AfD

sidnew schrieb:Ich habe schon lange kein Bedürfnis mehr, den Osten Deutschlands zu besuchen.

Das ist aber sehr schade. Denn trotz AfD gibt es hier ja weiterhin schöne Ecken und genug nette Menschen die dem demokratischen Spektrum zugeordnet werden können.

Um so mehr davon hier weggehen und weg bleiben, werden die in der AfD immer mehr und das ist gerade für uns, die hier leben, auch nicht gut. Also nicht abschrecken lassen, sondern das Gute sehen und weiter am Ball bleiben.

Hier in Weißwasser haben die großen Parteien leider völlig aufgegeben. Es gibt kein Büro der CDU mehr, dass der SPD wurde auch geschlossen und eines der Grünen gab es bisher gar nicht.(zumindest wäre mir dies nicht bekannt) Es bleiben Die Linke und die AfD, die vor Ort sind. Erst heute Stand die Aussage einer Wählerin in der Zeitung, warum sie Chrupalla bzw. die AfD gewählt hat. Die Antwort war leider recht einfach, er ist der einzige den die wirklich kennt, der von hier ist und auch immer mal da ist.
Da hilft es dann auch nicht, wenn der Merz vor der Wahl mal kurz Görlitz besucht oder Laschet lapidar von einer Bürgermeisterin aus dem Osten spricht und den Mauerfall im Jahre 1990 vermutet.

Bone02943 schrieb:Hier in Weißwasser haben die großen Parteien leider völlig aufgegeben. Es gibt kein Büro der CDU mehr, dass der SPD wurde auch geschlossen

Gab es dafür besondere Gründe? War es nur mangelndes Interesse von Seiten der Bürger oder gab es Drohungen oder gar Angriffe auf die jeweiligen Büros?

Ansonsten hatte wir die Diskussion ja gestern schon. Die Wahlerfolge der AfD schaden der Region meiner Meinung nach mehr als sie nutzen, da sie potentielle Zuzügler und Investoren abschreckt.

Fairerweise muss man aber ergänzen, dass es unheimlich kompliziert ist, diese Regionen vor der Verödung zu retten. Der Trend der letzten Jahrzehnte geht eben in Richtung Großstädte und deren Speckgürtel, insbesondere für junge, gebildete und gutverdienende Menschen. "Echtes" Landleben wird zunehmen unattraktiver.

@Balumpa

Über die Gründe stand leider nichts drin.

sidnew schrieb:Äusserst gruselig, was aus meiner schönen Heimat geworden ist.
Ich habe schon lange kein Bedürfnis mehr, den Osten Deutschlands zu besuchen.

Das ist ein ebenso voreingenomme Zeugs, wie ihn die Rechten verbreiten. Hier, in einem Wahlkreis in der die AFD gewonnen hat, rennen deshalb keine Leute mit Hitlergruß und auf Jagd gegen Migranten rum. Ich stelle mich hier gar offen gegen den Kasperverein AFD, ohne Repressionen. Nach meiner Einschätzung geben das auch nur die Wenigsten zu, AFD gewählt zu haben.

Die AFD hatte hier im August eine Demo mit 13 Hanseln. Im gleichen Zeitraum hatte Die Partei locker das 3-Fache.

Ich kann hier abends durch die Straßen gehen ohne Angst vor "Faschos" oder "Kanacken" haben zu müssen. 😉

Balumpa schrieb:Fairerweise muss man aber ergänzen, dass es unheimlich kompliziert ist, diese Regionen vor der Verödung zu retten. Der Trend der letzten Jahrzehnte geht eben in Richtung Großstädte und deren Speckgürtel, insbesondere für junge, gebildete und gutverdienende Menschen. "Echtes" Landleben wird zunehmen unattraktiver.

Deswegen ist es wichtig, dass die Versprechungen, im Zuge des Struckturwandels und dem Ausstieg aus der Braunkohle auch eingehalten werden.
Heißt Elektrifizierung der Bahnstrecke Cottbus-Görlitz am besten mit zweigleisigem Ausbau, Dresden-Görlitz, eine bessere und schnellere Anbindung nach Berlin. Vorallem aber auch eine bessere Anbindung an die Autobahn.
Und was die alternative Stromerzeugung betrifft, so sollte auch an den alten Kraftwerkststandorten was passieren.

Ansonsten wird es hier wirklich noch düsterer.

Balumpa schrieb:Gab es dafür besondere Gründe? War es nur mangelndes Interesse von Seiten der Bürger oder gab es Drohungen oder gar Angriffe auf die jeweiligen Büros?

