@stanmarsh Es kann sich natürlich auch um Zufall handeln, aber es deutete sich in den letzten Wochen schon an, dass auch wieder andere Themen häufiger diskutiert werden.
Allmy ist ein ziemlich großes Forum und der politische Teil einer der größten Diskussionsforen Deutschlands, schätze ich, auch wenn es häufig immer dieselben sind, die schreiben. Aber schon allein von der Größe her zählt es zu statistisch einigermaßen validen Aussagen, d.h. wenn man behauptet, dies sei ein Ausschnitt aus der Gesamtbevölkerung, liegt man eigentlich nicht völlig daneben. Und da konnte man mitverfolgen, dass in den letzten 18 Monaten das Klima permanent rauer, verbissener, hysterischer wurde, teilweise schon fast an verbalen Bürgerkrieg erinnernd.
Es sind allerdings 3 Faktoren, die dafür gesorgt haben, das sich, so wie ich die Situation (und die Stimmung nicht nur hier, sondern auch im Land) interpretiere, dass sich die Welle langsam bricht (in dieser Phase sind wir wohl jetzt gerade):
(1) Es kamen im letzten Jahr nur noch 1/4 der Menge an Flüchtlingen wie 2015. Damit ist der Vorwurf des politischen Kontrollverlusts, der die AfD überhaupt erst so hochgespült hat, unhaltbar geworden.
(2) Das Thema Trump hat zu einem Prioritätswechsel geführt. Es sind nicht mehr die Flüchtlinge, vor denen man sich am meisten fürchtet, sondern die Gefahren des neuen, unberechenbaren Rechtspopulismus. damit könnte die AfD sehr schnell von einem "Volksfreund" zu einem "Volksfeind" werden. Was sie vorhat, wenn sie an der Macht beteiligt wäre, ist genauso unberechenbar wie Trumps diverse Vorhaben; man ahnt nur, in welche Richtung es führt, und die macht mich nervös.
(3) "Köln 16/17" war für die AfD ein Schlag ins Gesicht. Alle Hoffnungen, nach einer 2. Katastrophe voll aufzublühen, sind dahin. Die Luft ist raus. Statt über neue, unerreichte Migrantengewalt wurde über Racial Profiling (RP) diskutiert. Kann es eine größere Schande für die AfD geben als öffentliche Diskussion über Rassismus statt über Flüchtlingsgewalt?
Es sieht so aus, dass die Demokratie trotz Populismus-Vordringens stärker ist, als die meisten Rechten geglaubt haben. Die Zeiten für "Staatsstreiche" sind weit und lange vorbei. Der "Durchschnittsmichel" 2017 ist nicht mehr der Durchschnittsmichel 1933. Dazwischen liegen 84 Jahre pol. Entwicklung, auch wenn viele Durchschnittsmichels noch nie ein Geschichtsbuch jemals aufgeschlagen haben und fest von der Schlussstrichmentalität geprägt sind. Aber die Wellen, die alle Nichrechten schlagen, rollen auch an ihren Strand und zwingen sie dazu sich anzupassen. Zumindest nach außen hin, um nicht als exotischer Ewiggestriger zu gelten, den man nicht ganz ernst nehmen kann und der noch kräftigen Nachholbedarf in Sachen Aufklärung und Humanismus hat.