@AnGSt Aber ich habe auch Bedenken, bei dem, was ich schrieb. Gerade wenn man bedenkt, dass in der jüdischen Kabbalah teils unterschiedliche und sich widersprechende Eigenschaften Netzach und Hod zugeordnet werden, zumindest scheint mir das so. Ich habe mich teils sehr bemüht und dazu einiges gelesen, aber bis jetzt dringe ich da immer noch nicht durch. Ich mag mal nachfolgend einige meiner Bedenken niederschreiben und vielleicht möchtest du oder wer anders drauf eingehen und seine Sicht der Dinge darstellen oder kann mir gar mein Rätsel auflösen.
Also so heißt es zum Einen etwa, dass Netzach reiner Genuss wäre und Hod unreiner Genuss. Wie auch links die unreine und negative Seite wäre und rechts die reine und positive Seite des Lebensbaumes. Demnach etwa wäre Netzach erst begleitet von Leiden, dieses Leiden sei seiner Essenz nach aber Barmherzigkeit, und würde sich am Ende in reinen Genuss verwandeln, der Lohn für das viele Leiden. Folgt man diesen Aussagen, so müsste man Netzach auch die Tugenden von Geduld und Duldsamkeit zuschreiben. Der Sieg wäre dann der Lohn für die beständige Geduld auf dem Wege Gottes, lieber zu leiden, als sich unreinem Genuss hinzugeben etwa. Hod hingegen wird beschrieben als zunächst begleitet von Genuss, dieser Genuss aber sei seiner Essenz nach Bestrafung und Strenge, und würde sich am Ende in Leiden verwandeln. Hod würde man demnach Untugenden wie Ungeduld und Zorn zuschreiben müssen, und eben dass man macht, was gerade Lust und Laune verspricht, es verspricht am Ende aber Verlust und ist unbeständig. Hier hätten wir dann auch wieder den Gegensatz beider Sefirot, von Netzach und Hod, der mir lange nicht aufgehen wollte, aber der ich inzwischen vielleicht etwas näher komme. Denn Netzach haben wir gegeben als Beständigkeit, der reine Genuss wäre dann beständig, auch wenn er von Leiden erst begleitet wäre und auch wenn man zunächst durch Leiden gehen müsste; aber Hod wäre dann Genuss, der unbeständig wäre, der sich zwar erst als herausragend erweist, aber eher eine Kurzweil ist. Man gleitet vom einen zum anderen, verzweigt sich, ist unbeständig, im Gegensatz zur Geduld auf dem Wege Gottes, der beständig sei, auf eines gerichtet sei.
In der Bhagavad-Gita haben wir dann auch die Aussage, dass wer auf Gottes Wege schreite, der würde in diesem keine Rückschritte, sondern stets nur Fortschritte machen können. Es gäbe keinen Verlust (Hod), sondern nur Gewinn (Netzach).
2.40 Bei diesem Bemühen gibt es keinen Verlust und keine Minderung, und schon ein wenig Fortschritt auf diesem Pfad kann einen Menschen vor der größten Gefahr bewahren.
2.41 Diejenigen, die sich auf diesem Pfad befinden, sind entschlossen in ihrem Vorhaben, und ihr Ziel ist eins. O geliebtes Kind der Kurus, die Intelligenz der unentschlossenen jedoch ist vielverzweigt.
2.42-43 Menschen mit geringem Wissen lassen sich von den blumigen Worten der Veden betören, die ihnen verschiedene fruchtbringende Aktivitäten zur Erhebung zu höheren Planeten, guter Geburt, Macht und
ähnliches empfehlen. Da sie nach Sinnesbefriedigung und einem Leben in Hülle und Fülle begehren, sagen sie, es gäbe nichts, was darüber hinaus gehe.
2.44 Wer zu sehr am Sinnesgenuß und materiellen Reichtum haftet und von solchen Dingen verwirrt ist, kann nicht den festen Entschluß fassen, dem Höchsten Herrn in Hingabe zu dienen. Soweit, so gut. Jetzt kommt aber etwas, was mich total verwirrt und das alles in Zweifel ziehen lässt. Ich weiss nicht, ob es da unterschiedliche jüdische Strömungen gibt oder ich einfach was nicht verstehe. Aber andererseits wird Netzach damit in Verbindung gebracht, die Hindernisse und Leiden des Lebens etwa nicht mit Geduld und Demut zu begegnen, das nämlich sei die Idee von Hod, sondern mit Elan und Ausdauer zu überwinden und zu besiegen. Hod würde dann auch mit dem Gebet in Verbindung gebracht, der Hingabe. So viel. Aber würde dann auch Netzach mit der Überhebung und dem Hochmut in Verbindung gebracht? Und wenn dem so ist: Ist denn dann plötzlich nicht Netzach negativ und verunreinigend und Hod positiv und reinigend? Da kommt es dann, weil so ordnet man Netzach oft Ausdauer und Strebsamkeit zu und Hod dann Ergebung und Aufrichtigkeit. Ja, wie gesagt, als würden plötzlich die Rollen vertauscht oder ich einfach irgendwas nicht oder nicht richtig verstehen. Habt ihr da Rat? Also eigentlich ist doch die linke Säule mit der Idee assoziert, dass man selbst der Handelnde sei und sein Schicksal selbst in die Hand nimmt und die rechte Säule mit der Idee assoziert, dass nur Gott der Handelnde sei und das gesamte Schicksal von Gott stamme. Dann müsste eigentlich Netzach sein Schicksal in die Hände Gottes geben und Hod sein Schicksal in die Hände von sich selbst; aber hier scheint es genau umgekehrt!
Was? Ich bin so verwirrt und verstehe das irgendwie nicht. Hoffentlich weiss hier jemand Rat.