AfD

Entgegen vieler anderer bin ich eher überrascht, dass die AFD noch so relativ viele Wähler gewinnen konnte.

Das Thema Asyl war nun wirklich nicht Thema Nr 1 der letzten 2-3 Jahre und dafür dass ihr Kernthema aktuell nicht oben auf der Agenda steht, auch nicht in der öffentlichen Wahrnehmung, finde ich es relativ seltsam, dass sie so stabil geblieben sind.

Zum bessern Verständnis: Seltsam, nicht aber Erfreulich

Balumpa schrieb:Das war der billige Versuch, die Pleite gestern schönzureden. Niemand kann mir ernsthaft erzählen, dass die AfD zufrieden damit ist, über 2% in Vergleich zu 2017 verloren zu haben.

Es war aber durchaus amüsant zu beobachten, wie Weidel da mit ihrem Fake-Lächeln von Zamperoni zusammengefaltet wurde.

Natürlich hat sie sich damit ihr eigenes Ergebnis schönzureden versucht (und dabei nicht besonders glaubwürdig gewirkt), aber stimmen tut es schon, dass wohl querdenker und freiwähler ihnen ein paar stimmen geklaut haben.

sacredheart schrieb:Entgegen vieler anderer bin ich eher überrascht, dass die AFD noch so relativ viele Wähler gewinnen konnte.

Das Thema Asyl war nun wirklich nicht Thema Nr 1 der letzten 2-3 Jahre und dafür dass ihr Kernthema aktuell nicht oben auf der Agenda steht, auch nicht in der öffentlichen Wahrnehmung, finde ich es relativ seltsam, dass sie so stabil geblieben sind.

Zum bessern Verständnis: Seltsam, nicht aber Erfreulich

Die frage ist, wie es jetzt weiter geht. Die Oppositionsführerschaft ist futsch, und dabei auch eine gewisse Gratis Aufmerksamkeit.

martenot schrieb:Da müsste sich die AfD schon deutlich wandeln- aber ob sie dann noch für die Kernwählerschaft in Sachsen und Thüringen attraktiv wäre?

Ich bin da eher wie der Parteienforscher:

Es zeigt sich, dass im Osten eine große Zahl von Menschen gibt, die in der AfD ihre politische Heimat findet. Die Interessen dieser Menschen sind offensichtlich antidemokratisch, rechtsextrem und völkisch.

Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wahlen/bundestagswahl-2017/wahlanalyse-ergebnis-osten-afd-staerke-100.html

Solange also solche Dinge wie Null-Migration, EU-Austritt und DM-Rückkehr im Programm stehen, wird sich die Partei im Osten halten.

Der Politikwissenschaftler Hans Vorländer, spricht bei den AfD-Anhängern gar von einem "gefestigt, hermetisch abgeriegelten Milieu, das sich weiter abgrenze".

Quelle: Ebenda

Die Menschen holst du nicht mehr zurück. Die sind für die Demokratie verloren.

Warum wählt der Osten so anders als der Bundesdurchschnitt? Es dürfte vor allem am noch immer weitverbreiteten Gefühl einer Ungleichheit liegen. 30 Jahre nach der Wende verdienen Menschen mit mittlerem Einkommen im Osten immer noch ein Viertel weniger als Westdeutsche, die Renten sind geringer, die Arbeitslosigkeit größer.

Quelle: Ebenda

Selbsterfüllende Prophezeiung: Man wählt extreme Parteien, um denen "da oben" ein Denkzettel zu verpassen und wundert sich dann, das keine wirtschaftliche Prosperität entsteht. Wer will da schon investieren.

@SvenLE

Das ist aber so jetzt auch nicht ganz fair, man hat doch im Osten auch vor der AfD gewählt , ohne dass der Wohlstand so unheimlich anstieg.

SvenLE schrieb:Solange also solche Dinge wie Null-Migration, EU-Austritt und DM-Rückkehr im Programm stehen, wird sich die Partei im Osten halten.

Umgekehrt dürfte sie genau wegen dieser Themen für die west- und norddeutschen Bundesländer weiterhin eher unattraktiv bleiben, obwohl man wahrscheinlich jetzt versuchen wird, auch dort besser zu punkten.