Naja, Weisswasser hat keine 16000 Einwohner mehr... Da finde ich das jetzt nicht so ungewöhnlich. Ich habe mal eine zeitlang in einer Stadt in Baden Württemberg gelebt mit ca 15000 Einwohnern, da hatten auch nicht jede Parteie ein eigenes Bürgerbüro. Wobei ich dort gerade mal gegoogelt habe und die CDU tatsächlich gerade eines geöffnet hat, während die SPD ihres gerade geschlossen hat.

cejar schrieb:Naja, Weisswasser hat keine 16000 Einwohner mehr... Da finde ich das jetzt nicht so ungewöhnlich. Ich habe mal eine zeitlang in einer Stadt in Baden Württemberg gelebt mit ca 15000 Einwohnern, da hatten auch nicht jede Parteie ein eigenes Bürgerbüro. Wobei ich dort gerade mal gegoogelt habe und die CDU tatsächlich gerade eines geöffnet hat, während die SPD ihres gerade geschlossen hat.

Wobei ich nicht weiß ob man dies so ganz vergleichen kann.
Eine Stadt in Ba-Wü hat bei dieser Größe warscheinlich eher ländlichen Charakter. Während Weißwasser eine Industriestadt ist, mit ehemals fast 40.000 Einwohnern ohne gefühlt 15 zugehörige Dörfer, die den Einwohnerschnitt nach oben treiben.
Die Ansprüche sind da meiner Meinung nach doch etwas anders. Vielleicht aber auch nicht(mehr) gerechtfertigt.

sidnew schrieb:Ich habe schon lange kein Bedürfnis mehr, den Osten Deutschlands zu besuchen.

Warum das denn? Ich komm aus dem Westen, aber war und bin immer gerne in Erfurt, Leipzig, Dresden oder Halle, das ist allerdings schon ein paar Jahre her, hab aber immer nur nette Menschen kennengelernt.

martenot schrieb:mir laufen relativ oft so Typen über den Weg bzw. sie sitzen mir in der Bahn gegenüber, die recht merkwürdige Tattoo-Motive oder entsprechende Schmuckteile (Ringe, Kettenanhänger etc.) mit sich herumtragen

Ich trag ne Kette mit Thorshammer und nen Runenbutton, ich hoff, das fällt für Dich noch nicht unter merkwürdig.

DerThorag schrieb:Die AFD hatte hier im August eine Demo mit 13 Hansel

DerThorag schrieb:Die AFD hatte hier im August eine Demo mit 13 Hanseln.

Sieht bei uns in der Gegend ähnlich in der Stadt aus (100.000 Einwohner), da kommen bei AfD oder Querdenker Veranstaltungen 20-30 Nasen und 200 Gegendemonstranten. Auf den Dörfern findet die AfD gar nicht statt.
@Bone02943
Ich hab mal gelesen, dass die extremeren Parteien bereits in den 90ern Bürgerbüros gerade in Problemregionen eröffnet haben, bei Hartt IV Anträgen helfen etc, während die grossen Parteien kaum zu sehen sind?

abberline schrieb:Ich hab mal gelesen, dass die extremeren Parteien bereits in den 90ern Bürgerbüros gerade in Problemregionen eröffnet haben, bei Hartt IV Anträgen helfen etc, während die grossen Parteien kaum zu sehen sind?

Naja CDU und SPD waren lange hier vertreten. Nun sind halt beide weg.
Als würde der Landkreis kampflos der AfD überlassen werden.

Bone02943 schrieb:Das ist aber sehr schade. Denn trotz AfD gibt es hier ja weiterhin schöne Ecken und genug nette Menschen die dem demokratischen Spektrum zugeordnet werden können.

Das stimmt, und deswegen fahre ich auch trotzdem immer wieder hin. Und ehrlich gesagt freue ich mich immer über jedes Zeichen von "zivilem Widerstand" gegen das AfD-Denken (deswegen fühle ich mich wahrscheinlich auch am ehesten in Leipzig und anderen Uni-Städten wohl).

@martenot

Danke, hier ist wirklich jeder willkommen. Diese Regionen dürfen nicht aufgegeben werden, auch die Lausitz nicht. Wo es von Seiten der Politik fehlt, können wenigstens die Menschen dafür sorgen, dass diese Regionen nicht der AfD und ihrer Denke überlassen werden.
Die biedern sich ja auch nur an, in dem sie meinen örtliche Probleme und Befindlichkeiten ernst zu nehmen. Aber die Politik, die dahinter steckt, die ist auch für uns hier nicht gut. Auch wenn das viele Leute leider nicht begreifen.

@cejar
Da ich keine Marvel Filme der letzten 30 Jahre gesehen habe und nur die Comics kenne, in denen Spider Man noch die Spinne hiess, kann ich Dir das nicht sagen.

