Natürlich sind Zeugen Jehovas eine “steile Endzeitsekte“ - mich wundert eher die Art und Weise, wie krampfhaft das hier betont und bewertet wird (… manche ständig wiederholten Youtube-Videos werden hier scheinbar als ewiger Talisman der Kritik hochgehalten, die dann repräsentativ für rund 8 Millionen Leute sein sollen, von dem “Grad“ an sachlichen Aussagen mal ganz abgesehen).
Der Tenor, das diese Gruppe aus dummen Leuten besteht, die von Dummen, dumm gehalten werden, um einem dummen Buch zu folgen – wird einfach nicht der Bewegung gerecht, die hier vorliegt.
( man kann sich in der Tat darüber streiten, ob es überhaupt einen Gott gibt, und dieses abendländische Buch damit zusammenhängt – aber wenn die Bibel Lebensmodell und Weltbild, sein soll, sind die Überlegungen solcher Gruppen u. U. auch entsprechend konsequent )
Und genau in dem Sinne, ist “Sekte“ am Ende noch ein “christliches Qualitätszertifikat“, denn wurde nicht auch Jesus Bewegung als Sekte bezeichnet, der überall widersprochen wird?!
Micha007 schrieb:
wiki schreibt:
Sekte (von lateinisch secta ‚Partei‘, ‚Lehre‘, ‚Schulrichtung‘) ist eine Bezeichnung für eine religiöse, philosophische oder politische Richtung und ihre Anhängerschaft. Sie bezieht sich auf Gruppierungen, die sich durch ihre Lehre oder ihren Ritus von vorherrschenden Überzeugungen unterscheiden und oft im Konflikt mit ihnen stehen.
In erster Linie steht Sekte für eine von einer Mutterreligion abgespaltene religiöse Gemeinschaft, der ursprünglich wertneutrale Ausdruck hat aufgrund seiner Geschichte und Prägung durch den kirchlichen Sprachgebrauch jedoch einen meist abwertenden Charakter erhalten und ist seit den 1960er Jahren verstärkt negativ konnotiert. [...]
(Quelle: Wikipedia: Sekte )
Ja, sehe ich auch so – allerdings stellt sich damit die Frage, welche religiöse Gruppe, dann keine Sekte ist??
Doch hier geht es wohl kaum, um den ursprünglich wertneutralen Ausdruck, der beschreibt, welche Lehre sich wo abgespalten hat, und ob sie im religiösen Umfeld Akzeptanz findet – sondern um den in dem Wiki-Artikel angemerkten “abwertenden Charakter“, der sicherlich nicht mehr in einer sachlichen Definition steht.
( hier entwickelte sich zwischen den Religionen die gegenseitige Absprechung, von Wahrheit und Aufrichtigkeit – deshalb haben große Kirchen auch einen so genanten Sektenbeauftragten
http://www.theologe.de/theologe12.htm - der das betreibt.
...und die Zeugen kontern wiederum damit, das die Kirchen zu “Babylon die Große“ gehören, dem biblischen Konvolut an falschen Religionen – unabhängig von dem Unterstellen, in die falsche Schublade zu gehören ( was die Bibel irgendwo auch bedingt) war es hier in der Vergangenheit nicht weit, dem mit Pöbel und Mord Nachdruck zu verleihen.
(d.h. die einen meinen Gott wird seine Anerkennung ggf. selber mal zeigen, und die anderen nehmen das selber in die Hand – und “religiös Unbeteiligte“ empfinden das ganze Unterfangen sicher befremdend)
Doch unabhängig von dem wunderlichen Weltbild, fehlt mir bei dem verachtenden Fingerzeig (und der Grad der Verachtung ist auch hier oft höher als die Sachlichkeit an sich) auf solche Leute - der Kontrast zu den Höhenflügen alternativer Weisheiten:
Waren es nicht die studierten Wirtschaftsspezialisten, die in dem Versprechen vom kapitalen Aktien-Paradies – beim letzten Banken-Desaster – fast unser gesamtes Wirtschaftssystem, gegen die Wand gefahren haben, und damit ein astronomisches Vielfaches an Existenzen zerstört haben, als alle 8 Millionen Zeugen zusammen, in ihrem vermeintlichen Spendenwahnsinn, auf dem Sofa bei Peter Zwegat, jemals erleben könnten?!
Damit ist das Schema der Zeugen sicher nicht kritikfrei zu betrachten – aber oft fehlt die Verhältnismäßigkeit, in der kritischen Schlussfolgerung.
