Rao schrieb:Das ist aber alles kein Wissen, sondern auch nur ein Glaube. Ein Glaube an eine "übergeordnete" Gerechtigkeit, weil es im Diesseits offensichtlich keine wirkliche Gerechtigkeit gibt, wo die Bösen machen können was sie wollen und die Guten regelmäßig zu kurz kommen. Ein Wunschtraum, kurz gesagt. Ohne jeden Beweis, daß real irgendwas dran wäre.
Guten Morgen Rao,
"Das alles ist kein Wissen, sondern nur Glaube." Okay, du hast recht. Aber ist dir schon einmal bewusst geworden, dass das Leben der Menschen auf dieser Erde fast ständig auf Glauben hin abläuft? Im anderen Falle würden wir verrückt werden.
Das lässt sich im täglichen Leben ständig ablesen: Wenn ich mit meinem Wagen an eine Kreuzung heranfahre und grün habe, vertraue = glaube ich, dass die Fahrer im Auto um die Ecke bei rot anhalten wird, dass die Ampel um die Ecke überhaupt rot anzeigt. Wenn Menschen einen Fahrstuhl benutzen, über eine Brücke gehen, einen Konzertsaal betreten usw. vertrauen sie darauf, dass der Fahrstuhl nicht in die Tiefe rauscht, die Brücke nicht einstürzt, das Dach des Konzertsaals zusammenbricht. Wenn Menschen in einen Zug steigen, einen Bus betreten, ins Flugzeug steigen, vertrauen sie darauf, dass diese Verkehrsmittel in einem einwandfreien Zustand sind, dass der Fahrer oder Pilot zurechnungsfähig ist, dass sie die Fähigkeit haben das entsprechende Fahrzeug zu handhaben. Wenn ich eine Arztpraxis oder Krankenhaus betrete, vertraue ich darauf, dass der oder die Ärzte in ihrem Beruf kompetent ausüben und ich in guten Händen bin. Gehe ich einkaufen, ist zunächst ein Grundvertrauen, Grundglaube da, dass ich gute Ware für einen guten Preis bekomme, dass der oder die Verkäufer mich nicht betrügen wollen.
Selbst der Naturwissenschaftler beginnt erst mit dem Glauben an eine Hypothese. Danach macht er sich daran, diese Hypothese durch Tests und Versuche zu untermauern.
Würden die Menschen dieses Grundvertrauen, diesen Grundglauben nicht aufbringen, müssten sie ständig herumrennen um Beweise dafür zu suchen, dass alles okay ist. Das macht fast keiner. Doch für alle oben aufgeführten Fälle gibt es Geschichten, dass in diesem Fall Vertrauen = Glaube zum Verhängnis wurde.
Es ist in der Tat so, dass sozusagen instinktiv bei vielen gleichgültigen Menschen der Glaube zum Wissen wurde ohne je einen Beweis einzufordern: Das Dach des Schwimmbades ist stabil. Es hält. Das war schon immer so. Bis es eines Tages doch einkracht!
Ja selbst eine Liebesbeziehung basiert zumindest anfänglich auf Glauben. Würde ein junger Mann vor seiner Ehe über seiner Zukünftigen zu recherchieren beginnen: Kann sie gut kochen, hat sie gute Umgangsformen, ist sie treu, wer oder wie sind ihre Verwandten, hat sie gute Freunde, ist sie verlässlich? Sobald seine Geliebte das mitbekommen würde, wäre wahrscheinlich ihre Beziehung sehr schnell beendet.
Natürlich besteht in all den aufgeführten Fällen, die Möglichkeit sehr schnell zu handfesten Beweisen zu kommen. Trotzdem tun es die wenigsten. Sie glauben einfach weiter.
Du oder ihr wollt gerne wissen (sicher wissen), ob es Gott gibt? Was bringt dir dieses Wissen? Wie viele unzählige Menschen wissen = es ist bewiesen, dass Rauchen süchtig macht, ja, tötet (es steht sogar auf der Zigarettenschachtel). Hören sie deswegen mit Rauchen auf? Nein! Das gleiche gilt für Alkohol, Drogen etc.
Menschen, die abnehmen wollen, wissen, dass Schokolade dick macht, trotzdem greifen sie zu. Deshalb gilt für mich der Grundsatz, dass selbst dann, wenn du einen Beweis hättest, dass es Gott wirklich gibt, bist du noch 1000 Meilen davon entfernt an Gott zu glauben = Gott zu vertrauen. Es wäre also vergebliche Mühe, dir beweisen zu wollen, dass es Gott wirklich gibt. Was hingegen sehr wohl passieren könnte ist, dass noch viel mehr Menschen Glauben heucheln würden, sich mit aller Kraft darum mühen würden ihr "Fähnchen nach dem Wind" zu hängen um ja im Jenseits auf der richtigen Seite herauszukommen. Meiner Meinung nach kann Gott sehr gut auf diejenigen verzichten, die nicht aus tiefsten Herzen sich selbst dazu entschlossen haben, ihn zu lieben.
Dieses fortwährende Gefasel: Gott lässt sich nicht beweisen, oder: es hat keine Evidenz, ist für mich nichts weiter als eine Ausrede. Ich habe einmal mit Dr. Arthur Ernest Wilder-Smith Auge in Auge diskutiert. Er behauptete Gott ließe sich beweisen. Ich widersprach ihm. Aber seine Ausführungen machten mich nachdenklich. 'Der Glaube an Gott wird für einen Menschen an irgendeiner Stelle innerhalb einer Diskussion geradezu zwingend', so sinngemäß seine Ausführungen. 'Dass Menschen nicht dieser Notwendigkeit folgen, liege ausschließlich daran, dass sie ständig das Thema wechseln und sich somit auf der Flucht vor der Wahrheit begeben. Ähnlich argumentierte der christliche Philosoph Dr. Francis Schaeffer, indem er in seinen Büchern behauptet, dass jeder nichtchristlich denkender Mensch einen Schutzzaun um sich herum aufrichtet, um nicht der Wahrheit ins Auge sehen zu müssen, dass es Gott wirklich gibt.
Von einem Menschen weiß ich, dass er aufgrund seines Nachdenkens über Gott vom Atheist zum Christ wurde. Es ist C.S. Lewis (Der Schöpfer der Geschichten um Narnja).
In seinem Buch: "Über den Schmerz", S. 56, Brunnen-Verlag Gießen, 9. Taschen-Lizenzausgabe 1978 schreibt er auf S. 9
"Hätte mich vor nicht sehr langer Zeit, als ich noch Atheist war, einer gefragt: »Warum glaubst du nicht an Gott?«, so würde meine Antwort etwa folgendermaßen ausgefallen sein:
»Sieh dir das Universum an, worin wir leben. Der weitaus größte Teil ist leerer Raum, vollkommen dunkel und unvorstellbar kalt. Die Körper, die sich in diesem Raum bewegen, sind so gering an Zahl und so klein im Vergleich zu diesem Raum, daß, selbst wenn man wüßte, jeder dieser Körper sei gesteckt voll von ganz und gar glücklichen Wesen, es noch immer schwer wäre zu glauben, Leben und Glück seien für die Kraft, welche das Universum gemacht hat, mehr als nur ein Nebenerfolg. […] Und die Erde selbst hat Millionen von Jahren ohne Leben existiert und kann weitere Millionen Jahre existieren, nachdem das Leben erloschen ist. …."
Irgendwo in diesem Buch schreibt er noch davon dass er aufgrund seiner Schlussfolgerung sein Leben an Gott ausgeliefert hat. Leider war es mir bis jetzt nicht möglich diese Stelle wiederzufinden.