Bone02943 schrieb:Danke, hier ist wirklich jeder willkommen.

Den Eindruck kann ich bestätigen, ich hatte noch nie Probleme dort. Weder auf dem Dorf, noch in Dresden, Leipzig, Halle oder Erfurt

Ich fand Weidels Wahlkampf sehr gelungen. Das hat sie ganz bezaubernd gemacht.

Chrupalla hat leider nicht ganz das rhetorische Geschick. Glaube nicht, dass der nochmal Spitzenkandidat wird. Ließ sich an der Nase herumführen.

Ansonsten freue ich mich über die feste Verankerung der Partei im Osten, zu sehen an den vielen Direktmandaten. Das ist sehr wichtig, dass sie selbst bei so einer Themenlage noch gut im Rennen ist.

Funkystreet schrieb:Ich fand Weidels Wahlkampf sehr gelungen. Das hat sie ganz bezaubernd gemacht.

Chrupalla hat leider nicht ganz das rhetorische Geschick. Glaube nicht, dass der nochmal Spitzenkandidat wird. Ließ sich an der Nase herumführen.

Scheinbar sieht man das innerhalb der AfD anders:

Schon die erste Sitzung nach der Bundestagswahl könnte Unruhe in die neu zusammengesetzte AfD-Fraktion bringen. Wie der "Spiegel" berichtet, planen Gegner von Co-Fraktionschefin Alice Weidel, die Wiederwahl der 42-Jährigen zu verhindern. Dafür wollen die AfD-Abgeordneten demnach die sogenannte Arbeitsordnung ändern, die eine Neuwahl der Fraktionsspitze regelt.

Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Rebelliert-die-AfD-Fraktion-gegen-Weidel-article22835966.html

Die Frage ist, in welche Richtung das jetzt geht.
Noch weiter nach rechts und zur reinen Ost-Partei werden, halte ich für am wahrscheinlichsten. Im Westen locken die dann aber keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Jetzt ja schon fast nicht mehr, allein durch ihre peinliche Corona Politik etc

Will sich die AfD im Blick auf ihren Triumph als stärkste Partei in Sachsen und Thüringen mit vielen direkt gewählten Bundestagsabgeordneten als „Lega Ost“ noch weiter nach rechts radikalisieren und so dauerhaft etablieren?
...
Oder wird sie sich, wie von Meuthen gefordert, wieder verstärkt im bürgerlichen Gewand wie einst AfD-Gründer Lucke auf von der CDU enttäuschte Wähler im Westen konzentrieren? Denn dort hat sie gerade wegen ihrer von Weidel und Chrupalla mitgetragenen völkischen Ausrichtung und trotz der Anbiederung an die „Querdenker“-Szene herbe Verluste erlitten. Der Erfolg im Osten hat dies gesamtdeutsch nicht kompensieren können.

Quelle:

https://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/afd-machtkampf-nach-bundestagswahl-rechtsradikal-oder-buergernah-17559672.html

Funkystreet schrieb:Ansonsten freue ich mich über die feste Verankerung der Partei im Osten, zu sehen an den vielen Direktmandaten. Das ist sehr wichtig, dass sie selbst bei so einer Themenlage noch gut im Rennen ist.

Auch im Osten konnte sich die AfD nicht signifikant verbessern. Die gewonnenen Direktmandate wirken sogar eher trügerisch, denn viele von denen wurden nur mit 25-30% der Stimmen und knapp vor dem direkten Konkurrenten gewonnen. Ohne die generelle Schwäche der CDU in den letzten Wochen hätte die AfD vermutlich deutlich weniger Direktmandate erhalten.

Im Westen hingegen verfängt die aktuelle politische Ausrichtung der AfD nicht, ablesbar auch an den Ergebnissen der Landtagswahlen in RLP und BaWü, wo die AfD rund ein Drittel der Stimmen verlor. Blöd nur, dass im Wesentlichen hier im Westen die Musik spielt und nicht in den abgehängten Regionen im Osten.

abberline schrieb:Die Frage ist, in welche Richtung das jetzt geht.
Noch weiter nach rechts

Können die noch weiter nach rechts? Ist da überhaupt noch Luft?
Ich dachte immer, der gärige Haufen (Zitat Gauland) ist schon lange am äußersten Rand angekommen.

Funkystreet schrieb:Ich fand Weidels Wahlkampf sehr gelungen. Das hat sie ganz bezaubernd gemacht.

Ganz bezaubernd finde ich eher Weidels Partnerin Sarah Bossard, die für die "Ehe für alle" wirbt, obwohl Weidels Fraktion diese abschaffen will. Ich schätze mal, daß die Frau, mit dem süffantesten Lächeln aller Zeiten, sich wohl früher oder später für eine Seite entscheiden muß, ansonsten gibt es vielleicht keinen Austausch von Zärtlichkeiten mehr.