Der Rat zur Bildung, in den Zeitschriften der Zeugen, mag ziemlich schräg wirken ( insbesondere, wenn dann noch für die Gewerke von der Gruppe, intern genau nach solchen studierten Fachkräften gesucht wird) - aber es ist ja nun auch kein Kodex – sondern sicher dem geschuldet, das gerade diese Gruppe sich, wie auf der Titanic versteht – auf genau dem Schiff, mag eine studierte Karriere wohl auch sekundär zu dem “Abnerven“ rund um die Rettungsboote stehen – und wenn das Schiff partu nicht untergehen will – hat man die Lacher natürlich auf seiner Seite – ist aber in sich konsequent.
Für die kritische Überlegung, das “Dumme“ leichter spenden, gilt aber auch, das Dumme grundsätzlich weniger verdienen – ein Teufelskreis
;)@NordicStorm schrieb:
Die sind einfach nur Nervend!
Noah hat überall mit seinen Boot rumgenervt, der ersten Christen haben mit ihrer Lehre überall rumgenervt, und heute können Christen das Erbe des Evangelisierens antreten, und die Zeugen haben in ihrem Verständnis, mit Sicherheit den größten Nerv-Faktor erhoben.
Streckenläufer schrieb:
Es gibt aber eine einfache Methode diese Pest an der Haustür direkt wieder loszuwerden, zeigt einfach euren Blutspendeausweis vor und gebt vor eine seltene Blutgruppe zu haben; diese Methode funktioniert bei mir immer ;-)
Hierbei handelt es sich um Notlügen, die durchaus erlaubt sind. Deren Lügen von einer besseren Welt sind m.E. wesentlich dreister, also kann ruhig auch mal zurückgeflunkert werden.
Ich finde Deine Reaktion im Grunde ok – letztlich wurdest Du an Deiner Tür um Deine Meinung gefragt – jeder Zeuge der bis drei zählen kann ( ich weiß das steht hier in Frage) wird die Kritik an deren Glaubensverständnis wohl erkennen - deshalb wohl die “langen Gesichter“, ansonsten dürfte es wohl auch für die Zeugen zur Normalität gehören, das die meisten Menschen Blut spenden bzw. damit eine medizinische Mitmenschlichkeit verstehen ( ob man dafür "Notlügen" nötig hat, oder diese Kritik nicht auch dirket ansprechen kann, mal dahingestellt).
Das “blumige Paradiesangebot“ jedoch, als dreiste Lügen zu werten, halte ich nur sehr eingeschränkt für fair:
Es ist ja nun nicht so, das die Türprediger, wie Trickbetrüger im Bewusstsein einer dreisten Täuschung handeln, sondern in der Beziehung aufrichtig handeln, als das sie das angepriesene Bild, meist selber mehr, als alle anderen glauben - und sich daher sehr wahrscheinlich in echter christlicher Führsorge bemühen.
Daher wäre eine Reaktion mit Hohn und Spot eigentlich schlicht armselig (und stärkt nur deren Erwartungshaltung) - ein gesundes Wort der Kritik wäre viel interessanter ( man sollte sich aber bewusst sein, das jeder Funken Interesse, mit neuen Besuchen und Zeitschriften honoriert wird, was in der Natur der Sache liegt).
Die hohe Wahrscheinlichkeit, eines Fantasiegebildes – ist zwar hier zwar gegeben, allerdings ist Realität ohnehin für uns Menschen sehr relativ. Das gilt nicht nur für die millionen religiösen Vorstellungen, sondern auch andere Mechinsmen eines vermeintlichen Lebensglücks, wie die vielfältigen philosophischen oder politischen Weltbilder, für die Menschen kämpfen ( so manches “Paradiesversprechen“ auf einem Wahlplakat, reicht auch an eine lächerliche Satire ran).
Daher verstehe ich die außergewöhnliche Verzückung in diesem Fall nicht so recht...?!
Unabhängig von einem angeblichen Kontakt zu einem vermeintlichen Gott oder was auch immer – geht es zunächst mal darum, mit welcher “Wahlrealität“* sich Menschen “wohlfühlen“ – und ob man das bis einem gewissen Grad auch respektieren kann. Respekt ist nicht die Abwesenheit von Kritik oder frei von der alternativen Empehlung von Ansichten - aber eben respektvoll.
*Umgangssprachlich ist und bleibt "Sekte" ein Schimpfwort – mit dem man anderen genau das Recht einer "Wahlrealität" abspricht. (…und hat für mich, höchstens in der Sorge Zulassung – das Jemand in seinem Weltbild unfreiwillig Schaden erleidet – nur genau den Charakter einer Fürsorge, lässt so manche Kritik eben missen...)