grundlage gelten sollen, hinkt das ganze Schema einer Bewertung doch wohl etwas?!
Denn in beiden Fällen liegt ein Muster und eine Interpretation vor:
ein göttliches Universum ODER ein Universum mit “Selbst-ordneten Mechanismen“, welche jeweils Gesetzmäßigkeit und Orientierung bedingen ( am Ende ist beides u.U. noch Dasselbe ) - in beiden Fällen ist es stets die menschliche Interpretation, die eine entsprechende Wahrnehmung und Werte daraus bildet.
“Glaubst Du wirklich“ ( dies gerne auch als Metapher des Wortspiels ), das Dein scheinbar einseitiges Bewertungs-Prinzip, der Sache gerecht wird??!
Daher erhebe ich immer noch, den Kontext meiner ersten Frage, in dieser Diskussion:
Sideshow-Bob schrieb:
Für Dich war doch Gott & Religion grundsätzlich unhaltbarer Quatsch? Wo ist denn hier nun die Besonderheit, in der Du ständig rumstocherst? "Quatsch ist Quatsch" und wäre dann doch religiöser Standard?!
Der Glaube und die Vorstellung an einen Gott, und damit verbundene "Wahrheiten", die man in der Tat, in die Wirklichkeit transportiert, sich daran orientiert, danach lebt und anderen auch als das vermeintliche "Maß der Dinge" empfiehlt – ist eigentlich der natürliche Inbegriff von Religion.