@shionoro

Die werden schon versuchen Themen zu finden, die zurecht oder nicht zurecht angstbesetzt sind. Allerdings sehe ich da kaum so etwas wie Asyl 2015 vor der Tür stehen. Und selbst wenn eine größere welle Asylmigranten käme, hat ja auch unser Staat gelernt, damit nicht genau so umzugehen. Von daher würde das nicht so sehr in deren Karten spielen.

Ich denke auch nicht, dass die AFD Ergebnisse den Osten wirtschaftlich abgehängt hatten. Das waren auch wirklich vorher schon keine blühenden Landschaften. Das hat auch immer noch mit Infrastruktur zu tun. Ich sehe die Kausalkette eher so, dass wegen der wirtschaftlichen Probleme vermehrt radikale Parteien gewählt wurden.

Es wird von der Neuaufstellung der CDU abhängen, wie die AFD in Zukunft punkten kann. Will man den sehr linken Merkel Kurs weiterverfolgen, oder sich konservativer geben? Aus meiner Sicht hätte es für die CDU wenig Sinn, einfach die Grünen zu imitieren.
Im Zweifelsfall nimmt man das Original und nicht die Kopie.

shionoro schrieb:Hat Weisel selbst gesagt.

da hat sie sich halt geirrt

die größte "Konkurrenz" der AfD ist die AfD selber (meine Meinung) weswegen die größte abgewanderte AfDWählergruppe ins Lager der Nichtwähler wechselte

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2021-ergebnis-der-waehlerwanderung-im-detail-a-cebdad34-f727-4f07-b5d1-fe39d1245275


Aus dem LAger der Nichtwähler konnte die AfD 2017 auch die meisten Zugewinne erzielen.

@sacredheart

Es geht da nicht ums imitieren. Wenn die CDU das Klimathema SPD und Grünen überlässt, wird sie aus ihrem Tief nicht rauskommen.
Die CDU hat bei dieser whal im vergleich zu 2017 an drei Parteien kräftig verloren: Spd, Grüne und FDP. An die AfD hat sie nichts verloren, konnte im gegenteil stimmen zurückgewinnen.

Da wird die fehleranalyse klar sein: Besserer Kandidat, mehr digitalisierung, früherer Kohleausstieg und ein paar Windmühlen. Die AfD spielt einfach keine Rolle mehr, weil niemand mehr Angst vor ihr hat.

Waruma uch? Sie zerlegt sich selbst, sie verliert mittlerweile wählerstimmen an die demokratischen Parteien (und auch an die Nichtwähler) und überhaupt scheint ihr Zenith zu sinken.

Und ich denke, das wird eine Kettenreaktion in gang setzen, die den weiteren neidergang der partei beschleunigt. Man muss ja auch auf die Landtagswahlen schauen. In Berlin aht man sich fast halbiert, auch in Pomm hat mal immerhin 3% verloren.

Seidenraupe schrieb:da hat sie sich halt geirrt

Das denke ich nicht, dass Leute, die "die Basis" wählen sonst zu einem gewissen Teil AfD gewählt hätten, ist jetzt nicht schrecklich weit hergeholt. Das hätte nicht den riesigen unterschied gemacht, aber ca dasselbe Wahlergebnis wie 2017 beschert.
Diese Konkurrenz wird auch nicht kleiner. Warum soll ich AfD wählen, wenn rechts von der CDU noch die freien wähler sind die sogar in bayern mitregieren dürfen?

shionoro schrieb:Das denke ich nicht, dass Leute, die "die Basis" wählen sonst zu einem gewissen Teil AfD gewählt hätten, ist jetzt nicht schrecklich weit hergeholt. Das hätte nicht den riesigen unterschied gemacht, aber ca dasselbe Wahlergebnis wie 2017 beschert.

schau doch bitte in die verlinkte Wählerwanderung.

Deine Meinung entspricht nicht den Tatsachen

Seidenraupe schrieb:schau doch bitte in die verlinkte Wählerwanderung.

Deine Meinungen entsprechen nicht den Tatsache

Die Wählerwanderung widerspricht dem was ich gesagt habe aber nicht. Denn die Wählerwanderung gibt keinen aufschluss darüber, was leute, die dieses mal "die basis" gewählt haben sonst gewählt hätten.

