@Commonsense ( Gute Gedanken - die so auch in christlichen Lagern sicher nachvollzogen werden können - doch genau an solchen Punkten fängt so manche Diskussion an: )
Commonsense schrieb:
Die Atheisten, die ich persönlich kenne, haben kein Dogma, keine Philosophie mit universalrezept und kein feststehendes, unverrückbares Weltbild.
Ok – für gewisse Bereiche ( Menschenrechte/ Ethik
* / Umgang Umwelt ) wäre ein unverrückbares Weltbild, nicht immer so nachteilig?!
( wie das Vakuum, im Weltbild beliebiger Strukturen und Werte atheistischer Menschen, alternativ gefüllt wird, ist damit zunächst mal ungeklärt).
“Der Atheismus“ als solches, besteht doch gar nicht in einer weiteren Qualifikation, oder Identifikation alternativer Werte und Strukturen – es ist lediglich eine Position der “Gott-Ablehnung“ - was ja als solches schon merkwürdig ist – diese Notwendigkeit einer "Anti-Position? ( wie wäre es mit AStringTheorieismus? );)
Erfordert die Gottfrage tatsächlich eine solche gesellschaftliche/persönliche Standpunkterklärung - und damit gar einer begrifflichen Gruppierung einer solchen Ablehnung? Zumindest mag die besondere Dynamik, dass sich beide Positionen nicht gerade belassen können, damit zusammen hängen – zu groß die Sorge, dass der andere Gott benötigt/ oder eine Gesellschaft besser davon loskommen sollte?!
Commonsense schrieb:
Ich bin Atheist, weil das Konzept "Glauben" sich mir nicht erschließt. Es liegt nciht einmal daran, dass ich es ablehne, ich kann es einfach nicht, verstehe nicht, wie dieser Mechanismus funktioniert. Es gibt Dinge, die ich verstehe und auch solche, die ich nicht verstehe, zumeist, weil mir die Bildung dazu fehlt, manchmal auch, weil es am Interesse dafür mangelt. Ich ersetze aber Dinge, die ich nicht verstehe, nicht durch Dinge, die ich dann statt dessen glaube.
Sicher, ein Gott-Glaube ist auch ein ganz schönes Brett, jenseits sämtlicher greifbarer Dimensionen – doch das Konzept “Glauben“ findet sich im menschlichen Alltag öfter akzeptiert und nötig, als man denkt – unsere Wahrnehmung ist im wesentlichen darauf aufgebaut – vielmals nur "richtig Geglaubtes" zu verwenden – statt eine permanete Evidenz-Prüfung – und nur all zu oft bieten sich in unserer Gesellschaft, Ansichten und Entscheidungen, die etwas mit dem Glauben vom richtigen Einschätzen und entsprechenden Personen/Intuitionen, zu tun haben – Irrtum, Fiktion und Schäden
* sind auch hier eine Praxis, die immer wieder den einstigen Nachdruck einer großen Überzeugung, einholen.
Commonsense schrieb:
So machen es auch die Atheisten, die ich persönlich kenne. Bei Gläubigen erlebe ich oft ein völlig anderes Vorgehen - übrigens nicht nur bei religiösen Gläubigen, sondern auch in anderen Bereichen wie Esoterik, Verschwörungstheorien oder Ufologie.
So würde ich die Menschheit nicht trennen – Atheismus ist das, was der Begriff selbst hergibt – und nicht per se ein Abo auf Evidenz orientiertes Denken und Leben – dafür gibt es dann doch zu viele Atheisten, die jenseits von einem Gott-Glauben, in andere religiöse Riten verfallen, und dann plötzlich an Glücksbringer oder ihr Horoskop glauben, oder statt einem kollektiven Gott-Glauben, eigene Nischen-Pakete schnüren.
Commonsense schrieb:
Hier unterschätzt Du den Einfluss, den fundamentale Glaubensgemeinschaften haben. Man sollte meinen, dass derart abwegige Konzepte in unserem "Informationszeitalter" immer weniger werden, doch faktisch ist leider das Gegenteil der Fall.
Die Zahl der Kreationisten in den USA und England hat drastisch zugenommen ..............
Und nach wie vor bestimmt Religion auch die Politik vieler Staaten, nicht nur in der islamischen Welt, sondern auch in der christlichen.