Funkystreet schrieb:Chrupalla hat leider nicht ganz das rhetorische Geschick. Glaube nicht, dass der nochmal Spitzenkandidat wird. Ließ sich an der Nase herumführen.

Ich finde, der stotternden und pseudopatriotische Malermeister, der auf Nachfrage nicht mal ein deutsches Gedicht aufsagen kann, aber von Schüler:innen verlangt ebensolche zu lernen, sollte ruhig Spitzenkandidaten der AfD bleiben. Seine äußere Erscheinung und sein Auftreten erinnert doch irgendwie zu sehr an einen Nazi. Daher ist es meiner Meinung nach besser, wenn er da bleibt, wo er ist; so als perfektes Aushängeschild der AfD :D

abberline schrieb:Ich trag ne Kette mit Thorshammer und nen Runenbutton

Ich habe das noch nie verstanden, warum man sich derartige religöse Symbole umhängen muß. Fühlt man sich da wie so ein mächtiger kleiner Donnergott, der mühelos den Hammer des Thors um den Hals trägt und wenn es sein muß, seine Feinde mit Donner und Blitze angreift, oder was bezweckt man mit dem Tragen solcher Symbole?

DerThorag schrieb:Ich kann hier abends durch die Straßen gehen ohne Angst vor "Faschos" oder "Kanacken" haben zu müssen.

Und da wundern sich manche immer noch, wenn man sie Nazis oder Rassisten nennt?

peekaboo schrieb:Ich habe das noch nie verstanden, warum man sich derartige religöse Symbole umhängen muß. Fühlt man sich da wie so ein mächtiger kleiner Donnergott, der mühelos den Hammer des Thors um den Hals trägt und wenn es sein muß, seine Feinde mit Donner und Blitze angreift,

Fühlt sich wie? Pah...

peekaboo schrieb:Können die noch weiter nach rechts? Ist da überhaupt noch Luft?

Bestimmt, lt dem Artikel gibt es ja solche Bestrebungen in mindestens einem östlichen Parteiverband

Will sich die AfD im Blick auf ihren Triumph als stärkste Partei in Sachsen und Thüringen mit vielen direkt gewählten Bundestagsabgeordneten als „Lega Ost“ noch weiter nach rechts radikalisieren und so dauerhaft etablieren? Eine Strategie, die der Thüringer AfD-Anführer Höcke erfolgreich propagiert.

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/afd-machtkampf-nach-bundestagswahl-rechtsradikal-oder-buergernah-17559672.html

Will sich die AfD im Blick auf ihren Triumph als stärkste Partei in Sachsen und Thüringen mit vielen direkt gewählten Bundestagsabgeordneten als „Lega Ost“ noch weiter nach rechts radikalisieren und so dauerhaft etablieren? Eine Strategie, die der Thüringer AfD-Anführer Höcke erfolgreich propagiert.

Ach der Höcke droht mit "noch weiter nach rechts..." obwohl er schon hinter der von Franz Josef Strauß definierten Wand ist. :D
OK.
https://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/afd-machtkampf-nach-bundestagswahl-rechtsradikal-oder-buergernah-17559672.html

Ich sehe viel öffentlichrechtliches 3SAT. Dadurch sehe ich viel NZZ Reportagen.
Und die lese ich auch zeitweilig.
Darunter;

«Wenn wir unser Deutschland verloren haben, dann haben wir keine Heimat mehr!» Man dürfe nichts sagen, sagte er und schien doch alles zu sagen, was er wollte. Auf dem Domplatz lösten sich seine blassen Augen fast auf, so gerührt und erschüttert war Höcke von seinem eigenen Reden und dem Widerhall aus der Menge: «Höcke, Höcke, Höcke!»

So war es auch, als er seine Rede in Dresden hielt, Anfang Jahr. Vom Zuspruch überwältigt, sagte er, er spüre «eine reine, ehrliche bescheidene und tief begründete Vaterlandsliebe» wie niemals zuvor, seit er in der Politik sei. Die Pegida-Stadt Dresden ist für ihn sowieso das Jerusalem seiner «Bewegung», «Hauptstadt der Mutbürger». «Ich will euch als Vater», sagte er den Versammelten. «Ich will euch als Mutter.» Er weise ihnen einen langen und entbehrungsreichen Weg. Am Ende dieses Wegs soll der «vollständige Sieg der AfD» stehen.

Quelle: https://www.nzz.ch/international/hoeckes-bullerbue-ld.1326028

Es ist kalt geworden.