Schadet der Atheismus unserer Gesellschaft?
10.07.2018 um 12:45AlteTante schrieb:Was ist denn an unserer heutigen Gesellschaft (u.a. mit religiöser Toleranz) schlecher als damals? Höchstens die Umweltverschmutzung. Die Menschen des Mittelalters hatten eben noch nicht die Möglichkeit, die Umwelt zu verpesten, und sie waren auch noch nicht so viele wie heute.Hast Du eine Ahnung. Damals wurde für wichtige Gebäude wie etwa Kirchendächer, aber auch Wasserleitungen für öffentliche Brunnen, Blei benutzt. Aus heutiger Sicht eh eine Katastrophe weil das Zeug schwer giftig ist und sich im Körper anreichert, aber die Gewinnung des Bleis, das mußte aus Erz geschmolzen werden, läßt sich bis heute in Erdschichten des Mittelalters in weitem Umkreis um die Schmelzöfen nachweisen. Die Menschen die in diesen Anlagen arbeiten mußten, vom Bergwerk bis zur Gießerei, sind logischerweise erkrankt und gestorben wie die Fliegen. Aber es gab ja immer genug Nachschub, an Arbeitskräften war das ganze Mittelalter hindurch selten Mangel (und wenn, dann wegen der ständigen Kriege und Epidemien).
Auch ist mir mal anläßlich eines Wandertags aufgefallen, daß Ruinen von Miniburgen, die sich irgendwelche Adlige im Mittelalter anlegen ließen und von denen heute nur noch die Grundmauern zu sehen sind, heute mitten im Wald liegen, wo jeder Raubritter keine Mühe gehabt hätte, sich im Unterholz bis direkt vor die Mauern anzuschleichen und einen Überfall zu machen. Aber - damals als die Gebäude errichtet wurden, war da weit und breit kein Wald! War alles radikal abgeholzt von der Bevölkerung der nahen Dörfer, die Holz für jede Art von Verwendung brauchten, von Bauholz bis zu Brennholz. Sogar Reisig, also abgefallene Zweiglein, wurden gesammelt, Laub und abgefallene Fichtennadeln als Einstreu für den Stall benutzt, denn das (damals noch länger gewachsene) Stroh vom Getreide brauchte man fürs Dachdecken. Wenn man als heutiger Mensch durch einen damaligen Wald spazieren könnte, würde einem sofort auffallen, daß der Wald wie "besenrein" aufgeräumt ist, keine herabgefallenen Äste, Zweige oder Tannenzapfen, kein Unterholz und vielerorts nicht mal niedrige Bodendecker, denn damals pflegte man auch die noch sehr wildschweinmäßig aussehenden Hausschweine zur Futtersuche in den Wald zu treiben, und die haben den Boden gründlich umgepflügt.
So gab es damals rings um die meisten Städte und Dörfer in weitem Umkreis keinen Wald mehr - außer er wurde durch fürstliche Edikte und bezahlte Wildhüter geschützt wie etwa der Nürnberger Reichswald. Was heute die reine Zahl an Menschen samt notwendiger Landwirtschaft ausmacht an Landnutzung, machten damals die primitiveren Verhältnisse mit einem entsprechend hohen Hunger nach Holz aus.