Jesussah schrieb:Das Einfachste so komplex zu verpacken, ist nicht gerade einfach.
Diese Sicht ist völlig legitim.
Ich sehe es jedoch genau umgekehrt!:
Plotin kommt aus der Komplexität, in der wir alle leben. Darum muss er komplex kommunizieren.
Zusätzlich ist die Komplexität bis in unsere Zeit zudem förmlich explosionsartig gewachsen.
Wir wollen ehrlich sein, auch Plotin ging es letztendlich um die Suche nach Gott.
Gott wird in der Vorstellung von Menschen mit den Attributen Allmacht und Allwissen ausgestattet
und somit praktisch in einer theoretisch unendlichen Komplexität gesucht.
Und nicht gefunden.
Aus herkömmlicher wissenschaftlicher Sicht wird angenommen, Geist sei erst durch die Evolution der wachsenden Komplexität des Cortex im Kopf des Menschen in die Welt gekommen.
Aus mythisch magischer Sicht ist Gott ein allmächtiges und allwissendes Wesen, welches die Welt erschaffen hat und die Geschicke der Welt lenkt.
Jedoch wäre dann -beide Sichten zusammengefasst- Gott ein Wesen,
welches evolutionär erst lange nach dem Menschen käme
(die wachsende Komplexität, die Allmacht und das Allwissen, welches der Mensch dabei ist, zu erschaffen, ist noch nicht soweit).
Ich weiß nicht, was Plotin bewegt hat, einen umgekehrten Weg zu gehen,
ich weiß auch nicht, warum ich einen ähnlichen Weg
aus der Komplexität heraus genommen habe, ohne von Jemand anderen zu wissen.
Jedenfalls:
Plotin verpackt nichts in Komplexität.
Plotin
zerlegt die Komplexität bis ins geht nicht mehr - bis in das
Eine.
Das Einfachste.
Und führt dabei Selbstgespräche.
In diesen Selbstgesprächen Plotins finde ich meine Entsprechung:
"Den Ausgangspunkt für die Existenz des Unterscheidbaren, das dem Prinzip der Pluralität oder Vielzahl zugeordnet ist, muss nach Plotins Überzeugung notwendigerweise etwas Einfaches, Undifferenziertes bilden.
Die Erkenntnis schreitet vom Komplexeren zum Einfacheren fort.
Alles Zusammengesetzte und Mannigfaltige lässt sich auf etwas Einfacheres zurückführen.
Das Einfachere ist dem Komplexeren übergeordnet in dem Sinn, dass es die Ursache für dessen Existenz bildet.
Daher ist das Einfachere das Höherrangige, denn es bedarf des Komplexeren in keiner Weise, während umgekehrt das Komplexere ohne das Einfachere nicht existieren kann.
Gegenüber dem Einfachen ist das Komplexe stets mangelhaft"
@Jesussah , so sehe ich, dass und warum Du mit Deiner Abwehr gegen das Komplexe Recht hast !
Letztlich muss ein gedankliches Voranschreiten vom Komplexeren zum Einfacheren zu einem Einfachsten führen.
Das Einfachste kann auf nichts anderes mehr rückführbar sein; hier muss man „haltmachen“, sonst träte ein infiniter Regress (Fortschreiten ins Endlose) ein
Das klingt wie eine Begründung, um Zweifler zu überzeugen - in meinen Augen nicht nötig.
Es geht nicht darum, Jemanden zu überzeugen.