Ja, hier hat Religion sich maßgeblich deplatziert – und wird die absolut absehbare Konsequenz tragen müssen – dass sie sich, gerade wegen ihrer vorherrschenden Extreme, die Du beschrieben hast, zusehens verabschiedet ( und in andere Religionsformen übergeht). Nie war der Atheismus, alternative Modelle und religiöser Zerfall so groß, wie heute – Daher:
Commonsense schrieb:
Aus atheistischer Sicht ist das bedenklich, wobei viele Aspekte auch gemäßigte Gläubige nachdenklich machen sollten. Positiv stimmt mich dabei nur, das auch die Zahl der Atheisten eine steigende Tendenz aufweist.
Meinst Du: "Ein guter Christ, ist also nur der, der nicht wirklich an Gott glaubt?"
Commonsense schrieb:
Es gibt da ja "Graduierungen". Viele Menschen verstehen sich als Christen, obwohl sie nur wenig religiös sind, nicht beten usw. Und es gibt Christen, die den Glauben an Gott und die Faktenlage sehr gut in Einklang bringen können.
Ok, kommt darauf an, wo das hinläuft – Christen, die dann nicht mal mehr an einen potenziellen Gott glauben dürfen, ohne dann als "fundamental fehlgeleitet", geächtet zu sein? - das wären doch genauso wenig "Christ-Sein", wie Atheisten, die einen Gott ablehnen – an den sie jedoch glauben?!
;) Glauben – Visionäre Überzeugung, geht nun mal über die Faktenlage hinaus – da gibt es ja nun viele Beispiele, wo Menschen jenseits einer vorherrschenden Faktenlage, einen Treffer gelandet haben, der nicht unmaßgeblich, für die menschliche Geschichte war...
Commonsense schrieb:
Als Atheist hat man selbstverständlich ein paar grundsätzliche Schwierigkeiten mit dem Glauben an Gott. Für mich liegen sie darin, dass Menschen, deren Urteilsvermögen für die Gesellschaft immens wichtig ist, an etwas Glauben, für das eigentlich nichts spricht. Ich denke hier an führende Politiker oder Wissenschaftler.
Unter den führenden Wissenschaftlern, so hat eine Studie ergeben, sind immer noch 7%, die an einen Gott glauben. Das klingt wenig, ist aber in diesem Bereich erschreckend viel.
Ok – die Sorge kann ich verstehen – doch eine solche pauschale Wertung, würde den komplexen Hintergründen, einfach nicht gerecht werden:
1. Es kommt immer darauf an, was dieser Glaube jeweils für die Entscheidungen/ Prozesse bedeutet – gibt immer zwei Extreme.
2. Es ist ein absoluter Trugschluss, dass Menschen, die sich von Gottesbildern losgesagt haben, dann nur nach Faktenlage, vernünftig und sachlich entscheiden/arbeiten, und ihr Vakuum nicht mit anderen Dogmen, Ideologien Philosophien füllen würden.
Oder auch nach bloßen Ignorieren von Fakten entscheiden, wenn z.B. Atomkraftwerke gebaut wurden, und nach Faktenlage niemand von Anbeginn wusste, wie man Atommüll richtig entsorgt, und der Nachwelt blind als tickende Zeitbomben hinerlassen werden – zu vielfällig diese Beispiele, als das sich hier ein Modell mit besseren Überlebenschancen aufdrängt?!
3. Bitte nicht übersehen, dass wir mit dem zunehmenden Atheismus offenbar zum ersten mal, in die Situation kommen, das eine Welt-Gesellschaft sich so darstellt – ein Bewähren oder gar besseres Überleben, ist damit noch in keinem Fall belegt – weil Religion als göttliche o. evolutionäre Beilage, immer bisher ein wesentlicher gesellschaftlicher Faktor war.
4. Es ist, was unsere Wissenschaft betrifft, auch nicht zu übersehen, dass wesentliche Begründer unserer Erkenntnis und Wissenschaft – oftmals keine Atheisten waren, und ihr Forschen durchaus in dem Blickwinkel eines Weltbildes passiert ist , in der Gott eine sehr potenzielle Realität gespielt hat – und jetzt sollen solche Wissenschaftlicher bedenklich sein?!
