@Sideshow-BobDa ich immer noch wenig Zeit habe, aber auch nicht erst in Monaten auf Deine Beiträge eingehen will, versuche ich mich hier kurz zu fassen und trotzdem auf die essentiellen Aussagen einzugehen.
Wir haben offensichtlich eine unterschiedliche Auffassung davon, wie Wissenschaft vorgehen sollte und vorgeht.
Wenn ich schreibe, dass Gott in der wissenschaftlichen Foschung keinen Platz hat, meine ich damit, dass er nicht als Erklärung dienen darf, wenn eine andere Erklärung nicht vorliegt.
Anders wäre es, wenn es Indizien für das Wirken eines Gottes gäbe. Das müsste dann selbstverständlich verfolgt werden.
Die Schwarzmalerei, die ich in diesem Zusammenhang heraufbeschworen habe, kommt nicht von ungefähr. Ich habe es sicher schon einmal erwähnt:
Der Orient, früher sozusagen "Brainpool" wissenschaftlichen Fortschritts, ist, seit der Islam die Staatsführung bestimmt, nur noch wissenschaftliche Einöde.
Wissenschaftliche Forschung findet so gut wie nicht statt, keine Patente, keine Entdeckungen, kein wissenschaftlicher Fortschritt jedweder Art wurde in islamischen Staaten in den letzten Jahrunderten hervorgebracht.
Dies ist ein Beispiel dafür, wie Religion die Forschung hemmt.
Es gibt auch in der Vergangenheit der westlichen Welt Beispiele für Zögern oder Abbrechen von Forschung aus Glaubensgründen, aber nicht so offensichtlich, wie in den Ländern islamischer Prägung.
Du schreibst, zu Recht, dass die Wissenschaft keine Erklärung für die Entstehung des Lebens hat.
Ich denke, es wird auch erst seit relativ kurzer Zeit in dieser Richtung geforscht, da ist es kein Wunder, dass man noch keine Antworten hat.
Hypothesen gibt es einige, zumindest was die Entstehung des Lebens auf der Erde betrifft, aber damit ist man vom Kern der Frage, die Du stellst, noch weit entfernt.
Ich persönlich halte die Panspermie für eine relativ plausible Hypothese. Sie birgt allerdings im Hinblick auf Deine Fragestellung das Problem, dass man die Entstehung des Lebens an sich erst erforschen könnte, wenn man wüsste, woher der Keim des Lebens auf der Erde denn gekommen ist.
Ich kann durchaus verstehen, dass man angesichts dieser geringen Wissenslage eine Schöpfung in Betracht zieht, aber ich sehe das eben nicht als einen Ansatz, den man wissenschaftlich verfolgen kann. Das ist eigentlich alles.
Ach ja: Stringtheorie...
Du, wenn ich keine Ahnung habe, wie soll ich dann darüber diskutieren? Die Stringtheorie übersteigt meinen Horizont. Ich lese immer wieder mal, wie sie von verschiedenen Interessengruppen ins Feld geführt wird, habe aber den Eindruck, dass diese Herrschaften sie letztlich ebensowenig verstehen wie ich.
Um hier zu argumentieren, müsste ich über physikalische Grundlagen verfügen, die mir schlicht abgehen und deswegen diskutiere ich auch nicht darüber.
Bibel
Alles schön und gut.
Stimmt alles – allerdings, warum und wie man seinen Nächsten und seine Umwelt lieben sollte, dafür besteht selbst heute noch, ein nicht unerheblicher Bedarf – und das ist ein zentrales christliches Bibelthema.
Auch hier von mir kein Widerspruch, was die Nächstenliebe als zentrales Thema des NT betrifft. Auch der Bedarf wird nicht grundsätzlich bestritten - und doch denke ich, dass man auf humanitärer Basis letztlich das gleiche Ergebnis erreichen könnte.