Sie gibt nur aufschluss darüber, wohin vorherige AfD wähler gegangen sind. Da steht auch 160k andere gingen zur afd, aber 340k Afdler gingen zu den anderen. Natürlich machen solche Effekte etwas aus. Natürlich steht die AfD in Konkurrenz zu diesen parteien, weil sich die Wähler überschneiden.

shionoro schrieb:Natürlich hat sie sich damit ihr eigenes Ergebnis schönzureden versucht (und dabei nicht besonders glaubwürdig gewirkt), aber stimmen tut es schon, dass wohl querdenker und freiwähler ihnen ein paar stimmen geklaut haben.

Siehe hier:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2021-ergebnis-der-waehlerwanderung-im-detail-a-cebdad34-f727-4f07-b5d1-fe39d1245275

Letztendlich waren es nur rund 340.000 Menschen, die von AfD zu "Sonstigen" wechselten, wobei "Sonstige" nicht einmal heißt, dass die zwingend FW oder Basis wählten. Würde man die 340.000 wieder der AfD zurechnen, käme sie trotzdem nicht auf die 12,6% von 2017, sondern auf rund 11%. Die AfD hat mehr Wähler an CDU, SPD und FDP verloren und den größten Teil an die "Nichtwähler".

Außerdem haben auch andere Parteien an "Sonstige" verloren. Es sind ja beileibe nicht nur AfD'ler, die mit Querdenken sympathisieren, sondern auch Grüne, Linke, FDP'ler...

Das Ergebnis gestern reiht sich in Ergebnisse der Landtagswahlen der letzten Monate ein. Die AfD hat überall Stimmen verloren, in BaWü und RLP sogar fast ein Drittel.

Es ist mir daher schleierhaft, wie Weidel das noch zu beschönigen versucht. Es wirkt vielmehr extrem peinlich.

sacredheart schrieb:Das waren auch wirklich vorher schon keine blühenden Landschaften.

Das ist richtig. Wobei es aber auch Landkreise in Westthüringen gibt, die deutlich besser dastehen als Görlitz oder Mansfeld-Südharz. Trotzdem wurde dort die AfD die stärkste Kraft.

sacredheart schrieb:Das hat auch immer noch mit Infrastruktur zu tun.

Von welcher Infrastruktur sprichst du hier konkret?

@Balumpa

Das ignoriert aber, dass bei solchen Fluktuationen nicht die Zahl vergessen werden darf, die zwar auch vorher nicht Afd gewählt haben, aber die AfD als wählbare Partei ansehen. Wenn ich hin und her schwanke zwischen AfD und CDU, und eigentlich 2021 wegen armin laschet afd wählen würde, dann kann es gut sein, dass eine stimme für freie wähler eine stimme weniger für die afd bedeutet, auch wenn ich 2017 nicht die afd gewählt habe.

Natürlich lügt Weidel hier sich das Ergebnis schön, aber dass es für die Afd ungemütlich wird, wenn es starke freie wähler gibt, weil es eine alternative zu ihr rechts von der CDU gibt, liegt doch auf der Hand.

shionoro schrieb:Das ignoriert aber, dass bei solchen Fluktuationen nicht die Zahl vergessen werden darf, die zwar auch vorher nicht Afd gewählt haben, aber die AfD als wählbare Partei ansehen. Wenn ich hin und her schwanke zwischen AfD und CDU, und eigentlich 2021 wegen armin laschet afd wählen würde, dann kann es gut sein, dass eine stimme für freie wähler eine stimme weniger für die afd bedeutet, auch wenn ich 2017 nicht die afd gewählt habe.

Das gilt aber dann auch für andere Parteien rechts der Mitte. Die FW droht von allen, Stimmen zu klauen. Insgesamt dürfte sich das daher beinahe ausgleichen. Die FDP wird vermutlich ähnlich unter den FW "gelitten" haben wie die AfD.

@Balumpa

Kann gut sein, wobei ich da eher gefahr für die CDU als die FDP sehe. Trotzdem nehmen die FW der AFD ihr alleinstellungsmerkmal, sollten sie es langfristig in den bundestag oder landesparlamente schaffen.

shionoro schrieb:Es geht da nicht ums imitieren. Wenn die CDU das Klimathema SPD und Grünen überlässt, wird sie aus ihrem Tief nicht rauskommen.
Die CDU hat bei dieser whal im vergleich zu 2017 an drei Parteien kräftig verloren: Spd, Grüne und FDP. An die AfD hat sie nichts verloren, konnte im gegenteil stimmen zurückgewinnen.

