@Sampo Hallo!
Sampo schrieb am 14.04.2021:Jetzt habsch mir einmal Jesaja 53, 2-3 angesehen, Verse, welche von den Christen als eine Prophezeiung von Jesus als Messias ansehen. Wieso aber sind diese Verse, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen, in einer Zeitform der Vergangenheit geschrieben?
Er hatte keine Gestalt und keine Pracht. Und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, dass wir Gefallen an ihm gefunden hätten. Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut.
Quelle: Elberfelder
Gute Frage! Der Grund liegt in der Ursprache, -Hebräisch-, in welcher die Schriften des AT grösstenteils geschrieben wurden!
Das Bibellexikon führt dazu folgendes aus:
Stadium. Im Deutschen werden die Verben hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt der Zeit gesehen. Dabei unterscheidet man zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Im Hebräischen ist dagegen das Stadium (die Aktionsart), die Beschaffenheit oder der Zustand der Handlung, und nicht die Zeit das Wesentliche. Die Handlung wird entweder als abgeschlossen oder als nicht abgeschlossen aufgefaßt.
Wenn das Verb eine abgeschlossene Handlung bezeichnet, steht es im Perfekt. Zum Beispiel heißt es in 1. Mose 1:1: „Im Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde.“ Die Handlung war abgeschlossen; Gott „erschuf“, das heißt, er vollendete die Erschaffung der Himmel und der Erde.
Wird die Handlung als nicht abgeschlossen betrachtet, dann steht das Verb im Imperfekt. In Josua 10:12 finden wir hierfür folgendes Beispiel: „Damals ging Josua daran, zu Jehova zu reden.“ Die Handlung hatte also begonnen (er ‘ging daran’ zu reden), war aber noch nicht beendet und somit „unvollendet“ („Imperfekt“ im eigentlichen Sinn des Wortes).
Da das hebräische Perfekt schon allein von seinem Charakter her eine Handlung als abgeschlossen hinstellt, ist es normalerweise das Tempus der Vergangenheit.
Obwohl also die alten Hebräer offensichtlich über ein Zeitverständnis verfügten, spielte die Zeit in ihrer Sprache nur eine Nebenrolle. Thorleif Boman schreibt hierüber in seinem Buch Das hebräische Denken im Vergleich mit dem griechischen (6. Auflage, 1977, S. 124): „Dem semitischen Tempusbegriff, der das Geschehen nur unter dem Gesichtspunkte der vollendeten und unvollendeten Handlung anschaut, ist das indogermanische Fachwerk dreier Zeitsphären (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) von Haus aus fremd.“ (Siehe auch Wilhelm Gesenius, Hebräische Grammatik, Nachdruck der 28. Auflage, 1977, S. 132.)
Quelle:
https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1200001953Die Prophetie über den Messias in Jesaja 53 steht in der Aussage der hebräischen Ursprache im "Perfekt", das heisst die " beschriebene Handlung wird als abgeschlossen angesehen, obwohl sie noch in der Zukunft liegt! In der deutschen Übersetzung wird sie deshalb in der Vergangenheitsform wiedergegeben!
Das die prophetischen Aussprüche Gottes in hebräisch im Perfekt stehen, --also als abgeschlossene Handlung dargestellt werden--, obwohl sich die Worte erst in der Zukunft erfüllen sollen, liegt übrigens daran, dass das biblische Gottesverständnis immer davon ausgeht, dass jeglicher Ausspruch Gottes immer wahr wird, weil keiner den wahren Gott daran hindern kann, sein prophetisches Wort immer zu erfüllen!
Das heisst, in dem Moment, wo der wahre Gott eine prophetische Aussage zu einem künftigen Ereignis macht, ist es für das Verständnis eines Hebräers bereits eine abgeschlossene Handlung.....weil der wahre Gott erfüllt immer sein Wort!
Gruss, Tommy