dedux schrieb:Wenn du Lust hast, können wir uns ja mal über die Praxis unterhalten
Das können wir sehr gerne.
dedux schrieb:Da ist die Frage, wie erfährt man so eine Wahrheit, die man nicht durch Wollen erlangen kann?
Als aussichtsreichster Kandidat fällt mir da Beobachtung ein.
Wie man solche Wahrheiten im Buddhismus erfährt hast du eigentlich schon sehr gut beschrieben.
Durch Beobachtung. Man sollte aber nicht andere beobachten, sondern ausschließlich sich selbst.
Hier kommen wir, sehr berechtigt erwähnt, an einen Punkt, der widersprüchlich erscheint.
Man soll sich laut buddhistischer Lehre von Begierden lösen und das ewige "Ich will" endlich abschalten, obwohl aber die Suche nach Wahrheit erst durch einen Willen entsteht.
Klingt nach einem Widerspruch, aber nur solange man die buddhistische Praxis nicht kennt.
Beim Zazen wird dieser Widerspruch nämlich in der Luft zerrissen, durch die Tatsache, das man zwar durch eine bestimmte Motivation anfängt diese Praxis auszuüben, durch Konstante Meditation aber automatisch die Beziehung zu Begierde verliert.
Wenn man einfach nur Sitz, und sich bzw. seine Existenz beobachtet erlangt man die größte aller möglichen Einsichten.
Alles was man braucht, liegt nämlich schon längst in jedem von uns, nicht außerhalb. Wir müssen in uns suchen, nicht in anderen.
Die Einzigartigkeit von Zazen liegt in folgendem: Der Geist wird dabei aus der Knechtschaft aller und jeglicher Gedankenformen, Visionen, Dinge und Vorstellungen befreit, wie heilig und erhaben sie auch sein mögen, und in einen Zustand vollkommener Leere versetzt, aus
dem allein heraus er eines Tages seines eigenen wahren Wesens oder des Wesens des Weltalls inne werden kann.
Der Zen-Buddhismus legt besonderen Wert auf die Überzeugung, dass rationales Denken und die damit verbundene Sprache sinnlos sind und nur von der wahren Erkenntnis ablenken. Die Rätselsprüche der Koans sollen das verdeutlichen. Sie haben keine Lösung und dienen allein dem Zweck zu zeigen, wie irreführend rationales Denken und Sprache sind z.B "Was sieht man in einem leeren Spiegel?"
So ist es noch einmal sehr schön zusammengefasst.
Doch selbst wenn man nach Jahrelanger, andauernder Praxis einen Einblick in die Tatsächliche Leere aller Dinge gewann, ist das noch lange nicht die wahre Leere.
Die wahre Leere erfüllt unser Innesein erst, wenn auch der Gegensatz zwischen Leere und Nicht-Leere nicht mehr da ist.
Und dafür benötigt es, besonders in einer Gesellschaft wie unserer, mehr als nur ein paar Jahre. Dadurch das wir unseren dualistischen Geist immer wieder verwenden müssen, weil wir in einer dualistischen Gesellschaft leben und uns immer wieder für oder gegen etwas entscheiden müssen, ist das alles andere als leicht.
Man muss den Wechsel lernen.
Den Wechsel vom Einssein mit allen Existenzen und der erkannten Wahrheit das alles miteinander verbunden ist, und nichts ohne das andere existieren kann, zu dem Zustand, in dem man sagt, das grüne Äpfel doch "besser" schmecken als die Roten.
@dedux