Da wird die fehleranalyse klar sein: Besserer Kandidat, mehr digitalisierung, früherer Kohleausstieg und ein paar Windmühlen. Die AfD spielt einfach keine Rolle mehr, weil niemand mehr Angst vor ihr hat.

Waruma uch? Sie zerlegt sich selbst, sie verliert mittlerweile wählerstimmen an die demokratischen Parteien (und auch an die Nichtwähler) und überhaupt scheint ihr Zenith zu sinken.

@shionoro

Damit meine ich nicht das Klimathema. Das sehe ich einfach als parteiübergreifend relevant an. Bei anderen bereichen der Politik sollte eine CDU aber nicht versuchen, einfach die grüneren Grünen zu sein. Sowohl in der Sicherheitspolitik, Sozialpolitik und Asylpolitik wird sie andere Akzente setzen müssen. Ich meine nicht, dass sie da die AFD imitieren soll, sondern eben wieder die Stimme der Vernunft werden.

Die AFD würde ich noch nicht als erledigt betrachten, bis sie es ist. Nicht dass ich dagegen wäre, aber wir sollten uns alle nicht zu früh freuen. Ich fand deren Ergebnis eher unerwartet hoch.

sacredheart schrieb:Die AFD würde ich noch nicht als erledigt betrachten, bis sie es ist. Nicht dass ich dagegen wäre, aber wir sollten uns alle nicht zu früh freuen. Ich fand deren Ergebnis eher unerwartet hoch.

Ich nicht. Ich hatte irgendwas um die 10% erwartet und exakt so kam es, auch wenn einstellig natürlich noch schöner gewesen wäre. Letztendlich wird man sich wohl damit abfinden müssen, dass ein (kleiner) Teil der Bundesbürger radikal rechts eingestellt ist und entsprechend wählt. Dass sich das eher auf den Osten konzentriert, während die AfD im Westen stetig an Boden verliert, macht mir indes Mut, dass sie vielleicht bald aus dem einen oder anderen Landesparlament fliegt.

Balumpa schrieb:Dass sich das eher auf den Osten konzentriert, während die AfD im Westen stetig an Boden verliert, macht mir indes Mut, dass sie vielleicht bald aus dem einen oder anderen Landesparlament fliegt.

Ich hoffe ehrlich gesagt auch, dass die AfD früher oder später zu einem Ost-Phänomen mutiert. Da kann sie dann in einigen dünn besiedelten Landkreisen und Kleinstädten meinetwegen die Mehrheit haben.

@Balumpa

Ich finde es wirklich erstaunlich, dass die AFD sich relativ gehalten hat. Wenn man mal mit 2017 vergleicht:

Die AFD bestimmt bei weitem nicht mehr den Diskurs, wie es vor 2017 teilweise war.
Ihr Kernthema Asyl ist im Moment vielleicht noch in den Top 10 der Themen, aber weit von Platz 1 weg.
Viel mehr Themen haben sie ja gar nicht.
Ansonsten haben sie sich mit sich selbst beschäftigt und was man da sah, war nicht schön.
Sie haben einen intelligenten Coup gelandet in Thüringen und damit andere vorgeführt.
Sonst bieten sie wirklich nichts an, was jemanden interessieren würde.

Und trotzdem nur von 12 auf 10%. Finde ich nicht angesichts der Prognosen, sondern angesichts der letzten 4 Jahre erstaunlich.

sacredheart schrieb:Viel mehr Themen haben sie ja gar nicht.

Dazu kommt, dass die AfD meiner Wahrnehmung nach nur wenig Programmpunkte "für" irgendwas hat, sondern überwiegend nur großflächig dagegen ist. Sollte die AfD mal irgendwo an die Regierung kommen, dann könnte es sein, dass man eigentlich gar nicht viel mit dieser Macht anfangen könnte, weil dann einfaches Dagegensein (wogegen genau?) nicht mehr weiterhelfen würde.