@DonkeyKong Ich habe weder das Auto erfunden, noch den Dübel. Ich konnte weder die Relativitätstheorie entwickeln, noch den Faust schreiben. Schön, dass andere das für mich übernommen haben. Aber warum muss ich stolz auf Leistungen anderer sein? Ich bin froh, dass sie das gemacht haben und ich nutze ihre Erfindungen oder kulturellen Hervorbringungen - ich bin dankbar dafür. Aber stolz?
Stolz bin ich tatsächlich nur auf meine eigenen Leistungen. Nicht auf die anderer, für die ich keinen Handschlag getan habe. Ich kann mich für sie freuen, ich kann ihre Leistung bewundern - aber mehr auch nicht. Mehr gestehe ich mir nicht zu, da ich keinen Anteil daran habe.
Ob das, was ich in gut einem halben Jahrhundert politischer Arbeit "geleistet" habe, der "hiesigen Gesellschaft" zugute kam? In ihrer Gesamtheit sicher nicht. Aber vielleicht einigen Wenigen. Zu wenigen, vermute ich mal.
Das ist ja das Gefährliche am "Stolz" - gleich nebenan wächst sozusagen die Überheblichkeit am hölzernen Kopfe des Dummstolzen.
Ich bin ein Kulturvolk - auch wenn ich meine Kultur in den gleichnamigen Beutel packen kann, aber Du bist ein Untermensch, ein slawischer, ein türkischer, ein afrikanischer.
Ich bin lebenswertes Leben, denn ich habe zwei gesunde Beine, auf denen ich laufen kann, und mit denen ich Dich Krüppel aus dem Rollstuhl treten kann, um Dir zu zeigen, wie man lebensunwertes Leben auslöschen kann.
Ich habe zwar keinen Job, ausser Dosenbier leeren, aber ich bin wenigstens nicht obdachlos. Darum kann ich Dich auch anzünden, wenn Du schläfst, nachdem ich mir genug Mut für diese Heldentat angetrunken habe.
Ich bin zwar ganz unten, aber ich werde immer noch jemanden finden, auf dem ich mit meinen Springerstiefeln herumtrampeln kann. Wenn ich auf Dir stehe, Du Untermensch, dann erhebe ich mich aus meinem eigenen Elend. Dann bin ich Herrenmensch, wenn nicht gar Übermensch, weil ich mich über andere Menschen erhebe.
Je höher der Leichenberg, auf dem ich stehe, desto stolzer bin ich darauf, Über-Menschliches geleistet zu haben. Das ist mehr als Menschlichkeit, wie sie von wirren Sozialwillys und verkommenen Späthippies geleistet wird, die Hungernde speisen und Ungebildete lehren. Denen kann man Scheiben einschmeissen, Autos zerstören oder sonst das Leben zur Hölle machen, denn, wer Untermenschen hilft, ist ja irgendwie selber schon einer.
Dieses Denken ist gerade bei denen, die sich als Systemverlierer sehen - und es de facto auch sind, weit verbreitet. Wenn man gar nichts mehr hat, auf dass man stolz sein könnte, dann doch wenigstens darauf, Deutscher (oder ähnliches) zu sein. Das kostet nichts, dafür muss man nichts tun, das kann einem keiner wegpfänden.