Nemon schrieb:Ja schau. Und ist es nicht das, worauf es ankommt?
Wenn dann einer meint: "Leute, wir sollten diese Autobahn lieber nicht bauen, wenn wir nicht mal wissen können, ob wir selbst überhaupt existieren!!!" - dann sagt man sich wohl: "So what? Ist das eine ausgereifte Geisteshaltung, auf die wir uns berufen können oder vielleicht doch eher die paranoide Position eines Sonderlings? Die Autobahn wird selbstverständlich gebaut!"
Das kann etwas sein, worauf es ankommt, muss es aber nicht.
Die ganzen real life beispiele die du reinbringst treffen es da nicht so ganz, weil du in ihnen immer schon davon ausgehst, dass sich eigentlich alle einig sind bis auf ein 'Sonderling' und du das auch nur aus Warte derer bewertest, die anderer MEinung sind.
Du musst es aber aus Position desjeniegen sehen, der entscheidet.
Wenn für dich etwas evident wirkt, weil du dich der Wissenschaft verschrieben hast und daher möchtest, dass du zwischen dir und deinen Mitmenschen dieses objektivierende System aufbauen kannst, dann bedeutet das ja eben auch, dass bestimmte Dinge dann für dich logisch werden. Das ist auch vollkommen logisch und für dich ist es intuitiv, weil es für den Menschen intuitiv ist, dass sein Weltbild konsistent sein soll.
Für einen anderen Menschen mag das anders aussehen. Für den ist möglicherweise die höchste Priorität das, was er fühlt bzw. was sich richtig anfühlt. Es macht für ihn keinen Sinn, etwas als wahr anzunehmen, obwohl es ganz klar dem widerspricht, was er in seinem Ereignishorizont spürt. Auch das ist in sich schlüssig, wenn er so verfahren möchte. Und das ist nicht minderwertig zu deinem System.
Du wählst dein System, weil es Objektivität zwischen einer möglichst großen Gruppe MEnschen herstellt. Das ist aber eine Vorliebe von dir. Dazu gibt es erst mal keinen zwingenden Grund, man könnte sich ja auch entscheiden, dass es mehr sinn macht, dass die eigene unmittelbare peergroup ein gemeinsames Weltbild hat was sie alle glücklich macht.
Menschen im Allgemeinen sind keine logischen Lebewesen und es ist unvermeidbar, an manchen punkten die geilte objektivität fallen zu lassen und sich lebenslügen hinzugeben.
Für die einen ist das der glaube an gott, für die anderen eine Sinnsuche in der Politik, mit der sie sich ausmalen, sie können die welt verbessern. Auch die Idee, dass wir einen freien Willen hätten, ist eine zwischen sogut wie allen menschen geteilte annahme, die eigentlich unserem physikalischen Wissen mittlerweile widerspricht. Trotzdem denken das auch Atheisten und selbst die, die, so wie ich, das nicht denken, handeln danach, dass sie sich und ihre mitmenschen als entscheidungsfähige lebewesen begreifen und nicht als materie im zusammenspiel mit anderer materie.
WEnn man sich das klar macht, dass nämlich auch beim wissenschaftsgläaubigsten logiker die meisten entscheidungen, meinungen und gedanken stark von metaphyischen oder sogar schlicht falschen annahmen geprägt sind, kann man eigentlich den gläubigen nicht mit fug und recht sagen, er sei irrationaler.
Das einzige, was man tun könnte, wäre die, die sich dem geteilten weltbild entziehen wollen, davon zu überzeugen, dem geteilten weltbild doch eine chance zu geben.