Wenn etwas grundsätzlich richtig ist, dann kann es seinen Weg in die Gesellschaft finden, auch ohne Religion als Beiwerk, oder in diesem Fall sogar Fundament.
In der Evolutionsforschung wird Religion u.a mit als wesentlicher ursächlicher Faktor für Ethik verstanden ("Supernatural Monitoring Hypothesis") - und unsere heutige Welt hat "kein" Händewasch-Problem, aber doch ein Ethik-Problem – und in der heutigen Psychologie wird ein Gottglaube als postiver Placebo-Effekt, um Leid zu ertragen/abzubauen gehandelt – auch da hat der Bedarf nicht abgenommen.
Allerdings gebe ich Dir grundsätzlich recht: leider sind die Schäden durch Religion auch nicht unerheblich, so das wir wohl eine Gesellschaft erleben werden, die sich zunehmend genötigt sieht, sich davon zu verabschieden – so das es letztlich doch an einen vermeintlichen Gott liegt, hier allgemein noch mehr Gehalt als das obere erkennen zu lassen, indem er sich aus dem Evidenz-freien Raum bewegt – keine Frage.
- und wenn es nicht so ist, dann ist es extrem fraglich, ob die gleiche Spezies, die mit Religion Murks gebaut hat, dies mit anderen Modellen maßgeblich ausspart.
Über die positiven Aspekte des Glaubens habe ich schon geschrieben - wird auch nicht bestritten. Ich sehe mich aber in einer Welt, in der die negativen Aspekte überwiegen und Du konstatierst letztlich ja auch, dass nicht nur ich das so sehe und über kurz oder lang eine Änderung erfolgen muss und wird.
Ob die Menschen mit einem "anderen Modell" in der Lage sein werden, die begangenen Fehler des "Modells Religion" zu vermeiden, vermag ich nicht zu sagen.
Ich möchte aber gerne davon ausgehen, dass die wahnhaften und fanatischen Auswüchse, die Religionen hervorbrachten, ausbleiben.
Allerdings sind wir da wieder bei der menschlichen Unzulänglichkeit und eines in vielen Menschen als Grundbedürfnis bestehenden Wunsches, zu glauben.
Diese Menschen können eine nicht religiöse Ideologie ebenso fanatisch umsetzen, wie eine reigiöse, fürchte ich.
Probleme mit dem Bibel-Modell
In der autarken Evolution, ist das ein Standard – bei einer göttlichen Ursache erwartet man das anders? Nun, das Leben an sich, gestaltet sich doch grundsätzlich endlich, und in 99,99% sterben Menschen nicht an einen göttlichen Ausmerzen, sondern wohl eher an den Folgen ihrer Selbstgestaltung?!
Ja, selbstverständlich erwarte ich von einem allwissenden Gott und seiner Schöpfung etwas anderes als die Evolution.
Im AT ist der prozentuale Anteil derer, die durch Gottes Wirken (oder Einwirken) ihr Leben lassen, deutlich höher als Deine 99,9%...
Es geht ja nicht darum, dass wir wissen, dass die Bibel von Menschen geschrieben wurde und daher Fehler aufweist, sondern darum, dass sie von vielen (wenn nicht den meisten) Gläubigen als das Wort Gottes verstanden wird, was bedeutet, dass er selbst, wenn auch durch die Hand von Menschen, sie schrieb.
Die Frage ist: Warum kann sich etwas in eine Richtung entwickeln, die ich im Nachhinein beeinflussen muss, wenn ich allwissend bin und daher schon vorher wissen muss, in welche Richtung es sich entwickelt?
Und wenn ich das weiß, warum beginne ich überhaupt damit? Warum starte ich das Projekt nicht gleich so, dass es sich entwickelt, wie gewünscht? Wenn ich allwissend und allmächtig bin, kann ich doch nicht durch etwas überrascht und zum Handeln gezwungen werden.
