Optimist schrieb:ich könnte mir vorstellen dass bei einigen AfD-Wählern die Befürchtung besteht, dass bei uns in ein paar Jahren evtl. ähnliche Zustände herrschen könnten.
Und wäre das überhaupt ausgeschlossen, dass es sich - gerade in unseren Problemvierteln - auch alles in diese Richtung verschlimmert?
Immerhin sah man in der Vergangenheit des öfteren, dass Dinge nach einigen Jahren aus den USA auch zu uns "rüber geschwappt" waren (mein Eindruck und das was ich auch schon von einigen anderen so wahrgenommen hatte).
Die Frage ist, wann das passieren sollte. Ich habe mich das gerade gefragt und musste etwa an die Bronx mitsamt Broken Windows bzw. Zero Tolerance denken. Und das war in den 90ern. Das ist jetzt selektiv, es gab/gibt in anderen US-Städten andere Probleme die man nicht so glorreich bekämpfen konnte und die Gesamtumstände scheinen schlechter.
Das Beispiel soll aber aufzeigen, es war vor Jahrzehnten schon übel - und zugleich konnte man das wieder mit der richtigen Politik bzw. Vorgehensweise beheben.
Das ist jetzt plakativ aus Laiensicht überlegt: Pack ne dedizierte oder ggf. zweite Polizeiwache in jedes Brennpunktviertel, da wo es richtig übel ist die Polizeipräsenz deutlich hochschrauben um erst mal gewisse Symptome nach unten zu regulieren. Die Zahl der Polizisten vor Ort erhöhen. Wirklich wieder "lokale Sheriffs"* mehr einsetzen. Polizeiarbeit ist aber nicht alles. Es müssen zugleich auch soziale Probleme vor Ort behoben werden und die Umgebung aufgehübscht werden. Es muss ferner eine Art "community sense" unter den meisten Anwohnern entstehen, eine Gemeinschaftssinn, dass man auch zusammen gegen Probleme vorgeht. Das kann so trivial sein wie einen Verein zu gründen, Treffen abzuhalten, Grünanlagen oder sonstige Umgebungsobjekte zu pflegen und sauber zu halten und bei Problemen miteinander zu sprechen. Soziale Angebote, Bildung. Schauen, dass niemand irgendwie zu sehr abdriftet.
Man muss meines Erachtens politisch nur die Eier haben und wirklich in die Viertel investieren wollen.
All diese Ansätze können andere Parteien auch hinkriegen, wenn sie wollen. Die AfD hat sich das große "Reinemachen" zwar auf die Fahnen geschrieben und nutzt es quasi im Marketing, aber das traue ich auch CDU oder SPD zu, als Beispiel. So auch ähnlich beim Umgang mit Migration und Asyl aber auch Abschiebungen.
Man muss es politisch nur wollen oder es sich ggf. auch auf die Fahnen schreiben. Das könnte auch z.B. ne CDU, ggf. SPD. Es wäre für mich das normalste der Welt im Rechtsstaat zu erwarten, dass es kein Chaos bei Einwanderung allgemein gibt und dass die damit verbundenen Prozesse möglichst gut laufen. Auch bei rechtlich ausgeschöpften Abschiebungen. Ich lese immer wieder in Polizeiberichten und vereinzelt Medienberichten wie rechtlich legitime Abschiebungen torpediert werden indem der Betroffene einfach richtig intensiv an Bord der kommerziellen Maschinen, die dafür genutzt werden, randaliert, dass am Ende aus Sicherheitserwägungen die Kapitäne die Beförderung ablehnen. Wie kann es sein, dass die rechtliche Maßnahme am Ende selbst durch den Betroffenen so torpediert werden kann? Ein Missstand. Dann muss ich als Staat selbst Flugzeuge nutzen oder die BW in Anspruch nehmen und um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen dann gerne losfliegen wenn ich mehrere Leute in ein Gebiet abschieben kann, damit ich nicht immer für eine Person fliege. Wir bringen Personen in teuren gecharterten Hangars unter und können einen Teil davon am Ende gar nicht abschieben. Das geht so nicht und genau solche News befeuern die AfD, obwohl man den Mangel selbst abstellen könnte wenn man wollte.
Das sind alles so Beispiele, die aber quasi jede Partei angehen kann. Würden sie sich das ein bisschen auf die Fahnen schreiben, würde der Eindruck schwinden, dass nur die AfD in den Themenbereichen sinngemäß die Heilslehre / Rettung / Lösung bringen kann, ihnen würde durch etwas robustere Politik bzw. besseren Marketings anderer Parteien quasi das Wasser abgegraben werden.
Ich kann natürlich, wenn mir diese Themen am Herzen liegen, auch die AfD wählen, wenn ich glaube dass sie am ehesten in den Themen die Lösung vorantreiben würden. Wie effektiv das am Ende ist wenn sie doch nicht in Regierungsverantwortung kommen, sei dahingestellt.
Nur ist das Blöde, dass ich durch Wahl / Support quasi auch all das unterstützen würde was mir nicht (mehr) an der Partei passt, wie die Hardliner. Oder, dass die Partei einen Austritt aus allen möglichen Allianzen/Mitgliedschaften für Deutschland will. Die EU kann man ja kritisieren aber ersatzloser Austritt wäre ein Rückschritt für Deutschland auf dem internationalen Parkett. Wenn die dann noch aus der NATO abhauen würden, welch kaskadenartiger Schritt. Vielleicht bricht das ganze Ding dann ein und wir sind Freiwild für andere oder bekriegen uns wieder gegenseitig. Oder nicht, aber es wäre naiv in einem großen militärischen Konflikt in Europa anzunehmen, die sich bekriegenden Kräfte würden DE in Ruhe lassen weil es nun mal mitten in Europa liegt
Na, wie dem auch sei, ich will eigentlich immer kürzere Posts schreiben aber es artet dann aus. Zeit zum Ende zu kommen. Um nochmal aufs Zitat zurückzukommen:
Kann gut sein, dass die Befürchtung besteht. Sie bestand bei mir auch mal als Teenager. Während wir immer auf unsere Konfliktpotentiale in der Gesellschaft achten müssen sah ich bisher (muss ja nichts heißen) aber nicht, dass es eklatant schlimmer wurde. Werden wir die in 5 Jahren haben? Möglich ist zwar alles, ich gehe aber nicht davon aus.
Man muss bedenken, dass in den USA noch viele andere Faktoren eine Rolle spielen. Gesamtgesellschaftlich. Dass es drüben scheinbar kein vergleichbares soziales Netz wie hier gibt oder Krankenversicherung, all das trägt mehr oder weniger auch dazu bei. Dazu Verzweiflung und ein Haufen Waffen. Fertig ist der American Dream, der nicht mehr für jeden gelten kann. Individuell, ja. Aber nicht für alle.
Da gehts uns wirklich besser.