* Ich hatte im Text mehrmals ein
* und lege dazu nun ein einschlägiges Beispiel bei – bei dem scheinbare Fakten und vorherrschender Meinung aus Wissenschaft und Politik, in der Herausforderung/Notwendigkeit von unabhängigen Werten/Einsprüchen standen.
Werte, die man im Humanismus, wie auch im christlichen Weltbild findet – allerdings, wie von Dir eingangs befunden, im christlichen Weltbild eher feststehend! ( wir hatten hier kürzlich im Thread mal eine Videoreportage über bedenkliche Prozesse von Religion in der Politik - vielleicht ist auch mal der umgekehrte Gedanke erlaubt, wo religiöse Werte bei wissenschaftlicher Entgleisung ihren Nutzen hätten?)
(Die Lehre von den positiven Erbanlagen - ARD Sendung "Schöner neuer Mensch" Rassenhygiene als Staatsziel.
Inhaltsangabe dieser Reportage =
SpoilerARD: Eugenik und Rassenhygiene gehörten zu den ideologischen Grundpfeilern nationalsozialistischer Bevölkerungspolitik. Sie führten im NS-Staat zu unsagbaren Verbrechen. Doch sie waren keine Erfindung der Nationalsozialisten. Zur Anwendung kamen als Eugenik bezeichnete Konzepte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten - abgeschafft wurden sie dort erst 1981. Auch in anderen Ländern fanden Maßnahmen zur Verringerung und Verhinderung der Nachkommenschaft von als minderwertig" definierten Menschen und zur Einsparung von Sozialkosten Anhänger und Befürworter - und wurden in so unverdächtigen demokratischen Gesellschaften wie Kanada, der Schweiz oder Skandinavien massenhaft durchgeführt.
Lediglich die systematische Ermordung von Menschen aufgrund staatlicher Eugenik-Programme war grauenhafte nationalsozialistische Praxis im deutschen Reich. Erst 2007 wurde in der Bundesrepublik Deutschland ein entsprechendes Gesetz von 1933 abgeschafft.
Die Dokumentation rollt die Geschichte dieser Wissenschaft" und der offiziell verordneten Eugenik-Politik auf - als Spurensuche in mehreren Ländern. Sie lässt Historiker und Humanwissenschaftler zu Wort kommen - vor allem aber die Opfer: Menschen aus Deutschland, Schweden und den USA, die von der unglaublichen Behandlung" berichten, die ihnen widerfahren ist, oft gegen oder gar ohne ihr Wissen und meistens aufgrund höchst fragwürdiger Diagnosen" und Verfügungen. Es sind Menschen, die noch immer für die Anerkennung der Schäden kämpfen, die sie erlitten haben und deren Schilderungen zutiefst bewegen.
Der Film berichtet ebenso von Praktiken in North Carolina wie in Schweden und natürlich in Deutschland unter nationalsozialistischer Herrschaft und danach. Es ist eine erschreckende Reise auf der Suche nach der schönen neuen Welt" des perfekten Menschen.
Ein Film von Guillaume Dreyfus
)
ARD: Der Film weist nach, dass die praktische Umsetzung des Gedankens der Eugenik in amtlich verordnetes Handeln, kein marginaler und historisch überholter Auswuchs unmenschlicher Naziideologie war, sondern in der westlichen Welt weit verbreitete, wissenschaftlich akzeptierte und befürwortete Praxis. Ihre Stütze fand sie in Universitäten, philanthropischen Organisationen sowie in Regierungen und politischen Parteien.
https://www.youtube.com/watch?v=OXYooEV9qWM (Video: Zwangskastration Zwangssterilisation Zeugungsunfähig-Machen in Deutschland in Jahren 2015)Und man kann sich doch, in solch einem Fall, nur wünschen und hoffen, dass ideologische Gott-Christen, meinetwegen auch Hand in Hand, mit Humanisten, ihre Werte und Einsprüche laut werden lassen. Oder?
Wäre doch schön gewesen, wenn dort gläubige Politiker und Wissenschaftler gewesen wären, die sich alternativ darauf besonnen hätten, dass der christliche Fokus der Bibel, alle Menschen gleich stellt?!
So hart das Beispiel auch ist, macht es doch die Diskussion deutlich, zwischen vermeintlicher Faktenlage wissenschaftlicher Einschätzung für Mensch und Gesellschaft - was das Signal für so manchen Realisten bildet - und den Muff starrer christlicher Weltbilder?!