Die andere Schlussfolgerung wäre, dass Gott auch nur würfelt und lediglich in seinem Buch behauptet, er sei allmächtig und allwissend, es aber in Wahrheit nicht ist.
Wenn die Gott-Frage zu solch einer Grundsatzfrage geworden ist, dann ist ein solcher Rahmen, in der Menschen ihre Selbsthoheit ausleben können, und unabhängig von einer göttlichen Zwangsrealität, zu Gott finden können oder es lassen können, nicht die verkehrteste Rechtskonstruktion – oder?
Nur wäre es ja dann letztlich er, der die Frage seiner Existenz in den Raum stellt und sich weigert, sie eindeutig zu beantworten. Warum? Welchen Zweck soll das haben?
Warum schreibe ich ein Buch, in dem ich meine Existenz darstelle und pflanze gleichzeitig in meiner Schöpfung den Zweifel an meiner Existenz?
Ziehen wir den Kreis...
Das ist jedoch genau so ein Gefühlsargument, wie so viele religiöse Äußerungen – selbst ein aus unserer Sicht, “mieser“ oder “absurder“ Gott wäre wissenschaftlich zu berücksichtigen ( WENN es in den Bereich der wissenschaftlichen Instrumente fallen würde, was dann wohl nur den Bereich betrifft, der sich mit entsprechenden Grenzbereichen beschäftigt - da darf ein Gott ja auch als Gegenwert für den Modellabhängigen Realismus, im Buch eines Hawking's erscheinen - aber ja nicht sonst wie mit anderen Modellen konkurrieren? ;)
Und deshalb schließe ich mit meiner Anmerkung aus dem ersten Punkt – unsere Wissenschaft forscht grundsätzlich ohne geklärte Grundlage, aus der all die betrachteten Dinge entspringen, weil die ja perse ausgeblendet gehört?!
Wenn ein es für den miesen Gott Evidenz gäbe, müsste man auch den in die Forschung einbeziehen, klar. Der wäre aus meiner Sicht sogar "realistischer" als der allwissende, allmächtige Schöpfer.
Was meinst Du mit "ohne geklärte Grundlage?"
Ich komme nicht dahinter. Man muss schon alles über das wissen, was man erforscht, wenn man es erforschen will?
Sideshow-Bob schrieb am 27.11.2016:Nur weil sich ein Buch, nicht konkreten wissenschaftlichen Darstellungen widmet, weil es ein anderes Thema hat, und auch weitgehend ein größeres Publikum, als das heutige wissenschaftliche Establishment (und daher Prinzip und Wesen der Welt auf den einfachen Horizont einer gesamten zeitlosen Menschheit runter gebrochen hat * ) soll der, der die Schriftsteller so inspiriert haben soll, deshalb als solches nicht für die Wissenschaft geeignet sein?
Warum so unnötig kompliziert? Wenn er der Urheber des Buches ist, Er, der allwissend ist, der alles erschaffen hat, dann ist es doch wohl logisch, dass er wissen muss, wie die Dinge funktionieren, oder nicht? Wie kann er dann etwas in sein Buch schreiben, das falsch ist?
Ist es nicht vielmehr so, dass die Instrumente der Wissenschaft nicht geeignet sind, in der Dimension, Antworten zu bieten, die ein solches Urteil zu lassen würden?!
Ich will das nochmal klären: Ich spreche ausschließlich von den Naturwissenschaften, nicht von Geisteswissenschaften.
Es mag wohl sein, dass deren Instrumente nicht ausreichen, zu definieren, was Du siehst, annimmst, glaubst, oder wie auch immer, aber sie dienen dazu, die Abläufe zu verstehen und nach und nach des Pudels Kern näher zu kommen - und schließlich entstehen durch immer größeres Wissen auch immer bessere Instrumente...
Sorry, dass ich nicht umfänglicher auf Deine Beiträge eingehen kann, aber ich hoffe, zumindest im Kern ausreichend geantwortet zu haben.